Heckerdamm 230-232: Katholische Kirche Maria Regina Martyrum mit dem Karmel-Kloster
Ich freue mich sehr, dass die Schwesternschaft des Karmel-Klosters uns eingeladen hat, ihre Kirche Maria Regina Martyrum zu besichtigen und dass Schwester Miriam sich die Zeit genommen hat, uns ihre Kirche zu zeigen und zu erläutern. Herzlichen Dank dafür.
Die Kirche wurde 1960 bis 1963 von den Würzburger Architekten Hans Schädel und Friedrich Ebert als “Gedenkkirche zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit 1933-45” gebaut, das heißt als Gedächtniskirche der deutschen Katholiken für die Opfer des Nationalsozialismus. Entstanden ist ein zweigeschossiger verblendeter Stahlbetonbau mit einer Oberkirche mit Tauf- und Beichtkapelle und einem kryptaartigen Gedenk- und Andachtsraum zu ebener Erde; einem Feierhof mit Campanile, Kreuzweg und Freialtar.
In der Kirche gibt es zahlreiche Skulpturen, unter anderem eine Sitzende Madonna aus Südfrankreich um 1320. Eine vergoldete Marien-Plastik von Fritz König über dem Eingang weist auf den Namen der Gedenkstätte hin.
Im Gedenkraum der “Märtyrer für Glaubens- und Gewissensfreiheit” erinnert eine Pieta (Mutter mit Kind) von Fritz König an die Trauer der Mütter über ihre im Krieg verlorenen Kinder. Vier Bodenplatten mahnen mit Inschriften zum Gedenken an Opfer der NS-Gewaltherrschaft.
Hier befindet sich auch das Grab des 1934 von den Nationalsozialisten erschossenen Leiters der Katholischen Aktion, Erich Klausener und eine Gedenkstätte für den Dompropst Lichtenberg, der 1943 auf dem Weg ins Konzentrationslager starb. Nach Erich Klausener wurde der Klausenerplatz am Spandauer Damm gegenüber dem Schloss Charlottenburg benannt. Den matt erhellten Andachtssaal der Oberkirche beherrscht ein großes Altarwandbild von Georg Meistermann, eine Vision des himmlischen Jerusalem.
Das Karmel Kloster der Karmeliterinnen wurde 1983-84 von Theo Wieland gebaut. Wohntrakt und Gemeinschaftshaus wurden neu gebaut. Ein älteres Gemeindehaus auf dem Gelände der Kirche wurde umgebaut. Vom Karmel Heilig Blut in Dachau gegründet, weist das Kloster auf den Zusammenhang zwischen dem KZ Dachau und der Hinrichtungsstätte Plötzensee hin. Die Pfarrei Maria Regina Martyrum wurde 1982 zugunsten des Klosters aufgegeben.
Heckerdamm 226: Evangelisches Gemeindezentrum Plötzensee
Ich danke der Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord, dass sie uns eingeladen hat, das Evangelische Gemeindezentrum Plötzensee hier am Heckerdamm zu besuchen. Frau Pfarrerin Greupner (oder Pfarrer Maillard) hat sich Zeit genommen, uns das Gemeindezentrum zu zeigen. Herzlichen Dank dafür.
Das Evanglische Gemeindezentrum Plötzensee am Heckerdamm 226 wurde 1968-70 von Gerd Neumann, Dietmar Grötzebach und Günther Plessow als Vierflügelanlage mit frei stehendem Glockenturm gebaut und 1970 eingeweiht. Der Kirchentrakt wurde weitgehend in Stahlbeton gebaut, die übrigen Gebäude als Mauerwerk. Der Kirchensaal ist ein Zentralbau über einem quadratischem Grundriss mit zentriertem Altar und tribünenartig ansteigenden Bankreihen. Die 16 Tafeln des Plötzenseer Totentanzes von Alfred Hrdlicka von 1970 erinnern an die im nahen ehemaligen Zuchthaus Plötzensee Hingerichteten, darunter Generalfeldmarschall von Witzleben, die Generäle Hoepner und Stief, Helmuth Graf von Moltke, der Gewerkschafter Wilhelm Leuschner, der Sozialdemokrat Julius Leber, der Jesuitenpater Alfred Delp, der preußische Finanzminister Johannes Popitz, der Oberbürgermeister von Leipzig, Carl Friedrich Goerdeler, Regierungspräsident Ernst von Harnack und viele andere.
