Dabei wird die Arbeit des Grünflächenamtes zunehmend auch von Bürgerinnen und Bürgern unterstützt, die sich freiwillig für ihren Park engagieren. 2004 wurde der Verein Bürger für den Lietzensee e.V. gegründet, der sich seither um die Pflege und Sauberkeit des Parks kümmert.
Mit ihren Anstrengungen pflegen der Verein und unser Grünflächenamt das Erbe des großen Garten- und Parkgestalters Erwin Barth.
Er war von 1912 bis 1926 Gartendirektor von Charlottenburg und anschließend von Groß-Berlin. Wir haben ihm viele großartige Platz- und Parkanlagen zu verdanken, darunter den Savignyplatz, Brixplatz, Hochmeisterplatz, Klausenerplatz, Mierendorffplatz, den Volkspark Jungfernheide und den Lietzenseepark. Sein Credo lautete: “Wenn irgendwo eine reiche Ausstattung der Plätze mit verschwenderischer Blumenfülle, mit Brunnen und dergleichen angebracht ist, so ist es da, wo Leute wohnen, die sich keine eigenen Gärten leisten können.”
Über den Lietzenseepark schrieb Erwin Barth:
“Es war nicht immer eine reine Freude, diese Gartenanlage als Notstandsarbeit auszuführen; aber je größer die Schwierigkeiten wurden, desto größer wurde auch die Freude am gelungenen Werke. Die ungeheuer starke Benutzung des Parkes durch die Bevölkerung beweist, dass die Arbeiten nicht umsonst ausgeführt worden sind.
Mögen die kommenden Zeiten nicht dazu zwingen, die mit soviel Mühe geschaffene Arbeit wieder verfallen zu lassen.”
2005 haben wir die Grünfläche am Kaiserdamm, die wir gleich überqueren werden, nach Erwin Barth benannt. Übrigens hat Erwin Barth auch den Wilmersdorfer Waldfriedhof in Stahnsdorf gestaltet, der das Ziel des nächsten Kiezspazierganges ist. Und dort werden Sie auch sein Grab besichtigen können.
Park-Café
Das alte Bootshaus war 1924 nach Plänen von Erwin Barth errichtet worden. Es fiel 1973 einem Brandanschlag zum Opfer. Danach wurde ein Provisorium errichtet. Das Bezirksamt wollte ein neues Haus in Anlehnung an das historische Vorbild errichten lassen und hat dafür neue Betreiber gesucht. Diese haben das alte Holzhaus 2007 abreißen lassen und 2009 als “Bootshaus Stella Café am Lietzensee” in einem Neubau wieder eröffnet.
Schillerwiese
Hier, am nördlichen Ende des Lietzenseeparks befindet sich vom Kaiserdamm her gewissermaßen der Haupteingang in den Park und der Hauptzugang zum See. Eine große, hufeisenförmige Wiese empfängt den Spaziergänger. Sie wird an den Seiten von hohen Bäumen eingerahmt. Dieser Eingangsbereich hat sich seit der Eröffnung des Parks 1922 kaum verändert. Irene Fritsch zitiert in ihrem Buch “Leben am Lietzensee” aus einem Beitrag von Paul Klawun, der 1922 in der Zeitschrift “Gartenwelt” begeistert schrieb:
“Gleich vorn am Kaiserdamm eröffnet sich ein sanft abfallendes Rasenparterre als erstes Entree in den Park, das mit großem Geschick den Wanderer vom Straßenverkehr auf eine längliche Plattform überleitet, von wo er über saftiges Grün einen tiefen, diagonalen Einblick in den Park und auf die Wasserfläche gewinnt.
Der Schöpfer, Erwin Barth, hat es verstanden, mit feinem Takt gerade dieses erste Entree ganz diskret ohne lauten Blumenschmuck und ohne die kräftigen Akkorde seiner Steinarchitekturen zu behandeln, um so die eigentlichen Effekte nicht vorwegzunehmen.
