127. Kiezspaziergang am 14.7.2012

Vom S-Bahnhof Pichelsberg zum Grunewaldturm

Start am Bahnhof Pichelsberg, 14.7.2012, Foto: KHMM

Start am Bahnhof Pichelsberg, 14.7.2012, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann
Treffpunkt: S-Bahnhof Pichelsberg auf dem Bahnsteig
ca. 5,5 km

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 127. Kiezspaziergang. Wir gehen heute auf Wanderschaft, denn wir hatten uns auf einen schönen Sommertag eingestellt, und da zieht es einen ja an’s Wasser. Deshalb wollen wir die Havel entlang bis zum Grunewaldturm gehen. Nun ist der Tag heute zwar nicht ganz schön, wie man das an einem 14. Juli erwartet, aber wir lassen uns dadurch nicht abhalten.

Kartenskizze

Kartenskizze

Unser Weg führt uns zunächst zur Halbinsel Schildhorn mit dem Schildhorndenkmal, das an die Jaczo-Sage erinnert. Ziel ist der 1897 von Franz Schwechten erbaute 55 Meter hohe Grunewaldturm auf dem 79 Meter hohen Karlsberg.
Der Turm musste 2007 aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Die Reparatur dauerte fast vier Jahre. Aber jetzt ist er wieder zugänglich, und der Pächter, der auch das Restaurant betreibt, bietet denjenigen von uns, die den Turm besteigen wollen, einen Sonderpreis an: 2 statt 3 Euro, wobei ein Euro als Gutschein im Restaurant eingelöst werden kann.
Die Bezirksgrenze verläuft mitten durch die Havel, und wir werden nicht nur die Naturschönheiten der Uferlandschaft, sondern auch den Blick nach Gatow auf der Spandauer Seite der Havel genießen können. Aber es wird auch ein wenig anstrengend sein. Unser Weg führt ist rund 5 Kilometer lang, und er führt teilweise auch recht steil über Treppen.
Zurückfahren können Sie vom Grunewaldturm aus mit dem Bus 218. Er verkehrt halbstündlich zwischen Pfaueninsel und ICC und hält beispielsweise am S-Bahnhof Heerstraße und am Theodor-Heuss-Platz.

Bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang mitteilen. Wie immer wird er wieder am zweiten Samstag des Monats stattfinden, also am 11. August ab 14.00 Uhr. An diesem Nachmittag bin ich zur Berliner Bürgermeisterregatta auf der Dahme in Köpenick eingeladen. Deshalb wird mich meine Kollegin Elfi Jantzen vertreten. Sie ist Bezirksstadträtin für Jugend, Familie, Schule, Sport und Umwelt und Ihnen an einem hoffentlich schönen Sommertag einige Grunewaldseen auch aus ökologischer Sicht vorstellen. Start ist am Samstag, dem 11. August, um 14.00 Uhr auf dem Henriettenplatz am S-Bahnhof Halensee, und es geht am Halensee, Koenigssee und Dianasee entlang bis zum Bahnhof Grunewald.

Pichelsberg
Während Pichelsdorf, Pichelswerder und der Pichelssee jenseits der Bezirksgrenze liegen und zu Spandau gehören, liegen der Pichelsberg und der zugehörige S-Bahnhof in Charlottenburg. Auf dem Pichelsberg entstand in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein Forsthaus, in dem auch Speisen und Getränke angeboten wurden, woraus wohl der Name des Berges entstanden ist. 1798 ließ Graf Kameke neben dem Forsthaus einen 11 mal 13 Meter großen, von einem Säulengang umgebenen Pavillon bauen, der schnell zu einem beliebten Ausflugsziel wurde.
Am 2. Mai 1819, einen Monat nach dem Attentat des Jenaer Burschenschaftlers Carl Ludwig Sand auf den Schriftsteller August von Kotzebue, fand auf dem Pichelsberg ein ‘revolutionäres Treffen’ von Burschenschaftlern statt, von dem die Nachwelt durch einen von der Polizei abgefangenen Brief eines Studenten erfuhr.
An dem Treffen nahmen auch die beiden protestantischen Theologen Wilhelm Martin Leberecht De Wette und Friedrich Schleiermacher und der Philosoph Georg Friedrich Wilhelm Hegel teil. Nach revolutionären Gesängen ging das Fest in ein Gelage über. Am Ende hatten die Festteilnehmer 175 Flaschen Rheinwein zu insgesamt 123 Talern geleert und für fast drei Taler Glas zerschlagen.
Auf halber Höhe am Berg entstand 1873 das Restaurant “Reichsgarten”. 1874 wurde die Chaussee von Charlottenburg nach Pichelsberg, die heutige Heerstraße, fertig gestellt, und 1875 die Chaussee von Beelitz nach Pichelsberg, die heutige Havelchaussee.
Försterei, Pavillon und Reichsgarten wurden 1943 stark beschädigt, die Försterei 1952 abgetragen und der Pavillon 1964 abgerissen.
Nach einem kurzen Zwischenspiel als Filmstudiogelände seit 1958 wurden bis 1970 von Franz-Heinrich Sobotka und Gustav Müller drei Wohnblöcke mit 12 bis 16 Stockwerken gebaut und 1974 ein Sport- und Erholungszentrum mit Tennisplätzen, Sauna und Schwimmbad eröffnet.
Von dem einstigen Ausflugsziel ist nichts übrig geblieben.

