122. Kiezspaziergang am 11.02.2012

Vom Ernst-Reuter-Platz zum Seniorenzentrum Kardinal Bengsch

Bezirksstadtrat Carsten Engelmann

Sozialstadtrat Carsten Engelmann, 11.2.2012

mit Sozialstadtrat Carsten Engelmann
Treffpunkt: U-Bahn-Ausgang Ernst-Reuter-Platz an der Hardenbergstraße Ecke Schillerstraße
ca. 2,0 km
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 122. Kiezspaziergang. Es ist mein erster. Mein Name ist Carsten Engelmann, und ich bin seit Oktober 2011 Bezirksstadtrat für Soziales und Gesundheit. Ich vertrete Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann, der heute verhindert ist.
Heute soll es um eine Reihe von sozialen, wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen zwischen Landwehrkanal, Spree und Otto-Suhr-Allee gehen. Wir werden zunächst über die Marchstraße die UdK und das Jazz-Institut Berlin am Einsteinufer erreichen, wo wir uns zum ersten Mal aufwärmen können. Ich freue mich, dass der persönliche Referent des UdK-Präsidenten, Bjoern Wilck, diesen Besuch organisiert hat. Er ist bereits hier und wird mit uns zur UdK spazieren. Herzlichen willkommen und herzlichen Dank, Herr Wilck.

Kartenskizze

Kartenskizze

Wir werden dann über die Abbestraße und Guerickestraße an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt vorbeigehen und die “Hardenberger” in der Kohlrauschstraße erreichen. Von dort geht es weiter durch die Guerickestraße vorbei am Luisenkirchhof I, an der Evangelischen Schule Charlottenburg und an der Kirche Alt-Lietzow zum Malteser Hilfsdienst und schließlich über den Lüdtgeweg zum Seniorenzentrum Kardinal Bengsch am Iburger Ufer, wo wir uns bei einer Tasse Kaffee oder Tee wieder aufwärmen können. Von dort sind es nur noch wenige Meter durch die Arcostraße bis zum U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz.
Hier am Ernst-Reuter-Platz befinden wir uns in gewisser Weise mitten auf dem Campus Charlottenburg. Um uns herum gibt es Universitäten und wissenschaftliche Einrichtungen in so großer Zahl wie kaum irgendwo sonst in Europa. Im Oktober 2010 gründeten die Technische Universität, die Universität der Künste und das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf die Arbeitsgemeinschaft Campus Charlottenburg, und im Mai 2011 bekam diese Arbeitsgemeinschaft eine Geschäftsstelle. Ich freue mich sehr, dass die Leiterin dieser Geschäftsstelle, Petra Schubert, heute bei uns ist. Sie wird uns gleich mehr erzählen über das neue große Netzwerk Campus Charlottenburg.
Bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang mitteilen. Wie immer findet er am zweiten Samstag des Monats statt, also am 10. März ab 14.00 Uhr. Das ist zwei Tage nach dem Weltfrauentag, und deshalb wird es wie immer bei uns im März vor allem um Frauen gehen. Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann wird Ihnen eine Reihe von bedeutenden Frauen unseres Bezirks vorstellen. Treffpunkt ist vor dem Unternehmerinnen- und Gründerinnenzentrum Charlottenburg-Wilmersdorf UCW an der Sigmaringer Straße 1 Ecke Gasteiner Straße und Brandenburgische Straße am U-Bahnhof Blissestraße. Von dort geht es bis zum Bundesplatz, an dem unter anderem die Winzerin zu besichtigen ist.