Nur die beiden hohen Pappelgruppen, die als wuchtige Säulen zu beiden Seiten dieses Rasenparterre flankieren, lassen erkennen, dass hier eine wichtige Dominante des Parkes betont werden soll.”
Irene Fritsch erklärt in ihrem Buch auch die Bezeichnung “Schillerwiese”. Auf dem unteren Teil der Wiese stand nämlich von 1952 bis 1985 ein Marmor-Denkmal des Dichters Friedrich Schiller. Reinhold Begas hatte es geschaffen, und seit 1871 stand es vor dem Schauspielhaus auf dem Gendarmenmarkt. Die Nationalsozialisten entfernten es 1935.
Die Statue überdauerte den Krieg und wurde nach ihrer Restaurierung 1952 hier aufgestellt.
1986 wurde sie im Rahmen eines Austauschprogramms von Kulturgütern mit der DDR wieder an ihren alten Platz auf dem Gendarmenmarkt gebracht, wo sie bis heute steht. Allerdings heißt das Schauspielhaus inzwischen Konzerthaus, was nicht mehr unbedingt zu Friedrich Schiller passt, aber so ist der Gang der Dinge.
Irene Fritsch wohnt ganz in Nähe des Lietzensees, und sie hat sich sehr intensiv mit der Geschichte des Parks und seiner Umgebung beschäftigt. 2001 hat sie ihr erstes Buch veröffentlich: “Leben am Lietzensee”, eine sehr informative lokalhistorische Darstellung. Seither kamen vier Krimis dazu: 2006 “Finale am Lietzensee”, 2007 “Die Tote vom Lietzensee”, 2009 “Kalter Krieg am Lietzensee” und 2011 Charleston in der Drachenburg.
Alle vier Krimis sind sehr unterhaltsam zu lesen, und sie enthalten viele Einzelheiten zum Kiez und seiner Geschichte.
Kleine Kaskade
Die kleine Kaskade mit Rundbecken und Fontäne, eingerahmt von Laubengängen schufen Erwin Barth und Heinrich Seeling 1912 gleichzeitig mit der großen Kaskade am südlichen Ende des Parks. Um die kleine Kaskade wieder in Betrieb nehmen zu können, wäre eine Grundsanierung notwendig, deren Kosten im sechsstelligen Bereich liegen. Leider kann sich der Bezirk eine solche Sanierung derzeit nicht leisten.
Parkwächterhaus
1924-25 wurde das Parkwächterhaus von Rudolf Walter erbaut. Das kleine Haus am Rande des Parks wurde bis vor kurzem als Revier-Stützpunkt unseres Grünflächenamtes genutzt. Es wurde aus Kostengründen aufgegeben. Unsere Jugendabteilung prüft derzeit, ob es möglich ist, dass ein freier Träger, der bereits eine Kita in der Wundtstraße betreibt, das Haus für eine Erweiterung seiner Kita nutzen kann. Aber auch der Verein Bürger für den Lietzensee hat ein Interesse an dem Parkwächterhäuschen.
Wir gehen jetzt am Erwin-Barth-Platz entlang zum Kaiserdamm und dann links bis zum U-Bahnausgang hinter der Brücke.
Kaiserdamm 102: Gedenktafel für Ferdinand Bruckner
Die Berliner Gedenktafel für den Gründungsdirektor des Renaissance-Theaters, Ferdinand Bruckner, wurde 1987 enthüllt:
“Wohnhaus von
FERDINAND BRUCKNER
- Theodor Tagger -
26.8.1891 – 5.12.1958
Dramatiker, Lyriker, Gründer
und erster Direktor
des Renaissance-Theaters”
Kaiserdammbrücke
Die Kaiserdammbrücke wurde 1906 von Bernhard Schaede errichtet und 1962-65 erneuert. Sie überquert die Autobahn A 100, die Gleise der S-Bahn und der Fernbahn. Sie besteht aus Stahl, ist 87 m lang, 50 m breit, hat eine Fläche von 4.400 qm und ruht auf drei Reihen stählernen Säulen. Auf jeder Seite hat sie fünf Fahrspuren, einen Radweg und einen breiten Bürgersteig.