102. Kiezspaziergang am 12.6.2010

Vom Theodor-Heuss-Platz durch das Messegelände zur Deutschlandhalle

Start mit Klaus-Dieter Gröhler, Foto: Raimund Müller

Start mit Klaus-Dieter Gröhler, Foto: Raimund Müller

Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler

Treffpunkt: Theodor-Heuss-Platz an der Ewigen Flamme

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 102. Kiezspaziergang. Frau Thiemen ist heute nicht in Berlin. Deshalb habe ich die Vertretung übernommen. Mein Name ist Klaus-Dieter Gröhler, und ich bin in Charlottenburg-Wilmersdorf Baustadtrat und Stellvertretender Bezirksbürgermeister. Ich vertrete Frau Thiemen sehr gerne und freue mich auf den gemeinsamen Spaziergang mit Ihnen durch das Messegelände. Obwohl wir bereits mehr als 100 Kiezspaziergänge hinter uns haben, waren wir bisher noch nie auf dem Messegelände. Es wurde also höchste Zeit

Bevor wir starten möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang mitteilen. Wie Sie wissen finden die Kiezspaziergänge immer am zweiten Samstag eines Monats ab 14.00 Uhr statt.
Der nächste beginnt also am Samstag, dem 10. Juli, und der Treffpunkt ist um 14.00 Uhr vor dem Rathaus Charlottenburg an der Otto-Suhr-Allee 100, unweit des U-Bahnhofes Richard-Wagner-Platz. Sie werden gemeinsam mit Frau Thiemen zwei Veranstaltungen besuchen: Zunächst den Goldnetz-Sozialmarkt auf dem Klausenerplatz, wo es unter anderem eine Strandmodenschau geben wird, und anschließend geht es zum Technischen Hilfswerk THW in die Soorstraße, das am 10. Juli zu einem Tag der offenen Tür einlädt. Es wird also beim nächsten Kiezspaziergang nicht nur viel zu sehen, sondern auch viel zu erleben geben.

Theodor-Heuss-Platz, Foto: KHMM

Theodor-Heuss-Platz, Foto: KHMM

Theodor-Heuss-Platz
Der Theodor-Heuss-Platz wurde am 18. Dezember 1963 nach unserem ersten Bundespräsidenten benannt, 6 Tage nach seinem Tod am 12. Dezember 1963 in Killesberg bei Stuttgart. Von 1906 bis 1933 und von 1947 bis 1963, also vor und nach der Zeit des Nationalsozialismus, hieß der Platz Reichskanzlerplatz, von 1933 bis 1945 Adolf-Hitler-Platz.

Alle drei Namen zeigen auf ihre Weise die Bedeutung dieses Platzes als Teil der großen Ost-West-Verbindung durch Berlin, und die Namen spiegeln die Epochen unserer Geschichte im 20. Jahrhundert wider, wobei erstaunlich scheint, dass man nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zu dem Namen “Reichskanzlerplatz” zurückkehrte, obwohl ein “Reichskanzler” nicht mehr existierte und auch nicht mehr zu erwarten war.
Der Platz wurde von 1904 bis 1908 als Schmuckplatz in dem neuen Wohnviertel Neu-Westend im Zuge der Ost-West-Verbindung angelegt. Damit ist der über 17,5 km nahezu geradlinig verlaufende Straßenzug von der Schlossbrücke in Mitte über Unter den Linden, Straße des 17. Juni, Bismarckstraße, Kaiserdamm und Heerstraße bis zur Stadtgrenze in Staaken gemeint. Seit 1903 wurde die Straße ausgebaut und zu einem Teil der großen Ost-West-Verbindung vom Berliner Schloss zum Truppenübungsplatz in Döberitz. 1911wurde sie in Anwesenheit Kaiser Wilhelm II. als Döberitzer Heerstraße feierlich dem Verkehr übergeben. Auf dem Truppenübungsplatz Döberitz wurden damals an Stelle des früheren Übungsplatzes auf dem Tempelhofer Feld die Paraden der Garderegimenter abgehalten.
1903 war die Neu-Westend-Gesellschaft zur Errichtung der Siedlung Neu-Westend gegründet worden. Sie plante gemeinsam mit der Deutschen Bank und der Hochbahngesellschaft die Weiterführung der U-Bahn vom U-Bahnhof Bismarckstraße (heute: Deutsche Oper) bis zum Reichskanzlerplatz. Am 9.Mai 1906 erteilten die Stadt Charlottenburg und der Polizeipräsident von Berlin die Genehmigung dazu, die besagte, dass die Bauarbeiten spätesten am 1. April 1908, also nach knapp zwei Jahren abgeschlossen sein mussten. Die 2,9 km lange Teilstrecke konnte dann auch termingerecht am 29. März 1908 mit einer Fahrt von Kaiser Wilhelm II im sogenannten „Kaiserwagen“ vom Leipziger Platz (heute: Potsdamer Platz) bis zum Reichskanzlerplatz eröffnet werden.