Ernst-Reuter-Platz
Kaum irgendwo sonst in Berlin ist so sehr die Nachkriegszeit präsent wie hier. Schon der Name “Ernst-Reuter-Platz”, und natürlich auch die Straße des 17. Juni erinnern an die Nachkriegszeit und an die 1950er Jahre. Bis 1953 hieß dieser Platz “Am Knie”. Schriftlich ist diese Bezeichnung erstmals auf einem Berliner Stadtplan von 1901 aufgetaucht, aber vermutlich nannte man diesen Platz schon lange vorher so.
Die Hauptverbindung vom Berliner Stadtschloss zum Schloss Charlottenburg über die Charlottenburger Chaussee, heute Straße des 17. Juni, und die Berliner Straße, heute Otto-Suhr-Allee, macht hier einen Knick, bildet also ein Knie. Ein weiteres Knie kam dann durch den Straßenzug Hardenbergstraße – Bismarckstraße hinzu.
Umbenannt wurde der Platz am 1. Oktober 1953, zwei Tage nach dem Tod des ersten Regierenden Bürgermeisters von West-Berlin.
Dieser Platz hat sein Gesicht nach dem Zweiten Weltkrieg so radikal verändert wie kaum ein anderer. Nur sehr wenig erinnert noch an die Bebauung vor dem Krieg.
Der Platz wurde nach Planungen des Architekten Bernhard Hermkes Ende der 50er Jahre angelegt und ist ein typisches Beispiel für die städtebaulichen Vorstellungen von der autogerechten Stadt, wie sie von den 50er bis zu den 70er Jahren vorherrschte.
Der Platz wurde mit 180 Metern Durchmesser zum größten Rundplatz Berlins. Zuletzt wurde 1960 die Mittelinsel mit Wasserspielen und Hauptfontäne durch Werner Düttmann gestaltet. Zur Mittelinsel führt ein Fußgängertunnel.
Um den Platz herum entstanden seit 1954 nach dem städtebaulichen Entwurf Bernhard Hermkes innerhalb von 20 Jahren Hochhäuser mit Verwaltungseinrichtungen von Telefunken, Osram, IBM und anderen Firmen und Hochschulgebäude der Technischen Universität, die später auch das Telefunken-Hochhaus bezogen hat. Alle Gebäude stehen unter Denkmalschutz.
Das Haus hier am Ernst-Reuter-Platz Nr.2 wurde 1960/61 von Rolf Gutbrod und Hermann Kiess für IBM erbaut. Heute gibt es hier unter anderem Geschäftsräume der Firma Hochtief.

Am Ernst-Reuter-Platz, 11.2.2011, Foto: KHMM

Am Ernst-Reuter-Platz, 11.2.2011

Gegenüber, zwischen Hardenbergstraße und Straße des 17. Juni wurde das Hochhaus für Bergbau und Hüttenwesen der TU-Berlin 1954-59 von Willy Kreuer als 10-geschossiger Rasterbau mit blauer Glasfassade errichtet, mit niedrigen Anbauten daneben. Das Gebäude wurde zum Vorbild für spätere Institutsbauten in Deutschland. Es wurde in den letzten Jahren umfassend und denkmalgerecht saniert. Hinter der Bushaltestelle steht die Skulptur “Kristalline Form – Wachsende Flügel” von Karl Hartung.
Die Technische Universität kam vor rund 130 Jahren nach Charlottenburg. Gemeinsam mit der Universität der Künste hat sie Charlottenburg zur Universitätsstadt gemacht und den heutigen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zum bedeutenden Berliner Wissenschaftsstandort. Rund um den Ernst-Reuter-Platz befindet sich eines der größten innerstädtischen Wissenschaftsareale Europas.
Neben TU Berlin und UdK mit 9.000 Beschäftigten und 34.000 Studenten residieren hier noch viele weitere wissenschaftliche Einrichtungen, darunter vier Fraunhofer-Institute, die Physikalisch-Technische Bundesanstalt und das Produktionstechnische Zentrum PTZ.
Unter dem Begriff Campus Charlottenburg soll diese Tatsache jetzt auch öffentlich bekannter gemacht und die Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Einrichtungen und wirtschaftlichen Betriebe verbessert werden. In ihrer ersten gemeinsamen Pressekonferenz verkündeten die Präsidenten der TU Berlin und der UdK vor einem Jahr die Gründung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zur Entwicklung des Gebietes.
Die Leiterin der Geschäftsstelle dieser Arbeitsgruppe, Petra Schubert, ist heute bei uns. Sie kann uns mehr erzählen über das neue große Netzwerk Campus Charlottenburg.

