104. Kiezspazierang am 14.8.2010

Vom Bahnhof Jungfernheide zur Gedenkstätte Plötzensee

Start mit Joachim Krüger am Bahnhof Jungfernheide

Start mit Joachim Krüger am Bahnhof Jungfernheide

Bürgerdienstestadtrat Joachim Krüger

Treffpunkt: S und U-Bahnhof Jungfernheide, Ausgang Max-Dohrn-Straße

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 104. Kiezspaziergang. Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen ist heute in unserer Partnerstadt Bad Iburg. Deshalb vertrete ich sie gerne. Mein Name ist Joachim Krüger, und ich bin Bezirksstadtrat für Bürgerdienste, Ausbildungsförderung und Personal.
Wir wollen heute den nördlichen Teil Charlottenburgs erkunden. Zunächst werden wir auf dem Goerdelersteg den Westhafenkanal überqueren und nach Charlottenburg-Nord in die Paul-Hertz-Siedlung gelangen, wo wir unter anderem die katholische Kirche Maria Regina Martyrum, das Evangelische Gemeindezentrum und die Gedenkstätte Plötzensee besichtigen werden.
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an einen Kiezspaziergang vor 5 Jahren, bei dem ebenfalls diese drei Gedenkorte besichtigt wurden. Aber damals begann die Tour am Jakob-Kaiser-Platz. Heute nehmen wir eine andere Wegstrecke. Wir werden zum ersten Mal dieses kleine Industriegebiet hier an der Max-Dohrn-Straße besichtigen und ebenfalls zum ersten Mal über den Goerdelersteg gehen.
Bevor wir starten möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang mitteilen. Wie Sie wissen finden die Kiezspaziergänge immer am zweiten Samstag eines Monats ab 14.00 Uhr statt, der nächste also am 11. September. An diesem Tag wird Frau Thiemen in Peking sein. Deshalb werde ich sie dann noch einmal vertreten und möchte mit Ihnen den Mierendorffplatz-Kiez erkunden. Die wenigsten werden wissen, dass es sich dabei eigentlich um eine Insel zwischen der Spree und zwei Kanälen handelt, die früher den Namen Kalowswerder trug. Treffpunkt ist am Sonnabend, dem 11. September, um 14.00 Uhr wieder hier am Bahnhof Jungefernheide, dann aber auf der anderen Seite an der Olbersstraße.

S-Bahnhof Jungfernheide
Der S-Bahnhof Jungfernheide wurde am 1. April1894 als Ringbahnhof eröffnet und später auch als Vorortbahnhof genutzt. 1980 wurde der S-Bahnhof stillgelegt während gleichzeitig der U-Bahnhof Jungfernheide eröffnet wurde. Nach einem Neubau des Bahnsteigs wurde der S-Bahn-Betrieb im April 1997 wieder aufgenommen, und seither können Sie hier von der U-Bahn in die S-Bahn umsteigen und umgekehrt.

Max-Dohrn-Straße
Die Max-Dohrn-Straße hier am früheren Schering-Gelände wurde 1970 nach dem Chemiker Max Dohrn benannt. Er wurde 1874 in Farnroda in Thüringen geboren und starb 1943 in Rothaus. Er kam 1902 zu Schering in Berlin und entdeckte 1905 die Phenylchinolincarbonsäure. Er erkannte die Rolle von Rinderpankreas bei der Bekämpfung der Diabetes und beschäftigte sich mit der Chemie der Sexualhormone.

Berlin Biotech Park
Nachdem Schering 1999 seine Flüssigarzneimittelproduktion von seiner 1851 entstandenen Anlage in das Stammwerk nach Wedding verlagerte, wurde das Gelände zum Berlin-Biotechpark entwickelt. Im Juni 2004 wurde der Grundstein für den ersten Neubau gelegt. Die Berlin-Biotechpark Projektentwicklungs-GmbH will auf dem Areal bis 2015 etwa 30 Biotechnologie-Firmen ansiedeln. Wir haben schon angefragt, ob wir das Gelände einmal mit einem Kiezspaziergang besichtigen können, aber die Einlasskontrollen sind aus Sicherheitsgründen so streng, dass wir wohl mehr als zwei Stunden bräuchten, bis wir alle drin wären. Deshalb mussten wir von der Idee leider wieder Abstand nehmen.

