Bezirksbürgermeister Andreas Statzkowski
Bundesallee
benannt am 18.7.1950 anlässlich der Eröffnung des Bundeshauses, mit dem die Bundesregierung ihre Präsenz im Westteil der geteilten Stadt demonstriere. Zuvor hatte die Straße seit 1888 den Namen Kaiserallee.
Die Kaiserallee war eine vornehme und in den 20er Jahren immer turbulentere Wohn- und Geschäftsstraße des Berliner Westens.
Erich Kästner hat sie in seinem Kinderroman “Emil und die Detektive” 1927 beschrieben: Emil, der Junge vom Land, der seine Oma in Berlin besuchen will, wurde unterwegs im Zugabteil bestohlen. Der steigt am Bahnhof Zoo aus, verfolgt den Dieb und fährt mit der Straßenbahnlinie Richtung Süden über die damalige Kaiserallee:
“Diese Autos! Sie drängten sich hastig an der Straßenbahn vorbei; hupten, quiekten, streckten rote Zeiger links und rechts heraus, bogen um die Ecke; andere Autos schoben sich nach. So ein Krach! Und die vielen Menschen den Fußsteigen! Und von allen Seiten Straßenbahnen, Fuhrwerke, zweistöckige Autobusse! Zeitungsverkäufer an allen Ecken. Wunderbare Schaufenster mit Blumen, Früchten, Büchern, goldenen Uhren, Kleidern und seidener Wäsche. Und hohe, hohe Häuser.
Das war also Berlin.
Und die Straßenbahn fuhr. Und sie hielt. Und sie fuhr weiter. Emil las den Namen der schönen breiten Straße. Kaiserallee hieß sie.”
Vor allem östlich der Bundesalle haben massive Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg zu einer Veränderung des Stadtbildes geführt, während westlich davon noch viele alte Bausubstanz erhalten ist.
Nr.12a
Kriegerdenkmal
auf einer Grünfläche zwischen der Gerhart-Hauptmann-Anlage und dem ehemaligen Joachimsthalschen Gymnasium, stelenartiges, 4m hohes Denkmal für die Gefallenen des XXII. Reservekorps im I.Weltkrieg, 1924 von Eberhard Encke, Muschelkalk; die abschließende Kugel trug ursprünglich eine Schwurhand
Das Denkmal trägt die Inschriften:
vorn: “Den treuen Toten des XXII. Reserve Korps 1914-1918”
rechts: “43.Reservedivision und 44. Reservedivision”
links: “Belgien Frankreich Rußland Galizien Serbien”
hinten: “Saat von Gott gesät, dem Tage der Garben zu reifen”
Nr.216-218
Bundeshaus
1893-95 errichtet als Verwaltungsgebäude für die Königlich Preußische Artillerie-Prüfungs-Kommission, 1950-90 als Bundeshaus Sitz des Bevollmächtigten der Bundesregierung in Berlin; außerdem befand sich hier bis zum Umzug des Ministerium des Inneren von Bonn nach Berlin eine Abteilung der Berliner Außenstelle des deutschen Innenministeriums. Die Immobilie gehört zum Ressortvermögen des BDI und wird von diversen Bundeseinrichtungen genutzt, u.a. der Generalbundesanwaltschaft.
Gedenktafel für die Widerstandskämpfer Erich Hoepner und Henning von Tresckow.
Nr.1-12
Ehemaliges Joachimsthalsches Gymnasium (1880-1912)
1875-80 von Heinrich Strack im Stil der italienischen Hochrenaissance mit vorgelagterem Arkadengang mit Balkon für die bereits 1607 gegründete Schule erbaut. Am Mittelrisalit befinden sich in zwei Nischen die Statuen von Plato und Aristoteles des Grunewalder Bildhauers Max Klein.