Ernst-Reuter-Pl.3-5: Schweinske
Im Juni 2005 eröffnete Birger Butenschön aus Hamburg sein Berliner Schweinske-Lokal, nachdem die Kette in Hamburg großen Erfolg hatte. Hier in Berlin gibt es nicht nur preiswertes Essen in einem familienfreundlichen Lokal, sondern auch seit 2006 in jedem Jahr an Heiligabend ein kostenloses Weihnachtsmenü und anschließend Geschenke für jeweils 100 Bedürftige Menschen mit Kindern. Dafür wurde der Geschäftsführer Birger Butenschön im letzten Jahr mit der Bürgermedaille des Bezirks ausgezeichnet.

Ernst-Reuter-Platz (Masterplan)
Am 30. November 2011 fand die erste Standortkonferenz “Ernst-Reuter-Platz” statt, an der sich auch der Sohn von Ernst Reuter, der frühere Chef der Daimler-Benz AG, Edzard Reuter, beteiligte. Der Platz soll lebendiger werden, nicht nur für Autos. Der Zugang zur Mittelinsel, der bisher nur über einen Tunnel möglich ist, soll erleichtert werden. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher plant, einen Ideenwettbewerb für 2012 zum Ernst-Reuter-Platz auszuschreiben, auch im Hinblick auf die Internationale Bauausstellung 2020. Allerdings sind Veränderungen nicht einfach, weil sowohl der Platz selbst wie auch alle ihn umgebenden Gebäude als herausragende Beispiele der Nachkriegsmoderne unter Denkmalschutz stehen. Studenten haben schon erste Ideen für den Platz entwickelt wie zum Beispiel Ampeln im Kreisverkehr, damit Fußgänger den Platz überqueren können. Am Ende soll der Ernst-Reuter-Platz als Zentrum des Campus Charlottenburg erlebt werden können.

Ernst-Reuter-Pl.7: Telefunken-Hochhaus (Telekom)
Das 22stöckige, 80 Meter hohe Haus am Ernst-Reuter-Platz Nr.7 wurde 1958-60 von Paul Schwebes und Hans Schoszberger als erstes Berliner Gebäude mit mehr als 20 Stockwerken gebaut. Bekannt wurde es als Telefunken-Hochhaus bzw. als “Haus der Elektrizität”. Später wurde das Haus von der Technischen Universität Berlin übernommen. Inzwischen betreibt sie hier gemeinsam mit der Deutschen Telekom eine Forschungseinrichtung.
In diesem Haus wurde auch das 1982 gegründete Zentrum für Antisemitismusforschung untergebracht. Es arbeitet interdisziplinär in Forschung und Lehre über Vorurteile und ihre Folgen wie Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.
Schwerpunkte der Arbeit sind die deutsch-jüdische Geschichte, aber auch der aktuelle Rechtsextremismus. Die Bibliothek umfasst ca. 32.000 Bände, darunter eine der größten Sammlungen antisemitischer Schriften in Europa, 200 Zeitschriften und zahlreiche weitere Medien. Das Archiv enthält unter anderem biographische Unterlagen von 25.000 deutschsprachigen Emigranten nach 1933.
Mit Aufzügen gut erreichbar ist die Caféteria in der 20. Etage. Von oben hat man einen faszinierenden Überblick über ganz Berlin.

