103. Kiezspaziergang am 10.7.2010

Vom Rathaus Charlottenburg zum THW

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen am 10.7.2010, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen am 10.7.2010, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

Treffpunkt: Vor dem Rathaus Charlottenburg (U-Bhf Richard-Wagner-Platz)

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 103. Kiezspaziergang. Wir werden heute nicht nur einige Straßen Charlottenburgs besichtigen, sondern auch zwei Veranstaltungen besuchen. Zunächst den Goldnetz-Sozialmarkt auf dem Klausenerplatz, wo es unter anderem eine Strandmodenschau geben wird, und anschließend gehen wir zum Technischen Hilfswerk THW in die Soorstraße, das heute zu einem Tag der offenen Tür eingeladen hat. Es wird also diesmal nicht nur viel zu sehen, sondern auch viel zu erleben geben. Die Leiterin der Goldnetz Sozialmärkte, Ute Jaroß, hat uns eingeladen. Sie wird uns den Sozialmarkt auf dem Klausenerplatz und die Sozialmarkt-Idee vorstellen. Herr Szmelter vom Sozialmarkt ist bereits bei uns. Er wird uns begleiten und dafür sorgen, dass wir uns nicht verlaufen.
Vielen Dank dafür und herzlich willkommen. Wir wollen versuchen, gegen 14.45 Uhr am Klausenerplatz anzukommen.
Beim Technischen Hilfswerk in der Soorstraße erwartet uns dann gegen 15.30 Uhr die Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit, Katharina Bosch, und wer schon einmal da war, der weiß, dass es dort beim Tag der offenen Tür immer viel zu sehen und zu erleben gibt.

Bevor wir starten möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang mitteilen. Wie Sie wissen finden die Kiezspaziergänge immer am zweiten Samstag eines Monats ab 14.00 Uhr statt, der nächste also am 14. August. Und da ich an diesem Tag nicht in Berlin sein werde, wird mich mein Kollege, Bürgerdienstestadtrat Joachim Krüger, vertreten. Treffpunkt ist am Sonnabend, dem 14. August, um 14.00 Uhr am U- und S-Bahnhof Jungfernheide am Ausgang Max-Dohrn-Straße. Zunächst werden Sie auf dem Goerdelersteg den Westhafenkanal überqueren und nach Charlottenburg-Nord in die Paul-Hertz-Siedlung gelangen, wo Sie unter anderem die katholische Kirche Maria Regina Martyrum, das Evangelische Gemeindezentrum und die Gedenkstätte Plötzensee besichtigen werden.