Lise-Meitner-Straße
Die Straße wurde 1970 nach der österreichisch-schwedischen Physikerin Lise Meitner benannt. Sie wurde 1878 in Wien geboren und starb 1968 in Cambridge. Nach ihrem Studium der Naturwissenschaften arbeitete sie 30 Jahre mit Otto Hahn zusammen, bis ihr als Jüdin 1933 von den Nationalsozialisten die Lehrbefugnis entzogen wurde. Sie floh 1938 nach Dänemark und später nach Schweden.
Ihr Hauptarbeitsgebiet war die Kernphysik und die Radioaktivität. 1939 gelang ihr die erste physikalisch-theoretische Erklärung der Kernspaltung.

Auf dem Goerdelersteg

Auf dem Goerdelersteg

Goerdelersteg
Die geschwungene Fußgängerbrücke aus Spannbeton überquert als nördliche Verlängerung der Lise-Meitner-Straße den Westhafenkanal und die Stadtautobahn. Sie wurde 1974 an Stelle eines alten Holzsteges erbaut, 1976 nach Carl Friedrich Goerdeler benannt und 1995 erneuert. Sie ist 117 m lang und 4,5 m breit. An den beiden Endpunkten und in der Mitte führen spiralförmige Zugänge zur Brücke.
Carl Friedrich Goerdeler wurde 1884 in Schneidemühl in der Provinz Posen geboren und am 2. Februar 1945 in Berlin hingerichtet. Er war Jurist, Politiker und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. 1930 wurde er zum Oberbürgermeister von Leipzig gewählt. Nach dem Abriss des Leipziger Mendelssohn-Denkmals trat er 1936 zurück und gehörte später zu den Begründern und führenden Mitgliedern der militärischen Widerstandsbewegung um Graf Stauffenberg.
Er war maßgeblich an der Planung des Attentats vom 20. Juli 1944 beteiligt und sollte danach das Amt des Reichskanzlers übernehmen. Am 12. August 1944 wurde er verhaftet und am 2. Februar 1945 im Strafgefängnis Plötzensee enthauptet.

Auf dem Weg in die Paul-Herz-Siedlung

Auf dem Weg in die Paul-Herz-Siedlung

Paul-Hertz-Siedlung
Die Paul-Hertz-Siedlung wurde 1960-65 nach Plänen von Wils Ebert, Werner Weber und Fritz Gaulke auf ehemaligem Kleingartenland am Heckerdamm, östlich des Kurt-Schumacher-Damms für die GEWOBAG errichtet. Sie galt als ein Musterbeispiel der damaligen Vorstellungen der Stadtplaner von der “aufgelockerten Stadt”. Das heißt: Die Häuser stehen nicht direkt an der Straße, sondern eher versteckt im Grünen.
In den 8stöckigen Häusern gibt es mehr als 2.600 Wohnungen. Es sind überwiegend kleine Wohnungen zwischen 1 ½ und 3 Zimmern. Die durchschnittliche Wohnungsgröße beträgt 65 qm. Wegen der Luftsicherheit verlangte die alliierte Flugsicherheitsbehörde, die ursprünglich geplanten 13 Stockwerke auf 8 zu reduzieren. Nach dem Abzug der Alliierten wurden von 1993 bis 1996 viele Gebäude trotz heftigster Mieterproteste aufgestockt.
Die Straßen wurden nach Widerstandskämpfern benannt, weil sich in unmittelbarer Nähe die 1952 eingeweihte Gedenkstätte Plötzensee befindet. Die meisten der hier auf den Straßenschildern geehrten Widerstandskämpfer wurden in Plötzensee hingerichtet. Auch die Gebäude der evangelischen und katholischen Kirche erinnern an den Nationalsozialismus. Die 1966 eingeweihte Grundschule erhielt den Namen des Widerstandskämpfers Helmuth James von Moltke.
Die Siedlung schließt an die seit 1929 entstandene Siedlung Siemensstadt in Charlottenburg-Nord an. Ihr westlicher Teil auf der anderen Seite des Kurt-Schumacher-Damms wurde 1956 bis 1961 gebaut. Der Wohnungsbau hier in Charlottenburg-Nord sollte die Wohnungsnot der Nachkriegszeit beheben. Paradoxerweise verstärkte er diese zunächst, da für die großflächigen Baumaßnahmen viele Laubenkolonien aufgegeben werden mussten, die in der Nachkriegszeit vielfach als Wohnersatzraum genutzt wurden. Aber Sie sehen, dass sich in Charlottenburg-Nord noch immer ausgedehnte Kleingartenkolonien befinden. Die Siedlung auf dieser Seite des Kurt-Schumacher-Damms wurde benannt nach dem 1961 verstorbenen SPD-Politiker Paul Hertz, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg für den Wiederaufbau im damaligen West-Berlin eingesetzt hatte. Der 1887 geborene Paul Hertz trat 1905 in die SPD ein, war 1920-33 Mitglied des Reichstages, 1933 emigriert, 1950 von Ernst Reuter als Mitarbeiter für den Wiederaufbau nach Berlin geholt, Senator für Marschallplan und Kreditwesen, zuständig für das Notstandsprogramm und Wirtschaftssenator.
In der Paul-Hertz-Siedlung leben rund 3000 Mieter, davon sind 1400 Kinder und Jugendliche; etwa vierzehn Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner sind ausländischer Herkunft, in den letzten Jahren zogen viele russischsprachige Mieter ein, meist sind es Russlanddeutsche. Der Zusammenhalt der Bewohnerinnen und Bewohner in dieser Siedlung ist für ein solches Neubauprojekt erstaunlich groß.

