Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen
Treffpunkt: S-Bahnhof Tiergarten
Der heutige Wanderweg führt überwiegend auf einem schönen Uferweg am Wasser entlang bis zum Schloss Charlottenburg. Dabei werden wir nicht nur blühende Natur im Frühling bewundern können, wie sie von unserem Grünflächenamt liebevoll gepflegt wird, sondern auch viele Beispiele für Technik und Wissenschaft am Wasser. Außerdem werden wir uns auch mit dem Geburtstag Charlottenburgs beschäftigen, den wir in diesen Tagen feiern können. Aber davon mehr am Ende unserer Wanderung.
Wir beginnen hier am S-Bahnhof Tiergarten, und viele vermuten vielleicht, dass wir uns hier auch im Bezirk Tiergarten bzw. Mitte befinden, aber die Bezirksgrenze verläuft an dieser Stelle entlang der S-Bahn-Brücke, und wir stehen auf der Charlottenburg-Wilmersdorfer Seite. Allerdings macht die Bezirkgrenze einen Knick und verläuft an der südlichen Seite der Straße des 17. Juni entlang, so dass die Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffsbau zum Bezirk Tiergarten bzw. Mitte gehört. Es handelt sich dabei um ein Baudenkmal, 1975-76 von Ludwig Leo gebaut.
Hinter dem Parkplatz führt die nach dem Begründer der Königlichen Porzellan-Manufaktur KPM benannte Wegelystraße zur 1751 gegründeten Manufaktur – heute eine der letzten Manufakturen weltweit, in der jedes Stück von Hand hergestellt wird – die 1763 als königliches Konkurrenzunternehmen zur Meißener Porzellanmanufaktur von Friedrich II. erworben wurde. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts lag die Produktionsstätte in der Leipziger Straße; aus Platz- und Transportgründen wurde sie an ihren heutigen Standort an der Spree verlegt. Seit 1998 werden die historischen Manufakturgebäude saniert, die Produktionsstätten umgebaut und erweitert. Das sogenannte KPM-Quartier wird mit Büro-, Gewerbe und Wohnflächen erweitert. Auch ein Hotel soll hier entstehen.
In diesem Zusammenhang läuft derzeit ein Bebauungsplanverfahren bei unserem Stadtplan- und Vermessungsamt. Es ist eines von 6 Bebauungsplanverfahren, mit denen der Bereich zwischen Landwehrkanal und Spreebogen, also nördlich des heutigen Wanderweges, komplett neu gestaltet wird. Hier entsteht die sogenannte Spreestadt, ein ehemaliges Industrie- und Gewerbegelände in der Größenordnung der Potsdamer-Platz-Bebauung. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts haben sich hier große Unternehmen wie Siemens und Daimler-Benz niedergelassen. Jetzt entsteht hier ein neues Stadtquartier für Dienstleistung, Gewerbe und Wohnen.
Mit dem derzeit ausliegenden Bebauungsplan soll das Gebiet planungsrechtlich als Kerngebiet bzw. allgemeines Wohngebiet festgesetzt werden. Zur Erschließung soll die Wegelystraße umgelegt und verlängert werden. Pilotfunktion bei der Neudefinition dieses Gebietes hatte der Neubau der Mercedes-Benz-Niederlassung Berlin am Salzufer, an dem wir gleich vorbeikommen.
Die Straße des 17. Juni
ist Teil der großen Ost-Westachse vom Schloßplatz in Mitte bis zum Scholzplatz/ Heerstraße, ursprünglich angelegt von Friedrich I. als Verbindung zwischen Stadtschloss und Schloss Charlottenburg (über die Otto-Suhr-Allee). Ursprünglich hieß der östliche Teil der Straße Charlottenburger Chaussee, der westliche Berliner Straße. Am 22.6.1953 beschloss der Senat den neuen Namen zum Gedenken an die Opfer des Arbeiteraufstandes in Ost-Berlin und der DDR am 17. Juni 1953.
In Charlottenburg liegen an der Straße des 17. Juni Technische Universität, Gebäude der Universität der Künste, Ernst-Reuter-Haus, Charlottenburger Tor.
An den Wochenenden findet im Bereich der Charlottenburger Brücke ein großer Trödel- und Kunstmarkt statt.
Das Ernst-Reuter-Haus
wurde 1938-39 von Walter Schlempp als Verwaltungsgebäude für den Deutschen Gemeindetag gebaut. Heute ist es ein Baudenkmal.
