Erdener Str. 8 Samuel Fischer (Gedenkplakette mit Relief)
Der 1859 in Ungarn geborene Samuel Fischer lebte hier seit 1905 bis zu seinem Tod 1934. Er war der Verleger von Gerhard Hauptmann, Thomas Mann, Hermann Hesse, Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler und vielen anderen deutschen Autoren. Ohne ihn wäre die deutschsprachige Literatur zwischen 1900 und 1933 nicht denkbar.
Seine Tochter Brigitte Behrmann-Fischer hat ein Erinnerungsbuch geschrieben unter dem Titel “Sie schrieben mir – oder Was aus meinem Poesiealbum wurde”. Es ist eines der schönsten Dokumente der Villenkolonie Grunewald als kulturelles Zentrum. Brigitte Behrmann-Fischer schreibt:
“‘Leute’ kamen oft und viele in mein Elternhaus, in die schöne und helle, weitläufige Villa im Grunewald. An ihrer Außenwand zeigte sie das S. Fischer-Signet, den Fischer mit dem Netz, als Relief …”
Brigitte Behrmann-Fischer beschreibt Treffen mit den Berliner Philharmonikern und mit Albert Einstein, der für jedes Streitgespräch offen war aber äußerst empfindlich reagierte, wenn sein Geigenspiel nicht genügend gewürdigt wurde.
Felix Salten, Freund der Familie, schrieb 1910 in “Spaziergang in Berlin”:
“Es hat einen unvergleichlichen Reiz, als bummelnder oder als geschäftiger Fremder in der Stadt drin zu wohnen, umherzulaufen, sich umklirren und umdröhnen zu lassen von dem siedenden Tumult dieses Lebens, dann aber mit einem Automobil blitzschnell hinauszurasen, zu dem Haus im Grunewald und dort still zu sitzen. Es ist, wie wenn man unter dem Wasser geschwommen wäre, bis es einem in den Ohren braust, bis einem die Schläfen hämmern und ein eherner Druck einem die Brust umpreßt. Dann aber taucht man auf, und die Luft streicht einem beschwichtigend über die Wangen, und man hat das himmlische Glück der tiefen Atemzüge.”
Otto Flake, schrieb 1912 über das Haus von Samuel Fischer:
“Der Haushalt mit Tennisplatz, Gärtner, Chauffeuer, Gesellschafterin, Kinderfräulein, Köchin und Dienstboten kostete beträchtliche Summen … In dem Haus mit der ausgemalten Halle, dem angebauten Speisesaal, der großen Bibliothek, dem Klavierzimmer und dem reizenden Teezimmer, mit den gewählten Teppichen und dem Liebermann, dem Gauguin, dem van Gogh, dem Ludwig von Hofmann an den Wänden, traf ich mit einer Unmenge von Namensträgern zusammen – Hauptmann, Rathenau, Thomas Mann, Schnitzler, Hofmannsthal, Stefan Zweig, Peter Nansen, Carl Ludwig Schleich, Kellermann, Franz Blei, Johannes V.Jensen, Wassermann, Hans Reisiger, Lovis Corinth, Irene Triesch, Gabriele Reuter, Dernburg, Annette Kolb, und im Lauf der Jahre wurde es ein endloser Zug: meine Tischdamen allein nähmen eine Seite in Anspruch.”
Nach 1945 zog Hans Werner Richter in das Haus und organisierte hier Treffen der Gruppe 47, später richtete sich hier das Literarisches Colloquium ein, bevor es nach Wannsee zog. Heute ist das Haus in Privatbesitz.
Wallotstraße
Die Straße wurde 1898 nach dem Architekten Paul Wallot benannt, dessen wichtigstes Gebäude der Berliner Reichstag war. 1883 zog er für diesen Bau von Frankfurt/M nach Berlin um. Fertig gestellt wurde der Reichstag 1894. Vier Jahre später wurde die Straße bereits zu Lebzeiten Wallots nach ihm benannt. Er starb 1912 in Langenschwalbach im Taunus
Wallotstr.19 Wissenschaftskolleg zu Berlin – Institute for Advanced Study Berlin
Das Wissenschaftskolleg wurde 1980 in Form eines privaten Vereins gegründet; Gründungsrektor war Peter Wapnewski, seine Nachfolger Wolf Lepenies und der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht, Dieter Grimm. Im April 2007 wurde für fünf Jahre der Klassische Archäologe Luca Giuliani zum Rektor gewählt. Bis zu 40 Fellows aus aller Welt verfolgen innerhalb eines Akademischen Jahres selbstgewählte Forschungsvorhaben und bilden eine Wissenschaftlergemeinschaft auf Zeit. Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bedeutet die Berufung an dieses Kolleg eine Art Ritterschlag und damit die Aufnahme in die wissenschaftliche Elite.
Derzeit arbeiten hier 32 Fellows aus 19 Ländern an den unterschiedlichsten Themen, wobei sich in diesem Jahr das Thema “Religion” zu einem Schwerpunkt geworden ist.
Dabei geht es zum Beispiel um die gemeinsamen Wurzeln verschiedener Glaubensrichtungen, um die Bedeutung von Engeln in verschiedenen Religionen und um die Islamforschung – aber auch um die Frage, ob sich unsere Gene durch Nahrung beeinflussen lassen.
Koenigsallee
Die Koenigsallee ist eine der Hauptstraßen der Villenkolonie. Sie wurde 1895 noch zu seinen Lebzeiten nach dem Bankier und bedeutenden Kunstmäzen Felix Koenigs benannt und wird häufig fälschlicherweise mit “ö” geschrieben. Koenigs lebte von 1846 bis 1900 und war einer der Mitbegründer der Villenkolonie Grunewald. Er besaß einige Grundstücke an der Koenigsallee.