Reichweindamm
Der Reichweindamm wurde 1962 benannt nach dem Pädagogen, Kulturpolitiker und Widerstandskämpfer Adolf Reichwein. Er wurde am 3.10.1898 in Bad Ems geboren, trat 1930 in die SPD ein, wurde 1933 als Professor für Geschichte in Halle entlassen und kam als Dorfschullehrer nach Tiefensee bei Berlin.
Seit 1939 leitete er die Schulabteilung des Volkskundemuseums in Berlin und hatte Kontakte zum Kreisauer Kreis und zu kommunistischen Widerstandsorganisationen. Im Juli 1944 wurde er durch Verrat verhaftet, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 20.10.1944 in Plötzensee hingerichtet.

In der Wirmerzeile

In der Wirmerzeile

Wirmerzeile
Die Wirmerzeile wurde 1962 nach dem Juristen und Widerstandskämpfer Joseph Wirmer benannt. Er wurde 1901 geboren und am 8. September 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Er stand dem linken Flügel der Zentrumspartei nahe. Als Anwalt verteidigte er rassisch Verfolgte und wurde deshalb aus dem NS-Rechtswahrerbund ausgeschlossen.
Seine Wohnungen in Lichterfelde und später in Steglitz dienten als Treffpunkt von Widerstandsgruppen. Seit 1941 hatte er auch Kontakt zu Carl Goerdeler. In dessen Plänen für die Regierung nach dem Attentat war er als Justizminister vorgesehen. Er wurde als einer der Hauptbeteiligten nach dem gescheiterten Attentat am 4.8.1944 verhaftet, am 8.9.1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und drei Stunden nach der Verurteilung in Plötzensee hingerichtet.

Teichgräberzeile
Die Teichgräberzeile wurde 1962 benannt nach dem Schlosser, Gewerkschaftsfunktionär und Widerstandskämpfer Richard Teichgräber. Er wurde 1884 in Dahlen geboren, wegen illegaler Gewerkschaftsarbeit am 15.12.1934 verhaftet, am 6.10.1937 wegen “Hochverrats” zu 3 ½ Jahren Zuchthaus verurteilt, ins KZ Buchenwald überführt, kam danach in die Konzentrationslager Lublin und Auschwitz und starb am 25.2.1945 im KZ Mauthausen.

Bernhard-Lichtenberg-Straße
Die Bernhard-Lichtenberg-straße wurde 1962 benannt nach dem Theologen und Dompropst Bernhard Lichtenberg. Er wurde am 3.12.1875 in Ohlau in Schlesien geboren, kam 1900 als katholischer Pfarrer nach Berlin-Lichtenberg und war von 1913 bis 1930 Seelsorger in der Herz-Jesu-Kirche in Charlottenburg, seit 1932 Dompfarrer an der St. Hedwigs-Kathedrale, seit 1938 Dompropst in Berlin.
Er gehörte zum Vorstand des Friedensbundes Deutscher Katholiken und predigte engagiert gegen den Nationalsozialismus. Er rettete Verfolgte vor der Gestapo, wurde 1941 verhaftet und zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Am 5.11.1943 starb er in Hof auf dem Transport ins KZ Dachau.

