Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler
Treffpunkt auf dem Breitscheidplatz
Allgemeines
Der heutige Kiezspaziergang geht durch einen Teil der City West zwischen Kurfürstendamm und Kantstraße.
Die City West entstand mit dem Ausbau des Kurfürstendammes zum Boulevard. Der damalige Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck regte diesen Ausbau 1871 an, als er nach dem deutsch-französischen Krieg aus Paris zurückkam, wo gerade das Kaiserreich gegründet worden war.
Bismarck schrieb am 5.2.1873 an den Geheimen Kabinettsrat von Wilmowski:
“Auch die Straße am Kurfürstendamm wird nach den jetzt bestehenden Absichten viel zu eng werden, da dieselbe voraussichtlich ein Hauptspazierweg für Wagen und Reiter werden wird. Denkt man sich Berlin so wie bisher wachsend, so wird es die doppelte Volkszahl noch schneller erreichen, als Paris von 800.000 Einwohnern auf 2.000.000 gestiegen ist. Dann würde der Grunewald etwa für Berlin das Bois de Boulogne und die Hauptader des Vergnügungsverkehrs dorthin mit einer Breite wie die der Elysäischen Felder durchaus nicht zu groß bemessen sein.”
1875 wurde die Breite des zukünftigen Kurfürstendammes per Kabinettsordre auf 53m festgelegt (knapp halb so breit wie die Champs-Èlysées). Bismarck legte besonderen Wert darauf, dass ein Reitweg erhalten bleiben sollte. Zunächst scheiterten die Finanzierungsbemühungen. Schließlich wurde ein Banken-Konsortium gebildet, die Kurfürstendamm-Gesellschaft. Diese erhielt als Ausgleich für die Finanzierung des Straßenausbaus die Vorkaufsrechte für 234 ha Grunewald. Der Boulevard sollte nicht in einen Wald führen, sondern in eine Villenkolonie
Seit 1883 wurde die Straße ausgebaut, am 5.5.1886 mit der Dampfstraßenbahnlinie Zoo-Kurfürstendamm-Grunewald eröffnet. Die war in gewisser Weise der Geburtstag des Kurfürstendammes als Boulevard, und in rasantem Tempo entwickelte sich der frühere Knüppeldamm zu einer City-Filiale, wie man damals sagte, und in den 20er Jahre überflügelte die westliche City-Filiale die alte City. Thomas Wolfe nannte den Kurfürstendamm “das größte Caféhaus Europas”. Der Kurfürstendamm war die lebendigste, modernste, internationalste Straße Berlins geworden. In den großen Uraufführungskinos am Kurfürstendamm liefen die neuen Filme zuerst und meist im Original, bevor sie dann später synchronisiert in die Friedrichstraße und die Bezirkskinos kamen.
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche
Einen starken monarchischen Akzent wollte Kaiser Wilhelm II setzen. Er ließ nach eigenen Vorstellungen die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Auguste-Victoria-Platz (benannt nach der Kaiserin) bauen. Einweihung war am 1. September 1895, und alle Gebäude rund um die Kirche mussten ebenfalls im romanischen Stil gebaut werden. Der Architekt Franz Schwechten musste zum Teil detaillierte Vorgaben des Kaisers beachten.
Café des Westens
Aber der Kurfürstendamm wurde keine monarchische Prachtmeile. Hier gab es keine Denkmäler, keine Reiterstandbilder. Im Gegenteil: Hier etablierte sich sehr schnell eine Gegenkultur zur offiziellen Kultur des Kaiserreichs. Einer der bekanntesten Orte dieser Gegenkultur entstand im gleichen Jahr, in dem die Gedächtniskirche eingeweiht wurde, 1895, direkt hier gegenüber an der heutigen Kranzlerecke. Hier eröffnete das Café des Westens. Und dieses Café wurde sehr schnell zum Treffpunkt der kulturellen Avantgarde. Berühmtheiten wie Richard Strauss, Alfred Kerr, Christian Morgenstern, Frank Wedekind, Else Lasker-Schüler und Carl Sternheim verkehrten hier, vor allem aber auch Kritiker der Monarchie und Pazifisten wie George Grosz, Wieland Herzfelde, John Heartfield. Expressionistische Zeitschriften wie “Der Sturm” und “Die Aktion” wurden hier gegründet, der Malik-Verlag und die ersten Kabaretts “Schall und Rauch” und das “Überbrettl”. Von Kritikern wurde das Café wegen seines wilden Publikums “Café Größenwahn” genannt, aber die Besucher ärgerten sich keineswegs, sondern übernahmen die Bezeichnung stolz für sich selbst.
