Weimarische Straße Ecke Detmolder Straße: Gedenktafel für Maria Gräfin von Maltzan
Die Gedenktafel für Maria Gräfin von Maltzan wurde am 12. November 1999, zwei Jahre nach ihrem Tod, enthüllt.
Da die Hauseigentümer mit einer Anbringung am Haus nicht einverstanden waren, wurde die Edelstahltafel in Form eines Pults auf dem Gehweg neben dem Haus aufgestellt:
“Hier lebte von 1938 bis 1945
die Tierärztin
MARIA GRÄFIN VON MALTZAN
25.3.1909 – 12.11.1997
Sie versteckte in ihrer Wohnung zwischen 1942 und1945
verfolgte Jüdinnen und Juden und ermöglichte ihnen
in Zusammenarbeit mit der schwedischen Kirche
und Widerstandsgruppen die Flucht aus Deutschland.”
Auf dem Umschlag ihres Erinnerungsbuches ist sie abgebildet mit Zigarillo, den Blick voll gespannter Aufmerksamkeit nach vorn, in die Zukunft gerichtet. Über dem Foto der Buchtitel: “Schlage die Trommel und fürchte dich nicht!” Dieser Buchumschlag vermittelt uns den Eindruck einer starken Frau, die weiß, was sie will, unbeugsam, rebellisch, eine Widerspenstige, die sich nicht zähmen lässt.
Noch im hohen Alter von 80 Jahren betrieb sie eine Tierarztpraxis in Kreuzberg und fühlte sich wohl in der dortigen Punk-Szene. Sie war impulsiv, geradeheraus. Diplomatie und Benimmregeln lagen ihr nicht. In der Nachkriegszeit reiste sie als Tierärztin mit Zirkusunternehmen durch die Lande. Sie war immer unangepasst und unbequem. Sie hielt das, was sie getan hat, wofür sie 1989 mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet wurde für selbstverständlich.
Sie hat ihren jüdischen Freund Hans Hirschel in ihrer kleinen Ladenwohnung hier in dem damaligen Haus Detmolder Straße 11 versteckt, und sie verhalf vielen anderen untergetauchten Juden zur Flucht. Sie hat dabei nicht nur einmal ihr Leben riskiert. Sie hat eng mit der schwedischen Victoriagemeinde in der Landhausstraße in Wilmersdorf zusammengearbeitet. Der dortige Pastor Perwe, Nachfolger von Birger Forell in dieser Funktion, hat sie tatkräftig unterstützt. Die damalige deutsch-schwedische Zusammenarbeit, die von der Gräfin Maltzan organisiert wurde, erstreckte sich übrigens sogar auf staatliche Institutionen. Jedenfalls wusste der damalige schwedische Botschafter Arvid Richert Bescheid, und die deutschen Polizeiwachtmeister vom Revier Landhausstraße schauten weg und gingen sogar vereinzelt soweit, die Kirche zu warnen, wenn Gefahr drohte. So konnten eine Reihe von Untergetauchten, sie wurden damals “U-Boote” genannt, in den Kriegsjahren 1942 bis 1945 außer
Landes gebracht und gerettet werden.
Meist waren es übrigens Möbeltransporte, in denen die Flüchtlinge versteckt wurden.
Ähnlich wie Oskar Schindler musste die im gräflichen Schloss Militsch in Schlesien geborene Tierärztin Maltzan sich im Nachkriegsdeutschland mühsam durchschlagen. Erst Ende der 80er Jahre erhielt sie die verdiente Anerkennung, nachdem ihr Buch veröffentlicht worden war.
Nach Kriegsende heiratete sie ihren Freund Hans Hirschel. Die Ehe zerbrach bald, aber die beiden heirateten 1972 zum zweiten Mal und lebten bis zum Tod des Freundes und Ehemannes im September 1975 zusammen.
Der letzte Satz ihres Erinnerungsbuches lautet: “In meiner schlesischen Heimat gibt es das schöne Wort ‘Besser kurz gelebt und gut’. Dem habe ich nicht entsprochen, aber eins kann ich sagen: Ich habe mich keine Minute gelangweilt”.
Mainzer Str. 16a: Stolpersteine
Die Stolpersteine für Siegfried und Natalie Lichtenstaedt und für Pera Sandberger wurden am 22.10.2009 verlegt.
Siegfried Lichtenstaedt, geboren am 27. Januar 1883 in Bromberg, und Natalie Lichtenstaedt geb. Sandberger, am 2. August 1889 in Czempin, wurden am 14. November 1941 nach Minsk deportiert und ermordet.
Pera Sandberger, geboren am 19. November 1885 in Czempin, wurde am 15. August 1942 nach Riga deportiert und dort nach Ankunft am 18. August 1942 ermordet.
Mainzer Str. 16: Stolpersteine
Die Stolpersteine für Antonie Folkmar, Klara Jonas, Hulda und Helene Sachs wurden am 29. September 2010 verlegt.
Antonie Folkmar geb. Levy am 05. Februar 1881 in Stargard, wurde am 14. November 1941 nach Minsk deportiert und ermordet.
Klara Jonas wurde am 11. November 1877 in Stargard geboren, sie wurde am 20. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort am 14. Oktober 1942 ermordet.
Hulde Sachs geborene Peiser am 04. August 1867 in Posen, wurde am 28. Mai 1943 nach Theresienstadt deportiert und wurde dort am 24. April 1944 ermordet.
Helene Sachs wurde am 5. Oktober 1894 in Pollnow geboren, sie wurde am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Bundesplatz: Winzerin
Die Winzerin ist ein Geschenk der Familie des Bildhauers Friedrich Drake an die damalige Stadt Wilmersdorf. Die marmorne Skulptur ist die Vergrößerung einer 1854 geschaffenen Kleinplastik. Sie wurde 1910 hier in der Grünanlage am Bundesplatz aufgestellt. 1968 wurde sie an ihren heutigen Standort versetzt. 1982 wurde sie durch eine Steinreplik ersetzt, das Original wurde im Lapidarium aufbewahrt, seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau, wo die Originalskulpturen restauriert werden, um sie danach wieder öffentlich zugänglich zu machen.