Heckerdamm
Der Heckerdamm wurde 1950 benannt nach dem Architekten Oswald Hecker (1869-1921)

Am Eingang zur Kirche Maria Regina Martyrum

Am Eingang zur Kirche Maria Regina Martyrum

Heckerdamm 230-232: Katholische Kirche Maria Regina Martyrum mit dem Karmel-Kloster
Ich freue mich sehr, dass die Schwesternschaft des Karmel-Klosters uns eingeladen hat, ihre Kirche Maria Regina Martyrum zu besichtigen und dass Schwester Miriam sich die Zeit genommen hat, uns ihre Kirche zu zeigen und zu erläutern. Herzlichen Dank dafür.
Die Kirche wurde 1960 bis 1963 von den Würzburger Architekten Hans Schädel und Friedrich Ebert als “Gedenkkirche zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit 1933-45” gebaut, das heißt als Gedächtniskirche der deutschen Katholiken für die Opfer des Nationalsozialismus. Entstanden ist ein zweigeschossiger verblendeter Stahlbetonbau mit einer Oberkirche mit Tauf- und Beichtkapelle und einem kryptaartigen Gedenk- und Andachtsraum zu ebener Erde; einem Feierhof mit Campanile, Kreuzweg und Freialtar.
In der Kirche gibt es zahlreiche Skulpturen, unter anderem eine Sitzende Madonna aus Südfrankreich um 1320. Eine vergoldete Marien-Plastik von Fritz König über dem Eingang weist auf den Namen der Gedenkstätte hin.
Im Gedenkraum der “Märtyrer für Glaubens- und Gewissensfreiheit” erinnert eine Pieta (Mutter mit Kind) von Fritz König an die Trauer der Mütter über ihre im Krieg verlorenen Kinder. Vier Bodenplatten mahnen mit Inschriften zum Gedenken an Opfer der NS-Gewaltherrschaft.
Hier befindet sich auch das Grab des 1934 von den Nationalsozialisten erschossenen Leiters der Katholischen Aktion, Erich Klausener und eine Gedenkstätte für den Dompropst Lichtenberg, der 1943 auf dem Weg ins Konzentrationslager starb. Nach Erich Klausener wurde der Klausenerplatz am Spandauer Damm gegenüber dem Schloss Charlottenburg benannt. Den matt erhellten Andachtssaal der Oberkirche beherrscht ein großes Altarwandbild von Georg Meistermann, eine Vision des himmlischen Jerusalem.
Das Karmel Kloster der Karmeliterinnen wurde 1983-84 von Theo Wieland gebaut. Wohntrakt und Gemeinschaftshaus wurden neu gebaut. Ein älteres Gemeindehaus auf dem Gelände der Kirche wurde umgebaut. Vom Karmel Heilig Blut in Dachau gegründet, weist das Kloster auf den Zusammenhang zwischen dem KZ Dachau und der Hinrichtungsstätte Plötzensee hin. Die Pfarrei Maria Regina Martyrum wurde 1982 zugunsten des Klosters aufgegeben.

Heckerdamm 226: Evangelisches Gemeindezentrum Plötzensee
Ich danke der Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord, dass sie uns eingeladen hat, das Evangelische Gemeindezentrum Plötzensee hier am Heckerdamm zu besuchen. Frau Pfarrerin Greupner (oder Pfarrer Maillard) hat sich Zeit genommen, uns das Gemeindezentrum zu zeigen. Herzlichen Dank dafür.
Das Evanglische Gemeindezentrum Plötzensee am Heckerdamm 226 wurde 1968-70 von Gerd Neumann, Dietmar Grötzebach und Günther Plessow als Vierflügelanlage mit frei stehendem Glockenturm gebaut und 1970 eingeweiht. Der Kirchentrakt wurde weitgehend in Stahlbeton gebaut, die übrigen Gebäude als Mauerwerk. Der Kirchensaal ist ein Zentralbau über einem quadratischem Grundriss mit zentriertem Altar und tribünenartig ansteigenden Bankreihen. Die 16 Tafeln des Plötzenseer Totentanzes von Alfred Hrdlicka von 1970 erinnern an die im nahen ehemaligen Zuchthaus Plötzensee Hingerichteten, darunter Generalfeldmarschall von Witzleben, die Generäle Hoepner und Stief, Helmuth Graf von Moltke, der Gewerkschafter Wilhelm Leuschner, der Sozialdemokrat Julius Leber, der Jesuitenpater Alfred Delp, der preußische Finanzminister Johannes Popitz, der Oberbürgermeister von Leipzig, Carl Friedrich Goerdeler, Regierungspräsident Ernst von Harnack und viele andere.
Die Hinrichtungsdarstellungen sind verbunden mit biblischen und gegenwartsbezogenen Themen und motivisch verknüpft mit der Hinrichtungsstätte Plötzensee. Die Kirche der evangelischen Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord erhält dadurch die Bedeutung eines Mahnmals.