Die mehrgliedrige schlossähnliche Anlage wurde im Krieg teilweise zerstört, bis 1952 wiederhergestellt und umgebaut und 1956 nach dem ersten Berliner Regierenden Bürgermeister benannt. Heute haben hier mehrere Institutionen ihren Sitz: Der Deutscher Bibliotheksverband, der Deutsche Städtetag, das Deutsche Institut für Urbanistik und die Senatsbibliothek. Das Deutsche Institut für Urbanistik wurde 1973 als unabhängiges, gemeinnütziges Forschungsinstitut des Vereins für Kommunalwissenschaften e.V. gegründet. Es ist gewissermaßen die Forschungseinrichtung des Deutschen Städtetages, also der Städte und Gemeinden in Deutschland. Es versteht sich als wissenschaftlicher Partner bei der Lösung kommunaler Aufgaben.
Die Senatsbibliothek ist eine wissenschaftliche Spezialbibliothek für die Verwaltung des Landes Berlin und als kommunalwissenschaftliche Spezialbibliothek für die Bundesrepublik Deutschland eine ideale Ergänzung zu den anderen Einrichtungen im Haus. Die Senatsbibliothek ist öffentlich zugänglich und dürfte eine der besten Institutionen für Berlin-Literatur überhaupt sein. Jedem Berlin-Liebhaber sei ein Besuch empfohlen.
Das Charlottenburger Tor
wurde 1907-08 von Bernhard Schaede als kolonnadenartige Toranlage errichtet. Es ist heute ein Baudenkmal. Damals war das Tor an der vormaligen Charlottenburger Chaussee der Eingang zur Großstadt Charlottenburg, aus diesem Grund befinden sich auch die beiden 1909 von Heinrich Baucke geschaffenen Skulpturen auf der dem Tiergarten zugewandeten Seite. Gleichzeitig war das Tor an der Charlottenburger Brücke über den Landwehrkanal gedacht als Pendant zum Brandenburger Tor. Die überlebensgroßen Bronzestandbilder stellen den Stadtgründer Friedrich I. mit Szepter und Hermelin und seine Gattin Sophie Charlotte mit dem Modell des Charlottenburger Schlosses dar. 1937 wurde das Tor im Zuge des Ausbaus der Ost-West-Achse weiter auseinandergerückt. Allegorische Bronzeskulpturen auf den Pfeilern wurden im zweiten Weltkrieg zerstört. Ursprünglich befand sich an dieser Stelle ein von August Stüler 1857 erbautes Steuereinnahmehäuschen, das 1907 für den Bau des Tores abgerissen wurde.
Die Universität der Künste, bis 31.10.2001 Hochschule der Künste
ist neben dem Hauptgebäude an der Hardenbergstraße auf mehrere Standorte in der Stadt verteilt. So befindet sich die Hauptverwaltung heute im Gebäude Einsteinufer 43-53. Bei dem Eckgebäude Straße des 17. Juni 116-20 / Einsteinufer 1 handelt es sich um die ehemalige Meisterschule für das Kunsthandwerk, die 1911/12 als “Arbeiter-Versicherungs-Schiedsgericht” von Otto March erbaut und nach starker Kriegszerstörung vereinfacht wiederhergestellt wurde und heute als Baudenkmal geschützt ist; der Flügel am Einsteinufer wurde in gänzlich neuer Gestalt errichtet.
1975 erfolgte die Zusammenlegung der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste mit der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, die beide ihrerseits aus der Preußischen Akademie der Künste des 19. Jahrhunderts hervorgegangen waren. Studiengänge sind: Bildende Kunst, Gestaltung, Musik, Darstellende Kunst, sowie Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften.
Die Technische Universität Berlin
ist aus verschiedenen Vorläufereinrichtungen hervorgegangen. 1770 gründete Friedrich II. die Bergakademie, 1799 wurde die Bauakademie und 1821 die Gewerbeakademie gegründet. 1879 entstand durch Fusion von Bau- und Gewerbeakademie die Königlich Technische Hochschule, die an den Rand der damals selbständigen Stadt Charlottenburg verlagert wurde.
1878 bis 1884 wurde das monumentale Hauptgebäude im Stil der italienischen Hochrenaissance errichtet. Nach starken Kriegszerstörungen wurden die Seitenflügel und ein rückwärtiger Teil, sowie drei der fünf Innenhöfe weitgehend rekonstruiert, 1965 die Hauptfront als aluminiumverkleideter zehngeschossiger Hochhausbau mit einem vorgelagerten fensterlosen Auditorium maximum von Kurt Dübbers neu gebaut.