Das Joachimsthalsche Gymnasium wurde 1607 durch den Kurfürsten Joachim Friedrich in Joachimsthal bei Eberswalde gegründet und zog schon einige Jahre später nach Berlin. Es war ein Elitegymnasium, das von Schülern aus ganz Deutschland besucht wurde. Es war aus der Berliner Stadtmitte hierhergezogen, in die damalige Vorstadtidylle. Die Schule nahm mit mehreren Gebäuden, Unterkünften für Lehrer und Schüler, Sporthalle usw. das gesamte Gelände bis zum Fasanenplatz ein. Zur Eröffnung 1880 kam auch Kaiser Wilhelm I, der sich überrascht zeigte über die luxuriöse Ausstattung. Die Badeeinrichtungen fand er moderner und großzügiger als im kaiserlichen Schloss.
Die Schulleiter hatten nicht damit gerechnet, dass hier in wenigen Jahren ab 1890 die neue City des Berliner Westens entstehen würde. Deshalb und weil sie sich finanziell übernommen hatten, zog die Internatsschule schon 1912 wieder aus. Bis 1919 befand sich hier das Joachim-Friedrich-Gymnasium. Das Gebäude wurde seit 1920 vom Bezirksamt Wilmersdorf als “Stadthaus” benutzt, , enthielt Teile der Bezirksverwaltung (das damalige Wilmersdorfer Rathaus an der Brandenburgischen Straße Ecke Gasteiner Straße war schon 1920 zu klein und wurde 1943 ausgebombt), im Zweiten Weltkrieg ebenfalls schwer beschädigt, 1955 wiederhergestellt, seither für unterschiedliche Zwecke genutzt (Stern’sches Konservatorium, Musikinstrumentenmuseum), heute Teile der Hochschule der Künste (Musikhochschule) und die Theodor-Fontane-Bibliothek. 1995 bauten die Berliner Architekten Nalbach Nalbach die Aula zum Konzertsaal für den Fachbereich Musik der Hochschule der Künste um.
Schaperstraße
1888 benannt nach dem Pädagogen Karl Schaper, der von 1872 bis 1886 Rektor der Joachimsthalschen Gymnasiums war.
Meinekestraße, 1899 benannt nach Johann Albert Friedrich August Meineke, einem der Rektoren des Joachimsthalschen Gymnasiums, Begründer des Abiturs)
Nr.24
Haus der Berliner Festspiele, 1962-63 von Fritz Bornemann, der auch die Deutsche Oper gebaut hat, als Theater der Freien Volksbühne e.V. gebaut, errichtet auf dem Gelände des früheren Joachimsthalschen Gymnasiums zunächst war nach 1945 hier der Bau der Philharmonie geplant,
Ungewöhnlich für einen Theaterbau ist der Standort inmitten eines parkähnlichen Geländes, dem sich das Haus mit großen Glasflächen öffnet. Eröffnet als Freie Volksbühne am 1. Mai 1963 mit Romain Rollands “Robespierre” in der Regie von Erwin Piscator, Intendant bis 1966; Nachfolger Kurt Hübner und Hans Neuenfels. 1992 geschlossen, 1993-1997 bespielt als Musical Theater Berlin. Im Dezember 2000 Einzug der Berliner Festspiele GmbH, Hauptspielstätte für das Theatertreffen Berlin; Eröffnung am 21.04.2001.
Auf dem Parkdeck befindet sich die Bar jeder Vernunft, wohl die originellste und renommierteste Kleinkunstbühne Berlins, Varieté, Konzerte, Operette und Kabarett im Spiegelzelt.
Nr.22
Wohnhaus 1982-84 von Gottfried Böhm
Fasanenstraße
Nr.37
Galerie Bremer, 1946 von Anja Bremer gegründet, eine der bedeutendesten Kunstgalerien Berlins in der Nachkriegszeit.