Ernst-Reuter-Pl.8: Osram-Haus (Teles)
Das 9stöckige Bürohaus am Ernst-Reuter-Platz Nr. 8 wurde 1956/57 von Bernhard Hermkes für die Verwaltung der Osram GmbH errichtet. Heute leuchtet der Schriftzug Teles vom Dach. Für die Rasterfassade in den Farben rot und weiß wurden Stahlbetonstützen mit Travertinplatten verwendet.
In dem Gebäude befand sich einst Osrams “Lichtmuseum”, in dem die Entwicklungsgeschichte der elektrischen Glühlampe dokumentiert wurde. Später bezog die Eternit Hauptverwaltung das Gebäude.
Seit 2009 hat die Teles Group hier ihren Sitz. Sie wurde 1983 von Prof. Sigram Schindler in enger Cooperation mit der TU Berlin als Teles GmbH gegründet. Schindler war an der TU bis 1998 Professor für Telekommunikation. 1997 wählte ihn das Manager Magazin zum High-Tech-Manager des Jahres. Die Firma Teles ist heute ein deutscher Konzern, der Infrastruktur-Systeme für Telekommunikationsnetze entwickelt und Internet-Dienste vermarktet. Man könnte sagen: Teles sorgt dafür, dass wir im Internet surfen können. Dazu passt die Firma Gravis, die als Deutschlands größter Apple-Händler seit Anfang 2007 in dem zweistöckigen Nebengebäude ihr Berliner Hauptgeschäft betreibt, den sogenannten Apple-Flagship-Store.

Vor der SRH-Hochschule, 11.2.2011, Foto: KHMM

Vor der SRH-Hochschule, 11.2.2011

Ernst-Reuter-Pl. 9-10: SRH-Hochschule
Das Büro- und Geschäftshaus der Firma Pepper daneben am Ernst-Reuter-Platz 9-10 wurde 1963 von Sobotka & Müller gebaut. Darin ist seit 2002 die SRH Hochschule Berlin untergebracht, eine private, staatlich anerkannte Fachhochschule. Hier werden staatlich anerkannte Bachelor-Studiengänge der Fachrichtungen “Wirtschaft – Business Administration” und “Informations- und Kommunikationsmanagement” angeboten, die jeweils nach drei Jahren mit einem Bachelor of Arts (B.A.) abschließen. Der Wirtschaftsstudiengang kann sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache, der Masterstudiengang nur in englischer Sprache studiert werden.
Die Hochschule wurde im Jahr 2000 von Erman Tanyildiz initiiert und im Mai 2002 als “OTA Hochschule” staatlich anerkannt. Der erste Jahrgang startete 2002. Der Name OTA ergab sich aus den Firmengründern Otremba und Tanyildiz, deren Stiftung ehemaliger Träger der OTA Hochschule war. Im Oktober 2007 wurde die Hochschule in den Hochschulverbund der “Stiftung Rehabilitation Heidelberg” (SRH) aufgenommen und ihr Name geändert in SRH Hochschule Berlin. Sie unterhält Partnerschaften mit Hochschulen in Dublin, Paris und Istanbul.

Straße des 17.Juni 152: Architekturgebäude der TU
Das Architekturgebäude der Technischen Universität wurde 1963-68 von Bernhard Hermkes gebaut, der dazugehörige Flachbau von Hans Scharoun. Davor wurde 1963 die Skulptur “Flamme” von Bernhard Heiliger aufgestellt. Sie ist dem Andenken Ernst Reuters gewidmet. Das Gebäude wurde von 1991 bis 93 asbestsaniert, und die Fassade wurde vollständig erneuert.

