Kiezspaziergang am 9.2.2002

Vom Prager Platz zum Ernst-Reuter-Platz

mit Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

Der Kiezspaziergang folgt dem Wanderweg F der bezirklichen Wanderkarte. Der Prager Platz ist Startpunkt des Wanderwegs und bildet mit dem Nikolsburger Platz, Fasanenplatz und Nürnberger Platz die sogenannte Carstenn-Figur, die sich spiegelbildlich in Friedenau wiederholt (Johann Anton Wilhelm von Carstenn, Stadtplaner, 1822 – 1896).

1986 wurde die Struktur in dieser Form entsprechend ihrer historischen Bedeutung nach schweren Kriegsschäden der Platzrandbebauung neu gestaltet. Oktober 2001 Richtfest einer Seniorenresidenz mit Ladenpassagen etc. Mit diesem letzten Lückenschluss am Prager Platz findet eine durch die IBA 1987 angestoßene städtebauliche Entwicklung ihren Abschluss. Die neuen Gebäude am Prager Platz zeigen das traditionelle architektonische Stilmittel einer Überhöhung des letzten Geschosses im Eckbereich (Turmbauten) zur Betonung der Kopfbauten an den Straßeneinmündungen.

Der Prager Platz war in den 20er Jahren ein kulturelles Zentrum im Berliner Westen; gelegen in dem zu Wilmersdorf und Schöneberg gehörenden Bayerischem Viertel – einem Viertel mit hoher Lebensqualität, der sogenannten “Jüdischen Schweiz” -, lebten hier viele jüdische Bürger, Künstler und Intellektuelle; Erich Kästner hat dem Prager und dem Nikolsburger Platz mit “Emil und die Detektive” ein literarisches Denkmal gesetzt. Alljährlich wird hier das traditionelle “Fest der Nationen” gefeiert.

Erich Kästner: Emil und die Detektive, 1928
Emil, der Junge vom Land, der seine Oma in Berlin besuchen will, wurde unterwegs im Zugabteil bestohlen. Auf einer Verfolgungsjagd hinter dem Dieb her fährt er mit der Staßenbahnlinie 177 vom Bahnhof Zoo in Richtung Süden, und obwohl er eine Dieb verfolgt, hat er ein Auge auf die faszinierende Atmosphäre der Stadt:
Diese Autos! Sie drängten sich hastig an der Straßenbahn vorbei; hupten, quiekten, streckten rote Zeiger links und rechts heraus, bogen um die Ecke; andere Autos schoben sich nach. So ein Krach! Und die vielen Menschen auf den Fußsteigen! Zeitungsverkäufer an allen Ecken, Wunderbare Schaufenster mit Blumen, Früchten, Büchern, goldenen Uhren, Kleidern und seidener Wäsche. Und hohe, hohe Häuser.
Das war also Berlin.
Und die Straßenbahn fuhr. Und sie hielt. Und sie fuhr weiter. Emil las den Namen der schönen breiten Straße. Kaiserallee hieß sie. Er fuhr und wusste nicht, wohin.
In der Trautenaustraße, Ecke Kaiserallee, verließ der Mann im steifen Hut die Stra-ßenbahn. Emil sah’s, nahm Koffer und Blumenstrauß … und kletterte vom Wagen.
Der Dieb ging am Vorderwagen vorbei, überquerte die Gleise und steuerte nach der anderen Seite der Straße. Dann fuhr die Bahn weiter, gab den Blick frei, und Emil bemerkte, dass der Mann zunächst unschlüssig stehen blieb und dann die Stufen zu einer Café-Terrasse hinaufschritt.
Jetzt hieß es wieder einmal vorsichtig sein. Wie ein Detektiv, der Flöhe fängt. Emil orientierte sich flink, entdeckte an der Ecke einen Zeitungskiosk und lief, so rasch er konnte, dahinter. Das Versteck war ausgezeichnet. Es lag zwischen Kiosk und einer Litfasssäule. Der Junge stellte sein Gepäck hin, nahm die Mütze ab und witterte.
Der Mann hatte sich auf die Terrasse gesetzt, dicht ans Geländer, rauchte eine Ziga-rette und schien seelenvergnügt. Emil fand es abscheulich, dass ein Dieb überhaupt vergnügt sein kann und dass der Bestohlene betrübt sein muss, und wusste sich kei-nen Rat.
Was hatte es denn im Grunde für einen Sinn, dass er sich hinter einem Zeitungski-osk verbarg, als wäre er selber der Dieb und nicht der andere? Was hatte es für ei-nen Zweck, dass er wusste, der Mann säße im Café Josty an der Kaiserallee, tränke helles Bier und rauchte Zigaretten? Wenn der Kerl jetzt aufstand, konnte die Renne-rei weitergehen. Blieb er aber, dann konnte Emil inter dem Kiosk stehen, bis er einen langen grauen Bart kriegte. Es fehlte wirklich nur noch, dass ein Schupomann ange-rückt kam uns sagte: Mein Sohn, du machst dich verdächtig. Los, folge mir mal un-auffällig. Sonst muss ich dir leider Handschellen anlegen.
Plötzlich hupte es dicht hinter Emil! Er sprang erschrocken zu Seite, fuhr herum und sah einen Jungen stehen, der ihn auslachte.
“Na Mensch, fall nur nicht gleich vom Stühlchen”, sagte der Junge.
“Wer hat denn eben hinter mir gehupt?” fragte Emil. “Na Mensch, ich natürlich. Du bist wohl nicht aus Wilmersdorf, wie? Sonst wüsstest du längst, dass ich ‘ne Hupe in der Hosentasche habe. Ich bin hier nämlich bekannt wie ‘ne Missgeburt.”
Klar, dass die beiden sich anfreunden, eine Menge Wilmersdorfer Kinder zur Ver-stärkung holen, am Nikolsburger Platz erst mal einen Schlachtplan entwerfen, den Dieb dann bis zu seinem Hotel am Nollendorfplatz verfolgen, dort die Nacht über be-wachen und schließlich anderntags auf dem Weg zur Bank stellen.