Start im Rathaus Charlottenburg, Foto: KHMM

Start im Rathaus Charlottenburg, Foto: KHMM

Otto-Suhr-Allee 100: Rathaus Charlottenburg
Das Rathaus Charlottenburg wurde 1899-1905 von den Architekten Heinrich Reinhardt und Georg Süßenguth für die Stadt Charlottenburg erbaut und am 20. Mai1905 eröffnet, an dem Tag, an dem auch die 200-Jahr-Feier der Stadt Charlottenburg begann. Charlottenburg war damals eine selbständige Großstadt und galt als reichste Stadt Preußens. Das ist dem Rathaus durchaus anzusehen. Der Erweiterungsbau, in dem heute die Heinrich-Schulz-Bibliothek untergebracht ist, wurde 10 Jahre später von 1911 bis 1916 von Heinrich Seeling für die Sparkasse gebaut.
Der Turm ist 89 Meter hoch. Angeblich soll Kaiser Wilhelm II es abgelehnt haben, auf dem Weg zum Schloss Charlottenburg am neuen Rathaus vorbeizufahren, weil der Turm die Kuppel von Schloss Charlottenburg um einiges überragt. Er ist aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich zugänglich. An einem Tag im Jahr ermöglichen wir zum Tag des offenen Denkmals nach vorheriger Anmeldung in meinem Büro ausnahmsweise den Zugang auf eigene Gefahr. In diesem Jahr wird das am Freitag, dem 17. September von 14 bis 18 Uhr sein, und Sie können sich anmelden unter der Telefonnummer 9029-12300.
Ursprünglich wurde das Haus im gotischen Stil geplant, dann aber entschied man sich für den so genannten Sezessionsstil mit Jugendstilelementen. Neben vielen allegorischen Schmuck-Figuren an der Fassade und im Innenbereich gibt es auch eine Reihe von in Stein gehauenen und in Holz geschnitzten Sinnsprüchen. Fast alle vermitteln Arbeitsethos und den Kampf ums Dasein. Schwere Kriegsschäden entstanden in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs von 1943 bis 1945. Hans Günther leitete die Wiederherstellung von 1947 bis 1958. Von den Fest- und Sitzungssälen ist in ursprünglicher Gestalt nur der Magistratssitzungssaal, der heutige Minna-Cauer-Saal (ehemals Pommernsaal), erhalten.
Im zweiten Obergeschoss befindet sich außerdem eine Gedächtnishalle für die Gefallenen der Weltkriege und die Opfer der NS-Gewaltherrschaft und eine Fotogalerie der Widerstandskämpfer und Charlottenburger Opfer des NS-Regimes. In der Rathausgalerie in der zweiten Etage zeigen wir regelmäßig Ausstellungen.
Der schönste Raum im Rathaus ist wohl der Intarsiensaal im Untergeschoss, den unser Standesamt seit einigen Jahren auch für Eheschließungen nutzt. Er wurde 1914 als Ratsstube eröffnet. Die Täfelungsarbeiten stammen von Wilhelm Kimbel.
Im Rathaus habe ich als Bezirksbürgermeisterin mit der Abteilung Finanzen und Kultur meinen Sitz, außerdem die Abteilungen Bürgerdienste, Ausbildungsförderung und Personal und Wirtschaft, Ordnungsangelegenheiten und Weiterbildung. Sie finden hier unter anderem ein Bürgeramt, das bezirkliche Bafög-Amt und die Heinrich-Schulz-Bibliothek.
Hier am Rathaus Charlottenburg beginnt auch die Altstadttour, die wir im Juni 2008 eröffnet haben. Auf insgesamt 16 Tafeln werden historische Orte und Gebäude Charlottenburgs erläutert. Die Stelen wurden uns von der Firma Wall zur Verfügung gestellt. Mit dieser Altstadttour haben wir den früheren Altstadtpfad ersetzt, dessen Tafeln zum Teil beschädigt und zum Teil überholt waren. Heute werden wir der Altstadttour nicht folgen, weil wir andere Ziele haben, aber sie ist sehr empfehlenswert und kann jederzeit individuell begangen werden. Auf jeder Tafel finden Sie eine Kartenskizze mit dem Weg zur nächsten Tafel.
Wir gehen jetzt über den Richard-Wagner-Platz in die Schustehrusstraße bis zum ältesten Bürgerhaus Charlottenburgs Nr. 13, wo das Keramik Museum Berlin residiert und wo wir auf die 6. Tafel der Altstadttour stoßen werden.

Vor dem ältesten Bürgerhaus Charlottenburgs, Foto: KHMM

Vor dem ältesten Bürgerhaus Charlottenburgs, Foto: KHMM

Schustehrusstr. 13: Keramik Museum Berlin
Dies ist das älteste erhaltene, bzw. rekonstruierte Wohnhaus Charlottenburgs. Friedrich I, der Stadtgründer Charlottenburgs, ließ von seinem Hofarchitekten Eosander von Göthe das Straßennetz anlegen, die Grundstücke parzellieren und ein Musterhaus entwerfen. Jeder Bauwillige musste nach diesem vorgegebenen Musterentwurf bauen, denn die entstehende Stadt sollte ein regelmäßiges Erscheinungsbild erhalten. Heute existieren nur noch zwei Beispiele dieser Musterhäuser: in der Haubachstr. 8 und hier. Dieses Haus wurde 1712 von Gottfried Berger gebaut, einem Goldschmied und Gelbknopfgießer, der als Handwerker beim Schlossbau beschäftigt war.
Nach vielen Besitzerwechseln und Umbauten wäre das Haus am 24. Dezember 1983 beinahe einem Abrissversuch zum Opfer gefallen. Nach dem illegalen Teilabriss aber wurde es mit alten Baumaterialien und in alter Handwerkstechnik rekonstruiert. Die Denkmalpflege sah hier die einmalige Möglichkeit, ein Haus zu retten, das uns bürgerliches Bauen demonstriert aus einer Zeit, aus der wir sonst in Berlin nur die erhaltenen Prachtbauten kennen.
Seit einigen Jahren veranstaltet unser Museum Charlottenburg-Wilmersdorf hier an vier sommerlichen Wochenenden seinen Gartenzauber, das sind Veranstaltungen mit Lesungen, Musik und kulinarischen Genüssen. In diesem Jahr am 17., 23 und 31. Juli und am 7. August, jeweils um 19.00 Uhr. Der Eintritt kostet 7,50 EUR.
Das Haus befindet sich in der Obhut des Heimatmuseums. Wir sind sehr froh, dass das Keramik-Museum-Berlin es angemietet und wieder öffentlich zugänglich gemacht hat. Ich freue mich, dass der Leiter des Keramik-Museums, Heinz-Joachim Theis, heute da ist. Er wird uns sein Museum kurz selbst vorstellen.