Fasanenplatz
Kita, ehemaliges Gebäude des Joachimsthalschen Gymnasiums
Wasserstele 1989 von Rolf Lieberknecht
Fasanenstr.39: “Bremer Giebelhaus in Deutsch-Wilmersdorf” (um 1900)
Fasanenstr.61: Gedenktafel Heinrich Mann (1932/33)
Ludwigkirchstraße
1900 benannt
Von Stadtplanern gerne “Off-City” genannt wegen der Nähe zum Kurfürstendamm: Galerien, Boutiquen, Restaurants, Schickeria
Nr.11
Österreichisches Feinschmecker- und Szene-Restaurant Manzini
Nr.6
Galerie Zellermayer (Bedeutende Galerie moderner Kunst)
(Pfalzburger Str.80 Galerie Anselm Dreher; bedeutende Kunstgalerie)
Ludwigkirchplatz
benannt bei der Grundsteinlegung für die Kirche am 29.6.1895
Der Platz hinter der Kirche wurde 1989 umgestaltet. Damals wurde die Versiegelung des Platzes kritisiert. Es gab Anwohnerproteste wegen des Lärms der Skateboarder. Inzwischen wurde aber auch dieser Platz angenommen. Er erscheint als ideale Ergänzung zum Spielplatz. Sämtliche Gefährte auf Rädern werden hier immer wieder mehr oder weniger geschickt erprobt.
Nr.1
Zigarren-Herzog, gilt Kennern als bestes Zigarren-Geschäft der Stadt
Katholische Kirche St. Ludwig
1895-97 von August Menken als neugotische dreischiffige, kreuzförmige Basilika mit roter Ziegelverblendung erbaut; lebhafte Gliederung des Baukörpers durch zahlreiche Anbauten und Türmchen. Einweihung am 29.6.1897. 1943 beschädigt, 1955 und 1961 wiederhergestellt.
Die Kirche der katholischen Gemeinde wurde im gleichen Jahr 1897 eingeweiht wie die evangelische Mutterkirche Wilmersdorfs, die Auenkirche an der Wilhelmsaue. St. Ludwig erielt ihren Namen im Gedenken an den Zentrumspolitiker und Reichstagsabgeordneten Ludwig Windthorst, der den Bau der Kirche initiierte und gegen viele Widerstände durchsetzte. Damals galt in Preußen die Regel der Kaiserin Auguste-Viktoria (“Kirchen-Juste”), dass katholische Kirchen nicht frei stehen, sondern in die Häuserfront eingebaut werden sollten (z.B. Heilig Kreuz in der Hildegardstraße), um gegenüber der evangelischen “Staatskirche” entsprechend zurückgesetzt zu sein.
Der Name der Kirche bezieht sich aber auch auf den Namenspatron Windthorsts, Ludwig IX, den Heiligen, König von Frankreich 1214-1270. Er wurde 1297 heiliggesprochen. Nach einer Legende soll ein Ritter von Willmerstorff ihm während eines seiner beiden Kreuzzüge das Leben gerettet haben und als Dank dafür mit dem Wappen der Bourbonen mit den drei Lilien ausgezeichnet worden sein. Deshalb findet sich das Liliensymbol in der Kirche an vielen Stellen wieder: in den Mosaiken des Altarraums, an den Leuchterbänken, an der Monstranz und auf einigen Messgewändern. Es wurde von der Großstadt Wilmersdorf, später vom Bezirk Wilmersdorf und jetzt auch von dem neuen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf in das Wappen übernommen.
Der repräsentative Schmuckplatz vor der Kirche mit der malerischen Fontaine wurde 1983 nach dem historischen Vorbild gestaltet.
Nr.3-4
Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen, 1901 als “Kaiserliches Aufsichtsamt für Privatversicherungen” gebaut, später Reichsaufsichtsamt für das Versicherungswesen.
Emser Straße Ecke Pariser Straße
Pariser Str. 44
Bis 1938 “Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens” C.V. und Philo Verlag, Gedenktafel
Vergeblich versuchte der Philo-Verlag gegen antisemitische Vorurteile anzukämpfen, indem er vorbildliche Informationen über das Judentum veröffentlichte. Zu seinen bekanntesten Büchern zählten das “Philo-Lexikon” und der “Anti-Anti”, eine Loseblattsammlung, in der antisemitische Vorurteile zitiert und argumentativ widerlegt wurden.
Wilmersdorf war in den 20er Jahren der Berliner Bezirk mit dem höchsten Anteil jüdischer Bevölkerung (ca. 18 %).