Der Nikolsburger Platz, gerade wieder hergerichtet mit der Gänseliesel-Skulptur, wird vom Schulgebäude der Cäcilien-Grundschule beherrscht.
An der Ecke Nikolsburger Straße und Hohenzollernplatz ist die mächtige klinker-verkleidete Kirche am Hohenzollernplatz zu bewundern. Fritz Höger schuf 1930 – 1933 diesen auffälligen, senkrechten stereometrisch gegliederten Bau, der zur Ent-stehungszeit einige Diskussionen auslöste. Auf dem Platz steht die Tierplastik “Die Delfine” von H. Bautz, 1968. In der Nähe Hohenzollerndamm 208 befindet sich das 1906 errichtete Hauptpumpwerk Wilmersdorf als ein typischer Zweckbau aus der Kaiserzeit, daneben als Kontrast der Neubau aus jüngster Zeit.
Die Fasanenstraße ist ein interessantes Beispiel für urbane Wohnqualität im Altbau, gepaart mit kleinen Läden und Restaurants. Es empiehlt sich ein Abstecher zum Ludwigkirchplatz mit der katholischen St.-Ludwig-Kirche von August Menken 1897 im neogotischen Stil erbaut, wo der Kiezcharakter dieses Viertels nachzuvollziehen ist. Blockplatz mit sieben Straßeneinmündungen. Ehemals Straßburger Platz, Umbe-nennung 1895 wenige Monate nach der Grundsteinlegung für die Katholische Kirche St. Ludwig. Westlich der Kirche Grünanlage mit Fontänenbrunnen in flacher Rund-schale, symmetrisch angelegten Rasenflächen und Rabatten, Sitzbänken. Skulptur des Heiligen Ludwig. Östlich der Kirche Neugestaltung des Platzes mit Pflasterung und großem Kinderspielplatz. Sehr belebter und beliebter Treffpunkt für Anwohner, Kinder und Flaneure; zahlreiche Lokale und exklusive Geschäfte am Platz und in den umliegenden Straßen.
Vom Fasanenplatz (Wasserstele 1987 von Rolf Lieberknecht, Kita in einem ehema-ligen Nebengebäude des Joachimsthalschen Gymnasiums) gelangen wir zum Ge-bäude der ehemaligen Freien Volksbühne von Fritz Bornemann (Architekt der Deut-schen Oper) in der Schaperstr. 24, 1962/1963. Ein einfacher kubischer Baukörper in Stahlbetonskelettkonstruktion, heute sind hier die Berliner Festspiele untergebracht. Auf dem Parkdeck befindet sich seit 1992 die Bar jeder Vernunft, eine Kleinkunst-bühne im Spiegelzelt, eine der populärsten Varietébühnen Berlins.
Daneben, in der Bundesallee 1 – 12, ist eines der schönsten und größten Gebäude Wilmersdorfs aus dem 19. Jahrhundert zu bewundern, das frühere Joachimsthalsche Gymnasium . 1875 von Strack entworfen und 1876 – 1880 von Jacobsthal und Giers-berg ausgeführt, ist das Gymnasiumsgebäude eines der letzten Bauten in den spät-klassizistischen Formen der Schinkel-Nachfolge. Die lange Fassade ist durch stark vortretende Risalite in drei Teile gegliedert. Im Mittelrisalit sind unter anderem die Statuen von Platon und Aristoteles in Nischen angebracht.
Nach der Überquerung der Lietzenburger Straße wird die Fasanenstraße im Niveau gehoben. Mode, Design, teure Restaurants, das Wintergarten-Ensemble mit der Villa Grisebach, das Käthe-Kollwitz-Museum und das Literaturhaus, Nr. 23 – 25. Das Kä-the-Kollwitz-Museum enthält 119 Zeichnungen, Lithographien, Radierungen und Holzschnitte sowie 13 Bronzen, darunter die “Muttergruppe”.
Ecke Kurfürstendamm:
Astor-Kino, 1934 entstanden durch den Umbau eines 1895/96 durch Heinrich Mittag und Heinrich Seeling erbauten Mietshaues durch Rudolph Möhring. 1921-28 befand sich in diesem Gebäude das von dem Komponisten und Pianisten Rudolf Nelson errichtete Nelson Theater, hier wurden die legendären “Nelson-Revuen“aufgeführt, hier trat Josephine Baker auf. Danach im Erdgeschoss das Restaurant “Sanssouci”. Derzeit verhandeln der Kinobetreiber und der Hausbesitzer über die künftige Miete.
Hotel Kempinski (Kempinski Hotel Bristol Berlin), 1951/52 als erster Hotelneubau West-Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg von Paul Schwebes unter Beibehaltung der “runden Ecke”, die der historischen Bebauung entspricht, erbaut; 1957 und 1965 erweitert.