Gierkeplatz, Foto: KHMM

Gierkeplatz, Foto: KHMM

Gierkeplatz
Gierkeplatz und Gierkezeile wurden 1950 benannt nach Anna von Gierke. Sie lebte von 1874 bis 1943 und war die Tochter des Juristen Otto von Gierke. Sie wurde von den Nationalsozialisten als “Halbjüdin” definiert und hatte als Leiterin eines Jugendheimes enge Kontakte zur Bekennenden Kirche.

Gierkeplatz 4: Gemeindehaus, Gedenktafel Dressel, Puppentheater
Am Gemeindehaus der Luisenkirche erinnert eine Gedenktafel mit folgendem Text an den früheren Pfarrer und Charlottenburger Chronisten Dressel:
In dem Vorgängerbau dieses Hauses lebte von 1778 bis 1824
der Charlottenburger Oberpfarrer
JOHANN CHRISTIAN GOTTFRIED DRESSEL
22.9.1751-16.10.1824
Der aufgeklärte Prediger führte die
Reformpädagogik Pestalozzis ein, ordnete
die Schulverhältnisse neu und richtete eine
städtische Armenpflege ein.
Fast alles, was wir über die Frühzeit Charlottenburgs wissen, wissen wir von Dressel, der uns zwei ausführliche Chroniken hinterlassen hat, geschrieben 1813 und 1816.
Im Gemeindehaus der Luisenkirche spielt seit September 2008 auch das Puppentheater Berlin. Es wurde 1984 von Ulrich Treu als privat geführtes Puppentheater gegründet. Ulrich Treu ist Absolvent der Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst. Nachdem das Puppentheater sein früheres Domizil an der Haubachstraße verlassen musste, stellte der Bezirk vorübergehend das Kommandantenhaus am Spandauer Damm 17 zur Verfügung. Da dort eine Erweiterung des Museums Berggruen geplant ist, musste das Puppentheater wieder umziehen, diesmal hierher an den Gierkeplatz.

Altes Schulhaus, Foto: KHMM

Altes Schulhaus, Foto: KHMM

Gierkezeile 39: Altes Schulhaus
Das älteste Schulhaus Charlottenburgs wurde 1785/86 von dem Maurermeister Schulze im Zopfstil in der Übergangsphase vom Barock zum Klassizismus erbaut und 1798 um drei Achsen erweitert. Hier unterrichtete Johann Gottfried Dressel. In dem mehrfach umgebauten Haus wurde bis 1931 unterrichtet.
1979 zog die Landesstelle Berlin gegen die Suchtgefahren ein. Der heutige Zustand entspricht demjenigen von 1798. Heute beherbergt es die Landesstelle Berlin gegen die Suchtgefahren e.V. und den Verein Die Gierkezeile – Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle für Alkohol- und Medikamentenabhängige.

Gierkepl. 1-3: OSZ Kraftfahrzeugtechnik
In dem Neubau am Gierkeplatz ist das Oberstufenzentrum Kraftfahrzeugtechnik untergebracht.

Luisenkirche, Foto: KHMM

Luisenkirche, Foto: KHMM

Luisenkirche
“Neue Kirche auf’m Berg” nannte Eosander in seinem Plan von 1705 den Standort der Kirche auf dem früheren Kirchplatz, heute Gierkeplatz. Friedrich l. hatte sie als gemeinsame Kirche für die Reformierten und Lutheraner bestimmt.
Die barocke “Parochial-Kirche” mit ihrem kreuzförmigen Grundriss wurde nach den Plänen von Baumeister Gerlach unter der Leitung von Baumeister Böhme 1712-18 erbaut.
1826 baute Schinkel im Biedermeierstil den quadratischen, dreigeschossigen, mit breit verzierten Gurtgesimsen voneinander abgesetzten Turm an. Nach dem Umbau erhielt die Kirche den Namen der verstorbenen Königin Luise. Die Kirche erlitt 1943 schwerste Kriegsschäden. Von 1950 bis 1953 wurde das historische Erscheinungsbild des Baudenkmals von der Kirchengemeinde in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt nach den Plänen von Gerlach restauriert. Die Fassadeninstandsetzung von 1976/77 knüpft an die üblichen warmgelben Farbtöne der barocken Erbauungszeit an.
Vor der Luisenkirche informiert die 8. Tafel der Altstadttour.

