Wilhelmsaue
Die Wilhelmsaue wurde 1888 so benannt. Von etwa 1300 bis 1875 hieß die Straße Dorfaue bzw. Dorfstraße, von 1875 bis 1888 Wilhelmstraße. Bis 1891 war die Wilhelmsaue hier zu Ende. Erst danach wurde sie bis zur damaligen Kaiserallee verlängert.
Wilhelmsaue: Gedenkstein
Der Findling auf dem grünen Mittelstreifen wurde am 11.5.1933 von den Nationalsozialisten als Schlageter-Stein aufgestellt. Albert Leo Schlageter war 1923 aktiv am Widerstand gegen die Besetzung des Ruhrgebiets beteiligt und wurde von den Franzosen standrechtlich erschossen.
1956 wurde der Stein mit einer Bronzetafel versehen, die an die ehemalige Dorfstraße erinnert.
Der Text lautet:
“DU
BEFINDEST DICH HIER AUF DER
EHEMALIGEN DORFAUE IM
ÄLTESTEN TEIL UNSERES BEZIRKES
UM 1750
GABEN BAUERNGEHÖFTE;
UMSCHLOSSEN VON FELDERN;
WIESEN UND SEEN, ALT-
WILMERSDORF DAS GEPRÄGE”
Die Hauptstraße der früheren Dorfgemeinde Wilmersdorf war als Dorfanger angelegt, auf dem es auch einen Dorfteich gab. 1888 wurde der Mittelstreifen als Grünanlage gestaltet.
Der Autor der “Schwarzwälder Dorfgeschichten”, Berthold Auerbach, lebte um 1860 in Berlin und beschrieb diese Gegend in einem Brief an einen Freund am 10. April 1863:
“Gestern war ich nach so langer Zeit wieder einmal in einem Dorfe. Der Frühling ist schön, und ich muß Lerchen hören, und die singen auch über dem Sandboden, in dem sich’s freilich schwer geht. Ich war in Wilmersdorf, einem Taglöhner-Orte in meiner Nachbarschaft; der Weg durch die Saaten that mir gar wohl, ich saß eine Stunde lang unter einem Weidenbaum am Wegraine, und das war eine glückliche Stunde, ich konnte doch auch wieder einmal in die Unendlichkeit hinein träumen. Im Dorfe hörte ich doch auch wieder einmal ein lebendiges Huhn gackern, sah lebendige Gänse und Schweine; man vergißt in Berlin ganz, daß Derartiges auch lebt, man sieht es immer nur gebraten. Man sollte nicht spotten über die übertriebene Naturbegeisterung der Berliner, wenn sie hinauskommen; wenn man in dieser künstlich gemachten Stadt lebt, erscheint alle Natur, das Alltäglichste wie ein Wunder.
Im Dorfe ist, wie in Norddeutschland fast immer, das Rittergut die Hauptsache, es ist stattlich in Viehstand und Maschinen.
Die Erquickung von gestern geht mir heute noch nach, und ich habe heute schon gut gearbeitet, freilich zu einer geschlossenen Arbeit bringe ich’s nicht. Es ist der dummste Streich, den ich machen konnte, nach Berlin zu siedeln; ich muß erfrischende Naturblicke haben, sonst verkomme ich.”
Kurz danach, um 1870, beschrieb der Maler Hanns Fechner den Entwicklungsstand des Dorfes, in dem er lebte:
“Um die Hauptstraße, die Aue in Wilmersdorf, mit ihrem urtümlichen Gemeindeteichlein, auf dem sich die Enten und Gänse in buntem Durcheinander tummelten, ihren schönen uralten Linden und Kastanien, lagen die Gehöfte der Großbauern von Wilmersdorf….”
Einen sehr informativen, ausführlichen Artikel über die Wilhelmsaue hat zuletzt der Historiker Michael Roeder im Internet veröffentlicht, zu finden im Klausenerplatz-Weblog .
Wilhelmsaue 12a: Becker & Sohn
Der Malerbetrieb Becker & Sohn war einer der größten gewerblichen Arbeitgeber in Wilmersdorf. Der Neubau wurde 1995 errichtet und nicht von allen als passend empfunden.
Mehlitzstraße
Die Straße wurde 1902 benannt nach dem Wilmersdorfer Bauern und Grundbesitzer Daniel Ludwig Mehlitz, der von 1826 bis 1900 lebte. In dieser Gegend wurden eine Reihe von Straßen nach Wilmersdorfer Bauernfamilien benannt: Wegener, Blisse, Gieseler und Schramm gehören dazu.
Mehlitzstr. 7: Vollkornbäckerei Weichardt
In der Mehlitzstraße 7 eröffnete der Bäckermeister Heinz Weichardt gemeinsam mit seiner Frau Monika 1977 die erste Demeter-Vollkornbäckerei Berlins. Sie wollten damit dem Industrialisierungstrend im Bäckerhandwerk entgegenwirken und haben inzwischen viele Nachahmer gefunden.
Für gesundheits- und naturbewusste Menschen ist Weichardt-Brot nach wie vor ein Begriff, und das Ehepaar Weichardt leitet inzwischen mit der Tochter Yvonne als Junior-Chefin eine Bäckerei mit 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, und auch die beiden Söhne helfen mit.
Wilhelmsaue 122/123: Landhaus der Familie Gieseler
Das Haus an der Wilhelmsaue 122/123 war früher im Besitz der Bauernfamilie Gieseler.
Wilhelmsaue 121: Kirchenkreis Wilmersdorf, Superintendentur
Hier, unmittelbar neben der evangelischen Mutterkirche Wilmersdorfs befindet sich auch die Superintendentur des Evangelischen Kirchenkreises Wilmersdorf. Noch gibt es zwei Kirchenkreise in Charlottenburg-Wilmersdorf, aber die Weichen sind bereits gestellt für eine Fusion, und vielleicht wird dann auch die Superintendentur für den gesamten Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hier, in diesem Haus, residieren.
Wilhelmsaue 120: Landhaus der Familie Blisse
Das Landhaus an der Wilhelmsaue 120 wurde 1890-91 gebaut von Wilhelm Balk für die Familie Blisse. Es steht unter Denkmalschutz.
Wilhelmsaue 17: Villa
Auch das Haus Wilhelmsaue 17 gegenüber ist eine bäuerliche Villa. Sie wurde 1875 errichtet.