Die Nationalsozialisten machten aus der Ost-West-Verbindung eine durchgängige Ost-West-Achse und der Architekt Albert Speer entwarf die Kandelaber für die Straßenbeleuchtung, die heute noch stehen.
Albert Speer plante hier auf dem damaligen Adolf-Hitler-Platz eine monumentale Kolonnade und ein Heldendenkmal. Dazu ist es nicht gekommen. Die Säulen für das Monument wurden in Stuttgart angefertigt und stehen dort noch heute an der Neckartalstraße. Auf dem Reichskanzlerplatz in Berlin wurde die Basisplattform fertiggestellt, auf der man 1952 einen Brunnen errichtete.

Am Mahnmal "Ewige Flamme", Foto: Raimund Müller

Am Mahnmal "Ewige Flamme", Foto: Raimund Müller

1955 stellten die Landsmannschaften der deutschen Heimatvertriebenen das Mahnmal mit der Ewigen Flamme auf dem damaligen Reichskanzlerplatz als Denkmal für die Opfer von Flucht und Vertreibung erhalten auf. Es wurde von Theodor Heuss durch das Entzünden der Flamme eingeweiht. Es handelt sich um einen Kunststeinquader mit einer eisernen Opferschale, in der eine ewige Flamme bis zur Wiedervereinigung brennen sollte. Auf der Platzseite befindet sich eine Tafel mit der Inschrift „Diese Flamme mahnt: Nie wieder Vertreibung“. Am 3. Oktober 1990, dem Tag der deutschen Einheit, wurde die Flamme gelöscht. Drei Monate später, am 10. Dezember 1990, dem Tag der Menschenrechte, wurde sie erneut entzündet und brennt seither im Sinne der an der Straßenseite des Mahnmals angebrachten Worte “Freiheit – Recht – Friede”.

Gedenktafel für Theodor Heuss, Foto: KHMM

Gedenktafel für Theodor Heuss, Foto: KHMM

Am 18.12.1963 wurde zur Platzbenennung auf dem Platz eine Gedenktafel enthüllt, die an Theodor-Heuss erinnert. Der Text auf der Bronzetafel lautet:
THEODOR HEUSS
31.1.1884 – 13.12.1963
1. Bundespräsident der
Bundesrepublik Deutschland
von 1949 – 1959

Mit Theodor Heuss wird hier ein Mann geehrt, der in den 20er Jahren in Berlin politisch aktiv war, zunächst als Schöneberger Stadtverordneter und seit 1920 als Bezirksverordneter, dann von 1924 bis 1933 als Abgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei im Deutschen Reichstag. 1933 wurde ihm sein Lehrauftrag an der Hochschule für Politik in Berlin entzogen. Seine Bücher wurden von den Nationalsozialisten öffentlich verbrannt. Er publizierte weiter in der “Frankfurter Zeitung” unter dem Pseudonym Thomas Brackheim. Und er hatte Kontakte zu den Widerstandsgruppen um Carl Goerdeler.
Nach dem Krieg wurde er Vorsitzender der von ihm gegründeten FDP, Kultusminister in Württemberg-Baden und schließlich von 1949 bis 1959 Bundespräsident.

"Blauer Obelisk" von Hella Santarossa, Foto: KHMM

"Blauer Obelisk" von Hella Santarossa, Foto: KHMM

Wettbewerbsergebnisse zur Neugestaltung des Platzes 1955 und 1980 wurden nicht realisiert. 1985 wurde der Platz vom Gartenbauamt Charlottenburg nach einem Entwurf von Thomas Cordes umgestaltet. 1989 wurden die zwei Köpfe von Rainer Kriester aufgestellt: zwei sich gegenüberstehende, 2,60 Meter hohe Kopfskulpturen. “Großes Berliner Kopfzeichen” heißt die südliche, schwarze Skulptur aus Bronze, deren Gesicht von einer Maske voller Einschnitte und Kerben bedeckt ist. “Großer verschnürter Kopf” heißt der nördliche, weiße Kopf aus Kalkstein, der bis auf den Mund verhüllt, verschnürt und zugenäht ist.
1995 wurde die Brunnenskulptur “Blauer Obelisk” von der Berliner Künstlerin Hella Santarossa installiert. Der Brunnen ist 15m hoch und besteht aus übereinander gestapelten Kuben aus mundgeblasenem blauem Antikglas. Das Brunnenwasser wird mit einer Pumpe von oben über die Skulptur geleitet. Wegen der Gefahr einer raschen Verkalkung stand jahrelang nur “stilles” Wasser im Brunnenbecken. 2003 wurde der Brunnen wieder in Betrieb genommen.