Der Name des Hotels, das zum Inbegriff für erstklassige Berliner Hotelerie wurde, geht auf die jüdischen Besitzer des an diesem Ort seit 1926 befindlichen Restaurants zurück. ‘Kempinski am Kurfürstendamm’ war ein nobel ausgestattetes Speiserestau-rant mit zivilen Preisen, in dem täglich 2000 Gäste bewirtet wurden. Der Gründer Berthold Kempinski hatte die Idee der halben Portionen zu halbem Preis, einer “So-zialisierung des Luxus”, die er seinen zahlreichen Lokalen verwirklichte. – 1937 Ent-eignung und “Arisierung” (unter Beibehaltung des Namens). Erst 1994 wurde neben dem Hoteleingang Fasanenstraße eine Gedenktafel angebracht.
In der Fasanenstr. 79 – 80 gelangen wir zum Jüdischen Gemeindezentrum, das 1957 – 1959 von Dieter Knoblauch und Heinz Heise an der Stelle errichtet wurde, an der die 1938 von den Nazis zerstörte Synagoge Ehrenfried Hessels (1911/12) stand. Vor dem Eingang wurde das Portal der alten Synagoge aufgestellt.
Sehenswert ist der Neubau an der Ecke Kantstraße mit dem dynamischen Segel-element auf dem Dach.
In der Kantstr. 12 ist das Theater des Westens von Bernhard Sehring (1895 – 1896) zu bewundern, das heute als Musical-Theater fungiert. Die Fassaden zeigen eine Stilmischung aus Palladio nachempfundenen Elementen, Jugendstil und sogar Empi-re. Von 1945 – 1961 war die Städtische Oper hier untergebracht, die dann in den Neubau in die Bismarckstaße zog.
Neben dem Theater des Westens ist auf dem heutigen sog. “Ulrich-Parkplatz” ein großes Bauprojekt geplant, das derzeit in den BVV-Ausschüssen diskutiert wird.
Nebenan befindet sich das traditionsreiche Delphi-Kino, 1927/28 von Bernhard Seh-ring als Tanzlokal errichtet. Von dem der Hardenbergstraße vorgelagerten Theater-garten aus betrat man ursprünglich das Theater des Westens über die “Kaisertreppe” 1997/98 Rekonstruktion der Gartenanlage, der Kaierstreppe und der historischen Fassade des Delphi.
Kantstr.Ecke Uhlandstraße Stilwerk, 1998/99 von Novotny, Mähner & Assoziierte, Offenbach/Berlin und Studio Partners, Mailand. Geschäftshaus mit verschiedenen Einrichtungs- und Designläden des gehobenen Segments, Restaurant und Espresso-Bar. Neubau an Stelle des ehemals hier befindlichen Hauptverwaltungsgebäudes der Dresdner Bank; von diesem wurden aus statischen Gründen die Tresoranlagen im Untergeschoss erhalten und darüber das gläserne, abgerundete Eingangsfoyer er-richtet. Von hier empfiehlt sich ein Abstecher durch die Passage von der Uhlandstraße zur Knesebeckstraße zum nahen Savignyplatz, der als Gesamtanlage ein Gartenbau-denkmal ist und wo interessante Geschäfte und Restaurants zum Verweilen einladen Blockplatz mit sieben Straßeneinmündungen. 1894/95 erste Anlage beidseitig der Kantstraße als typischer “Schmuckplatz” zur Durchlüftung und Auflockerung im Rahmen der Bebauung. 1926/27 Umgestaltung durch den Städtischen Gartenbaudi-rektor Erwin Barth mit Sitzlauben und Staudenrabatten, und in dieser Form, nach zahlreichen zwischenzeitlichen Veränderungen, für das Stadtjubiläum Berlins 1987 wiederhergestellt. – Die Bronzeskulptur “Knabe mit Ziege” im nödlichen Teil, 1928 von August Kraus, als Nachguß 1985 gegenständig aufgestellt. – Kiosk, 1905 von von Alfred Grenander; 1987 Instandsetzung. – Zu West-Berliner Zeiten bevorzugter Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen in den umliegenden Restaurants, Cafés, Buchhandlungen und Galerien.
Zurück zur Fasanenstraße, nördlich der Kantstraße der interessante Neubau der Börse, das “Ludwig-Erhard-Haus”, Sitz von Industrie- und Handelskammer zu Berlin, Berliner Wertpapierbörse, BAO BERLIN – International GmbH und zahlreicher weite-rer Unternehmen. 1994-98 von Nicholas Grimshaw & Partners, London/Berlin, direkt neben dem Altbau der IHK. Die Tragekonstruktion aus fünfzehn mächtigen Bogen ergibt einen gerippten Baukörper (im Volksmund “Gürteltier”), dem – auf städtischen Wunsch – eine gerade Außenwand zur Fasanenstraße angegliedert wurde. Die ein-zelnen Büroetagen wurden mittels Stahlseilen von den Bögen abgehängt. Eine Pas-sage erschließt die beiden Atrien. – Die Eleganz dieses High-Tech-Baues erschließt sich besonders im Gebäudeinnern.