Kaiser-Friedrich-Straße
Die Kaiser-Friedrich-Straße wurde 1892 benannt nach Friedrich III, Sohn Kaiser Wilhelms I, 1888 für 100 Tage Deutscher Kaiser. Sein Nachfolger war Wilhelm II.

Baller-Wohnhaus, Foto: KHMM

Baller-Wohnhaus, Foto: KHMM

Schustehrusstraße Ecke Nithackstraße: Baller-Wohnhaus
Das moderne Wohnhaus mit den charakteristischen lindgrünen, verspielten Geländern baute der bekannte Architekt Hinrich Baller. Er hat hier in der Umgebung noch weitere architektonische Glanzlichter gesetzt: an der Stallstraße Ecke Nithackstraße, an der Schloßstraße 45-47 und vor allem die spektakuläre Sporthalle an der Schloßstraße 56.

Schustehrusstr. 43: Oppenheim-Schule
Die frühere Schlesien-Oberschule wurde 2004 umbenannt in Oppenheim-Oberschule. Damit soll an Margarethe und Otto Georg Oppenheim erinnert werden, deren Sommersitz sich von 1882 bis 1910 auf dem Grundstück befand, auf dem heute unter anderem die Schule steht. Sie wurde 1919-22 von Hans Winterstein unter Einbeziehung der Villa Oppenheim als Sophie-Charlotte-Schule erbaut.

Nithackstraße
Die Nithackstraße wurde 1950 benannt nach dem Pfarrer, Schriftsteller und Pazifisten Walter Nithack-Stahn. Er lebte von 1866 bis 1942 und war Pfarrer an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Die Straße hieß vorher “Oranienstraße”.

Eosander-Schinkel-Schule, Foto: KHMM

Eosander-Schinkel-Schule, Foto: KHMM

Nithackstr. 8-12: Eosander-Schinkel-Grundschule
Kurz nach seiner Fertigstellung 1914 wurde das Schulgebäude als Lazarett und dann bis Anfang der 1920er Jahre als Freikorpskaserne genutzt, danach wieder als Schule. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zog die Infektionsabteilung des städtischen Krankenhauses Westend ein. Im Jahre 1950 wurden die Kriegsschäden am Gebäude beseitigt. Danach nahm es die Herder-, die Eosander- und die Schinkel-Grundschule auf. Nachdem die Herder-Oberschule in die Westendallee umgezogen war, schlossen sich die Eosander- und die Schinkel-Grundschule im Jahr 1997 zusammen. Die Eosander-Schinkel-Grundschule ist nach den beiden Baumeistern Eosander von Göthe (1669-1728) und Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) benannt. Sie steht unter Denkmalschutz.
Das Schulgebäude wurde 1913-14 von Paul Weingärtner und Heinrich Seeling als fünfgeschossige Flügelanlage errichtet. Der Reliefschmuck stammt von Ludwig Isenbeck. Das Bauwerk ist elfenbeinfarben verputzt und verfügt über einen Granitsockel. Die Fassade wird durch roten Sandstein und bräunlichen Keramikplatten gegliedert. Die äußere Gestaltung des Gebäudes ist ein gutes Beispiel für die beginnende Moderne. Die Schmuckelemente erinnern an expressionistische Formen. Besonders auffällig sind die schwarzen keramischen Platten in den Eingangsbereichen sowie die Pergola mit ihren 17 Säulen.