Die Zeit des Café Größenwahn ging allerdings mit dem Ersten Weltkrieg zu Ende. Eine ähnliche Rolle übernahm in den 20er Jahren das Romanische Café im Romanischen Haus östlich der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, dort, wo heute das Europa-Center steht.
Café Kranzler
Hier am Kurfürstendamm eröffnete anstelle des früheren Cafés des Westens 1932 “Restaurant und Konditorei Kranzler”, eine Filiale des berühmten Café Kranzler Unter den Linden/Ecke Friedrichstraße. 1957/58 Neubau nach Kriegszerstörung von Hanns Dustmann; markanter flacher Bau mit aufsitzender Rotunde und rot-weiß gestreifter Markise; 1958 Wiedereröffnung. Legendärer Treffpunkt und Wahrzeichen der City West.
2000 vorrübergehende Schließung und Wiedereröffnung am 27.12.2000, ausschließlich im Bereich der Rotunde tagsüber als Café, abends als Bar in dem von Helmut Jahn erbauten Quartier Neues Kranzler-Eck.
Neues Kranzler-Eck
1998-2000 von Helmut Jahn, Murphy/Jahn Architects, Chicago, auf dem 20.000 qm großen sog. Victoria-Areal, unter Einschluss des Café Kranzlers, des Altbaus der Viktoria-Versicherung, der zweigeschossigen Ladenzeile an der Joachimstaler Straße und des ehemaligen “bilka”-Kaufhauses (heute Karstadt-Sport). 16-geschossiger, 60 m hoher verglaster Baukörper mit Passage von der Kantstraße zum Kurfürstendamm. Markanten Blickfang bildet eine spitzzulaufende, weit in den Straßenraum des Kurfürstendamms ragende 54 m hohe Kante mit der Lichtinstallation “Lichtburg” von Yann Kersalé. Im Zentrum des Quartiers zwei 22 m hohe kegelförmige Volieren mit mehr als 100 Sittichen, Fasanen, Enten. – Branchenmix von Einzelhandelsgeschäften, gastronomischen Einrichtungen und Büros. Wochenmarkt im Innenhof.
Offizielle Einweihung 27.12.2000.
Wäschehaus Grünfeld und Kudamm-Eck
Diagonal gegenüber dem Kranzler war bereits 1926 ebenfalls eine sehr markante Filiale eröffnet worden, das Wäschehaus Grünfeld. Das Stammhaus befand sich in der Leipziger Straße – dort setzte man auf Tradition, hier am Kurfürstendamm auf Moderne mit einer gläsernen Schaufensterfront und einem gläsernen Fahrstuhl, beides damals absolute Neuheiten. Hier kaufte die Prominenz aus Film, Theater, Musik, aus der Kunst- und Modewelt und Touristen aus dem Ausland. Die Grünfelds wurden als Juden von den Nazis vertrieben. Ihr berühmtes Kaufhaus wurde arisiert und von Max Kühl übernommen, der es in der Nachkriegszeit am Kurfürstendamm Ecke Fasanenstraße weiterführte. Die Ruine des Wäschehauses Grünfeld wurde noch bis in die 60er Jahre als dreistöckiger Behelfsbau genutzt. 1969-72 entstand dann das Kudamm-Eck von Senatsbaudirektor Werner Düttmann. Es wurde bald nach Fertigstellung als überdimensionierter hässlicher Schandfleck empfunden. In dem verwinkelten Gebäude konnte sich kein Nutzer auf Dauer erfolgreich behaupten, und viele wünschten sich schon in den 80er Jahren einen möglichst baldigen Abriss. Der wurde 1998 realisiert. 1998-2001 bauten Gerkan, Mark und Partner (gmp), Hamburg, ein 10-geschossiges 45m hohes Geschäftshaus mit gestaffeltem runden Baukörper und niedrigerem wellenförmigen Sockelgeschoss. 70 qm große elektronische Werbewand an der Fassade zur Joachimstaler Straße. Skulpturenensemble “Das Urteil des Paris” von Markus Lüpertz . – Beherbergt C&A und ein Hotel.