Elsa-Rendschmidt-Weg
2005 wurde auf Antrag der Bezirksverordnetenversammlung der Weg zwischen Sarkauer Allee und Glockenturmstraße nach Elsa Rendschmidt benannt. Die deutsche Eiskunstläuferin lebte von 1886 bis 1969. Sie war Sportlerin des Berliner Schlittschuh-Clubs, und sie war die erste deutsche Frau, die bei Olympischen Spielen – nämlich 1908 in London – eine Olympische Medaille errang. Sie erhielt bei den Spielen die Silbermedaille im Eiskunstlauf und hatte weitere große Meisterschaftserfolge: Vize- Weltmeisterin 1908 und 1910 und Deutsche Meisterin 1911. Am Weg liegt die Heimstätte des Berliner Schlittschuh-Clubs.

Tharauer Allee
Die Tharauer Allee wurde 1958 nach dem früher ostpreußischen Ort Tharau bei Königsberg benannt. Heute heißt der Ort Wladimirow und liegt im Gebiet Kaliningrad in Russland.

Käthe-Dorsch-Haus, 14.7.2012, Foto: KHMM

Käthe-Dorsch-Haus, 14.7.2012, Foto: KHMM

Tharauer Allee 15: Käthe-Dorsch-Haus
Das Käthe-Dorsch-Haus ist ein Seniorenheim der Seniorenheim am Lietzensee GmbH. Es wurde 2007 modernisiert und erweitert.
Käthe Dorsch war eine deutsch/österreichische Schauspielerin. Sie lebte von 1890 bis 1957. 1911 ging sie nach Berlin, seit 1927 spielte sie auch an Theatern in Wien. Von 1913 bis 1955 wirkte sie auch in vielen Filmen mit. Ihre Hinterlassenschaft bestimmte sie für die Errichtung einer „Stiftung zur Unterstützung von bedürftigen Angehörigen künstlerischer Berufe“. Die Käthe-Dorsch-Stiftung besteht bis heute und hat ihren Sitz in Westend. 1966 wurde in Neukölln eine Straße nach ihr benannt, der Käthe-Dorsch-Ring.

Angerburger Allee
Die Angerburger Allee wurde 1925 nach der ostpreußischen Stadt Angerburg benannt, heute Wegorzewo in Polen.

Grünes Dreieck
Zwischen Glockenturmstraße, Angerburger Allee und Heerstraße entstand nach Plänen von Werner Düttmann seit 1968 das so genannte Grüne Dreieck, eine Großwohnsiedlung, die am Scholzplatz mit 5stöckigen Mietshäusern beginnt und schließlich hier an der Glockenturmstraße in einen Hochhauskomplex mündet.

Hermann-Stöhr-Haus, 14.7.2012, Foto: KHMM

Hermann-Stöhr-Haus, 14.7.2012, Foto: KHMM

Angerburger Allee 56: Hermann-Stöhr-Haus
Das Hermann-Stöhr-Haus wurde 1973-75 von Rainald Neumann und Peter Lehrecke als Gemeindezentrum der evangelischen Friedensgemeinde Charlottenburg errichtet. Es ist ein fünfgeschossiger Bau in Hanglage. Die Fassade wird im Wechsel von kubischen und halbrunden Baugliedern mit einer hellroten Ziegelverblendung gestaltet. Im Erdgeschoss befinden sich eine Kapelle, Jugend-, Spiel- und Bastelräume, sowie Wohnungen.
Glockenturmstraße
Die Glockenturmstraße wurde 1936 nach dem Glockenturm am Olympiastadion benannt. Sie führt vom Glockenturm zur Heerstraße.