Marchstraße
Die Marchstraße wurde bereits 1863 benannt nach dem Keramiker und Tonwarenfabrikanten Ernst March, der von 1798 bis 1847 lebte. Er war Keramiker und Töpfermeister und gründete 1836 auf dem Gelände zwischen der heutigen Marchstraße, der Straße des 17. Juni und dem Landwehrkanal, dem sogenannten ‘Thiergartenfeld’ die Tonwarenfabrik Ernst March und Söhne.
Von einer kleinen Töpferei entwickelte March seinen Handwerksbetrieb zum bedeutendsten Unternehmen der keramischen Industrie auf dem europäischen Kontinent. Hier wurden Schmuckfiguren, Baukeramik, Wasserrohre, Ziegel und vieles mehr hergestellt. Die Erzeugnisse der Tonwarenfabrik March sind an vielen wichtigen Berliner öffentlichen Gebäuden bis heute gut erhalten: zum Beispiel am Roten Rathaus, am Martin Gropius Bau und an der Friedrich Werderschen Kirche.
Nach dem frühen Tod des Gründers 1847 führte seine Witwe Sophie March das Unternehmen bis zur Übergabe an die Söhne Paul und Emil weiter und wurde eine der bedeutendsten Unternehmerinnen des 19. Jahrhunderts – eine absolute Ausnahmeerscheinung in der ansonsten männerdominierten Industrie. Unter Pauls Sohn Albert fusionierte die Fabrik 1902 mit anderen Unternehmen der Branche zur “Vereinigten Tonwarenwerke AG”.
1904 wurden die Fabrikationsanlagen auf diesem Gelände aufgegeben, denn Charlottenburg hatte sich zur Großstadt gewandelt, rund um die Fabrik waren immer mehr Villen entstanden, und die Bewohner fühlten sich durch die Fabrik gestört. Inzwischen hat die TU dieses Gelände vollständig in Besitz genommen. Unter anderem befinden sich hier die Architekturfakultät, die Flugtechnischen Institut, das Institut für Raumfahrt, die Kerntechnik-Fakultät und das Heinrich-Hertz-Institut. Wir haben hier den interessanten Fall eines städtebaulichen Wandels vom Industriegebiet über ein gehobenes Wohngebiet zum Wissenschaftsstandort, über den uns sicher Frau Schubert noch mehr erzählen kann.

An der PTB, 11.2.2012, Foto: KHMM

An der PTB, 11.2.2012

Fraunhoferstraße Ecke Marchstraße: PTB
Die Fraunhoferstraße wurde 1899 benannt nach dem Optiker und Physiker Joseph von Fraunhofer, der von 1787 bis 1826 lebte.
1887 wurde hier die Physikalisch-Technische Reichsanstalt (PTR) gegründet. Die ersten Gebäude hier zwischen Abbestraße und Marchstraße wurden 1885 bis 1895 nach Plänen von Paul Emmanuel Spieker errichtet – vor allem auf Initiative und nach Ideen von Werner Siemens, der dem Deutschen Reich das Grundstück stiftete, und Hermann von Helmholtz, der dann erster Präsident der PTR wurde. 1891 wurde das Observatorium an der Marchstraße fertig gestellt, das die PTR 1891 als erstes Gebäude beziehen konnte. An dem Haus erinnert eine Gedenktafel an den ersten Präsidenten:
“Hier wirkte als erster Präsident der
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
Hermann von Helmholtz
(1821-1894)
Vollender der Klassischen Physik
Wegbereiter des wissenschaftlich-
technischen Zeitalters”
1897 wurde der Werner-von-Siemens-Bau an der Abbestraße bezogen. Gebäude an der Guerickestraße und auf der anderen Seite der Abbestraße kamen später hinzu.
Die heutige Physikalisch-Technische Bundesanstalt ist das nationale deutsche Institut für Messtechnik und Metrologie, die Wissenschaft vom Messen, nicht zu verwechseln mit der Meteorologie, der Wissenschaft vom Wetter.
Das Messen ist die Grundlage jeder Wissenschaft und von entscheidender Bedeutung für den Fortschritt von Wissenschaft und Technik und damit auch für unser tägliches Leben.
Ohne immer genauere Messmethoden wäre moderne Technologie nicht vorstellbar.
Die PTB ist eines der weltweit führenden nationalen Metrologie-Institute. Sie misst alle physikalischen Größen mit höchster Genauigkeit und Zuverlässigkeit und stellt diese Kernkompetenz in erster Linie der Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft in Deutschland, aber auch in Europa und weltweit zur Verfügung.
1953 wurden die PTR Berlin-Charlottenburg und die PTB Braunschweig, die beide aus der früheren Physikalisch-Technischen Reichsanstalt hervorgegangen waren, vereinigt und von der Bundesrepublik übernommen. Parallel zu dieser Entwicklung war im Ostteil Berlins das Amt für Standardisierung, Messwesen und Warenprüfung der DDR entstanden, dessen Bereich Messwesen 1990 in die PTB eingegliedert wurde. Von den rund 1500 Mitarbeitern der PTB ist heute etwa ein Viertel im Institut Berlin tätig.