Joachimstaler Platz
1936 wurde der zuvor unbenannte Platz nach der brandenburgischen Stadt Joachimsthal in der Schorfheide benannt bzw. nach dem Joachimsthalschen Gymnasium, das 1607 in Joachimthal gegründet wurde, 1688 nach Berlin wechselte und 1880 nach Wilmersdorf an die damalige Kaiserallee, heute Bundesallee zog. Die dort gebaute große Schulanlage musste das Joachimsthalsche Gymnasium 1912 schon wieder aufgeben. Es zog von hier aus nach Templin in der Uckermark.
Die Joachimstalsche Straße erhielt ihren Namen bereits 1887. Es ist unbekannt, weshalb Straße und Platz das h in ihrem Namen verloren.
1953-55 von Werner Klenke, Werner Düttmann, Bruno Grimmek. Die Gestaltung des Platzes mit Verkehrskanzel, Telefonzellen, Kiosk und U-Bahn-Zugang stellt ein beredtes Zeugnis der städtebaulichen Modernitätsvorstellungen der 50er Jahre dar, der anschließende Parkplatz ist der Idee der autogerechten Stadt geschuldet. Die Verkehrskanzel sollte an die berühmte Ampel am Potsdamer Platz von 1925 erinnern (diese als Replik dort wieder errichtet), doch verlor die Verkehrskanzel wegen der starken Verkehrszunahme bereits in den 60er Jahren ihre Funktion.
2000/01 Wettbewerb zur Neugestaltung des Platzes, ausgeschrieben von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung; Frühjahr 2002 Baubeginn nach den Plänen des Zürcher Landschaftsarchitekten Guido Hager, dabei Wegfall des Parkplatzes, stattdessen Neuanpflanzung von Bäumen und Aufstellung von Parkbänken.
Kurfürstendamm
Nr.25
Hier lebte von 1902 bis 1906 Robert Koch, der berühmte Arzt und Begründer der Bakteriologie. Eine Gedenktafel für ihn befindet sich am Kurfürstendamm Nr.52, wo er danach bis zu seinem Tod 1910 lebte.
Nr.220 (Ecke Meinekestraße)
Gedenktafel:
AN DIESER STELLEWURDE
AM 29. JANUAR 1958/
IN ANWESENHEIT DES /
SENATOR FÜR VERKEHR UND BETRIEBE;
DAS ERSTE STADTBÜRO LUFTHANSA/
IN BERLIN NACH DEM KRIEG ERÖFFNET
DER SENAT DANKT/
DER DEUTACHEN LUFTHANSA AG/
FÜR 30 JAHRE TREUE Zu BERLIN
EDMUND WRONSKI/
SENATOR FÜR VERKEHR UND BETRIEBE /
BERLIN , DEN 29. JANUAR 1988
Meinekestraße
Benannt 1899 nach dem früheren Direktor des Joachimsthalschen Gymnasiums (1826-1857) Johann Albrecht Friedrich August Meineke. Als Gräzist gehörte er zu den besten Kennern der griechischen Literatur
Nr.10
Gedenktafel:
In diesem Haus befanden sich Palästinaamt der Jewish Agency
das bis zu seiner Schließung 1941
etwa 50000 Menschen zur Auswanderug verhalf
Zionistische Vereinigung für Deutschland
jüdische Rundschau
sowie andere zionistische Organisationen
Kurfürstendamm
Nr.26 Filmbühne Wien
1912-13 von Nentwich & Simon als eines der ersten reinen Lichtspielhäuser unter dem Namen “Union-Palast” im Stile des Wilhelminischen Klassizismus mit tempelähnlicher Fassade mit vier ionischen Säulen und Dreiecksgiebel sowie Anbau errichtet. Unter dem Kinosaal befand sich ein großes Konzert-Café, das “Neue Café des Westens”. Seit 1924 gehörte das 850-Plätze-Kino zur UFA (UFA-Palast, später UFA-Theater). 1945 Instandsetzung und Umbenennung in Haus Wien/Filmbühne Wien.