Heerstraße, 14.7.2012, Foto: KHMM

Heerstraße, 14.7.2012, Foto: KHMM

Heerstraße
Der Charlottenburger Teil der Heerstraße wurde 1874 als Chaussee von Charlottenburg nach Pichelsberg angelegt. Seit 1903 wurde die Straße ausgebaut und zu einem Teil der großen Ost-West-Verbindung vom Berliner Schloss zum Truppenübungsplatz in Döberitz. 1911 wurde sie in Anwesenheit Kaiser Wilhelm II. als Döberitzer Heerstraße feierlich dem Verkehr übergeben. Auf dem Truppenübungsplatz Döberitz wurden damals an Stelle des früheren Übungsplatzes auf dem Tempelhofer Feld die Paraden der Garderegimenter abgehalten.

Stößenseebrücke
Die Stößenseebrücke wurde 1909 gebaut und nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zwischen 1948 und 1951 wieder aufgebaut. Sie gehört heute zu Spandau und wird von Klettervereinen für ihren Sport genutzt.
Die Bezirksgrenze zwischen Spandau und Charlottenburg-Wilmersdorf verläuft südlich der Heerstraße mitten durch den Stößensee und anschließend mitten durch die Havel.
Die etwas vorspringende Landzunge hier am südwestlichen Stößensee trägt den Namen Rupenhorn: Horn ist eine häufige Bezeichnung für Halbinseln und Landzungen, die ins Wasser ragen. Wir werden ja auf unserer Wanderung auch noch auf die Halbinsel Schildhorn treffen. Und mit “Rupen” sind die Aalraupen gemeint, ein Speisefisch, der hier von den Fischern einmal gefangen wurde, und im Mittelhochdeutschen hieß “Raupe” im 14. Jahrhundert “Rupe”.
In den 1920er Jahren entstanden am Rupenhorn eine Reihe von Villen und Gärten in Hanglage mit Havelblick weit über den Stößensee hinaus. Das Hochufer wird von Architekten als “Traumlandschaft” beschrieben, in der die Eiszeit einen für die Havellandschaft typischen “Rinnsee” hinterließ, eben den Stößensee. Das Gefälle zur Havel beträgt bis zu 35 Meter, was herrliche Fernsichten ermöglicht.

Havelhöhenweg, 14.7.2012, Foto: KHMM

Havelhöhenweg, 14.7.2012, Foto: KHMM

Havelhöhenweg
Der rund 10 Kilometer lange Havelhöhenweg führt am Steilufer der Havel entlang vom Strandbad Wannsee im Süden bis hierher zur Heerstraße im Norden. Auf 30 Infotafeln entlang der Strecke gibt es Erläuterungen. Eine der Tafeln sehen Sie hier an der Stößenseebrücke. An einzelnen Infopunkten ist ein Faltblatt erhältlich.
Der südliche Teil gehört zum Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf führt der nördliche Teil des Weges von der Lieper Bucht über den Grunewaldturm und die Halbinsel Schildhorn bis hierher zum Stößensee an der Heerstraße.

Havelhöhenweg, 14.7.2012, Foto: KHMM

Havelhöhenweg, 14.7.2012, Foto: KHMM

Der Havelhöhenweg wurde in den 1950er Jahren als Teil eines Notstandsprogramms angelegt und inzwischen vom Forstamt Grunewald wieder hergestellt, finanziert teilweise aus dem Umweltentlastungsprogramm der Europäischen Union. Zuletzt wurde 2009 das Teilstück hier in Rupenhorn der Öffentlichkeit übergeben.
Der neue Weg verläuft durch ehemalige Villengärten und Reste alter Terrassen- und Treppenanlagen. Stattliche Eiben, Buchsbäume und Rhododendren sind Zeugen der historischen Gartennutzung. Das Gebiet musste von der Deutschen Bahn zugänglich gemacht und gestaltet werden als Teil des Ausgleichs für die Natur, die für die Bahnverbindung Hannover-Berlin verbaut wurde.

Aussichtsplattform, 14.7.2012, Foto: KHMM

Aussichtsplattform, 14.7.2012, Foto: KHMM

Der Weg wurde repariert und neu gebaut als teilweise serpentinartige Treppenanlage am Havelhang zwischen Havelchaussee und der Straße Am Rupenhorn. Sie müssen sich also auf viele Treppen einstellen, die auf den 750 Metern bergauf und bergab führen.
Wem das zu anstrengend ist, der kann auch hier gleich an der Stößenseebrücke hinunter zur Havelchaussee gehen und unten links ein Stück an der Havelchaussee entlang bis zur Hausnummer 139. Über die Treppe gegenüber werden wir herunter kommen.