In der Straße des 17. Juni 115 (Ecke Müller-Breslau-Straße bzw. Fasanenstraße) befindet sich das ehemalige Chemische Laboratorium (heute Institut für Chemie), das 1882 im Stil Florentiner Palazzi erbaut wurde. Der ursprünglich quadratische Bau um zwei Innenhöfe wurde Anfang des 20. Jahrhunderts sowohl nach Osten wie auch nach Westen erweitert; auffallend ist der Balkon mit dem geschwungenen Glasdach.
Die TU Berlin ist die größte TU Deutschlands mit knapp 30.000 Studenten. Neben Ingenieur- und Naturwissenschaften wird hier in den Planungs-, Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften geforscht und gelehrt.
Der Landwehrkanal
wurde 1845 bis 1850 angelegt. Er geht zurück auf eine stadtplanerische Konzeption Peter Joseph Lennés. Der 10,3 km lange Kanal verbindet den Oberlauf der Spree am Osthafen in Friedrichshain mit der Unterspree am Spreeeck in Charlottenburg. Wir werden dieses Spreeeck im Verlauf der Wanderung noch sehen. Der Kanal hat eine Mindesttiefe von 2 Metern und ist durchschnittlich 23 Meter breit. 1883-90 wurde das südliche Kanalufer umgebaut und mit einer steinernen Uferwand und Uferpromenade versehen. Das nördliche Ufer blieb dagegen in seinem ursprünglichen Zustand erhalten, da sich die Stadt Charlottenburg geweigert hatte, sich an den Kosten zu beteiligen. Beides kommt uns heute zugute, der Wanderweg zum Wandern und das nördliche Ufer als natürliche Augenweide.
Der Kanal diente als Entlastung für die stark befahrene Spree zur Versorgung der Stadt mit Bau- und Brennmaterial. Heute dient er vorwiegend der Vergnügungsschifffahrt und wird als belebendes Element in die Stadtbildpflege einbezogen. Für Radfahrer, Jogger, Wanderer und viele andere Erholungssuchende ist er eine beliebte Ausflugsstrecke.
“Mercedes-Welt am Salzufer”
Im Jahr 2000 eröffnete als erster Neubau der Spreestadt auf dem seit 1915 hier befindlichen Firmengelände von Daimler-Benz das Dienstleistungs- und Verkaufscenter der Mercedes-Benz Niederlassung Berlin. Die dem Ufergelände des Landwehrkanals folgende Stahlkonstruktion mit Glasfassade erinnert mit dem schwungvoll hochgezogenen Dach an einen Schiffsbug. Die Nutzfläche beträgt ca. 36.000 qm, davon sind 14.000 qm Ausstellungsfläche zur Fahrzeugpräsentation. Im Zentrum des Erdgeschosses, dem sogenannten Marktplatz, befindet sich ein Restaurant und ein 750jähriger Ölbaum aus Italien. Weitere Attraktionen: Eine 40qm-Video-Leinwand u.a. zur Life-Übertragung von Formel 1-Rennen, zwei Indoor-Kletterwände nebst Wasserfall, Formel 1-Rennsimulator, Kinderverkehrsschule und Bobby-Car-Parcour.
Marchbrücke
Die Marchbrücke wurde 1912 von A. Bredtschneider und Heinrich Seeling gebaut. Sie ist heute ein Baudenkmal, benannt nach Ernst March (1798-1847), dem Begründer von Marchs Tonwarenfabrik, die am südlichen Ufer des Landwehrkanals lag. Sie dient als Verbindung zum Gewerbeviertel im Spreebogen.
Dovebrücke
Die Dove-Brücke wurde 1911 von denselben Architekten wie die Marchbrücke gebaut. Sie ist heute ebenfalls ein Baudenkmal, benannt nach dem Physiker Heinrich Dove (1803-1879), der seit 1848 Direktor des Berliner Meteorologischen Instituts war. Sie dient gemeinsam mit der Marchbrücke als Verbindung zum Gewerbeviertel im Spreebogen.