Heckerdamm 222: Seniorenwohnhaus

Heckerdamm 221: Helmuth-James-von-Moltke-Grundschule
Die Grundschule wurde 1966 benannt nach dem 1907 in Kreisau (Schlesien) geborenen Juristen, Landwirt und Widerstandskämpfer Helmuth James von Moltke. Er war Gründer und Mittelpunkt des Kreisauer Kreises und wurde am 23.1.1945 in Plötzensee hingerichtet. Bekannt wurden seine letzten Briefe aus dem Gefängnis Tegel.
Am 11.3.1966, dem 59.Geburtstag Moltkes, wurde die Schule feierlich eröffnet, sein Sohn Konrad von Moltke enthüllte das Portrait seines Vaters an der Gedenkwand.

Heckerdamm 210: Jugendclub Heckerdamm
Der Jugendclub Heckerdamm liegt inmitten der Kolonie Zukunft, eine recht grüne und daher sehr angenehme Gegend. Das Haus wird von vielen Menschen und Gruppen genutzt. So gibt es eine mexikanische Volkstanzgruppe, Musiker, Breakdancer und den einen oder anderen Verein. Das Gebäude wurde 1996 eröffnet, nach ökologischen Gesichtspunkten gebaut. In der Nachkriegszeit hatte eine Holzbaracke als Jugendheim gedient.

Kleingartenkolonien
Die ersten südlich gelegenen Kolonien heißen “Zukunft” und “Gute Hoffnung”. Danach folgt die Kolonie Degenhof. Sie erinnert an die Familie Degen, die seit 1906 im Besitz der weitläufigen Grundstücke war: Bäckermeister Berthold Degen, Feinseifenproduzentin Herta Degen, Wagenbauer Franz Degen, und im Haus Degen wurde das Restaurant “Heideschlösschen” betrieben, nach dem heute ebenfalls eine Laubenkolonie benannt ist.
Die Namen der meisten Kleingartenkolonien nördlich des Heckerdamms erinnern ebenfalls an frühere Nutzungen des Geländes:
Auf dem Gebiet der heutigen Kolonie Pferdemarkt befand sich von 1907 bis 1936 tatsächlich der städtische Pferdemarkt Berlins. Und die Kolonie Olympia erinnert an eine Radrennbahn, die hier um 1900 gebaut wurde, und zwar für die Olympischen Spiele, die 1916 in Berlin geplant waren, wegen des Ersten Weltkriegs jedoch ausfielen. Die Rennbahn wurde im Zweiten Weltkrieg durch ein abgestürztes Flugzeug teilweise zerstört und in den 50er Jahren abgetragen.

Speerplatte
Hinter den Laubenkolonien im Norden ragen Gewerbe- und Bürobauten auf, die in den 80er Jahren auf der so genannten Speerplatte am Saatwinkler Damm errichtet wurden. 1878 hatte der bekannteste Berliner Eisproduzent Carl Thater das Gelände gekauft und seine Eiswerke zur Produktion von Natureis errichtet. In den 30er Jahren musste die Familie ihre Grundstücke an das Deutsche Reich verkaufen, 1939 wurden die Eisteiche verfüllt, und 1940 ließ Albert Speer hier eine riesige Betonplatte bauen, die dem Fuhrpark der Organisation Todt als Abstellfläche diente. Auch einige Kasernen wurden errichtet.
Nach dem Krieg wurde das Gelände bis auf das Kommandeursgebäude abgeräumt und seit 1955 als Kohlebevorratungslager genutzt. Seit dem Chrustschow-Ultimatum von 1958 wurde hier eine Senatsreserve von 200.000 Tonnen Kohlen gelagert. Im Kommandeursgebäude wurde provisorisch eine Grundschule für die Kinder aus Charlottenburg-Nord untergebracht, die so genannte Bunkerschule. In der Schulverwaltung sprach man damals vom “Sibirien Charlottenburgs”, wenn von der Schule und dem umliegenden Gelände die Rede war. Mit dem 1965 eröffneten Neubau der Helmuth-James-von-Moltke-Schule hatte dieses Provisorium ein Ende.
Heute befinden sich auf dem Gelände Baumärkte, Gewerbehöfe und Bürobauten. Wir werden sie deutlich sehen, wenn wir am Ende des Heckerdamms in die Kolonien gehen.