Wulfsheinstraße, Foto: KHMM

Wulfsheinstraße, Foto: KHMM

Wulfsheinstraße
Diese Straße wurde 1950 nach Emanuel Wulfshein benannt. Er war Stadtverordnetenvorsteher in Charlottenburg und starb 1880. Die Straße hieß davor Jägerstraße.
Wulfsheinstraße 8: Bürgerhaus
An dem denkmalgeschützten Haus Wulfsheinstraße 8 ist die bauliche Entwicklung dieser Straße im 19. Jahrhundert erkennbar. Der Kern des alten 2geschossigen Bürgerhauses geht mit seiner ursprünglich schlichten Fassadengestaltung und den sieben Fensterachsen auf das Jahr 1829 zurück. 1869 wurde es um zwei Geschosse aufgestockt und die beiden Balkone angebaut. Zugleich erhielt es als schmückende Fassadenelemente des Spätklassizismus ein Dach- und Gurtgesims. Das Haus wurde 1979 grundlegend instandgesetzt und modernisiert. Die Fassade und das Treppenhaus wurden denkmalgerecht restauriert.

Neufertstraße
Die Straße wurde 1950 nach dem Pädagogen Hermann Neufert benannt. Er lebte von 1858 bis 1935 und war Stadtschulrat in Charlottenburg. Davor hieß die Straße “Magazinstraße”.

Klausenerplatz
Der Platz wurde um 1850 als Reitplatz der Gardes du Corps angelegt und erhielt 1887 den Namen Prinz-Friedrich-Karl-Platz. 1894 wurde er als begrünte Freifläche angelegt. 1921/22 gestaltete Erwin Barth den Platz neu mit einem Kinderspielplatz im Mittelteil, erhöhten Sitzplätzen an den Ecken und Pappel-Rondellen.
An der Südseite erhebt sich seit 1932 die mächtige Kloster- und Kirchenanlage von St. Kamillus. Die Gründung der Gemeinde des Kamillianerordens geht auf die Initiative von Bernhard Lichtenberg zurück, der seit 1913 Pfarrer an der Kirche Herz Jesu in Charlottenburg war. Da sie zu klein wurde, gründete er Filialgemeinden in Charlottenburg. Die vierflügelige Kirchen- und Klosteranlage wurde 1931-32 von Hermann Mohr in geschlossener Bebauung mit Anklängen an die Neue Sachlichkeit errichtet. Die Kirche ist ein Hochbau und geht bis zur dritten Etage, darüber befindet sich bis zur 7. Etage das Seniorenheim St. Kamillus mit 40 Bewohnerinnen und Bewohnern.

Der Platz wurde am 30.3.1950 benannt nach dem Politiker Erich Klausener, der seit 1926 Leiter der Polizeiabteilung im preußischen Innenministerium und seit 1928 Leiter der katholischen Aktion war. Er wandte sich gegen kirchenfeindliche Maßnahmen und die rassistisch-antisemitische Politik der Nationalsozialisten. Am 30.6.1934 wurde er im Zusammenhang mit dem sogenannten Röhm-Putsch in seinem Dienstzimmer von Nationalsozialisten ermordet.
Dienstags und freitags ist Wochenmarkt. 1999 haben Anwohner und Gewerbetreibende das Kiezbündnis Klausenerplatz e.V. gegründet. Der Ausdruck “Klausenerplatzkiez” bezieht sich auf den Kiez zwischen Spandauer Damm, Schloßstraße, Kaiserdamm und Sophie-Charlotte-Straße. Für viele ist es der Charlottenburger Kiez schlechthin.

Ute Jaroß stellt den Sozialmarkt vor, Foto: KHMM

Ute Jaroß stellt den Sozialmarkt vor, Foto: KHMM

Ich freue mich sehr, dass die Leiterin der Goldnetz Sozialmärkte, Ute Jaroß, uns eingeladen hat, den Sozialmarkt zu besuchen, den Goldnetz heute hier veranstaltet. Sie wird uns Goldnetz und die Sozialmarkt-Idee gleich selbst vorstellen, und wir sollen auch noch etwas zu sehen bekommen.

Modenschau auf dem Sozialmarkt, Foto: KHMM

Modenschau auf dem Sozialmarkt, Foto: KHMM

Ehrenamtliche Models stellen gespendete Sommerbekleidung vor, die für jedermann tragbar ist.