Spreeeck
Zusammenfluss von Landwehrkanal, Spree und Charlottenburger Verbindungskanal
Die Müllverladestation (Zufahrt von der Helmholtzstraße)
wurde 1936/37 von Paul Baumgarten gebaut. Sie ist heute ein Baudenkmal. Seinerzeit galt die Anlage als vorbildlich, da die Müllfahrzeuge in ununterbrochener Reihenfolge in die Halle hineinfahren, ihre Ladung durch Schütttrichter in einen darunterliegenden 600t-Kahn entleeren, wenden und das Gelände ohne Gegenverkehr verlassen konnten. Das Bauwerk ist ein Beispiel für das Fortleben des Neuen Bauens in den 1930er Jahren, das der herrschenden Bau-Ideologie der NS-Zeit widersprach und erinnert an ein Frachtschiff. Als Müllverladestation wurde das Gebäude 1954 stillgelegt und zunächst als Depot für Straßenreinigung genutzt. Heute dient das Gebäude als Architekturbüro.
Röntgenbrücke
Wie die beiden vorherigen Brücken ebenfalls nach einem Naturwissenschaftler benannt: Der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923) entdeckte 1895 die nach ihm benannten elektromagnetischen Strahlen, die er – wie heute in den angelsächsischen Ländern üblich – X-Strahlen nannte.
Der Siemenssteg
wurde 1900 als Zugang für die Beschäftigten des Kraftwerks Charlottenburg gebaut und zeitgleich mit diesem in Betrieb genommen. Benannt wurde er nach Werner von Siemens (1816-92), dem Begründer der Berliner Elektrizitätsindustrie, dessen Wohnhaus ganz in der Nähe lag. Gebaut als Metallkonstruktion mit Sandsteinrahmungen wurde der Steg nach der Kriegzerstörung in den 60er Jahren erneuert und später unter Denkmalschutz gestellt.
Das Kraftwerk Charlottenburg
wurde 1899/1900 von Prof. Dr. Georg Klingenberg erbaut. Von der ursprünglichen Bebauung ist die Maschinenhalle, ein roter Ziegelbau mit weißen Putzfeldern und ehemals mit Kegeldächern versehenen Ecktürmen, erhalten. 1925 wurde das Schalthaus im Stil der neuen Sachlichkeit gebaut, 1953 erfolgte der Abriss des alten und Bau eines neuen Kesselhauses. 1989 entstanden die Rauchgasentschwefelungsanlagen, 1994 die Rauchgasentstickungsanlagen. Das Kraftwerk funktioniert als Kraft-Wärme-Kopplungsanlage.
Die Errichtung eines eigenen Kraftwerkes für die Stadt Charlottenburg erfolgte durch Magistratsbeschluss von 1898, die erste Heizwärme floss in das Rathaus. Die Generatoren wurden durch Kolbendampfmaschinen angetrieben, die dafür benötigte Kohle wurde über die Spree angeliefert. 1922 wurde das Kraftwerk in die “Berliner Städtischen Elektrizitätswerke” eingegliedert. 1925/26 Umbau zum ersten deutschen Hochdruck-Großkraftwerk mit Hochdruckturbinen; Einrichtung des ersten Fernheiznetzes Berlins. 1954-66 neben dem mit Wasserdampf als Wärmeträger arbeitenden Heiznetz Heißwasser-Heiznetz. 2001 Ende des “Dampfkraftwerkes” mit Stillsetzung des letzten der drei kohlegefeuerten Dampfblöcke; die heutige Anlage arbeitet mit drei durch Rauchgase angetriebene Turbinen.
Ladestraße
Vor dem Kraftwerk befindet sich eine sogenannte Ladestraße, die als Umschlagplatz der für die Stromerzeugung benötigten Frachtgüter Kohle und Ammoniak diente und mit Ende des Dampfkraftwerkes ebenfalls 2001 außer Betrieb gestellt wurde. Sie befindet sich im Eigentum der Behala, Berliner Hafen- und Lagerhaus-Betrieb, und war an die Bewag verpachtet.
Skulptur
“Der Spreekieker”
Zur Erinnerung an
Alfred Braun 3.5.1888 – 31.1.1978
Den ersten deutschen Rundfunksprecher
Skulptur von Gertrud Bergmann
Das Rathaus Charlottenburg
wurde 1899-1905 von Heinrich Reinhardt & Georg Süßenguth als Rathaus für die Stadt Charlottenburg erbaut; 1911-16 folgte der Erweiterungsbau durch Heinrich Seeling mit einer Sparkassenhalle, in der sich heute die Stadtbücherei befindet. Nach schweren Kriegsschäden wurde es 1947-52 wiederhergestellt.