Marchstraße 23-24
Hier befanden sich von 1989 bis1996 die letzten besetzten Häuser West-Berlins, in denen bis zu 200 Menschen lebten. Am 8.August 1996 wurden sie polizeilich geräumt.

Heinrich-Hertz-Institut, 11.2.2012, Foto: KHMM

Heinrich-Hertz-Institut, 11.2.2012

Marchstraße Ecke Einsteinufer 37: Heinrich-Hertz-Institut
In dem weißen Hochhaus mit der charakteristischen Kugel auf dem Dach befindet sich eines der Fraunhofer-Institute, das Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik. Es ist 1975 hervorgegangen aus dem Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung e.V. und betreibt anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Informationstechnik, speziell der Breitbandkommunikation. Dabei arbeitet es eng mit der Technischen Universität Berlin zusammen.

Im Jazz-Institut Berlin, 11.2.2012, Foto: KHMM

Im Jazz-Institut Berlin, 11.2.2012

Einsteinufer 43-53: UdK, Jazz-Institut Berlin
Hier am Standort Einsteinufer ist nicht nur der Sitz des Präsidenten der Universität der Künste Berlin. Hier ist auch das Universitätsarchiv untergebracht, das uns von seinem Leiter, Dr. Dietmar Schenk, vorgestellt wird. Und 2009 konnte auch das 2005 gegründete Jazz-Institut Berlin hier einziehen, das uns von seinem künstlerischen Direktor; Prof. Gregory Cohen, präsentiert wird.

Abbestraße
Die Abbestraße wurde 1950 benannt nach dem Physiker und Sozialreformer Ernst Carl Abbe, der von 1840 bis 1905 lebte, davor hieß sie Werner-Siemens-Straße. Gemeinsam mit Carl Zeiss entwickelte Abbe in Jena ein neuartiges leistungsstarkes Mikroskop. Er gilt als Begründer der modernen optischen Technik.

Guerickestraße
Die Guerickestraße wurde 1899 nach dem Naturwissenschaftler Otto von Guericke benannt, der von 1602 bis 1686 lebte. Er wurde 1646 Bürgermeister Magdeburgs, erfand 1650 die Luftpumpe und stellte 1654 auf dem Reichstag zu Regensburg seinen Versuch mit den “Magdeburger Halbkugeln” vor. Mit diesem Versuch demonstrierte er die Wirkung des Luftdrucks und bewies die Existenz der Erdatmosphäre. Aufgrund von barometrischen Beobachtungen konnte er Stürme vorhersagen.

Guerickestr.27: Botschaft der Republik Nepal

Kohlrauschstraße
Die Kohlrauschstraße wurde 1925 ebenfalls nach einem Physiker benannt, nach Friedrich Kohlrausch, der von 1840 bis 1910 lebte. Er wurde 1895 Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.

Kohlrauschstr. 15: Die Hardenberger
Die Hardenberger nennt sich ein Beratungsdienst insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene, die am Bahnhof Zoo der Prostitution nachgehen. Hier wird Präventionsarbeit geleistet zu sexuell übertragbaren Krankheiten wie Aids und allgemeinen gesundheitlichen Problemen. Kranke und Abhängige werden vermittelt in Entgiftungs- und Therapieeinrichtungen, in Wohnprojekte, betreutes Einzel- oder Gruppenwohnen, zur Schuldnerberatung usw. Sie werden begleitet zum Sozialamt, Jugendamt, Sozialmedizinischen Dienst oder in Kriseneinrichtungen. Hier können Menschen aber auch einfach ausruhen, reden, Freunde treffen, duschen, Wäsche waschen, frühstücken, medizinische Hilfe und Kleidung erhalten auch Babykleidung.