Am 9.9.1953 nach Umbau wiedereröffnet, erstes Berliner Kino mit Projektionswand für Cinemascope-Filme und für kurze Zeit Spielort der Berlinale.. 1979-1983 Zerstückelung des Baus für sieben weitere kleine Kinosäle. 26.04.2000 Schließung des Kinos. – Die zukünftige Nutzung sieht ein Modegeschäft mit angeschlossenem Kaffeehaus, weitere Gastronomie und Wohnungen vor; Fassade, Treppenhaus und Kinosaal samt Rängen sollen erhalten werden.
Mit der Filmbühne Wien starb ein besonders traditionsreiches Kino. Eingeweiht wurde es mit Max Reinhardts “Insel der Seligen” und entwickelte sich in der Folge zur Experimentierbühne für künstlerisch anspruchsvolle Filme; bis zuletzt blieb es Premierenkino.
Nr. 217 (Ecke Fasanenstraße) Astor-Kino
Gedenktafel:
HIER SCHRIEB
ROBERT MUSIL
VON 1931 BIS 1933 /
AN SEINEM ROMAN/
“DER MANN OHNE EIGENSCHAFTEN”
1895/96 durch Heinrich Mittag und Heinrich Seeling als Mietshaus erbaut. Wohnsitz des weltberühmten Geigers Josef Joachim. 1921-28 befand sich in diesem Gebäude das von dem Komponisten und Pianisten Rudolf Nelson errichtete Nelson Theater, hier wurden die legendären “Nelson-Revuen” aufgeführt, hier trat 1926 Josephine Baker auf. 1934 Umbau des im Erdgeschoss gelegenen Restaurants “Sanssouci” und des ersten Obergeschosses zu einem Kino durch Rudolph Möhring.
Nr.27 Kempinski
Auch Kempinski entstand in den Zwanziger Jahren als Filiale.
Das heutige Hotel wurde 1951/52 von Paul Schwebes unter Beibehaltung der “runden Ecke”, die der historischen Bebauung entspricht, erbaut. Am 29.7.1952 als erstes neuerbautes Hotel in Berlin nach dem Krieg eröffnet.
1957 und 1965 erweitert.
Zu den prominenten Gästen gehören: Sophia Loren, der Dalai Lama, Michael Gorbatschow, Mick Jagger und Fidel Castro.
Der Name des Hotels, das zum Inbegriff für erstklassige Berliner Hotellerie wurde, geht auf die jüdischen Besitzer des an diesem Ort seit 1926 befindlichen Groß-Restaurants zurück. ‘Kempinski am Kurfürstendamm’ war ein nobel ausgestattetes Speiserestaurant mit zivilen Preisen, in dem täglich 2000 Gäste bewirtet wurden. Der Gründer Berthold Kempinski hatte die Idee der halben Portionen zu halbem Preis, einer “Sozialisierung des Luxus”, die er in seinen zahlreichen Lokalen verwirklichte.
Das Stammhaus war eine 1872 an der Friedrichstraße Ecke Taubenstraße eröffnete Weinhandlung mit angeschlossener Probierstube.
1937 Enteignung und “Arisierung” unter Beibehaltung des Namens. Erst 1994 wurde neben dem Hoteleingang Fasanenstraße eine Gedenktafel angebracht.
HIER STAND SEIT 1928
EIN
KEMPINSKI-RESTAURANT.
ES WAR EIN WELTWEIT
BEKANNTES SYMBOL
BERLINER GASTLICHKEIT.
WEIL DIE BESITZER JUDEN
WAREN, WURDE DIESE
BERÜHMTE GASTSTÄTTE
1937 “ARISIERT”,
UNTER ZWANG VERKAUFT.
ANGEHÖRIGE DER
FAMILIE KEMPINSKI
WURDEN UMGEBRACHT,
ANDERE KONNTEN FLIEHEN.
DAS 1952 ERÖFFNETE
BRISTOL HOTEL KEMPINSKI
MÖCHTE, DAß DAS SCHICKSAL
DER GRÜNDERFAMILIE
NICHT VERGESSEN WIRD.
U-Bhf Uhlandstraße
Bahnhof der Kurfürstendammlinie, 1910-13 gebaut von Alfred Grenander. Die U-Bahnlinie hatte die damals selbständige Großstadt Charlottenburg verlangt als Kompensation für die Linie 2 durch Wilmersdorf nach Zehlendorf, weil man eine Abwanderung der vermögenden Steuerzahler aus Charlottenburg befürchtete. Die Kurfürstendammlinie sollte ursprünglich unter dem gesamten Kurfürstendamm bis nach Grunewald führen. Der U-Bahnhof Adenauerplatz ist als Kreuzungsbahnhof angelegt, um diese Option auch für die Zukunft offenzuhalten.