Der 89m hohe Turm beherrscht das monumentale Gebäude und stellte seinerzeit als Symbol stolzen Bürgersinns für den Kaiser im Schloss Charlottenburg ein heftiges Ärgernis dar, überragt der Rathausturm die Schlosskuppel doch um einiges. Versuche des Kaisers, den Turmbau in dieser Form zu verhindern, scheiterten an der Rechtslage.
Die Fassaden des Rathauses wurden in strengen Jugendstilformen mit reicher Ornamentalplastik und figürlichem Schmuck der Opulenz mittelalterlicher Rathäuser nachempfunden, der ursprünglich vorgesehene neugotische Stil zugunsten des “Sezessionsstils” aufgegeben.
Links neben dem Rathaus befindet sich Alt-Lietzow mit der Lietzowkirche, der alte Dorfkern Charlottenburgs. Lietzow wurde im Jahr 1239 als “Lucene” erstmals erwähnt. Größere Bedeutung erhielt es durch den Bau des Schlosses Lietzenburg seit 1695. Kurfürst Friedrich III, der spätere preußische König Friedrich I, schenkte seiner Gemahlin Sophie Charlotte die Gemeinde Lützow und Umgebung zum Bau einer Sommerresidenz. Nach der früh verstorbenen Königin erhielten das Schloss und die zur Stadt erhobene Gemeinde 1705 den Namen Charlottenburg. Eine Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte existiert nicht. Erhalten geblieben ist aber die Anordnung Friedrichs I., eine Stadtrechtsurkunde für Charlottenburg anzufertigen. Diese Anordnung trägt das Datum 5. April.1705. Deshalb können wir wie schon gesagt in diesen Tagen Geburtstag feiern. Es ist zwar kein runder, sondern erst der 297ste. Trotzdem veranstaltet unsere Villa Oppenheim heute abend um 19.30 Uhr im Weißen Saal des Schlosses Charlottenburg ein Geburtskonzert. Unter dem Motto “Eine musikalische Reminiszenz um 1750” spielen die Kammersolisten der Komischen Oper Berlin unter der Leitung des Solocellisten Hans-Joachim Scheitzbach Werke von Corelli, der Königin Sophie Charlotte, Friedrich II, Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach und anderen. Karten für 15.- EUR (erm. 10.- EUR) gibt es an der Abendkasse vor Ort ab 18.00 Uhr.
Übrigens war der erste Bürgermeister der jungen, kleinen Stadt Charlottenburg der preußische König Friedrich I, und ich bin eine seiner Nachfolgerinnen…
Caprivibrücke
Benannt nach Leo Graf von Caprivi (1831 Charlottenburg – 1899), Nachfolger Bismarcks als Deutscher Reichskanzler (1890-1894) und (bis 1892) preußischer Ministerpräsident. Sein Versuch, die industrielle Modernisierung Deutschlands bei gleichzeitiger Entschärfung des Konfliktes mit der Arbeiterbewegung durch entsprechende Gesetzgebung, wie Arbeiterschutzgesetze usw., zu beflügeln, scheiterte an konservativen Gegenkräften.
Zwischen Caprivi- und Schloßbrücke befinden sich beidseits der Spree Anlegestellen der Ausflugsschiffe. Vor der Schloßbrücke, auf der gegenüberliegende Seite der Spree lag ehemals die Kaiserin-Augusta-Stiftung. 1872 wurde sie als Waisenhaus und Erziehungsanstalt für durch den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 verwaiste Offizierstöchter von Kaiserin Augusta (Gemahlin von Kaiser Wilhelm I) in dem “ehemaligen Kabinettshaus” auf einem Meiereigrundstück, etwa zwischen Bonhoefferufer und Mierendorffstraße, gegründet. Im Laufe der Jahre wandelte sich das zunächst für 50 Mädchen eingerichtete Waisenhaus in ein vornehmes Erziehungsinstitut und blieb bis zur Eröffnung eines Neubaues am Potsdamer Pfingstberg 1902 an diesem Ort.
Luisenplatz
Platz vor dem Knobelsdorff-Flügel des Schlosses Charlottenburg, im Eosanderplan Anfang des 18. Jahrhunderts als barockes Parterre vorgesehen, 1841 Anlage durch Peter Josef Lenné, 1902-05 Umgestaltung und Aufstellung des Denkmals für Kaiser Friedrich III. von Joseph Uphues in der Platzmitte, diesem wurden die gärtnerischen Anlagen untergeordnet. 1955 Entfernung des Denkmals und gärtnerische Neugestaltung mit Rasen und jungen Bäumen. Heute einer der verkehrreichsten Plätze im Ortsteil Charlottenburg. Der sich westlich vor dem Ehrenhof des Schlosses anschließende Schloßplatz seit 1955 kunst- und vegetationsloser Parkplatz.