Die Hinrichtungsdarstellungen sind verbunden mit biblischen und gegenwartsbezogenen Themen und motivisch verknüpft mit der Hinrichtungsstätte Plötzensee. Die Kirche der evangelischen Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord erhält dadurch die Bedeutung eines Mahnmals.
Heckerdamm 222: Seniorenwohnhaus
Heckerdamm 221: Helmuth-James-von-Moltke-Grundschule
Die Grundschule wurde 1966 benannt nach dem 1907 in Kreisau (Schlesien) geborenen Juristen, Landwirt und Widerstandskämpfer Helmuth James von Moltke. Er war Gründer und Mittelpunkt des Kreisauer Kreises und wurde am 23.1.1945 in Plötzensee hingerichtet. Bekannt wurden seine letzten Briefe aus dem Gefängnis Tegel.
Am 11.3.1966, dem 59.Geburtstag Moltkes, wurde die Schule feierlich eröffnet, sein Sohn Konrad von Moltke enthüllte das Portrait seines Vaters an der Gedenkwand.
Heckerdamm 210: Jugendclub Heckerdamm
Der Jugendclub Heckerdamm liegt inmitten der Kolonie Zukunft, eine recht grüne und daher sehr angenehme Gegend. Das Haus wird von vielen Menschen und Gruppen genutzt. So gibt es eine mexikanische Volkstanzgruppe, Musiker, Breakdancer und den einen oder anderen Verein. Das Gebäude wurde 1996 eröffnet, nach ökologischen Gesichtspunkten gebaut. In der Nachkriegszeit hatte eine Holzbaracke als Jugendheim gedient.
Kleingartenkolonien
Die ersten südlich gelegenen Kolonien heißen “Zukunft” und “Gute Hoffnung”. Danach folgt die Kolonie Degenhof. Sie erinnert an die Familie Degen, die seit 1906 im Besitz der weitläufigen Grundstücke war: Bäckermeister Berthold Degen, Feinseifenproduzentin Herta Degen, Wagenbauer Franz Degen, und im Haus Degen wurde das Restaurant “Heideschlösschen” betrieben, nach dem heute ebenfalls eine Laubenkolonie benannt ist.
Die Namen der meisten Kleingartenkolonien nördlich des Heckerdamms erinnern ebenfalls an frühere Nutzungen des Geländes:
Auf dem Gebiet der heutigen Kolonie Pferdemarkt befand sich von 1907 bis 1936 tatsächlich der städtische Pferdemarkt Berlins. Und die Kolonie Olympia erinnert an eine Radrennbahn, die hier um 1900 gebaut wurde, und zwar für die Olympischen Spiele, die 1916 in Berlin geplant waren, wegen des Ersten Weltkriegs jedoch ausfielen. Die Rennbahn wurde im Zweiten Weltkrieg durch ein abgestürztes Flugzeug teilweise zerstört und in den 50er Jahren abgetragen.
Speerplatte
Hinter den Laubenkolonien im Norden ragen Gewerbe- und Bürobauten auf, die in den 80er Jahren auf der so genannten Speerplatte am Saatwinkler Damm errichtet wurden. 1878 hatte der bekannteste Berliner Eisproduzent Carl Thater das Gelände gekauft und seine Eiswerke zur Produktion von Natureis errichtet. In den 30er Jahren musste die Familie ihre Grundstücke an das Deutsche Reich verkaufen, 1939 wurden die Eisteiche verfüllt, und 1940 ließ Albert Speer hier eine riesige Betonplatte bauen, die dem Fuhrpark der Organisation Todt als Abstellfläche diente. Auch einige Kasernen wurden errichtet.
Nach dem Krieg wurde das Gelände bis auf das Kommandeursgebäude abgeräumt und seit 1955 als Kohlebevorratungslager genutzt. Seit dem Chrustschow-Ultimatum von 1958 wurde hier eine Senatsreserve von 200.000 Tonnen Kohlen gelagert. Im Kommandeursgebäude wurde provisorisch eine Grundschule für die Kinder aus Charlottenburg-Nord untergebracht, die so genannte Bunkerschule. In der Schulverwaltung sprach man damals vom “Sibirien Charlottenburgs”, wenn von der Schule und dem umliegenden Gelände die Rede war. Mit dem 1965 eröffneten Neubau der Helmuth-James-von-Moltke-Schule hatte dieses Provisorium ein Ende.