Kurfürstendamm 213
1898 bis 2000 Café Möhring. Die Schließung löste heftige öffentliche Debatten über den Niedergang der Caféhauskultur am Kurfürstendamm aus.
Kurfürstendamm 211, Maison de France
1897 von W. Klopsch als Mietwohnhaus erbaut; 1927-29 Umbau im Stil der Neuen Sachlichkeit von Hans und Wassili Luckhardt und Alfons Anker, “Haus Scharlachberg”. 1948-1950 nach Kriegsschäden Um- und teilweise Neubau als französisches Kulturhaus durch die französische Militärregierung Berlins nach Plänen von Hans Semrau. Schmuckloser, auf Stützen aufgeständerter Flachdachbau mit gerundeten Ecken und geschwungenen Formen; vor allem im Innern wichtiges Beispiel der frühen 1950er-Jahre-Architektur. Beherbergt das Institut Français, das Bureau du Théatre und das Kino Cinema Paris.
Französisches Kultur- und Informationszentrum. Kulturprogramme; Sprachkurse; Veranstaltung von Seminaren, Konferenzen, Lesungen, Ausstellungen etc. Mediathek mit 13.000-Bände-Bibliothek.
Sprachabteilung: Schustehrusstraße 43, 10585 Berlin
Bureau du Théatre
Gründung 1995. Koordination und Unterstützung der theaterpolitischen Aktivitäten der in Deutschland beheimateten französischen Kulturinstitute (Instituts Français), Förderung deutsch-französischer Theaterbeziehungen, Organisation von Gastspielen französischer Ensembles, Zusammenarbeit mit deutschen Theaterschulen, kostenlose Zurverfügungstellung einer Untertitelungsanlage. Gemeinsam mit dem Verlag der Autoren Herausgabe der Reihe “Scène” (Texte junger frankophoner Dramatiker in deutscher Übersetzung) und Vergabe von vier Stipendien jährlich für Übersetzungen französischer Theatertexte. – Bibliothek.
Kurfürstendamm 208/209, Kudamm-Karree
Gedenktafel:
Hier befand sich von 1905 bis 1914
das zweite Ausstellungsgelände der
BERLIN SECESSION
1898 – 1932
die für Entwicklung der modernen Kunst
in Deutschland
von wesentlicher Bedeutung war.
Die Berliner Secession war neben dem Theater des Westens die zweite wichtige Institution der kulturellen Avantgarde am Kurfürstendamm. Hier stellten die Maler aus, die zur kaiserlichen Kunstpolitik in Opposition standen. Kaiser Wilhelm II hatte ihre Werke als “Rinnsteinkunst” verteufelt, was eine der heftigsten Kunstdebatten der Kaiserzeit auslöste, aus der letztlich die Maler der Seccesion als Sieger hervorgingen.
In einem Berlin-Führer von 1905 hieß es:
“Secession, Kurfürstendamm 208. Nicht national, aber kunstfördernd. Merkwürdigerweise in Mode. Vorsitzender Max Liebermann. Regelmäßige Sommerausstellungen von Mai bis September. Klein, aber gewählt. International und doch einseitig. Vorherrschaft Liebermanns und der impressionistischen Landschaftsmalerei. Offiziere erscheinen in Zivil.”
Ein schärferer Gegensatz zum monarchischen Auguste-Viktoria-Platz, wo am Sedantag mit militärischem Pomp die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche eingeweiht worden war, ließ sich kaum vorstellen. Hier hatten Offiziere in Zivil zu erscheinen.
Hier wurden Ausstellungen gezeigt von Walter Leistikow, Käthe Kollwitz, Max Beckmann, Emil Nolde, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Ernst Barlach, Claude Monet, Edouard Manet, Edvard Munch, Georg Kolbe und 1912 erstmals in Deutschland Pablo Picasso – also nahezu alle, die wir heute als Repräsentanten der klassischen Moderne verehren.
1915 zog die Secession um an den Kurfürstendamm 232, also noch näher zur kaiserlichen Gedächtniskirche. Hier wurde 1921 das “Theater am Kurfürstendamm” eröffnet, 1924 die “Komödie” unter Max Reinhardt.