Schloss Charlottenburg
1695-99 nach Plänen von Johann Arnold Nehring, ausgeführt durch Martin Grünberg, für die spätere Königin Sophie Charlotte unter dem Namen Lietzenburg im Stil des italienischen Barocks begonnen. 1702-13 Erweiterung des Corps de logis zur Dreiflügelanlage mit Turm, Kapelle und Orangerie von Johann Friedrich Eosander von Göthe. 1740-46 Errichtung des Neuen Flügels durch Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. 1787-91 Verlängerung des Orangerietraktes durch den Theaterbau von Carl Gotthard Langhans. 1790 Bau der Kleinen Orangerie parallel zum Eosanderflügel (heute Restaurant), vermutlich von Georg Friedrich Boumann. 1943 schwere Kriegsschäden, äußere Wiederherstellung 1956-62, innere Rekonstruktion bis zum Ende der 70er Jahre. Bei der vergoldeten Fortuna auf der Turmkuppel handelt es sich um eine Nachschöpfung von Richard Scheibe von 1954.
Neben dem Zeughaus bedeutendste erhaltene Barockanlage, sowie größte der neun bestehenden Schlossanlagen Berlins. Beherbergt das Schlossmuseum mit Schauräumen und das Museum für Vor- und Frühgeschichte. Im Knobelsdorff-Flügel war bis zum 18.02.01 die Galerie der Romantik untergebracht; hier sollen, voraussichtlich ab Mitte 2002, die Sammlungen des ehemaligen Hohenzollernmuseums aus dem zerstörten Schloss Monbijou untergebracht werden
Schloßpark
Im 1697 entlang der Spree als französischer Barockgarten angelegten Park befinden sich das Mausoleum der Königin Luise, das Belvedere und der Neue Pavillon. Ende des 18. Jahrhunderts erfolgte eine teilweise Umgestaltung in einen englischen Landschaftsgarten nach Wörlitzer Vorbild, weiterer Ausbau ab 1819 durch Lenné. Nach Kriegsstörungen wurde der unmittelbar hinter dem Schloss gelegene Teil als barockes Parterre in Anlehnung an den ursprünglichen Zustand, der übrige Garten im englischen Stil neu angelegt. Frühjahr 2001 fand die originalgetreue Rekonstruktion des einzigen Barockparterres Deutschlands statt, das am 16. Juni des Vorjahres wiedereröffnet wurde.
Neuer Pavillon (Schinkel-Pavillon)
wurde 1824/25 von Karl Friedrich Schinkel am Spreeufer im Stil einer neapolitanischen Villa als Sommerhaus für Friedrich Wilhelm III. errichtet, 1943 schwer beschädigt, 1959 rekonstruiert. Im Frühjahr 2001 fand eine grundlegende Renovierung statt. Der Pavillon beherbergt heute eine bedeutende Sammlung von Kunst und Kunstgegenständen aus der Schinkelzeit, u.a. Skulpturen von Gottfried Schadow und Daniel Christian Rauch, sowie Gemälde von Caspar David Friedrich, darunter “Morgen im Riesengebirge”, eines der drei großen Schinkel-Gemälde, um deren Verbleib in Charlottenburg nach Auflösung der Galerie der Romantik Alte Nationalgalerie und Schlösserverwaltung gestritten haben.
Kleine Orangerie
1790, vermutlich von Georg Friedrich Boumann, erbaut. 1973-77 Wiederaufbau der kriegszerstörten Südpartie. Der 93m lange Bau wird beidseits von zweigeschossigen Pavillons auf quadratischem Grundriss abgeschlossen.
Heute befindet sich hier ein Restaurant und seit März dieses Jahres in den ehemaligen Räumen des Grünflächenamtes das Kompetenzzentrum für Frauen. Es handelt sich um ein Modellprojekt des Bezirkes in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt Berlin West für arbeitssuchende Frauen mit Wohnsitz in Charlottenburg-Wilmersdorf oder Spandau. Hier finden sie Beratung, Coaching, einen individuellen Bewerbungsservice, Trainee-Phasen im Betrieb, Job-Börsen, Nachzertifizierung vorhandener Kenntnisse, Hilfen bei der Berufsplanung, zur Stärkung des Selbstwertgefühls und der Sozialkompetenz.