Der Wanderweg erreicht die Hardenbergstraße, hier befindet sich die Hochschule der Künste, seit 1.11.2001 Universität der Künste von Heinrich Kayser und Karl von Großheim, 1898 – 1902 erbaut.
Der imposante Bau, in “maßvollem Barock”, zeigt einen hohen Rustikasockel, der das ebenerdige Sockelgeschoss und das hochliegende Erdgeschoss umfasst. 1902-17 Erweiterungsbau von Ludwig Hoffmann für weitere Ateliers. Nach Kriegsschäden Wiederauf- und Ausbau, teilweise vereinfacht; Erweiterungen bis in die 1970er Jahre.
Vor dem westlichen Anbau ist der Prometheus-Brunnen gesetzt, eine neobarocke Wandarchitektur mit überlebensgroßer Sandsteingruppe von E. Hundrieser.
Der moderne Konzertsaal an der Ecke davor wurde 1953 – 1955 nach Entwürfen von Paul Baumgarten erbaut.
Ehemalige Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Fasanenstraße 1b
1898-1902 von Kayser & Großheim in nahezu identischen Formen wie das Hauptge-bäude; Flügelbauten im Krieg zerstört, 1949-54 an Stelle des südlichen Flügels Kon-zertsaal von Paul C. Baumgarten (hier spielten die Philharmoniker unter Karajan bis zur Fertigstellung der Philharmonie 1963); 1971-75 Anbau einer Studiobühne.

