Kiezspaziergang am 12.10.2002

Durch Westend

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen
Treffpunkt Theodor-Heuss-Platz, auf der Mittelinsel am Blauen Obelisken

Am Brixplatz, 12.10.2002, Foto: KHMM

Am Brixplatz, 12.10.2002, Foto: KHMM

Sehr geehrte Damen und Herren!

Herzlich willkommen zu unserem heutigen Kiezspaziergang. Er entspricht in etwa dem Wanderweg J auf unserer bezirklichen Wanderkarte, und wir werden vor allem eindrucksvolle Villen und schöne Plätze in der Villenkolonie Westend zu sehen bekommen. Zur Entstehung dieser Villensiedlung möchte ich Ihnen etwas sagen, wenn wir uns auf dem Branitzer Platz im Zentrum der Kolonie befinden. Jetzt zunächst ein paar Worte zum

Theodor-Heuss-Platz

Der Theodor-Heuss-Platz wurde am 18. Dezember 1963 nach unserem ersten Bundespräsidenten benannt, 6 Tage nach seinem Tod am 12. Dezember 1963 in Killesberg bei Stuttgart. Von 1906 bis 1933 und von 1947 bis 1963 hieß der Platz Reichskanzlerplatz, von 1933 bis 1945 Adolf-Hitler-Platz. Alle drei Namen zeigen auf ihre Weise die Bedeutung dieses Platzes als Teil der großen Ost-West-Verbindung durch Berlin, und die Namen spiegeln die Epochen unserer Geschichte im 20. Jahrhundert wider, wobei erstaunlich scheint, dass man nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zu dem Namen “Reichskanzlerplatz” zurückkehrte, obwohl ein “Reichskanzler” nicht mehr existierte und auch nicht mehr zu erwarten war.

Mit Theodor Heuss wird hier ein Mann geehrt, der in den 20er Jahren in Berlin politisch aktiv war, zunächst als Schöneberger Stadtverordneter und seit 1920 als Bezirksverordneter, dann von 1924 bis 1933 als Abgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei im Deutschen Reichstag. 1933 wurde ihm sein Lehrauftrag an der Hochschule für Politik in Berlin entzogen. Seine Bücher wurden von den Nationalsozialisten öffentlich verbrannt. Er publizierte weiter in der “Frankfurter Zeitung” unter dem Pseudonym Thomas Brackheim. Und er hatte Kontakte zu den Widerstandsgruppen um Carl Goerdeler. Nach dem Krieg wurde er Vorsitzender der von ihm gegründeten FDP, Kultusminister in Württemberg-Baden und schließlich von 1949 bis 1959 Bundespräsident.

Der Theodor-Heuss-Platz wurde von 1904 bis 1908 als Schmuckplatz in dem neuen Wohnviertel Neu-Westend im Zuge der Ost-West-Verbindung angelegt. Damit ist der über 17,5 km nahezu geradlinig verlaufende Straßenzug von der Schlossbrücke in Mitte über Unter den Linden, Straße des 17. Juni, Bismarckstraße, Kaiserdamm und Heerstraße bis zur Stadtgrenze in Staaken gemeint. Albert Speer plante hier auf dem damaligen Adolf-Hitler-Platz eine monumentale Kolonnade und ein Heldendenkmal. Dazu ist es nicht gekommen.

1955 wurde das Mahnmal “Ewige Flamme” vom Bund der Vertriebenen errichtet. 1985 wurde der Platz umgestaltet, 1995 die Brunnenskulptur “Blauer Obelisk” von der Berliner Künstlerin Hella Santarossa installiert.

Der Brunnen ist 15m hoch und besteht aus übereinander gestapelten Kuben aus mundgeblasenem blauem Antikglas. Das Brunnenwasser wird mit einer Pumpe von oben über die Skulptur geleitet. Wegen der Gefahr einer raschen Verkalkung stand jahrelang nur “stilles” Wasser im Brunnenbecken. In diesem Jahr wurde der Brunnen wieder in Betrieb genommen.

Auf zwei Gebäude am Theodor-Heuss-Platz möchte ich hinweisen:

1.) Deutschland- und Amerikahaus an der Ecke Heerstraße

Der südliche Platzrand des damaligen Reichskanzlerplatzes wurde 1928-30 nach Entwürfen von Heinrich Staumer durch den Bauunternehmer Heinrich Mendelsohn mit zwei Geschäftshäusern im Stil der neuen Sachlichkeit bebaut, dem Deutschlandhaus und dem Amerikahaus, gebaut für Hotels, Cafés, Kinos und Läden.