Theater am Kurfürstendamm
1921 zunächst im Haus der Berliner Secession eröffnet, 1928 unter der Direktion von Max Reinhardt an Stelle eines Vorgängerbaues durch Oskar Kaufmann erbaut; der nahezu kreisrunde Zuschauerraum mit in den Wänden eingeschnittenen Logen besteht im Kern noch heute. 1936 Übernahme der Direktion durch Hans Wölffer. Nach teilweiser Kriegszerstörung Wiederaufbau. 1949 – 1963 diente es der Freien Volksbühne als Spielstätte; seither wieder unter der Leitung der Familie Wölffer. Bei Errichtung des Kudamm-Karrees 1969-74 Integration des gesamten Baus in das neue Hochhaus. Der Spielplan bietet klassisches Unterhaltungstheater.
Komödie
Das ursprüngliche Haus 1924 an gleicher Stelle nach den Plänen von Oskar Kaufmann, der für zahlreiche Berliner Theaterbauten verantwortlich zeichnete, erbaut, wurde unter der Leitung von Max Reinhardt mit “Der Diener zweier Herren” von Goldoni eröffnet. Nach Reinhardts Niederlegung der Direktion 1932 wechselte die Theaterleitung in der folgenden Spielzeit sechs Mal. Seit 1934 mit kurzen Unterbrechungen bis heute unter der Direktion der Theater-Dynastie Wölffer. 1971/72 Abriss und Neubau als Teil des Kudamm-Karrees, Umbauten 1986. Der Spielplan umfasst die gesamte Palette des Unterhaltungstheaters.
Kudamm-Karree
1969-74 Gebäudeensemble auf einem 20.000 qm großen Areal mit einem 20-geschossigen Hochhaus im Zentrum von Sigrid Kressmann-Zschach (Steglitzer Kreisel); 40.000 qm Büro- und Geschäftsfläche, Parkhaus an der Uhlandstraße, Restaurants, Integration der beiden bestehenden Theater Komödie (Abriss und Neubau) und Theater am Kurfürstendamm. Wenig gelungener Grundriss, additive Anhäufung der Baukörper statt eines konzeptionell einheitlichen Gesamtentwurfes, unzureichende Erschließung durch Passagen und Galerien machten bereits ein Jahr nach Fertigstellung kostspielige Umbauten, in den Folgejahren hohe Zuschüsse durch das Land notwendig. Im Hochhaus war bis vor einigen Jahren die Berliner Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege untergebracht.
Seit 1999 auf 7000 qm multimediale Berlin-Ausstellung “The Story of Berlin” im Bunker unter dem Kudamm-Karree
Kurfürstendamm 29
Gedenktafel:
Hier – im IV. Stock des Hinterhauses -
lebte und arbeitete in ihrem Atelier
von 1919 bis 1976 die Malerin und Grafikerin
JEANNE MAMMEN
21.11.1890-22.4.1976
Im Mittelpunkt ihres Schaffens standen die
realistischen Schilderungen aus dem Berliner
Großstadtleben der zwanziger Jahre
Kurfürstendamm 37
1904 von Kurt Berndt gebaut, der Gastronom August Aschinger lebte hier, 1990 aufwendige Fassaden-Restaurierung für 20 Mio. DM.
Knesebeckstraße
1866 benannt nach dem preußischen Generalfeldmarschall Karl Friedrich Freiherr von dem Knesebeck
Nr.33
Bücherstube Marga Schoeller, 1929 von Marga Schoeller am Kurfürstendamm 30 gegründet, in den 70ern Umzug in die Knesebeckstraße. Eine der renommiertesten Buchhandlungen Berlins; Schriftsteller wie Kästner, Canetti und Brecht gingen hier ein und aus. Der Sortimentsschwerpunkt liegt heute bei englischsprachiger und Frauenliteratur, ferner bei Theater-, Film- und Kinderbüchern. – Veranstaltung von Lesungen.
Nr.32
Gedenktafel:
Hier lebte und wirkte
von 1902 bis 1945
EMIL NIKOLAUS VON REZNICEK
Wien 4.5.1860-2.8.1945 Berlin
Komponist und Dirigent
Nr.30
Hier lebte Richard Strauss und hat 1910 seinen “Rosenkavalier” komponiert. Eine Gedenktafel gibt es deshalb nicht, weil sich bereits am Theodor-Heuss-Pl.2 eine befindet, wo er 1913-1917 lebte und “Die Frau ohne Schatten” und “Ariadne auf Naxos” komponierte.