Stößensee, 14.7.2012, Foto: KHMM

Stößensee, 14.7.2012, Foto: KHMM

Havelchaussee 129: Seglerverein Stößensee e.V.
Der Stößensee ist als Nebenarm der Havel umlagert von Yacht- und Ruderclubs, Segelvereinen, Ausflugslokalen und Hotels. Die Segel- und Ruderclubs haben in Berlin eine lange Tradition und waren keineswegs den Reichen vorbehalten. Sie wurden teilweise von Großbetrieben und karitativen Organisationen gegründet und ermöglichten gerade auch Arbeitern die Teilnahme am Wassersport. Das Bootshaus der TU-Berlin beispielsweise am gegenüberliegenden Ufer der Halbinsel Pichelswerder steht allen Universitätsangehörigen offen.
Der Seglerverein Stößensee e.V. wurde 1909 von einigen “wilden” Seglern gegründet, die nicht in die traditionellen Segelvereine des Deutschen Segelverbandes eintreten durften oder wollten. Der Verein galt als links und wurde 1934 von den Nationalsozialisten aufgelöst, aber 1948 von der britischen Militärregierung wieder zugelassen. 2003 konnte der Verein sein Gelände als Eigentum erwerben.
Havelchaussee 119: Klub am Rupenhorn
Der 1923 gegründete Segelverein Klub am Rupenhorn betreibt eine besonders engagierte Jugendarbeit und ist auch für Familien attraktiv. Für ausgezeichnete Leistungen in der Jugendarbeit kam der Klub 2004 auf den zweiten und 2005 auf den ersten Platz in der Ausschreibung “Coolste Jugendarbeit” des Berliner Segler-Verbandes.

Havelchaussee 107/Am Postfenn: Alte Liebe
Gegenüber der Einmündung der Straße Am Postfenn liegt seit 1925 das Restaurantschiff “Alte Liebe”. Damit ist es wohl die älteste Schiffsgastronomie Berlins. Das Schiff wurde 1912 gebaut und war auf der Elbe und in Hamburg im Einsatz, bevor es hier seinen dauerhaften Heimathafen fand.
Die Straße Am Postfenn wurde 1930 nach dem Naturschutzgebiet benannt, das im Grunewald unweit dieser Straße liegt.
Der Weg an der Havel ist zur Zeit eine Baustelle. Die Wasserwerke verlegen hier neue Rohre. Deshalb gehen wir jetzt einen schmalen Weg zwischen Havelchaussee und Havel entlang. Kurz vor der Halbinsel Schildhorn werden wir das Ufer erreichen, von dem aus Sie den Blick über die Havel und zurück zum Stößensee genießen können.

Oberförster Kilz, 14.7.2012, Foto: KHMM

Oberförster Kilz, 14.7.2012, Foto: KHMM

Halbinsel Schildhorn
Ich freue mich sehr, dass der Leiter des Forstamtes Grunewald, Oberförster Elmar Kilz, zu uns gestoßen ist. Er hat den Ausbau des Havel-Höhenweges mit geplant und aktiv begleitet und kann uns einiges dazu erzählen.
Das Wirtshaus Schildhorn steht unter Denkmalschutz. Bereits um 1850 entstanden an der Havelchaussee drei spätklassizistische Wohnhäuser. Das Wirtshaus wurde ab 1865 in zahlreichen Baustufen errichtet und ist ein beliebtes, traditionelles Ausflugslokal am Havelufer. Im Äußeren ist es weitgehend erhalten: Zwei hallenartige eingeschossige Restaurantsäle wurden 1873 als Eisenfachwerkbauten errichtet. Daneben steht ein neubarocker Putzbau mit verglasten Arkaden von 1890.
1965 baute die IG Bau für ihr Gemeinnütziges Erholungswerk GEW auf dem Gelände des ehemaligen Hauses Ritzhaupt das Hotel Haus Schildhorn. Die Abkürzung GEW hat also hier nichts mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zu tun. Die 47 Doppelzimmer und 5 Familienstudios werden bevorzugt an Gewerkschaftsmitglieder vergeben. Das Gartenlokal ist öffentlich zugänglich.