1937 wurde das Deutschlandhaus von der Deutschen Reichspost für Fernsehzwecke ausgebaut und ein Jahr später der im Turm des Amerikahauses installierte Fernsehsender in Betrieb genommen. Am 1. November 1938 war der Beginn des regelmäßigen Studiobetriebs. 1943 wurde der Sender durch alliierte Bomben zerstört, das Gebäude dabei nur geringfügig beschädigt. 1954 erwarb der SFB das Deutschlandhaus für seine Fernsehabteilung und sendete 1955 erstmals von hier, bevor er 1970 in das neue Fernsehzentrum umzog. Das SFB-Fernsehzentrum wurde 1961 bis 1971 von Robert Tepez als 14stöckiges Hochhaus zwischen Masurenallee und Kaiserdamm gebaut.

Im Deutschlandhaus befand sich bis zur Wende auch der Sitz der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und der Deutschen Kinemathek, sowie der Deutschen Welle.

Das Amerikahaus wurde nach dem Krieg von den Britischen Streitkräften als Naafi-Club (Navy-Army-Air Force-Institution) genutzt; hier befanden sich Geschäfte, Restaurants und Clubs, sowie das “Globe-Cinema”; heute ist das Haus Domizil des Kabaretts “Die Wühlmäuse”.

2.) im Nachbarhaus am Theodor-Heuss-Platz 5 befindet sich das Internationale Studienzentrum Berlin (ISB)

Im ehem. “Edinburgh House”, einem Hotel für britische Offiziere (1960-62 von Werner Düttmann erbaut), wurde nach der Verabschiedung der Alliierten, auf Anregung von Helmut Kohl und François Mitterand ein Wohnheim und eine Begegnungsstätte für ausländische Austauschstudenten ins Leben gerufen, die durch das Studentenwerk Berlin betrieben wird. Es steht fortgeschrittenen Stipendiaten/-innen und Wissenschaftler/-innen aus den Ländern der vier Alliierten offen. Es bietet ein umfangreiches kulturpolitisches Programm zur deutschen und europäischen Kultur. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Ahornallee

Die Straßen in der Kolonie Westend wurden in der Regel nach den Bäumen benannt, die dort angepflanzt wurden.

Nr. 29-32

1877/78 für Emil Werckmeister, einen Bruder des Westend-Gründers Albert Werckmeister errichtet.

Hier befand sich das Atelier der Malerin Sabine Lepsius, die vor dem 2. Weltkrieg die Tradition der Berliner Salons weiterführte. Berühmtester Gast war Stefan George.

Ahornallee 33

Kurz vor Ausbruch des 1.Weltkrieges für den Rechtsanwalt J. Kallmann von Carl Stahl-Urach erbaut und 1958 umgebaut. Eine der opulentesten und am besten erhaltenen Villen Westends. Zahlreiche Details vermitteln einen Eindruck von der Schmuckfreudigkeit der Zeit. Die Villa, die unter Denkmalschutz steht, beherbergt heute die Katholische Schule Liebfrauen (Realschule/Gymnasium).

Ich möchte auf zwei Häuser an der Ahornallee hinweisen, die außerhalb unseres Weges liegen:

1.) Ahornallee 36

Wohn- und Atelierhaus des Berliner Architekten Emil Schaudt (1871-1957), dem Erbauer des KaDeWe und des sog. Kaiserecks (ehem. Geschäftshaus Michels) am Kurfürstendamm, Ecke Rankestraße, das heute eine Zweigstelle der Dresdner Bank beherbergt. Sein von ihm erbautes Haus steht unter Denkmalschutz.

2.) Ahornallee 37, Ecke Platanenallee

Am Haus erinnert eine Berliner Gedenktafel (Porzellantafel der KPM) an die jüdische Lyrikerin Gertrud Kolmar; sie wurde am 24.2.1993 enthüllt.

