Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen
Treffpunkt: Vor dem Bahnhof Charlottenburg, Ecke Kaiser-Friedrich-Straße
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 115. Kiezspaziergang. Auch heute wollen wir zum Kurfürstendamm gehen, der in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag als Boulevard feiert. Aber zunächst wollen wir den neu gestalteten Vorplatz des Bahnhofs Charlottenburg und den neuen Parkstreifen entlang der Bahntrasse begutachten und dann über Niebuhrstraße und Leibnizstraße zum Olivaer Platz gehen, der grundlegend neu gestaltet werden soll. Von der Lietzenburger Straße aus wollen wir durch das Kudamm-Karree zum Kurfürstendamm gehen. Das Kudamm Karree ist zwar derzeit nicht gerade einladend. Aber auch hier steht eine völlige Neugestaltung bevor. Heute geht es also um eine Reihe von Zukunftsprojekten unseres Bezirks.
Wer regelmäßig an unseren Kiezspaziergängen teilnimmt, wird feststellen, dass es in der Leibnizstraße Überschneidungen gibt mit unserem Spaziergang vom April. Das lässt sich leider in diesem Jahr nicht ganz vermeiden, weil wir uns auf das Kurfürstendamm-Jubiläum konzentrieren möchten. Aber auch heute gibt es Neues zu entdecken, und die Themen gehen uns nicht aus. Es ist also durchaus möglich, dass auch mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin mit den Kiezspaziergängen weiter macht. Sie können die Kandidatin und die Kandidaten ja bei Gelegenheit einmal danach fragen und Ihre Wahlentscheidung davon abhängig machen.
Bevor wir beginnen möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang mitteilen. Er wird wie immer am zweiten Samstag des Monats um 14.00 Uhr sein, also am 13. August, und zwar am U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz, am Ausgang Hardenbergstraße Ecke Schillerstraße. Dort werden wir gleich zu Beginn das Renaissance-Theater besuchen und danach über die Knesebeckstraße und Goethestraße zum Steinplatz gehen und von dort über Carmerstraße, Savignyplatz und Kantstraße zum Breitscheidplatz.
Ein Highlight im Kudamm-Jubiläumsjahr ist das Sommerfest der AG City vom 6. bis zum 14. August auf dem Breitscheidplatz. Dazu wurden alle Partnerboulevards der „Vereinigung weltbekannter Einkaufsstraßen“ eingeladen. Diese Vereinigung wurde am 13.09.2010 in Peking gegründet. Mitglieder sind unter anderem die Fifth Avenue und der Times Square in New York, Champs-Élysées in Paris, Oxford -, Regent – und Bond Street in London, Wangfujing Street in Peking und natürlich der Kurfürstendamm. Das Sommerfest der AG City will nun die Partnerboulevards vorstellen. Und das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und deshalb am Sonnabend, dem 13. August zum Breitscheidplatz gehen. Außerdem wird am 13. August der 50. Jahrestag des Mauerbaues sein. Charlottenburg-Wilmersdorf hatte zwar keine direkte Berührung mit der Mauer, aber am Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus auf dem Steinplatz erinnern wir an diesem Tag traditionell mit einer Kranzniederlegung an den
Mauerbau.
Bahnhof Charlottenburg, Stuttgarter Platz
Der Bahnhof Charlottenburg wurde am Ende des 19. Jahrhunderts als Endstation der Stadtbahn und Übergang der Ringbahnzüge auf den Nord- und Südring geplant. 1882 wurde er mit vier Bahnsteigen angelegt. Das Empfangsgebäude wurde als bescheidenes “ländliches” Fachwerkhaus errichtet, die Bahnsteighallen später als Wannseebadtypus, das heißt als offene Hallen mit hölzerner Dachkonstruktion über gusseisernen Säulen. 1926-28 gab es im Zuge der Elektrifizierung starke bauliche Veränderungen der Gleisanlagen. Nach Kriegszerstörungen wurde die Anlage mit Abstrichen wiederhergestellt. Als im Zusammenhang mit der Verkehrsberuhigung der Wilmersdorfer Straße Ende der 1960er Jahre die Lewishamstraße als neue Verbindung zwischen Kurfürstendamm und Kaiser-Friedrich-Straße geschaffen wurde, musste das alte Bahnhofsgebäude abgerissen werden. 1970/71 wurde von Günter Hönow das neue Empfangsgebäude mit einer Fassade aus roten Klinkern errichtet.
Der Stuttgarter Platz verdankt seine Entwicklung der Eröffnung der Stadtbahn im Jahr 1882. Sie verband Berlin und Charlottenburg erstmals mit einem direkten, schnellen und bequemen Verkehrsmittel. Sie brachte einen Schub für die Bautätigkeit und für das Bevölkerungswachstum.
Seinen Namen erhielt der Stuttgarter Platz 1892. In den Jahren 1893-94 entstanden die auf der Westseite des Platzes erhaltenen repräsentativen Wohnhäuser. 1895 wurden Grünanlagen vor dem Bahnhof geschaffen, die als Vorbild für die jetzt fertig gestellten neuen Grünanlagen dienten. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der damals hier gelegene Busbahnhof zu einer Hochburg des Schwarzhandels, in den 1960ern machte die Kommune I den Platz über Berlin hinaus bekannt, und in den 70ern entstanden hier die ersten Bürgerinitiativen.
Zwischen Windscheidstraße und Kaiser-Friedrich-Straße zeichnet sich der Stuttgarter Platz heute aus durch eine gute Wohnlage mit stuckverzierten Altbauten, gemütlichen Cafés und Feinkostläden, mit Verkehrsberuhigung, einer Grünanlage und einen Spielplatz mit Spielbrunnen, die Ende der 70er Jahre durch eine Bürgerinitiative initiiert wurden. Dies ist der gut bürgerliche Teil des Stuttgarter Platzes.
Von der Kaiser-Friedrich-Straße bis zur Wilmersdorfer Straße ist der Stuttgarter Platz nicht gerade ein Schmuckstück. Hässliche Neubauten der 70er Jahre; Bordelle, Bars und Clubs, sowie billige Im- und Exportgeschäfte beherrschen hier das Bild. Vor 15 Jahren kämpfte eine Bürgerinitiative erfolgreich gegen eine Hochhausplanung in diesem Bereich, und die Bürgerinnen und Bürger haben auch viel dazu beigetragen, dass sich hier jetzt vieles zum Besseren entwickelt.