Auf einige Gebäude am Theodor-Heuss-Platz möchte ich hinweisen:

Deutschland- und Amerikahaus
Der südliche Platzrand des damaligen Reichskanzlerplatzes an der Ecke Heerstraße wurde 1928-30 nach Entwürfen von Heinrich Staumer durch den Bauunternehmer Heinrich Mendelssohn mit zwei Geschäftshäusern im Stil der neuen Sachlichkeit bebaut, dem Deutschlandhaus und dem Amerikahaus, gebaut für Hotels, Cafés, Kinos und Läden.
1937 wurde das Deutschlandhaus von der Deutschen Reichspost für Fernsehzwecke ausgebaut und ein Jahr später der im Turm des Amerikahauses installierte Fernsehsender in Betrieb genommen. Am 1. November 1938 war der Beginn des regelmäßigen Studiobetriebs. 1943 wurde der Sender durch alliierte Bomben zerstört, das Gebäude dabei aber nur geringfügig beschädigt. 1954 erwarb der SFB das Deutschlandhaus für seine Fernsehabteilung und sendete 1955 erstmals von hier, bevor er 1970 in das neue Fernsehzentrum umzog. Im Deutschlandhaus befand sich bis zur Wende auch der Sitz der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und der Deutschen Kinemathek, sowie der Deutschen Welle.
Das Amerikahaus wurde nach dem Krieg von den Britischen Streitkräften als Naafi-Club (Navy-Army-Air Force-Institution) genutzt; hier befanden sich Geschäfte, Restaurants und Clubs, sowie das “Globe-Cinema”; heute ist das Haus Domizil des Kabaretts “Die Wühlmäuse”.
Im Nachbarhaus am Theodor-Heuss-Platz 5 befindet sich das Internationale Studienzentrum Berlin (ISB)

Edinburgh-House
Das “Edinburgh House” wurde 1960-62 von Werner Düttmann als Hotel für britische Offiziere erbaut. Nach der Verabschiedung der Alliierten wurde hier auf Anregung von Helmut Kohl und François Mitterand ein Wohnheim und eine Begegnungsstätte für ausländische Austauschstudenten ins Leben gerufen, die durch das Studentenwerk Berlin betrieben wird. Es steht fortgeschrittenen Stipendiatinnen und Stipendiaten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Ländern der vier Alliierten offen. Es bietet ein umfangreiches kulturpolitisches Programm zur deutschen und europäischen Kultur. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Fernsehzentrum des RBB, Foto: KHMM

Fernsehzentrum des RBB, Foto: KHMM

Fernsehzentrum
Das Fernsehzentrum zwischen Masurenallee und Kaiserdamm wurde von 1965 bis 1970 von Robert Tepez für den damaligen SFB gebaut. Bereits 1960 hatte der Sender Freies Berlin einen Wettbewerb für ein neues Fernsehzentrum ausgeschrieben, nachdem das Fernsehen immer wichtiger und das Deutschlandhaus zu klein wurde. Aus dem Wettbewerb ging ein Entwurf von Bodo Fleischer als Sieger hervor, aber der SFB holte sich Rat bei der BBC. Diese favorisierte den zweiten Preisträger, Robert Tepez, der dann auch umgesetzt wurde. Die Grundsteinlegung war 1965, die Übergabe 1970 nach immerhin 10jähriger Planungs- und Bauzeit.
Am Theodor-Platz befinden sich mehrere flache, vor gelagerte Bauten. Dadurch wird die Ostseite des Platzes offen gehalten. Dahinter erhebt sich das Hochhaus. Der nördliche Flügel für Messtechnik und Synchronstudios ist 7-geschossig, der südliche 13- und 14-geschossig. Auffällig ist der etagenweise Wechsel von brauner und weiß-metallener Aluminium-Verkleidung. Wo die 13- und 14-geschossigen Flügel zusammentreffen, erhebt sich auf dem Dach ein Turm, der wie ein Gelenk der beiden Trakte wirkt. Darauf befinden sich Richtfunkantennen. Östlich vom Hochhaus erstreckt sich ein 2-geschossiger Eingangsbau. Im spitzen Winkel verläuft eine Fußgängerbrücke zum benachbarten Haus des Rundfunks. Entlang des Kaiserdamms sind drei würfelförmige Produktionsstudios fensterlos, mit Klinkern verkleidet und so isoliert, dass der Verkehrslärm nicht bis ins Innere vordringen kann.