Gertrud Kolmar, eigentlich Gertrud Käthe Chodziesner, wurde am 10.12.1894 geboren. Nach den in der Ahornallee (in einem Vorgängerbau) verbrachten Kinder- und Jugendjahren lebte sie zurückgezogen in der elterlichen Villa im brandenburgischen Finkenkrug (Falkensee) bis zur zwangsweisen Umsiedlung 1938 in ein sogenannten Judenhaus. Ab 1941 Verpflichtung zur Zwangsarbeit. Februar 1943 Deportation im Rahmen der ‘Fabrikaktion’, ermordet in Auschwitz. – Ihre Lyrik ist bilderreiche Naturdichtung zwischen Märchenhaftem und Askese.

Klaus-Groth-Straße

1906 benannt nach dem niederdeutschen Lehrer, Schriftsteller und Lyriker Klaus Johann Groth (1819-1899), der heute weitgehend vergessen ist.

Nr. 9

Malerische Anlage mit Stilelementen einer mittelalterlichen Burg, ehem. Remisen- und Stallgebäude, 1907 von Alfred Schrobsdorff erbaut. Es handelt sich um ein Baudenkmal.

Klaus-Groth-Straße 8

Villa (1912-13 von Ludwig Rosin und Hans Sternburg erbaut) und Garten stehen unter Denkmalschutz.

Lindenallee 22, Ecke Halmstraße

Haus Buchthal, 1922/23 von Hans und Wassili Luckhardt und Frank Hoffmann. Expressionistischer Bau auf V-förmigem Eckgrundstück mit spitz zulaufenden Enden. Kristalline Formen sowohl im Grundriss als auch bei der Decken- und Fußbodengestaltung sowie beim Mobiliar. 1928/29 vollkommen verändernder Umbau durch Ernst L. Freud, die ursprünglichen Formen sind kaum noch erkennbar. 1958 Anbau von Werner Seyffert. Das Haus steht heute unter Denkmalschutz.

Lindenallee 35

1913/14 dreigeschossiges Wohnhaus in der Art eines barocken Schlosses von Grisebach und Steinmetz. 1958 umgebaut, heute denkmalgeschützt.

Lindenallee 16

Botschaft der Tunesischen Republik. Ehem. Wohnhaus, 1895-96 von Wilhelm Walter erbaut, mehrere Umbauten, heute Baudenkmal.

Lindenallee 40

1910 im Jugendstil erbaut. Schmuckelemente (Zaun, Gartentor, Balkongitter) vollständig erhalten.

Lindenallee 44, Ecke Eichenallee

Wohnhaus und Remise. 1869/70 als verputzter Fachwerkbau in nördlicher Bautradition von Robert Otto errichtet, mehrere Umbauten. Die Gebäude stehen unter Denkmalschutz.

Ulmenallee 8, Ecke Lindenallee 46

Baudenkmal, 1869/70 erbaut, 1914 umgebaut und erweitert. Besonders die Fassade zur Lindenallee erhielt 1914 einen reichen Reliefschmuck in einem gravitätischen Jugendstil.

Ulmenallee 3

Um 1870 im Stil der Neugotik mit Zinnen und Eckturm von Wilhelm Schöltz erbaut; Vorgarten mit Brunnenanlage aus der selben Zeit, spätere Ergänzungen und Anbauten. Ursprünglich Nebengebäude der verschwundenen Villa Ibrox, die sich im Besitz des Kaufmanns Heinrich Quistorp befand, der Westend maßgeblich entwickelt hat. Eines der ältesten und auffälligsten Häuser der Villenkolonie, steht unter Denkmalschutz.

Ahornallee 47

1870/71 von Eduard Tietz, 1936 umgebaut, unter Denkmalschutz. Eine der wenigen erhalten gebliebenen Villen aus der frühen Entwicklungsphase Westends. Klassizistische, farbig gefaßte Bauernornamentik.

Ahornalllee 50

Berliner Gedenktafel (Porzellantafel der KPM) für die Publizistin und Sozialpolitikerin Adele Schreiber-Krieger (29.04.1872-18.02.1957), die von 1910 bis 1933 in diesem Haus wohnte; die Tafel wurde am 11.03.1995 enthüllt. Adele Schreiber-Krieger war Mitbegründerin der “Deutschen Gesellschaft für Mütter- und Kinderschutz”. Aus politischen Gründen emigrierte sie 1933 in die Schweiz.