Savignyplatz
1887 benannt nach dem Juristen Friedrich Karl von Savigny
Blockplatz mit sieben Straßeneinmündungen. 1894/95 erste Anlage beidseitig der Kantstraße als typischer Schmuckplatz zur Durchlüftung und Auflockerung im Rahmen der Bebauung. 1926/27 Umgestaltung durch den Städtischen Gartenbaudirektor Erwin Barth mit Sitzlauben und Staudenrabatten; in dieser Form, nach zahlreichen zwischenzeitlichen Veränderungen, für das Stadtjubiläum Berlins 1987 wiederhergestellt. Die Bronzeskulptur “Knabe mit Ziege” im nördlichen Teil von August Kraus (1928) als Nachguss 1985 gegenständig aufgestellt. Kiosk, 1905 von Alfred Grenander; 1987 Instandsetzung. – Zu West-Berliner Zeiten bevorzugter Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen in den umliegenden Restaurants, Cafés, Buchhandlungen und Galerien.
Kantstraße
1887 benannt nach dem Philosophen Immanuel Kant
Nr.17-18, Ecke Uhlandstraße Stilwerk
1998/99 von Novotny, Mähner & Assoziierte, Offenbach/Berlin und Studio Partners, Mailand. Geschäftshaus mit verschiedenen Einrichtungs- und Designläden des gehobenen Segments, Restaurant und Espresso-Bar. Neubau an Stelle des ehemals hier befindlichen Hauptverwaltungsgebäudes der Dresdner Bank; von diesem wurden aus statischen Gründen die Tresoranlagen im Untergeschoss erhalten und darüber das gläserne, abgerundete Eingangsfoyer errichtet.
Nr.152
Gedenktafel
IN.DIESEM.HAUS.WIRKTE
NOBELPEISTRAEGER
CARL.VON.OSSIETZKY
VON.1927.BIS.1933
ALS HERAUSGEBER
DER “WELTBÜHNE”
FUER.RECHT.FREIHEIT
FRIEDEN.UND
VOELKERVERSTAENDIGUNG
Nr. 153
Gedenktafel
In diesem Hause wohnte und arbeitete
von 1893 bis 1894
RUDOLF DIESEL
18.3.1858-29.9.1913
Ingenieur und Erfinder des Diesel-Motors
Nr.12a Delphi-Kino
1927/28 von Bernhard Sehring als Tanzlokal errichtet.
Von dem der Hardenbergstraße vorgelagerten Theatergarten aus betrat man ursprünglich das Theater des Westens über die “Kaisertreppe”.
1997/98 Rekonstruktion der Gartenanlage, der Kaisertreppe und der historischen Fassade des Delphi.
Unterhalb des Delphi befindet sich der Jazzkeller Quasimodo, im Erdgeschoss zur Hardenbergstraße hin das gleichnamige Café.
Nr.12 Theater des Westens
1895-97 von Bernhard Sehring als eklektizistischer Bau errichtet: Stilmischung zwischen Palladianismus und Jugendstil, “altdeutschem” Fachwerk und Backstein. Modernisierungen in den Jahren 1962, 1978 und 1984. In einer Nische Figurengruppe “Berlin und Charlottenburg”. Als privates Musiktheater auf Gesellschafterbasis gegründet, ist seine Geschichte ebenso bunt wie sein Äußeres: Es firmierte u.a. unter den Namen “Goethe-Theater” und “Große Volksoper” und beherbergte nach dem Krieg bis 1961 die “Städtische Oper” (heutige Deutsche Oper). Im Spielplan bis 1990 Operetten- und Musicals, seither Musicals und Revuen. Machte mit “My Fair Lady” 1961 das Musical in Deutschland populär. – Privatisierungspläne des Senats.
Neben dem Theater des Westens ist auf dem heutigen sog. “Ulrich-Parkplatz” ein großes Bauprojekt geplant.
Neues Kranzlereck am Kurfürstendamm Ecke Joachimstaler Straße. Den Abschluss bildet die Besichtigung des neuen Hochhauses mit einem Blick vom Dach über die City West.”