Heerstr..2: Richard Strauss und Magda Goebbels
An dem Haus Heerstraße 2, dem heutigen Steakhaus unmittelbar am Theodor-Heuss-Platz wurde 1991 eine Berliner Gedenktafel für Richard Strauss enthüllt. Sie trägt folgenden Text:
In diesem Haus lebte von
1913 bis 1917
Richard Strauss
11.6.1864 – 8.9.1949
Komponist und Dirigent
Hier entstanden seine Opern
“Die Frau ohne Schatten”
und
“Ariadne auf Naxos”

Später lebte hier Magda Quandt, die Millionärsgattin, die sich 1929 von ihrem Mann Günther Quandt scheiden ließ und im Dezember 1931 Joseph Goebbels heiratete, um Hitler nahe zu sein, den sie verehrte. Hitler war hier öfter zu Gast.

International Club Berlin, Foto: KHMM

International Club Berlin, Foto: KHMM

Thüringer Allee 5-11: International Club Berlin
In dem als Garnisonslazarett gebauten späteren Hildegard-Krankenhaus an der Ecke Masurenallee und Thüringer Allee befindet sich heute der Internatinal Club Berlin e.V.. Er wurde 1994 als Nachfolger des Berliner Schlittschuhclubs und des British Officers’ Clubs gegründet und bietet seinen Mitgliedern heute einen exklusiven Rahmen für die Pflege gesellschaftlicher und geschäftlicher Kontakte.

Auf dem Weg über den Hammarskjöldplatz zur Messe, Foto: KHMM

Auf dem Weg über den Hammarskjöldplatz zur Messe, Foto: KHMM

Hammarskjöldplatz
Der Platz vor den Messehallen am Funkturm wurde am 14.10.1961 nach dem schwedischen Politiker, UNO-Generalsekretär und Friedensnobelpreisträger Dag Hammarskjöld benannt, der 1905 geboren wurde und 1961 bei einem ungeklärten Flugzeugabsturz in Zentralafrika starb.
Am Nordeingang des Messegeländes stehen ein Denkmal mit einer Gedenktafel für Dag Hammarskjöld. Dahinter wurde 1997 die „Kinetische Skulptur “Spiele des Windes” von Manrique César aufgestellt.

Im Palais am Funkturm, Foto: KHMM

Im Palais am Funkturm, Foto: KHMM

Folgende Gebäude am Platz stehen unter Denkmalschutz:
das Messegelände und der 1925/1926 von Heinrich Straumer gebaute Funkturm
die 1936/37 von Richard Ermisch gebauten Messehallen Nr. 12 und 16-20
das 1950 gebaute Georg-C.-Marshall-Haus
das 1956 von Bruno Grimmek erbaute Palais am Funkturm
der 1930/31 von Richard und Ludwig Lesser angelegte Sommergarten auf dem Messegelände, der außerhalb von Messeveranstaltungen öffentlich zugänglich ist.
Ein Hotelprojekt hier direkt vor dem Haupteingang zur Messe ist inzwischen glücklicherweise vom Tisch. Ich habe von Anfang an große Probleme darin gesehen, mit einem 125 Meter hohen Hotelturm die denkmalgeschützten Messehallen und die RBB-Gebäude an der Masurenallee buchstäblich in den Schatten zu stellen. Ein neues Hotelprojekt ist wird jetzt für den Parkplatz zwischen Messedamm, Autobahnzufahrt und Stadtring diskutiert.