Ahornallee 4

1872-75 von Otto March, dem Vater von Werner March, dem Erbauer des Olympiastadions; 1938 umgebaut. Das Haus ist eines der wenigen noch erhaltenen in diesem zuerst bebauten Bereich Westends, es steht unter Denkmalschutz.

Lindenplatz

Der Platz wurde 1894-95 in der Art eines Dorfangers angelegt, 1951 durch Joachim Kaiser neu gestaltet, heute als Gartendenkmal ausgewiesen. Um den Platz herum wurden elegante Villen gebaut; darunter auch:

Lindenallee 7, 12.10.2002, Foto: KHMM

Lindenallee 7, 12.10.2002, Foto: KHMM

Lindenallee 7

Landhaus 1867/68 von Emil Krefeld und G. Köhler. Das älteste noch erhaltene Haus der Villenkolonie, steht heute unter Denkmalschutz. Eingeschossiger, spätklassizistischer Bau mit Loggia. Ursprünglich symmetrisch angelegt, wurde es 1933 um eine Achse erweitert (ein weiteres Fenster rechts von der Loggia).

Eichenallee 12

Wohnhaus des Altphilologen Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff. Eine Berliner Gedenktafel (Porzellantafel der KPM), enthüllt am 01.11.1991, trägt die Inschrift:

Hier lebte und wirkte von 1897 bis 1931
Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff
22.12.1848 – 25.9.1931
Seit 1897 Professor für klassische Philologie
an der Berliner Universität.
Bedeutender Neuerer auf dem Gebiet der
Textinterpretation und Interpret der Literatur
und Geschichte des antiken Griechenlands.

Eichenallee 14

1887-88 von Uterwedde erbaut. 1910 Umbau zum Landhaus: Schönstes Beispiel für den Schweizerhaus- Geschmack im Westend. Heute unter Denkmalschutz.

Eichenallee 16/18

Denkmalgeschütztes Wohnhaus, 1899-1900 von Carl Koeppen, 1936 umgebaut. Vielteiliger Baukörper, mit Giebeln unterschiedlicher Gestalt, Eckturm und Veranda sowie Einzelformen, die verschiedenen Baustilen von der Spätgotik bis zum Barock entlehnt sind. Damit sollte eine lange Baugeschichte vorgetäuscht und Rückschlüsse auf die Nobilität des Bauherrn nahegelegt werden.

Branitzer Platz

Der Platz wurde 1894-95 als Zentrum Alt-Westends entsprechend der Westend-Planung von 1866 angelegt. Die kreisrunde Platzanlage, zunächst unter dem Namen Kirschplatz, erhielt 1897 den Namen Branitzer Platz nach dem Schloss Branitz des Fürsten Pückler bei Cottbus.

Zentrum des Platzes ist die begrünte Mittelinsel mit 100m Durchmesser, eine Rasenfläche mit Blumenbeeten und Allee-Umrahmung. Der Platz ist umgeben von Villen auf großen Gartengrundstücken. 1950 Wiederherstellung durch Joachim Kaiser; 1960 Umgestaltung.

(x) Wie eingangs angedeutet, möchte ich Ihnen an dieser Stelle etwas zur Geschichte der Kolonie erzählen:

Die Villenkolonie Westend wurde 1866 durch die “Kommandit-Gesellschaft auf Aktien” auf einem Plateau des Grunewaldes an der Spandauer Chaussee für das wohlhabende Bürgertum gegründet. Vorbild war die englische Vorstellung von der Trennung der Stände in verschiedenen Wohngebiete. Weitergeführt wurde die Planung durch den Kaufmann Heinrich Quistorp. Zunächst wurde das Gebiet rund um den Branitzer Platz bebaut. Benannt wurde die Kolonie nach dem vornehmen Londoner Stadtteil Westend. Das Terrain wurde schachbrettartig erschlossen, begrenzt von der Akazienallee im Norden, Platanenallee im Süden, Ahornallee im Osten und Kirschenallee im Westen. Gebaut wurden großbürgerliche Villen in großzügigen Gärten.

1878 wurde die bevorzugte Wohngegend nach Charlottenburg eingemeindet, 1880 der Bahnhof Westend eröffnet. Bis 1900 war die Besiedlung weitgehendst abgeschlossen.

In der Villenkolonie wohnten viele Prominente, darunter der Bakteriologe Robert Koch, der Pianist und Komponist Conrad Ansorge, der Altphilologe Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, das Malerehepaar Sabine und Reinhold Lepsius und der Philosoph und Soziologe Georg Simmel.