Hüttigpfad
Der Hüttigpfad wurde 1950 nach dem 1908 in Bottendorf geborenen Richard Hüttig benannt. Er stammte aus einer Landarbeiterfamilie, siedelte 1928 nach Berlin über, wurde Mitglied der “Roten Jungfront” und später der KPD. Seit 1930 war er Leiter der Häuserschutzstaffel seines Charlottenburger Wohngebiets im Klausenerplatzkietz, die wegen wiederholter Überfälle von SA-Trupps zur Abwehr gegründet worden war. Er wurde beschuldigt, am 19.2.1933 bei einem Zusammenstoß mit SA und SS den SS-Scharführer Kurt von Ahé erschossen zu haben. Obwohl es für diese Anschuldigungen keine Beweise gab, wurde er bei einer Razzia am 14.9.1933 verhaftet und im KZ Columbia-Haus schwer misshandelt. Am 14. 6. 1934 wurde er in Plötzensee mit dem Handbeil hingerichtet. An dem Haus Seelingstraße 21 erinnert eine Gedenktafel an ihn.

Justizvollzugsanstalt Plötzensee
Das Strafgefängnis Plötzensee wurde 1868-72 von Heinrich Ludwig Herrmann unter Beteiligung von Paul Emanuel Spieker und Hesse erbaut. Auf 25 Hektar entstand ein Gebäudekomplex mit vielen Freiflächen für 1.200 Gefangene. Es ist eine der frühesten Berliner Gefängnisanlagen mit lockerer Bebauung in Rohziegelbauweise: Torhaus, Gefängnistrakte, Beamtenwohnhäuser, Küchenbauten, Kessel- und Maschinenhausund einer Anstaltskirche im oberen Stock des Hauptgebäudes. Ein jüdischer Tempel wurde 1939 abgerissen. Teile des Gebäudekomplexes wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die gesamte Anlage steht unter Denkmalschutz.

Gedenkstätte Plötzensee
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verschärften sich die Haftbedingungen im Gefängnis Plötzensee. Im Hinrichtungsschuppen wurden bereits 1933 vier Menschen ermordet. Die meisten Hinrichtungen gab es 1942 mit 535, 1943 mit 1.180 und 1944 mit 534. Auch in den letzten Wochen des Krieges 1945 wurden noch 132 Menschen hingerichtet, die letzten am 15. April 1945.
Insgesamt waren es 2.891 zwischen 1933 und 1945. Am 25. April 1945 wurde Plötzensee durch die Rote Armee befreit.
Die Gedenkstätte wurde 1952 errichtet auf dem Gelände des ehemaligen NS-Zuchthauses Plötzensee zur Erinnerung an die etwa 2.500 hier durch Fallbeil oder Strick hingerichteten Männer, Frauen und Jugendlichen, darunter zahlreiche Widerstandskämpfer – unter anderem am Umsturzversuch des 20. Juli 1944 Beteiligte. Die ehemalige Hinrichtungsstätte wird heute als Gedenk- und Dokumentationsraum genutzt, in dem sich unter anderem eine Ausstellung von Originalakten des Volksgerichtshofes befindet. Die Gedenkstätte Plötzensee ist heute eine Außenstelle der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, die sich in der Stauffenbergstraße befindet. Eine Führung durch einen Mitarbeiter der Gedenkstätte ist heute nicht möglich, weil sich alle Referenten in Urlaub befinden, aber wenn Sie interessiert sind, finden Sie alle Informationen auf 14 Tafeln in dem Raum neben der Hinrichtungsstätte. Der Raum, in dem die Hinrichtungen stattfanden, ist als Gedenkraum gestaltet.