In Halle 18, Foto: KHMM

In Halle 18, Foto: KHMM

Messegelände
Die Entstehung des Messegeländes hat mit dem großen Verkehrsprojekt der Ost-West-Verbindung vom Berliner Schloss zum Truppenübungsgelände bei Döberitz zu tun, das um 1900 auf Initiative Berlins und des Militärs geplant wurde. Die damals noch selbständige Großstadt Charlottenburg betrachtete dieses “Heerstraßenprojekt” zunächst sehr skeptisch und hatte kein Interesse an einer breiten Militärstraße mitten durch Charlottenburg. Charlottenburg verhandelte hart und stimmte erst zu, nachdem es als Gegenleistung zu einem günstigen Preis das heutige Messegelände erwerben konnte.
1902 wurden schließlich alle Häuser an der Südseite der Bismarckstraße abgerissen, um die Straße zu verbreitern und über den Kaiserdamm zur Heerstraße zu verlängern.
Charlottenburg baute die erste Messehalle 1914 auf dem Gelände des heutigen Zentralen Omnibusbahnhofs. 1924 wurde dann die “Halle der deutschen Funkindustrie” von dem Architekten Heinrich Straumer als erste Halle am heutigen Standort für die erste Deutsche Funkausstellung eröffnet. Beide Hallen waren Holzkonstruktionen. Heinrich Straumer baute dann von 1924 bis 1926 auch den Funkturm, der am 3. September 1926 zur dritten Großen Deutschen Funktausstellung eröffnet wurde.
Namhafte Architekten zeichneten in den folgenden Jahrzehnten für die verschiedenen Hallen verantwortlich. Das Gelände wurde durch zahlreiche Abrisse, Neu- und Umbauten, einen Brand 1935 und Kriegsschäden vielfach verändert. Das Messegelände ist heute Eigentum des Landes Berlin; Betreiber ist die Messe Berlin GmbH mit dem Land Berlin als Hauptgesellschafter.

Deutschlandhalle, Foto: KHMM

Deutschlandhalle, Foto: KHMM

Deutschlandhalle
Die Deutschlandhalle wurde 1935 von Franz Ohrtmann und Fritz Wiemer als Stahlkonstruktion zu den Olympischen Spielen für 10.000 Zuschauer als “größte Mehrzweckhalle der Welt” errichtet. Die 117 m lange und 83 m breite Dachkonstruktion aus Stahl galt als architektonische Meisterleistung. Am 29.11.1935 wurde sie von Hitler eröffnet, am 7.12.1935 fand als erste Sportveranstaltung ein 100-Kilometer-Mannschaftsradrennen auf der 208 m langen Holzpiste statt. Die Halle diente der nationalsozialistischen Partei für Massenveranstaltungen und zur Durchführung diverser olympischer Disziplinen. Es gab unter anderem Boxturniere. Seit 1937 brachte die Zirkusshow “Menschen, Tiere, Sensationen” Artisten der Weltspitzenklasse nach Berlin. 1938 führte die Pilotin Hanna Reitsch während der Revue “Kisuaheli” den ersten Hallenflug mit einem Hubschrauber vor. Am 16.1.1943 setzte ein Luftangriff während einer Vorstellung von “Menschen Tiere Sensationen” das Dach in Brand. Weder Menschen noch Tiere kamen dabei ums Leben, aber die Deutschlandhalle war zerstört.
Der Wiederaufbau wurde zwar bereits 1949 vom Groß-Berliner Magistrat beschlossen, dauerte aber noch fast 8 Jahre.
Diesmal wurde ein Dach aus Spannbeton errichtet. Am 19.10.1957 wurde sie wieder eröffnet und seither genutzt für Musik-, Show- und Sportveranstaltungen, darunter erneut “Menschen, Tiere, Sensationen”, “Holiday on Ice”, das Reit- und Springturnier, das “British Tattoo” und Sechstagerennen. Hier gastierten das Bolschoi-Ballett, die Rolling Stones, The Who, Queen und Jimi Hendrix. Am 1.1.1998 wurde die Halle wegen Baufälligkeit geschlossen und zum Abriss vorgesehen. Nach dem Abriss der benachbarten Eissporthalle wurde sie im April 2001 ersatzweise zur temporären Eissportarena umgebaut. Im September 2001 begann dort der Eissportbetrieb. Bis zur Fertigstellung einer an der Glockenturmstraße geplanten neuen Eissporthalle sollte die Deutschlandhalle für den Eissport zur Verfügung stehen. Zunächst war nur an drei Spielzeiten gedacht. Seit 2005 wurden Pläne der Messe GmbH diskutiert, die Deutschlandhalle abzureißen und auf dem Gelände ein neues Kongresszentrum für 63 Mio Euro zu bauen, das “Deutschlandhallen Convention Center”. Nach Schließung der Halle wegen angeblicher Einsturzgefahr des Daches führen Belastungstests im November 2005 zu Entwarnung. Am 1.3.2006 wurde sie wieder für den Eissport geöffnet.
Am 27.5.2008 verkündete der Senat seinen Beschluss, das ICC zu sanieren und zu modernisieren und die Deutschlandhalle 2009 abzureißen. Am 26.4.2009 fand mit einem Eishockey-Juniorenturnier der Eisbären die letzte Veranstaltung in der Deutschlandhalle statt. Auf dem Parkplatz an der Glockenturmstraße neben der Waldbühne wird jetzt eine neue Eissporthalle gebaut. Leider steht die Deutschlandhalle während der Bauzeit nicht mehr zur Verfügung.