Seit 1913 entstand südwestlich, im Anschluss an Westend rund um die Reichsstraße, die Siedlung Neu-Westend. Ihre Bebauung ist mit derjenigen der Villenkolonie nicht zu vergleichen: Es handelt sich größtenteils um gut ausgestattete Miets-, Reihen- und Einfamilienhäuser, ab 1930 und nach dem Krieg ab 1954 Mietshausblöcke und Siedlungen, zumeist von Wohnbaugesellschaften errichtet.

Im Herbst 2000 wurde Westend durch das Bezirksamt Charlottenburg zum Erhaltungsgebiet erklärt.

Branitzer Platz 4, 12.10.2002, Foto: KHMM

Branitzer Platz 4, 12.10.2002, Foto: KHMM

Branitzer Platz 4

1892 für den Fabrikanten Franz Wigankow erbaut. Altertümlich wirkendes Haus. Das spätromanische Fenster im Erdgeschoss signalisiert Verwurzelung in der Blütezeit mittelalterlichen Kaisertums und folgt damit auch Denkbahnen Kaiser Wilhelms II.

Branitzer Platz 5

Wohnhaus 1889-91 von Uterwedde, Zaar & Vahl, mehrere Umbauten, 1928 von Heinrich Tessenow. Vornehm wirkendes, denkmalgeschütztes Haus mit klarer symmetrischer Gliederung und klassizistischen Einzelformen; Steingartenanlage.

Eichenallee 25

1888/89 von Ferdinand Höche erbaut. Beispiel eines gut wiederhergestellten, unter Denkmalschutz stehenden, gründerzeitlichen Mietshauses. Heute befindet sich hier die Galerie Duden.

Eichenallee 44, Ebereschenallee 47

Kleingarten-Kolonie Blumenpflege.

Eichenallee 45, Ulmenallee 50

Ehem. Stiftung Luisen-Andenkens, als Waisenhaus 1904/05 von Rudolf Walter erbaut. 1978-80 Umbau. Freundlich wirkender, denkmalgeschützter Jugendstilbau.

Eichenallee 47-53

Ev. Kirche Neu-Westend, 1958-60 von Konrad Sage und Karl Hebecker erbaut. Unregelmäßig fünfeckiger, zeltartiger Saalbau mit verkupfertem Dach und frei vorgesetztem Turm. Die Gesamtanlage steht unter Denkmalschutz.

Bolivarallee

1931 benannt nach dem kolumbianischen Politiker und Anführer der Unabhängigkeitsbewegung gegen die spanische Kolonialmacht in Lateinamerika, Simon Bolivar, zuvor von 1909 bis 1925 Braunschweigallee, von 1925 bis 1931 Preußenallee.

Bolivarallee 9, Ecke Eichenallee 61-63

Denkmalgeschützte Mietshäuser-Anlage, 1929-30 von Peter Behrens erbaut. Mit Mauerwerk ausgefachte Stahlskelettbauten. Prominentes Beispiel für den Mietshausbau in Neu-Westend.

Steubenplatz

Der Platz wurde um 1930 angelegt und nach Friedrich Wilhelm Graf von Steuben (1730-1794) benannt. Steuben war preußischer General, kämpfte unter Friedrich II. in den Schlesischen Kriegen, trat 1777 in den Dienst der amerikanischen Kontinentalarmee, in der er preußische Exerziermethoden und Dienstvorschriften einführte, nahm mit eigenen Truppenkommandos am Kampf und Sieg gegen die Engländer teil. – 1919 Gründung der Steuben Society of America (ab 1948 Steuben-Schurz-Gesellschaft) zur Förderung der deutsch-amerikanischen Beziehungen.

Auf der Mittelinsel des Platzes mit Pflasterung und Blumenrabatten steht seit 1961 die Reiterskulptur “Der Sieger”. Sie wurde 1902 von Louis Tuaillon ursprünglich für den Wannseer Wohnsitz von Geheimrat Hans Arnhold, dem heutigen Sitz der American Academy, geschaffen. In der rechten Hand hielt der nackte Jüngling ursprünglich eine Siegespalme, die verloren ging. 1997 wurde die Plastik restauriert.