Heute befinden sich auf dem Gelände Baumärkte, Gewerbehöfe und Bürobauten. Wir werden sie deutlich sehen, wenn wir am Ende des Heckerdamms in die Kolonien gehen.
Hüttigpfad
Der Hüttigpfad wurde 1950 nach dem 1908 in Bottendorf geborenen Richard Hüttig benannt. Er stammte aus einer Landarbeiterfamilie, siedelte 1928 nach Berlin über, wurde Mitglied der “Roten Jungfront” und später der KPD. Seit 1930 war er Leiter der Häuserschutzstaffel seines Charlottenburger Wohngebiets im Klausenerplatzkietz, die wegen wiederholter Überfälle von SA-Trupps zur Abwehr gegründet worden war. Er wurde beschuldigt, am 19.2.1933 bei einem Zusammenstoß mit SA und SS den SS-Scharführer Kurt von Ahé erschossen zu haben. Obwohl es für diese Anschuldigungen keine Beweise gab, wurde er bei einer Razzia am 14.9.1933 verhaftet und im KZ Columbia-Haus schwer misshandelt. Am 14. 6. 1934 wurde er in Plötzensee mit dem Handbeil hingerichtet. An dem Haus Seelingstraße 21 erinnert eine Gedenktafel an ihn.
Justizvollzugsanstalt Plötzensee
Das Strafgefängnis Plötzensee wurde 1868-72 von Heinrich Ludwig Herrmann unter Beteiligung von Paul Emanuel Spieker und Hesse erbaut. Auf 25 Hektar entstand ein Gebäudekomplex mit vielen Freiflächen für 1.200 Gefangene. Es ist eine der frühesten Berliner Gefängnisanlagen mit lockerer Bebauung in Rohziegelbauweise: Torhaus, Gefängnistrakte, Beamtenwohnhäuser, Küchenbauten, Kessel- und Maschinenhausund einer Anstaltskirche im oberen Stock des Hauptgebäudes. Ein jüdischer Tempel wurde 1939 abgerissen. Teile des Gebäudekomplexes wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die gesamte Anlage steht unter Denkmalschutz.
Gedenkstätte Plötzensee
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verschärften sich die Haftbedingungen im Gefängnis Plötzensee. Im Hinrichtungsschuppen wurden bereits 1933 vier Menschen ermordet. Die meisten Hinrichtungen gab es 1942 mit 535, 1943 mit 1.180 und 1944 mit 534. Auch in den letzten Wochen des Krieges 1945 wurden noch 132 Menschen hingerichtet, die letzten am 15. April 1945.
Insgesamt waren es 2.891 zwischen 1933 und 1945. Am 25. April 1945 wurde Plötzensee durch die Rote Armee befreit.
Die Gedenkstätte wurde 1952 errichtet auf dem Gelände des ehemaligen NS-Zuchthauses Plötzensee zur Erinnerung an die etwa 2.500 hier durch Fallbeil oder Strick hingerichteten Männer, Frauen und Jugendlichen, darunter zahlreiche Widerstandskämpfer – unter anderem am Umsturzversuch des 20. Juli 1944 Beteiligte. Die ehemalige Hinrichtungsstätte wird heute als Gedenk- und Dokumentationsraum genutzt, in dem sich unter anderem eine Ausstellung von Originalakten des Volksgerichtshofes befindet. Die Gedenkstätte Plötzensee ist heute eine Außenstelle der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, die sich in der Stauffenbergstraße befindet. Eine Führung durch einen Mitarbeiter der Gedenkstätte ist heute nicht möglich, weil sich alle Referenten in Urlaub befinden, aber wenn Sie interessiert sind, finden Sie alle Informationen auf 14 Tafeln in dem Raum neben der Hinrichtungsstätte. Der Raum, in dem die Hinrichtungen stattfanden, ist als Gedenkraum gestaltet.