Guerickestr. 5-9: Luisenkirchhof I
Dies ist der älteste der drei Luisenkirchhöfe Charlottenburgs. Er ist 1815 vom Königlichen Hofgärtner George Steiner angelegt worden. Nach häufigen Veränderungen und Gebietsabtretungen hat er heute eine Fläche von etwas mehr als 16.000 Quadratmetern. Auf dem Luisenfriedhof I sind zahlreiche alteingesessene Charlottenburger Familien bestattet. Hier befindet sich das Ehrengrab des Landes Berlin für den Charlottenburger Bürgermeister Otto Ferdinand Sydow, der von 1754 bis 1818 gelebt hat. Sehenswert ist die Grabwand des Tonwarenfabrikanten und Charlottenburger Stadtverordneten Ernst March und seiner Familie mit Terrakottenschmuck aus dem eigenen Werk. 1930 missbrauchten die „Meisterdiebe von Berlin“, die Gebrüder Franz und Erich Sass, den Friedhof. Sie versteckten hier den Millionenraub aus der Disconto-Gesellschaft in der Kleiststraße.

An der Evangelischen Schule Charlottenburg, 11.2.2012, Foto: KHMM

An der Evangelischen Schule Charlottenburg, 11.2.2012

Guerickestr. 4-6: Evangelische Schule Charlottenburg
Die Evangelische Schule Charlottenburg ist eine staatlich anerkannte Schule in kirchlicher Trägerschaft. Trägerin ist die Schulstiftung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg – schlesische Oberlausitz.
Rahmenpläne, Abschlüsse und Zeugnisse entsprechen denen der staatlichen Schulen. Die Schule umfasst eine Grundschule mit Ganztagsbetreuung und eine Integrierte Sekundarschule.
Die Schule wurde 1948 als private Grund- und Oberschule von der Evangelischen Kirche gegründet und zunächst im Gemeindehaus der Luisenkirche am Gierkeplatz untergebracht. 1951 zog sie mit 300 Schülerinnen und Schülern in das wieder aufgebaute Gemeindehaus der Kirche Alt-Lietzow um. 1969 bis 1973 bauten Gerd Neumann, Dietmar Grötzebach und Günter Plessow das Schulhaus, vor dem wir stehen.
Die dreigliedrige Anlage besteht aus einem 5geschossigen und einem 6geschossigen Klassentrakt. Dazwischen bzw. quer dazu befinden sich die Aula, der Turnhallenflügel und ein Lichthof.

Alt-Lietzow
Die Straße wurde 1937 nach dem alten Dorfnamen benannt. Zuvor hieß sie Lützower Straße.
Das Dorf Lietzow wurde im Jahr 1239 erstmals erwähnt, damals noch unter der Bezeichnung “Lucene”. Erwähnt wurde das Dorf, das damals nur aus einem einzigen Hof bestand, in der Stiftungsurkunde des Nonnenklosters in Spandau, dem es 300 Jahre lang bis 1542 gehörte. Damals gab es in Lietzow 13 Höfe. Das Dorf wurde 1720 in die Stadt Charlottenburg eingemeindet, die 15 Jahre zuvor, 1705 gegründet worden war.

