C8: Ehrengrab Leon Jessel
Der 1871 in Stettin geborene Léon Jessel lebte von 1928 bis 1941 in Wilmersdorf in der Düsseldorfer Straße 47, wo eine Gedenktafel an ihn erinnert. Sein Hauptwerk ‘Schwarzwaldmädel’ ist bis heute eine der populärsten deutschen Operetten. Die Tantiemen aus den Aufführungen kommen dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zugute, denn die Witwe gründete die Léon-Jessel-Stiftung und übertrug sie dem Bezirk Wilmersdorf. Bis heute werden aus der Stiftung vor allem bedürftige Familien unterstützt. Léon Jessel wurde als Jude von den Nationalsozialisten verfolgt. Er starb am 4. Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus an den Folgen nationalsozialistischer Haft. Am 13.6.1986 wurde der Platz an der Wegenerstraße Ecke Fechnerstraße nach Léon Jessel benannt.
Der Berliner Musikwissenschaftler Albrecht Dümling veröffentlichte 1992 mit Unterstützung der Léon-Jessel-Stiftung des Bezirksamtes Wilmersdorf eine Biografie unter dem Titel “Verweigerte Heimat. Léon Jessel (1871-1942), Komponist des ‘Schwarzwaldmädel’”. Ende letzten Jahres erschien eine überarbeitete Neuauflage, die ebenfalls von der Leon-Jessel-Stiftung unterstützt wurde. Im Buchhandel ist das Buch für 19,80 Euro erhältlich.
Albrecht Dümling hat Leben und Werk von Leon Jessel auf beeindruckende Weise als Beispiel für die zerstörte Vielfalt dargestellt, an die wir uns in diesem Berliner Themenjahr 2013 in besonderer Weise erinnern, 80 Jahre nach Hitlers Machtübernahme und 75 Jahre nach der Pogromnacht des 9. November.
Leon Jessel war bereits 1894 aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten und zum christlichen Glauben übergetreten. Er war ein glühender Patriot, und seine Operette “Schwarzwaldmädel” ist nicht zuletzt auch Ausdruck seiner großen Heimatliebe. Mit seinen deutschnationalen Ansichten stand er den Nationalsozialisten anfangs wohlwollend gegenüber und beantragte sogar die Aufnahme in Alfred Rosenbergs “Kampfbund für deutsche Kultur”, wurde aber als “Volljude” abgewiesen. Viele Nationalsozialisten schätzten seine Musik, und das “Schwarzwaldmädel” stand bis 1937 in Nürnberg auf dem Spielplan. Danach durften seine Werke nicht mehr aufgeführt werden. Nachdem ein privater Brief von ihm abgefangen worden war, in dem er seine verzweifelte Lage geschildert hatte, wurde der siebzigjährige Léon Jessel Ende 1941 zur Gestapo-Leitstelle in Berlin-Mitte vorgeladen, dort inhaftiert und schwer misshandelt. Am 4. Januar 1942 starb er im
Jüdischen Krankenhaus Berlin.
C7: Ehrengrab Hildegard Wegscheider
Hildegard Wegscheider machte 1894 als erste Frau in Preußen Abitur und 1898 ebenfalls als erste Frau den Doktor der Philosophie. Sie legte das Staatsexamen für Gymnasiallehrer ab und gründete 1900 die erste private Schule mit gymnasialem Unterricht für Mädchen in Charlottenburg. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie Oberschulrätin in Berlin und von 1919 bis 1933 preußische Landtagsabgeordnete der SPD. 1933 wurde sie von den Nationalsozialisten aus allen Ämtern entlassen. Sie musste ihren Lebensunterhalt mit Privatunterricht verdienen. An ihrem 75. Geburtstag, am 2. September 1946 wurde das Gymnasium in der Lassenstraße in Grunewald nach ihr benannt. 1953 starb sie im Alter von 81 Jahren.
C11: Will Meisel
Gemeinsam mit Elisabeth Meisel und Else Pieper
Will Meisel wurde 1897 in Berlin-Neukölln, im damaligen Rixdorf geboren. Er wurde zunächst Tänzer an der Königlichen Hofoper und an der Staatsoper Berlin. 1926 wurde er Verleger und gründete die Edition Meisel & Co., in der er vor allem eigene Musiktitel veröffentlichte. Am 1. Mai 1933 wurde er Mitglied der NSDAP. Während der Zeit des Nationalsozialismus schrieb er vor allem populäre Filmmusik und Operetten.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde er als Verleger und Komponist “unabkömmlich” (uk) gestellt, musste also nicht als Soldat in den Krieg.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieb Meisel in Berlin und wurde auch als Filmproduzent tätig. Er wurde mit dem Paul-Lincke-Ring und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Will Meisel schrieb die Musik zu 44 Tonfilmen, 8 Operetten sowie unzählige Evergreens und Lieder, darunter vielleicht sein bekanntestes “Berlin bleibt doch Berlin”. Seine Operetten Königin einer Nacht und Die Frau im Spiegel wurden verfilmt.
1988 wurde an dem Haus Wittelsbacherstraße 18, wo er seit 1934 lebte und arbeitete, eine Berliner Gedenktafel für Will Meisel enthüllt. Der damals noch ziemlich unbekannte Musikstudent Max Rabe sang dazu, begleitet vom Palast Orchester, Lieder von Will Meisel. In dem Haus befindet sich auch heute noch die Geschäftsstelle der Meisel Musikverlage.
Seit 2008 erinnert in Neukölln an dem Haus Jonasstraße 22, wo er lange gelebt hat, eine zweite Gedenktafel an ihn.
D7: Ehrengrab Eugen Schiffer
Eugen Schiffer wurde 1860 in Breslau als Sohn einer zum Protestantismus übergetretenen jüdischen Familie geboren. Im Kaiserreich war er im Vorstand der Nationalliberalen Partei. In der Weimarer Republik war er zeitweise Justizminister. 1945 rief er in der sowjetischen Besatzungszone zur Gründung einer liberaldemokratischen Partei auf. 1950 siedelte er im Alter von 90 Jahren nach West-Berlin über und trat in die FDP ein. 1954 starb er im Alter von 94 Jahren.
D7: Ehrengrab der Bundeswehr Markus Matthes
28.5.1977 gefallen in Afghanistan 25.5.2011. Markus Matthes war ein deutscher Offizier und Träger des Ehrenkreuzes der Bundeswehr. Er hatte als Kommandierender einer deutschen ISAF-Einheit am 3. Mai 2011 in Nordafghanistan einen Angriff von Taliban-Rebellen abgewehrt und war dabei selbst verwundet worden. Am 25. Mai 2011 geriet sein Gefechtsfahrzeug in eine Sprengfalle. Markus Matthes starb an den Verletzungen. Sein Freund, der Weltmeister im Diskuswerfen, Robert Harting, widmete ihm seine in Südkorea am 30. August 2011 erkämpfte Goldmedaille.
D10: Ehrengrab Rolf Schwedler
Der 1914 in Berlin geborene Rolf Schwedler war von 1955 bis 1972 Senator für Bau- und Wohnungswesen und damit dienstältester Senator in der Berliner Geschichte. Er war zuständig für den Wiederaufbau Berlins. Allerdings wurde ihm auch angelastet, dass in seiner Amtszeit in West-Berlin mehr Gebäude abgerissen wurden als im Zweiten Weltkrieg zerstört worden waren.