Weimarische Str. 6a
Gedenktafel für Victor Klemperer
Die von dem Künstler Manfred Butzmann gestaltete Bronzetafel am Haus Weimarische Str. 6a, wurde von der Berliner Geschichts Werkstatt e.V. gestiftet und am 11.2.2003 enthüllt.
“ICH WILL ZEUGNIS ABLEGEN BIS ZUM LETZTEN”
In diesem Hause lebte und arbeitete von 1906 bis 1909
der Romanist, Literaturhistoriker und Publizist
VICTOR KLEMPERER
9. Oktober 1881 – 11. Februar 1960
Mit seinen Tagebüchern aus der Zeit
der nationalsozialistischen Diktatur
hinterließ er ein einmaliges Zeugnis über den Alltag
der Judenverfolgung in einer deutschen Großstadt.
Die Tagebücher von Victor Klemperer erzielten vor einigen Jahren in Deutschland Bestsellerauflagen, Victor Klemperer wurde zu einem der bekanntesten Zeitzeugen zum Alltag im Nationalsozialismus. Zu seiner Popularität hat viel beigetragen, dass sich bei ihm das oft ungläubige Staunen über die Brutalität der nationalsozialistischen Diktatur verbindet mit einer großen Liebe zu seiner deutschen Heimat. Auch dort, wo er persönlich betroffen war, suchte er noch wie ein nüchtern forschender Wissenschaftler nach Erklärungen.
Weimarische Str. 21
Marie-Curie-Gymnasium
Das Schulgebäude wurde 1913 bis 1916 von Otto Herrnring für das Vierte Städtische Lyzeum Wilmersdorf errichtet. Das Lyzeum war damals eine Oberschule für Mädchen. Es ist eine zweiflügelige 4geschossige Anlage mit Aula und Turnhalle im Ostflügel und Klassenräumen im Nordflügel. Als 1926 ein Lehrkindergarten und eine Frauenschule als Zweig des Oberlyzeums eingerichtet wurden, gab es einige Umbauten. 1937 wurde die Schule nach Bettina von Arnim benannt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Schule durch Brandbomben stark zerstört. Sie wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut und 1946 nach der Physikerin und Nobelpreisträgerin Marie Curie benannt. 1957 erhielt sie den Status eines Gymnasiums. 1977/78 wurde auf dem Ruinengrundstück an der Mainzer Straße 20 ein Anbau errichtet. Dort wurden der Fachbereich Kunst und die Gymnastikhalle untergebracht. Sechs Jahre dauerte die Instandsetzung von 1985 bis1990.
Weimarische Straße Ecke Detmolder Straße
Die Gedenktafel für Maria Gräfin von Maltzan wurde am 12. November 1999, zwei Jahre nach ihrem Tod, enthüllt.
Da die Hauseigentümer mit einer Anbringung am Haus nicht einverstanden waren, wurde die Edelstahltafel in Form eines Pults auf dem Gehweg neben dem Haus aufgestellt
Hier lebte von 1938 bis 1945
die Tierärztin
MARIA GRÄFIN VON MALTZAN
25.3.1909 – 12.11.1997
Sie versteckte in ihrer Wohnung zwischen 1942 und1945
verfolgte Jüdinnen und Juden und ermöglichte ihnen
in Zusammenarbeit mit der schwedischen Kirche
und Widerstandsgruppen die Flucht aus Deutschland.
Auf dem Umschlag ihres Erinnerungsbuches ist sie abgebildet mit Zigarillo, den Blick voll gespannter Aufmerksamkeit nach vorn, in die Zukunft gerichtet. Über dem Foto der Buchtitel: “Schlage die Trommel und fürchte dich nicht!” Dieser Buchumschlag vermittelt uns den Eindruck einer starken Frau, die weiß, was sie will, unbeugsam, rebellisch, eine Widerspenstige, die sich nicht zähmen lässt.
Noch im hohen Alter von 80 Jahren betrieb sie eine Tierarztpraxis in Kreuzberg und fühlte sich wohl in der dortigen Punk-Szene. Sie war impulsiv, geradeheraus.
Diplomatie und Benimmregeln lagen ihr nicht. In der Nachkriegszeit reiste sie als Tierärztin mit Zirkusunternehmen durch die Lande. Sie war immer unangepasst und unbequem. Sie hielt das, was sie getan hat, wofür sie 1989 mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet wurde für selbstverständlich.
Die hat ihren jüdischen Freund Hans Hirschel in ihrer kleinen Ladenwohnung hier in dem damaligen Haus Detmolder Straße 11 versteckt, und sie verhalf vielen anderen untergetauchten Juden zur Flucht. Sie hat dabei nicht nur einmal ihr Leben riskiert. Sie hat eng mit der schwedischen Victoriagemeinde in der Landhausstraße in Wilmersdorf zusammengearbeitet. Der dortige Pastor Perwe, Nachfolger von Birger
Forell in dieser Funktion, hat sie tatkräftig unterstützt. Die damalige deutsch-schwedische Zusammenarbeit, die von der Gräfin Maltzan organisiert wurde, erstreckte sich übrigens sogar auf staatliche Institutionen. Jedenfalls wusste der damalige schwedische Botschafter Arvid Richert Bescheid, und die deutschen Polizeiwachtmeister vom Revier Landhausstraße schauten weg und gingen sogar vereinzelt soweit, die Kirche zu warnen, wenn Gefahr drohte. So konnten eine Reihe von Untergetauchten, sie wurden damals “U-Boote” genannt, in den Kriegsjahren 1942 bis 1945 außer Landes gebracht und gerettet werden. Meist waren es übrigens Möbeltransporte, in denen die Flüchtlinge versteckt wurden.