Klausenerplatz 19: Freie Theateranstalten
Die Freien Theateranstalten Berlin sind hervorgegangen aus dem 1974 gegründeten Verein zur Förderung szenisch-dramaturgischer Arbeit. Die erste Produktion wurde 1977 in der Gustav-Böß-Freilichtbühne im Volkspark Jungfernheide gezeigt. 1978 wurde der Spielbetrieb hier im eigenen Haus, der Fabrik K.19, am Klausenerplatz, aufgenommen. Seit 1984 spiet Hermann van Harten sein Stück “Ich bin’s nicht, Adolf Hitler ist es gewesen”. Er ist Autor, Regisseur, Bühnenbildner und Hauptdarsteller in einer Person.

Spandauer Damm
Der Spandauer Damm hat seinen Namen zwar erst seit 1950, aber schon 1767 gab es die Bezeichnung “Weg nach Spandau”, später dann “Spandauer Berg” und “Spandauer Straße”.

Sophie-Charlotten-Straße
Die Sophie-Charlotten-Straße erhielt ihren Namen 1885 nach der preußischen Königin Sophie-Charlotte

Sophie-Charlotten-Str. 17-18 Gipsformerei
Die Gipsformerei der Staatlichen Museen wurde 1819 als Königliche Gipsformerei gegründet und 1830 dem Verband der Preußischen Museen eingegliedert. Zunächst befand sie sich in Kellerräumen des Alten Museums auf der Museumsinsel. 1842 zog sie um in ein Gebäude an der Münzstraße in der Nähe des Alexanderplatzes. 1889 bis 1891 wurde dann dieses Haus nach Plänen des Königlichen Landbauinspektors Johannes Merzenich gebaut. Eine wichtige Rolle für den Umzug spielte die Nähe der Eisenbahn.
Das 4geschossige Gebäude hat einen hufeisenförmigen Grundriss. Die Fassade besteht aus gelben und roten Ziegeln. Die Fenster haben einen Stichbogenabschluss. In der Mitte des Erdgeschosses befindet sich eine Toreinfahrt, auf der linken Seite sind Schaukästen. Dort liegt auch der Eingang zu dem etwa 100 Quadratmeter großen Ausstellungsraum, der eine Auswahl an Abgüssen zeigt. In den oberen Geschossen befinden sich die Werkstätten und das Lager.
In der Gipsformerei werden Repliken gefertigt, überwiegend nach Originalen aus Berliner, aber auch aus anderen europäischen Museen. Jeder Interessierte kann hier einen Abguss bestellen.
Mit 6.500 Formen von Kunst- und Museumsobjekten ist die Gipsformerei neben dem Atelier de Moulages des Louvre die weltgrößte derartige Institution.
Skulpturen des Mittelalters, der Renaissance und des 19. Jahrhunderts bilden den größten Teil der vorhandenen Formen. Die Gipsformerei arbeitet eng mit der Abguss-Sammlung Antiker Plastiken zusammen, die sich in der Schloßstraße neben dem Museum Charlottenburg-Wilmersdorf befindet.

Spandauer-Damm-Brücke
Die 1960-62 errichtete 116 m lange und 39 m breite Spannbeton-Brücke wurde 1963 in Betrieb genommen. Sie überquert die Gleise der Ringbahn und der Stadtautobahn A 100. Im Geländer finden sich die Jahreszahlen 1960-1962. Durch diese neue Brücke wurde das alte Bahnhofsgebäude in einen toten Winkel unterhalb des neuen Straßenniveaus gedrängt. Von der Brücke aus ist im Süden die Epiphanienkirche zu sehen, im Norden kann man Siemensstadt erkennen.
Die Brücke hat 7 Fahrbahnen und breite Bürgersteige mit Radwegen. Sie wird täglich von rund 75.000 Autos befahren. Bei einer Sanierung 2003-2004 hat sich herausgestellt, dass die stählernen Spannglieder im Inneren der Brücke rostig sind. Deshalb wurde sie im Frühjahr 2008 abgerissen und wird seither durch eine neue Konstruktion ersetzt. Die Brücke soll früher als geplant fertig werden, nämlich bereits im Dezember dieses Jahres.