Schildhorn-Denkmal, 14.7.2012, Foto: KHMM

Schildhorn-Denkmal, 14.7.2012, Foto: KHMM

Schildhorndenkmal
1845 ließ König Friedrich Wilhelm IV. das Schildhorndenkmal nach einem Entwurf von Friedrich August Stüler als Pfeiler aus schlesischem Sandstein errichten.
Das Denkmal erinnert an den Wendenfürsten Jaczo, der an dieser Stelle, vor Albrecht dem Bären fliehend, die Havel durchschwommen haben soll. Gerettet, hing er Schild und Schwert an einen Baum und gelobte, sich taufen zu lassen.
Stüler gab dem Pfeiler die Form eines Baumstumpfes, an dessen angedeuteten Zweigen die Waffen des Wendenfürsten hängen. Auf halber Höhe hängt der Schild, so, wie Jaczo ihn der Legende zufolge zurück gelassen hat. Den krönenden Abschluss bildet ein Scheibenkreuz.
Am 10. Juni dieses Jahres habe ich gemeinsam mit meinem Spandauer Kollegen, Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank am Spandauer Havelufer in Gatow in der Nähe des Jaczoturms den Startschuss zum Schildhornschwimmen gegeben. Sieger wurde, wer die 750 Meter über die Havel geschwommen ist und hier zuerst in das Horn geblasen hat, das zu diesem Zweck am Schildhorn-Denkmal aufgehängt wurde. Dieser Schwimm-Wettbewerb wurde gleichzeitig mit einem Jaczo-Fest auf beiden Seiten der Havel vom Verein Bürger für Schildhorn e.V. veranstaltet. Der Verein wurde vor einem Jahr gegründet. Er will dieses Fest jedes Jahr veranstalten und strebt die Umgestaltung der Halbinsel Schildhorn in einen Volkspark an.
Wir gehen jetzt den Weg am Havelufer entlang bis an der Wasserrettungsstelle Grunewaldturm der Aufstieg auf den Karlsberg beginnt.

Villa Lemm
Auf der Spandauer Havelseite in Gatow können Sie die Villa Lemm erkennen. Der Unternehmer Otto Lemm baute seit 1898 auf dem Gebiet der Charlottenburger Schleuseninsel seine Fabrik Urban & Lemm zu einem der führenden Schuhcreme- und Metallputzmittelproduzenten aus. Vor allem die Marke “Urbin” machte Lemm reich. 1907 baute er in Gatow an der Havel die “Villa Lemm” mit Boots- und Gewächshaus, einem Pförtner- und Wirtschaftsgebäude sowie 3 Gartenpavillons. 1929 kaufte es ein jüdischer Arzt, der 1933 emigrieren musste. Danach wurde es vom Bezirk Spandau übernommen. Zeitweise lebte der Spandauer Bezirksbürgermeister darin. Nach 1945 wurde es zur Residenz des britischen Stadtkommandanten. 1995 kaufte es der Unternehmer Dr. Hartwig Piepenbrock.

Grunewaldturm, 14.7.2012, Foto: KHMM

Grunewaldturm, 14.7.2012, Foto: KHMM

Grunewaldturm
Auf dem 79m hohen Karlsberg an der Havel baute Franz Schwechten, der Architekt der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, 1897 einen 55m hohen Turm. Er wurde am 5.6.1899 als “Kaiser-Wilhelm-Turm” eingeweiht, am 15.9.1948 in “Grunewaldturm” umbenannt. Die Inschrift lautet: “Koenig Wilhelm I zum Gedaechtniss” und “Der Kreis Teltow baute mich 1897”. Der preußische König Wilhelm I. wurde 1871 Deutscher Kaiser, blieb aber bis zu seinem Tod 1888 auch König von Preußen.

Blick vom Grunewaldturm zum Teufelsberg, 14.7.2012, Foto: KHMM

Blick vom Grunewaldturm zum Teufelsberg, 14.7.2012, Foto: KHMM

Am 13.10.2007 wurde der Turm aus Sicherheitsgründen gesperrt, vor allem wegen maroder Treppenstufen. Wegen weiterer entdeckter Bauschäden verzögerte sich mehrmals die Wiedereröffnung nach der Sanierung, Am Karfreitag, dem 23.4.2011 war es schließlich soweit. Seither kann der Turm wieder bestiegen werden.
204 Stufen führen zur Plattform, die einen schönen Blick über die Havel und den Grunewald bietet.

Blick vom Grunewaldturm zum Funkturm, 14.7.2012, Foto: KHMM

Blick vom Grunewaldturm zum Funkturm, 14.7.2012, Foto: KHMM

Normalerweise kostet der Aufstieg 3 Euro, von denen 1 Euro als Gutschein im Restaurant wieder eingelöst werden kann. Der Betreiber des Restaurants und des Turms, Herr Hansow, hat für uns einen Sonderpreis gemacht. Sie dürfen für 2 Euro auf den Turm und ebenfalls einen davon im Restaurant wieder einlösen. Herzlichen Dank dafür.