Ähnlich wie Oskar Schindler musste die im gräflichen Schloss Militsch in Schlesien geborene Tierärztin Maltzan sich im Nachkriegsdeutschland mühsam durchschlagen. Erst Ende der 80er Jahre erhielt sie die verdiente Anerkennung, nachdem ihr Buch veröffentlicht worden war.
Nach Kriegsende heiratete sie ihren Freund Hans Hirschel. Die Ehe zerbrach bald, aber die beiden heirateten 1972 zum zweiten Mal und lebten bis zum Tod des Freundes und Ehemannes im September 1975 zusammen.
Der letzte Satz ihres Erinnerungsbuches lautet:
“In meiner schlesischen Heimat gibt es das schöne Wort ‘Besser kurz gelebt und gut’. Dem habe ich nicht entsprochen, aber eins kann ich sagen: Ich habe mich keine Minute gelangweilt”.
Detmolder Straße
Die Straße wurde 1911 benannt nach der Kreisstadt des Landkreises Lippe in Nordrhein-Westfalen.
Bundesplatz
Der Bundesplatz erhielt seinen Namen am 18.7.1950. Zuvor hieß er Kaiserplatz, so wie die Bundesallee früher Kaiserallee hieß.
1909 wurde der Kaiserplatz als Schmuckplatz angelegt. Er erhielt ein Mittelrondell mit Springbrunnen, drei Mittelflächen mit Zierbeeten und eine Randbepflanzung mit Laub- und Nadelgehölzen.
Der Schriftsteller Georg Hermann hat in seinem 1908 erschienen Roman “Kubinke” lebendig beschrieben wie dieser Platz und diese Straße damals aussah:
“Die Häuser ringsum waren alle vornehm und hochherrschaftlich. Da war keins, das nicht einen Giebel gehabt hätte, keins ohne Erker und ohne spitzige Türmchen und Dachreiter.
Etwelche waren ganz aus roten Ziegelsteinen ausgeführt, wie nordische Kirchen; und andere daneben schienen wieder nur aus Orgelpfeifen zusammengebunden zu sein. Und die Eckhäuser bekrönten stolze, hohe, vielseitig gerundete Kuppeln, Riesentintenfässer mit reichlichem Gold. Oder riesige Fußbälle lagen da plötzlich auf dem Dach. So vornehm und hochherrschaftlich war die Straße.
Und sie hatte etwa keine Gasbeleuchtung mehr, sondern hoch oben, an scharfgespannten Drähten, schwebten die riesigen Calvillen der Bogenlampen, mitten über dem Damm, hoch über dem niederen Netzwerk der Straßenbahnleitungen, ja fast über den vier Reihen von Ulmen und Linden, die, immer, immer kleiner werdend, rechts und links, soweit man nur sehen konnte, sich die Straße hinabzogen.
Auf dem Bürgersteig aber zeichneten sich im Winter und im ersten Frühjahr ganz fein, scharf und genau, die Schatten aller Äste, Zweige und Zweiglein ab. Später, im Frühling, Sommer und Herbst aber, wenn das Laub an den Bäumen war, ging man hier des Abends in einem schönen, mattgrünen Halblicht dahin, das sich nach den Häusern und Torwegen, sobald die Läden geschlossen waren und ihr Licht eingestellt hatten, in ein für die dort plaudernden Paare höchst angenehmes und schützendes Dunkel verwandelte.
Wer sollte zweifeln, dass es eine hochherrschaftliche Straße war”
So weit Georg Hermann in seinem Roman “Kubinke” über die damalige Kaiserallee. Heute könnten uns schon Zweifel ankommen, ob es sich bei der Bundesallee um eine hochherrschaftliche Straße handelt. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und in der Nachkriegszeit nach dem städteplanerischen Leitbild der autogerechten Stadt neu aufgebaut. Sie wirkt wie eine Autobahn, und das Wohnviertel, durch das sie führt, wird von ihr in zwei Teile getrennt. Aber wenn irgendwo noch etwas zu erahnen ist von der alten hochherrschaftlichen Atmosphäre der Bundesallee, dann noch am ehesten hier am Bundesplatz.
Nach der Untertunnelung des Platzes 1967/68 gestaltete Karl Schmid den Platz neu. Die Gartenflächen wurden längs geteilt und an der Südspitze zusammengeführt, wo die Skulptur “Phoenix” von Bernd W. Blank aufgestellt wurde. Auf den Gartenflächen entstanden Spielplätze und ein Rosengarten.