Bahnhof Westend, Foto: KHMM

Bahnhof Westend, Foto: KHMM

S-Bahnhof Westend
Der Bahnhof Westend wurde als Station des S-Bahn-Rings 1880 als Anschluss für die Villenkolonie Westend angelegt. Das Bahnhofsgebäude wurde 1883/84 von den Architekten Heinrich Kayser und Karl von Großheim im Neorenaissancestil in Ziegel und Sandstein errichtet. Nach dem Architekten Heinrich Kayser wurde dieser Bahnhof auch Kayser-Bahnhof genannt. Nachdem 1980 der Zugverkehr auf dem westlichen Teil des S-Bahn-Rings durch die DDR-Reichsbahn eingestellt wurde, stand das Bahnhofsgebäude bis 1988 leer.
Von da an bis Ende 2001 wurde es als Atelier- und Austellungsgebäude durch die Karl-Hofer-Gesellschaft genutzt. Sie machte aus dem “Kayserbahnhof” einen “Künstlerbahnhof”. Seit Juli 2002 ist das umgebaute Gebäude Sitz von Steuerberatern, Immobilienhändlern, Finanzunternehmen und der badischen Weinhandlung Markgräfler.
Im Zuge der Wiedereröffnung des Südrings der S-Bahn 1993 wurden zwei neue Zugangsgebäude in einer Glas-Stahl-Konstruktion gebaut und der S-Bahnhof wieder in Betrieb genommen. Seit dem 16.06.2002 ist die Ringbahnstrecke wieder zur Gänze befahrbar.

Soorstraße
Die Straße wurde 1897 nach den Orten Niedersoor und Obersoor bei Trutnow (Trautenau) im Nordosten Böhmens im heutigen Tschechien benannt, wo 1745 Preußen eine Schlacht gegen Österreich gewann.

Soorstr. 83-85: Ehem. Kaserne des Regiments Königin Elisabeth
Die Westend-Kasernenanlage für das preußische Königin Elisabeth Garde-Grenadierregiment Nr.3 wurde von 1893 bis 1896 entlang der heutigen Soorstraße auf 6 ha Grundfläche nach Entwürfen von Georg Wieczoreck im Stil der deutschen Renaissance gebaut.
Die Gebäude wurden überwiegend aus hellroten Ziegeln mit Putzflächen und Sandsteinverkleidungen errichtet.
Die erhalten gebliebenen und größtenteils restaurierten Kasernengebäude stehen unter Denkmalschutz. Heute sind darin unter anderem das Rigpa-Zentrum Berlin und das THW untergebracht.

Rigpa-Zentrum, Foto: KHMM

Rigpa-Zentrum, Foto: KHMM

Soorstr. 85: Rigpa-Zentrum Berlin (buddhistisch)
In der eingeschossigen, mit zwei Spitzgiebelrisaliten versehenen ehemaligen Offiziersmesse ganz Norden der Anlage an der heutigen Soorstr. 85 unterhielt das Bezirksamt Charlottenburg zuletzt ein Jugendheim. 2007 ist hier das Rigpa-Zentrum Berlin eingezogen.
Das Rigpa-Zentrum Berlin wurde 2006 von Sogyal Rinpoche, dem Autor von “Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben”, gegründet, das Zentrum hier in der Soorstraße 85 wurde am 4.10.2007 eröffnet. “Rigpa” ist das tibetische Wort, für “Intelligenz”. In den Lehren der buddhistischen Tradition Tibets bedeutet es “die innerste Natur des Geistes”. Rigpa ist inzwischen ein internationales buddhistisches Netzwerk mit Zentren und Gruppen in 23 Ländern.
Es steht unter der Schirmherrschaft des 14. Dalai Lama und will die Lehren des Buddha für möglichst viele Menschen verfügbar machen. Rigpa Deutschland ist ein seit 1987 eingetragener und als gemeinnützig anerkannter Verein.

Auf dem THW-Gelände, Foto: KHMM

Auf dem THW-Gelände, Foto: KHMM

Soorstr. 84: THW
Das Technische Hilfswerk THW ist eine nachgeordnete Einrichtung des Bundesministeriums des Inneren. Im Inland leistet das THW mit technisch hochwertiger Ausstattung Hilfe bei unterschiedlichen Unglücksfällen, rettet Menschen und Tiere aus Gefahrenlagen und hilft bei der Bergung bedrohter Sachwerte. Im Ausland gibt es Einsätze zum Beispiel bei Trinkwasseraufbereitung, Bau von Flüchtlingslagern, Rettung bei Erdbeben und in anderen Situationen.
Hier in der Soorstraße 84 befindet sich der Sitz des Landesbeauftragten des THW für Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt und des Beauftragten des Ortsverbandes Charlottenburg-Wilmersdorf.
Ich freue mich sehr, dass die Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit, Katharina Bosch, uns heute zu ihrem Tag der offenen Tür eingeladen hat.