An der Westseite befindet sich der unter Denkmalschutz stehende U-Bahnhof Neu-Westen. Bahnhof der Linie U2 (Stammbahn) von Alfred Grenander. 1912-13 Errichtung des Rohbaus, nach dem Krieg 1921-22 Fertigstellung.

Reichsstraße

1906 zum Gedenken an die Reichsgründung 1871 so benannt. Hier veranstalten die Geschäftsleute der “Interessengemeinschaft Reichsstraße / Westend e.V.” seit einigen Jahren zweimal im Jahr das Reichsstraßenfest.

Brixplatz (ehem. Sachsenplatz)

Der Brixplatz ist ein wunderbar vielfältiger, abwechslungsreicher Park auf engstem Raum, der heute als Gartendenkmal ausgewiesen ist. Er wurde 1919-21 von dem berühmten Charlottenburger Gartenbaudirektor Erwin Barth angelegt, dessen Credo lautete: “Wenn irgendwo eine reiche Ausstattung der Plätze mit verschwenderischer Blumenfülle, mit Brunnen und dergleichen angebracht ist, so ist es da, wo Leute wohnen, die sich keine eigenen Gärten leisten können.” Ihm verdankt Charlottenburg zahlreiche Plätze, so gestaltete er u.a. den Savigny-, Klausener-, Hochmeister-, Raußendorff-, Goslarer, Mierendorff-, Karolinger und Kuno-Fischer-Platz, den Schustehruspark, den Volkspark Jungfernheide, die Krankenhausgärten des Klinikums Westend und des heutigen Universitätsklinikums Rudolf Virchow, außerdem den Friedhof Heerstraße (vermutlich) und den Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf, wo sich sein Grab befindet. Am Mierendorffplatz erinnert eine Gedenktafel an ihn.

Der Brixplatz mit natürlichem Relief war ehemals Teil des Grunewaldes. Das Thema “märkische Landschaft” stellt sich in idealisierter Form fast malerisch dar, optisch dominiert von künstlichen Kalksteinfelsen. Gegeben war eine Kiesgrube mit einigen Waldkiefern, angelegt wurden Teiche und Sumpfpartien, um-, bzw. ausgesetzt Pflanzen und Tiere aus der Berliner Umgebung.

1950 wurde die Parkanlage wiederhergestellt, 1960/61 durch Joachim Kaiser umgestaltet. Dabei wurden die Pflegepfade zu öffentlich zugänglichen Parkwegen umgebaut, eine empfindliche Störung der naturgemäßen Lebensgemeinschaften war die Folge. Auch die Zunahme von Wasservögeln durch unerwünschtes Füttern ist zu beklagen. Im Osten befindet sich ein Pavillon, im Norden ein Schulgarten.

1947 wurde der ehem. Sachsenplatz nach Josef Brix (1859-1943), Geheimer Regierungsrat, Professor für Städtebau an der Technischen Hochschule, benannt.

Zwei Gedenktafeln erinnern an Joachim Ringelnatz (07.08.1883-17.11.1934)

a) neben dem Eingang zum Park an der Reichsstraße, b) am Haus Brixplatz 11

Der Name des Poeten ist ein Pseudonym für Hans Bötticher. Er trat als Kabarettist vor allem in München und Berlin mit seinen aus Tief- und Unsinn gemischten Gedichten, die er in Bänkelsängermanier vortrug, auf. Überaus populär sind die Gedichtsammlungen “Kuttel Daddeldu” und “Kinderverwirrbuch”. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Heerstraße.Text der Gedenktafel a):

ES SANG EINE NACHT…
EINE NACHTI…
JA NACHTIGALL
AM SACHSENPLATZ
HEUTE MORGEN.-HAST DU IN BERLIN
DAS JE GEHÖRT?-SIE SANG, SO SCHIEN
ES MIR, FÜR MICH, FÜR RINGELNATZ

Text der Gedenktafel b, Brixplatz 11

JOACHIM RINGELNATZ
WOHNTE IN DIESEM HAUSE
VON 1930
BIS ZU SEINEM TODE 1934

Eines der schönsten Gedichte von Joachim Ringelnatz:

Der Briefmark

Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes, bevor er klebte
Er war von einer Prinzessin beleckt.
Da war die Liebe in ihm erweckt.
Er wollte sie wiederküssen,
Da hat er verreisen müssen.
So liebte er sie vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens.