Xantener Str. 23: Gedenktafel für Felix Nussbaum
Die Berliner Gedenktafel für Felix Nussbaum wurde 1989 enthüllt:
In dem Haus, das früher hier stand
lebte und arbeitete von 1928 bis 1932
FELIX NUSSBAUM
11.12.1904 – 9.8.1944
Maler des Neuen Realismus, seit 1933 in der Emigration,
zuletzt in Belgien. 1944 in seinem Brüsseler Versteck
von der Gestapo verhaftet, nach Auschwitz
deportiert und dort ermordet
Felix Nussbaum wurde 1904 als Sohn des jüdischen Eisenwarenhändlers Philipp Nussbaum und seiner Ehefrau Rahel in Osnabrück geboren. Seit 1923 studierte er an der Kunstakademie in Berlin, und seit 1928 lebte er hier in der Xantener Straße mit der polnischen Malerin jüdischen Glaubens Felka Platek zusammen. Von 1929 bis 1933 zeigte er seine Werke in den Ausstellungen der Berliner Secession. Von 1932 bis 1935 lebte er überwiegend in Italien, bevor er schließlich nach Ostende ging. 1937 heiratete er dort Felka Platek. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Belgien 1940 wurde Felix Nussbaum als “unerwünschter Ausländer” verhaftet. Während eines Transports nach Bordeaux gelang ihm die Flucht.
Von 1942 bis 1944 lebte er mit seiner Frau versteckt im Haus eines befreundeten Kunsthändlers in Brüssel. 1943 malte er sein “Selbstbildnis mit Judenpaß” und 1944 sein Bild “Triumph des Todes”.
Am 20. Juni 1944 wurden Felix Nussbaum und seine Frau denunziert und in Brüssel von der Wehrmacht verhaftet. Am 31. Juli wurden beide mit dem letzten Deportationszug vom Sammellager Mechelen in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt.
Am 2. August wurde Felix Nussbaum dort ermordet. Seine Frau wurde aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls in Auschwitz umgebracht.
Felix Nussbaum war in den ersten Nachkriegsjahren nur wenigen Kunstfreunden bekannt. Er wurde in den 1980er Jahren als bedeutender Künstler wiederentdeckt. In seiner Geburtsstadt Osnabrück wurde 1998 ein von Daniel Libeskind entworfenes Felix-Nussbaum-Haus eröffnet. Dort werden 170 Werke von ihm in einer Dauerausstellung gezeigt.
Xantener Str. 20: Stolperstein für Elen Cahen
In diesen Wochen sind die meisten Stolpersteine unter Schnee und Eis nicht zu sehen. Aber das Stolpersteine-Projekt des Kölner Bildhauers Gunter Demnig ist eine erstaunliche und erfreuliche Erfolgsgeschichte. 1996 hat Gunter Demnig in Köln die ersten Stolpersteine verlegt: 10 × 10 cm große aus Beton gegossene Steine mit eingelassener Messingtafel, in die der Künstler mit Hammer und Schlagbuchstaben “Hier wohnte”, Namen, Jahrgang und Stichworte zum weiteren Schicksal eines einzelnen Menschen einstanzt.
Die im Gehweg vor dem früheren Wohnort eingelassenen Stolpersteine sollen an die Opfer von Holocaust und Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Entscheidend ist dabei die persönliche Erinnerung an die Namen der Opfer. Inzwischen hat Gunter Demnig über 22.000 Steine in etwa 530 Städten und Gemeinden in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Österreich, Polen, Tschechien, der Ukraine und Ungarn gesetzt. In Charlottenburg-Wilmersdorf wurden bisher rund 700 Stolpersteine verlegt, und in diesem Jahr werden wohl rund 900 weitere hinzu kommen.
Hier, vor dem Haus Xantener Straße 20, erinnert ein Stolperstein mit folgendem Text an Ellen Cahen:
HIER WOHNTE
ELLEN CAHEN
GEB. PLAUT
JG. 1886
DEPORTIERT 19.02.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET
Konstanzer Straße
Die Konstanzer Straße wurde 1908 nach der Stadt am Bodensee benannt.
Konstanzer Str. 54 Ecke Zähringerstraße: Geburtshaus von Heinz Berggruen
In dem Haus, das früher hier stand, wurde am 6.1.1914 Heinz Berggruen geboren. In seinem Buch “Hauptweg und Nebenwege” schrieb er:
“Wurde ich als Kind gefragt, wo ich herkäme, sagte ich nicht, aus Berlin, sondern antwortete: aus Wilmersdorf, und das war nicht etwa Ausdruck von Snobismus oder kindlichem Trotz, sondern entsprach den städtischen Realitäten vor 1914. ‘Wilmersdorf war wirklich beinahe noch ein Dorf’, schrieb ich 1935 in der Frankfurter Zeitung.
Dort wor jetzt Neubauten in langen Reihen stehen, waren weite, freie Plätze, und die Häuser bildeten eigentlich nur die Ausnahmen. Die Straßen waren teilweise noch nicht gepflastert, und von den städtischen Errungenschaften wie Kinos, Konditoreien und so weiter konnte man in Wilmersdorf nichts merken…. Meine eigentliche Heimat blieb Wilmersdorf. Hier kenne ich so ziemlich jedes Haus, jede Straße, jeden Platz. Im Preußenpark haben wir uns mit den Jungen der Nebenklasse herumgeprügel, und auf dem Fehrbelliner Platz, wo alljährlich einmal Zirkus Krone seine Zelte aufstellte, sah ich zum ersten Mal Löwenbändiger, Seiltänzer und Jongleure.”
In seinem Buch “Spielverderber, nicht alle”, hat Heinz Berggruen die elterliche Wohnung beschrieben: “Vor dem Krieg wohnten wir im Berliner Westen in einem gutbürgerlichen Haus, das dann im Krieg total zerstört und später von einem scheußlichen Plattenbau ersetzt wurde. Unsere Wohnung im ersten Stock bestand aus einer Diele, einer Art Berliner Zimmer, einem Flur, der zur linken Seite auf die Küche, das Badezimmer und eine trostlos fensterlose Kammer führte, in dem Mariechen,unser pommersches “Mädchen” untergebracht war. Am Ende des Flurs lag das Schlafzimmer meiner Eltern, daneben, auf der anderen Seite vom Korridor, war mein eigenes Schlafzimmer, dann kam das Eßzimmer, ein großer Salon und schließlich das sogenannte Herrenzimmer.”
Die Eltern hatten mit ihrem Schreibwarengeschäft am Olivaer Platz ein gutes Einkommen.
Heinz Berggruen emigrierte 1936 nach San Francisco und erwarb die amerikanische Staatsbürgerschaft, kam 1941 als US-Soldat zurück nach Europa und eröffnete 1947 eine eigene Galerie in Paris. Er wurde zu einem der international angesehensten Experten für die Kunst der klassischen Moderne. Mit Pablo Picasso verband ihn eine enge Freundschaft. Er baute eine der weltweit bedeutendsten Privatsammlungen mit Werken der Klassischen Moderne auf, die er 1995 seiner Vaterstadt Berlin als Dauerleihgabe zur Verfügung stellte. Sie wurde am 6. September 1996 im westlichen der beiden Stülerbauten gegenüber dem Schloss Charlottenburg unter dem Titel “Picasso und seine Zeit – die Sammlung Berggruen” eröffnet, später in “Museum Berggruen” umbenannt. Am 21. Dezember 2000 ging die Sammlung in den Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz über. Picasso ist mit 80 Exponaten vertreten, den zweiten Schwerpunkt bilden Arbeiten von Paul Klee. Das Museum ist einer
der bedeutendsten kulturellen Anziehungspunkte Berlins. Berggruen selbst wohnte seit 1996 in seinem Museum, mischte sich häufig unter die Besucherinnen und Besucher seiner Kunstwerke und war stolz auf seine Charlottenburger Adresse Schloßstraße 1.
Bereits 1973 hatte Berggruen seine amerikanische Staatsbürgerschaft aufgegeben und wieder die deutsche angenommen: “Obwohl es mir in Paris gutging, sah ich nicht ein, warum ich mich um einen französischen Pass bemühen sollte. Es erschien mir viel sinnvoller, die Nationalität wieder zu erwerben, die mir ein barbarisches Regime ein halbes Menschenalter zuvor weggenommen hatte. Durch Sprache, Literatur, Geschichte und durch die deutsche Landschaft habe ich Bindungen an meine Heimat, die kein ‘Tausendjähriges Reich’ je zerstören konnte.”
Er starb am 23.2.2007 in Paris und wurde in Berlin auf dem Dahlemer Waldfriedhof beerdigt. Die Erben von Heinz Berggruen wollen das Museum um fünfzig Werke der Klassischen Moderne erweitern, darunter Picasso, Matisse, Klee und Cézanne.
Berggruens Bücher sind bewegende Zeugnisse seiner großen Heimatliebe: “Auf den Haupt- und Nebenwegen des Sammelns führten die Spuren zurück zu meinen Anfängen, ins Berlin meiner Kindheit und Jugend. Dies erscheint mir als glückliche Fügung. Ich verstehe diesen Schritt aber auch als ein Zeichen der Versöhnung, als einen Beitrag zur Anerkennung und Bestätigung eines wieder in die Völkergemeinschaft integrierten, friedfertigen und demokratischen Staates. … Mein Freund Ernst Stiefel sagte: ‘Man kann einen Menschen aus der Heimat vertreiben, aber nicht die Heimat aus dem Menschen.’ … Mit zweiundzwanzig Jahren bin ich aus Berlin fortgegangen, in eine ungewisse Zukunft. Als Zweiundachtzigjähriger bin ich zurückgekommen. Und das ist gut so.”
Zähringerstraße
Die Zähringerstraße wurde 1910 benannt, und sie wird sehr häufig fälschlicherweise in zwei Wörtern geschrieben. Aber der Name hat nichts mit dem Freiburger Ortsteil “Zähringen” zu tun. Sondern die Straße wurde benannt nach dem süddeutschen Fürstengeschlecht der “Zähringer” und wird deshalb in einem Wort geschrieben. Das Gleiche trifft auch auf die benachbarte Wittelsbacherstraße zu.