Emser Straße
Nr.40-47
Wohnblock, 1930 gebaut von Paul Hetzer, Baudenkmal; bis 1992 befand sich an der Ecke zum Ludwigkirchplatz das anspruchsvolle Programmkino Graffiti von Franz Stadler (betreibt auch das Filmkunst 66). Das Kino musste wegen einer Mieterhöhung durch das Vermögensamt der Bundes- und Bauverwaltung Berlin schließen.
Nr.50
Johann-Peter-Hebel Grundschule, 1909 von Otto Herrnring als Fichte-Gymnasium gebaut, bis 1990 war hier die Fichte-Hauptschule untergebracht, die zum 1.9.1990 aufgelöst bzw. mit der Rudolf-Diesel-Hauptschule in der Prinzregentenstraße zusammengelegt wurde.
Nr.12-13
Logenhaus, 1911-13 als Vereinshaus der Provinzial-Großloge von Max Grünfeld gebaut, eingeweiht am 19.11.1913. Sitz verschiedener Freimaurerlogen und Veranstaltungszentrum. Mauerwerksbau mit teilweiser großflächiger Natursteinverkleidung. Bemerkenswert: Zwei bronzene Leuchter beidseitig des Doppelportals. Später aufgestockt und im Inneren stark verändert.
Nr.51
Neubau der Robert-Jungk-Gesamtschule 1.0; 1972-74 als Mittelstufenzentrum (1. Oberschule) gebaut, am 9.1.1989 Umzug der Schule in die Pfalzburger Str.23, das Gebäude wurde 1992 wegen Asbestbelastung abgerissen, 11.5.1999 Grundsteinlegung, 15.9.1999 Richtfest, Umzug der Schule voraussichtlich Anfang 2002
Emser Platz
Nova Vita Seniorenresidenz: Betreutes Wohnen seit 1999
Hohenzollerndamm
Pfalzburger Straße
Nr.23
Robert-Jungk-Gesamtschule (1.O), seit 1989 hier provisorisch untergebracht
Nr.64-66
Kita
Nr.18
1895 von Engelbert Seibertz als Katholisches Waisenhaus gebaut (Baudenkmal), 1955-65 von Margot Zech-Weymann wiederhergestellt und umgebaut, heute Maria Schutz. Kinder- und Jugendhilfezentrum der Caritas
Ludwigkirchplatz
Am 28.8.2001 erschien in der Berliner Morgenpost ein Portrait der Pfalzburger Straße unter der Überschrift “Kurzurlaub am Straßenrand. Cafés, Bars und Restaurants laden zum Schlemmen und Entspannen ein”. In dem Artikel wird der Straße ein “ruhiger Charme” bescheinigt, und das trifft wohl auf den ganzen Kiez rund um den Ludwigkirchplatz zu.
Günter Rexrodt, der seit 1994 am Ludwigkirchplatz wohnt, wird in dem Artikel zitiert: “Ja, natürlich. Das ist ein wunderschönes Stück Stadtlandschaft – einfach eine ideale Mischung aus Ruhe und Geschäftigkeit”.
Auch Hertha-BSC-Angreifer Eyjolfur Sverrisson wohnt in der Nähe und geht zum Frühstücken gern ins “Weyers”.
Die Geschäfte allerdings müssen mehr auf Stammkunden setzen, weil sie von der Laufkundschaft nicht leben könnten. Ihnen ist es zu ruhig in der “Off-City”.
Vor allem ältere Anwohner vermissen Geschäfte für den täglichen Bedarf. Es gibt fast nur noch Restaurants, Galerien, Boutiquen, Antiquitätenhändler
Pariser Straße
Nr.54
Galerie Taube (Einladung durch den Galeristen Klaus Märtens), seit 1973 in diesem Haus, neben den Galerien Bremer und Anselm Dreher die älteste Galerie am Ort.Besuch der Ausstellung mit Bildern von Pavel Feinstein
Ecke Fasanenstr.57: Hier ist Richard von Weizsäcker aufgewachsen (geb. 1920 in Stuttgart). Er hat 1938 im nahegelegenen damaligen Bismarckgymnasium (Pfalzburger Str. 30/31, heute Oberstufenzentrum Körperpflege) Abitur gemacht.