Steinplatz, kleiner Schmuckplatz gegenüber dem Hauptgebäude der Hochschule der Künste seit 1885, benannt nach Heinrich Friedrich Karl Freiherrn vom und zum Stein (Staatsmann, leitete ab 1807 mit der Gesetzgebung zur Bauernbefreiung die nach ihm und Karl August Fürst von Hardenberg benannten “liberal-demokratischen” Reformen in Preußen ein). 1950 Neugestaltung durch Joachim Kaiser mit Gehölz-rahmen und Blumenrabatten. Wohnhaus in der Uhlandstr. 197 ist einer der wenigen Jugendstilbauten Berlins.
Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus 1953 in symetrischer Anordnung zu dem bereits 1951 an der Nordwestecke des Platzes für die Opfer des Stalinismus errichteten Gedenkstein aufgestellt. Gefügt aus Steinen der zerstörten Synagoge in der Fasanenstraße (Muschelkalkquader) mit der Inschrift: “1933-1945 / Den Opfern des Nationalsozialismus”; darüber ein, dem Dreieckszeichen der KZ-Häftlinge nach-gebildetes, Emblem mit den stilisierten, wie Flammen wirkenden Buchstaben “KZ”. Frühestes West-Berliner Denkmal für NS-Opfer, von dem ‘Bund der Verfolgten des Naziregimes’ errichtet.
Die ganze Nordseite der Hardenbergstraße ab der Fasanenstraße wird von Gebäu-den der Technischen Universität Berlin eingenommen.
Über die Hardenbergstraße (TU-Mensa und alte Mensa), zum Renaissance-Theater an der Ecke Knesebeckstraße. Das Theater wurde 1926 – 1927 von Oskar Kaufmann in das 1901/02 von Reimer und Körte errichtete Haus des Akademischen Vereins “Motiv” eingebaut, nachdem der Raum selbst schon in den Jahren zuvor als Kino und Theater benutzt worden war. Der Architekt J. B. H. von Lülsdorff hat es 1946 nach einigen Kriegsschäden instand gesetzt. Endgültige Wiederherstellung 1985 unter gleichzeitigem Einbau der Glasfenster von Hella Santarossa. Davor steht der Enten-brunnen von August Gaul aus dem Jahre 1911.
Gegenüber Ehemaliges Institut für Kirchenmusik, Hardenbergstaße 41, 1902/03 von A.Adams & P.Mebes in neoromanischem Stil aus rotem Sandstein errichtet. – Heute Sitz der Universität der Künste, von Fakultät Musik, Staats- und Domchor, Ökumeni-sches Institut für Kirchenmusik.
Endpunkt des Wanderweges ist der Ernst-Reuter-Platz, der nach Planungen des Architekten Bernhard Hermkes auf dem alten Straßenstern “Knie”, Ende der 50-er Jahre angelegt wurde.
Als Bebauung sah Hermkes am Nordrand drei parallel stehende Nordsüd-Baublöcke vor, im Süden drei parallele, leicht verschobene Ostwest-Baublöcke und als westli-chen Abschluss ein pylonartiges Hochhaus. Diese Platzanlage mit ihrer weitläufigen Bebauung ist ein typisches Beispiel städtebaulicher Prägung der 50-er bis 70-er Jah-re.
Eindrucksvoll ist die Skulptur “Flamme” von Bernhard Heiliger (1963) an der Nord-ostseite des Platzes, die dem Andenken Ernst Reuters gewidmet ist.
Mit 180m Durchmesser größter Rundplatz Berlins. Frühere Kreuzung “Am Knie”, bis 1830 “Umschweif”, 1953 nach dem ersten Regierenden Bürgermeister benannt. 1956-60 Umbau der sechsstrahligen Straßenkreuzung zu einem Platz mit ovaler Mittelinsel und Kreisverkehr nach Plänen Bernhard Hermkes. 1959/60 Gestaltung der Mittelinsel mit Wasserspielen und Hauptfontäne durch Werner Düttmann. Sanie-rung 1996/97. Umgeben von Bürohochhäusern und Gebäuden der Technischen Uni-versität.
Baudenkmale:
Ernst-Reuter-Platz 2, IBM-Haus (Internationale Büromaschinen GmbH), Bürohaus, 1960-61 von Rolf Gutbrod und Hermann Kiess
Ernst-Reuter-Platz 3-5, Bürohaus, 1971-74 von Geber & Risse; das 10stöckige Ge-bäude wird derzeit entkernt und für rund 10 Mio Euro umgebaut. Hier sollen bis Mitte des Jahres neue Büros auf 7500 Quadratmeter Bürofläche mit freier Grundrisspla-nung entstehen.
Ernst-Reuter-Platz 6, Bürohaus, 1969-74 von Bernhard Binder
Ernst-Reuter-Platz 7, Telefunken-Haus, Bürohaus, 1958-60 von Schwebes & Schoszberger, in den 80er Jahren von der TU übernommen. Es war das erste Haus in Berlin, das über mehr als 20 Stockwerke verfügte (von der Caféteria im 20. Stock aus faszinierender Blick über ganz Berlin).
Ernst-Reuter-Platz 8, Osram-Haus, Bürohaus, 1956-57 von Bernhard Hermkes
Ernst-Reuter-Platz 9-10, Büro- und Geschäftshaus (Fa. Pepper), 1960-62, 1963 von Sobotka & Müller
(U-Bhf. Ernst-Reuter-Platz, U-Bahn Linie 2 Bus 145, 245)

Nächster Kiezspaziergang:

Samstag, 9. 3.2002, 14 – 16 Uhr Halensee
Treffpunkt: S-Bhf Halensee