Ev. Kirche Alt-Lietzow, 11.2.2012, Foto: KHMM

Ev. Kirche Alt-Lietzow, 11.2.2012

Alt-Lietzow 30: Ev. Kirche Alt-Lietzow
Die evangelische Kirche Alt Lietzow ist der fünfte Kirchenbau an dieser Stelle. Bereits im 15. Jahrhundert wurde hier eine dörfliche Feldsteinkirche gebaut. Die dritte Kirche wurde 1848 von August Stüler gebaut. Sie wurde 1910 abgerissen und durch eine größere, neobarocke Kirche von Jürgen Kröger ersetzt, die dann im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
Die heutige Kirche baute 1961 der Architekt Ludwig von Walthausen. Sie besteht aus einem zeltartigen Saalbau mit einem freistehenden Glockenturm. Teilweise wurde in Fertigteilbauweise gebaut. Die Kirche gehört zur Luisengemeinde. 2006 wurde der Taufstein aus dem Jahre 1599 wieder in Gebrauch genommen. Er gehörte zur Kirche bis zur Jahrhundertwende um 1900. Zuletzt befand er sich im Märkischen Museum, wo ihn die Kunsthistorikerin Sophia Hofmann entdeckt hat. Von dort hat ihn die Kirchengemeinde zurückerhalten.

Alt-Lietzow, 11.2.2012, Foto: KHMM

Alt-Lietzow, 11.2.2012

Alt-Lietzow-Platz
Hier befand sich der ehemalige Dorfanger von Lietzow. Um 1900 wurde er zu einem ovalen Schmuckplatz umgestaltet. Das Gefallenendenkmal für die preußischen Kriege wurde bereits 1875 errichtet. Später wurden die Tafeln zur Erinnerung an die Gefallenen der beiden Weltkriege ergänzt. Trotz der Einmündung von sechs Straßen ist es ein ruhiger Platz mit Aufenthaltswert. In der Mitte befindet sich die Holzskulptur eines Bären mit einem Vogel.

Andrea Fischer im Hof des Malterser Hilfsdienstes, 11.2.2012, Foto: KHMM

Andrea Fischer im Hof des Malterser Hilfsdienstes, 11.2.2012

Alt-Lietzow 33: Malteser Hilfsdienst
Das Haus wurde 1888/99 von Paul Bratring als viergeschossiger Ziegelbau für die Feuerwache Lietzow gebaut. In den Folgejahren gab es zahlreiche Erweiterungsbauten: 1895 einen Zwischenflügel, 1899 einen hölzernen Steigeturm, 1903/04 eine nach Norden ausgerichtete Dreiflügelanlage und 1924 ein Wohnhaus.
1983 bis 1986 wurden die Gebäude saniert, modernisiert und den Bedürfnissen des neuen Nutzers, Malteser Hilfsdienst e.V., angepasst.

Andrea Fischer und Carsten Engelmann, 11.2.2012, Foto: KHMM

Andrea Fischer und Carsten Engelmann

Ich freue mich sehr, dass die ehemalige Gesundheitsministerin Andrea Fischer uns das Haus und den Malteser Hilfsdienst vorstellen wird. Sie ist seit 2008 Diözesanleiterin des Malteser Hilfsdiensts in Berlin und damit Hausherrin dieser Einrichtung. Herzlichen Dank dafür, dass Sie sich Zeit für uns genommen und auf uns gewartet haben.

Lüdtgeweg
Die Straße wurde 1937 nach dem Erfinder Robert Lüdtge benannt, der von 1845 bis 1880 lebte und 1877 einen Vorläufer des Telefons beim Patentamt anmeldete. Die Straße hieß zunächst “Charlottenburger Ufer” und von 1904 bis 1937 “Reisstraße”.

Iburger Ufer
Die Straße hieß früher ebenfalls “Charlottenburger Ufer” und wurde 1972 nach der Stadt Bad Iburg benannt, seit 1980 eine Partnerstadt Charlottenburgs.

Iburger Ufer 14: Seniorenzentrum Kardinal Bengsch
Das Zentrum der Caritas zwischen Alt-Lietzow und dem Iburger Ufer umfasst ein Mehr-Generationen-Haus, das Bernhard-Lichtenberg-Haus, das Kardinal-Bengsch-Zentrum, die Aktivschule Berlin, eine Kita und vieles mehr. Hier ist gemeinsam mit der Alt-Lietzower Herz-Jesu-Kirche gewissermaßen ein katholischer Kiez entstanden. Ich freue mich sehr, dass wir heute im Kardinal-Bengsch-Zentrum zu Gast sein dürfen.