Sozialstadträtin Martina Schmiedhofer
Treffpunkt: U-Bahnhof Sohpie-Charlotte-Platz
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 95. Kiezspaziergang. Heute geht es vor allem um zwei Themen, die sich mit dem 9. November verbinden: erstens um die nationalsozialistischen Verbrechen, für die die Pogromnacht am 9. November 1938 zum Symbol wurde und zweitens um die deutsche Teilung, die mit dem Fall der Mauer vor 20 Jahren am 9. November 1989 beendet wurde.
Charlottenburg war zwar kein Mauerbezirk, aber es gab in Charlottenburg eine Reihe von Einrichtungen, die mit der Teilung Berlins zu tun hatten, darunter zum Beispiel in der Kuno-Fischer-Straße die Notaufnahmestelle für Flüchtlinge aus der DDR und das Haus des Rundfunks an der Masurenallee, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst von russischen Soldaten Radio für die sowjetisch besetzte Zone gemacht wurde.
An den 9. November 1938 erinnern unter anderem das ehemalige Charlottenburger Polizeipräsidium gleich hier am Kaiserdamm 1, das ehemalige Reichskriegsgericht an der Witzlebenstraße und die Skulptur Treblinka am Amtsgerichtsplatz.
In den letzten Tagen sind zwei neue Bücher erschienen, die sich mit den beiden Themen in Charlottenburg beschäftigen. Das eine ist das “Gedenkbuch Juden in Charlottenburg”. Darin ist eine vollständige Liste mit den Namen und Adressen der 6.200 deportierten und ermordeten Charlottenburger Juden enthalten. Außerdem werden mit Zeitzeugenberichten, Briefen, Fotos, Biographien und Aktenauszügen auch Einzelschicksale dokumentiert und der bedeutende Beitrag vieler jüdischer Persönlichkeiten zur deutschen Geschichte gewürdigt. Ein Bericht über das gegenwärtige jüdische Leben im Bezirk macht aber auch deutlich, dass die Nationalsozialisten ihr Ziel nicht erreicht haben, alle Juden zu vernichten. Zu den Autoren gehören Wolfgang Knoll, Prof. Dr. Andreas Nachama, Dr. Simone Ladwig-Winters und Karl-Heinz Metzger.
Rechtzeitig zum 20. Jahrestag des Mauerfalls ist vor wenigen Tagen ein neuer Krimi von Irene Fritsch erschienen unter dem Titel “Kalter Krieg am Lietzensee”. Er spielt in den 1950er Jahren in Charlottenburg rund um den Lietzensee, und zu den entsprechenden Schauplätzen führt unser Kiezspaziergang. Ich freue mich sehr, dass die Autorin Irene Fritsch heute bei uns ist (oder zu uns stoßen wird) und uns einiges erzählen wird – vor allem zum Notaufnahmelager und zum Haus des Rundfunks, das wir am Ende unseres Spaziergangs besichtigen werden.
Beide Bücher sind übrigens im Text-Punkt-Verlag Berlin erschienen, und ich kann beide sehr zur Anschaffung, zur Lektüre und vielleicht auch zum Verschenken an Weihnachten empfehlen. Für Leute, die an der Geschichte Charlottenburgs interessiert sind, gehören sie zur Pflichtlektüre.
Bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen mitteilen, wo der Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang sein wird. Wie Sie wissen finden unsere Kiezspaziergänge immer am zweiten Samstag des Monats statt, also das nächste Mal am 12. Dezember, und Start ist wie immer um 14.00 Uhr, und zwar diesmal auf dem Breitenbachplatz, direkt am U-Bahn-Ausgang an der Schildhornstraße. Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen wird Sie dann durch Schmargendorf führen und mit Ihnen unter anderem die Dorfkirche Schmargendorf und das Seniorenheim an der Lentzeallee besuchen. Dort können Sie zum Abschluss des Spaziergangs passend zur Vorweihnachtszeit das Tiergehege mit einem Esel, Schafen und Kaninchen besichtigen.
Sophie-Charlotte-Platz
Der Sophie-Charlotte-Platz wurde 1892 benannt nach der Namensgeberin von Charlottenburg, der preußischen Königin Sophie Charlotte, der Gemahlin von König Friedrich I. Die 1668 in unserer Partnerstadt Bad Iburg geborene Sophie Charlotte starb sehr früh im Jahr 1705. Und ihr zu Ehren wurden das damalige Schloss Liezenburg und die neu gegründete Stadt nach ihr benannt. Charlottenburg erhielt gleichzeitig, im Jahr 1705 Stadtrechte. Der Platz wurde 1910 mit Rasen, Rabatten, Hecken und Bäumen angelegt.
Kaiserdamm 118 (gegenüber an der Ecke Kaiserdamm und Suarezstraße)
Das Wohnhaus wurde 1907/08 von Hermann Heider gebaut. Es steht unter Denkmalschutz und wurde 1990 restauriert. Es ist ein mehrgeschossiges Mietshaus im Stil der Neorenaissance mit einer kolossalen Giebelfront, einer mit Mosaiken verzierten Ladenzone, einem über dem Eingangsportal auf mächtigen figürlichen Konsolen ruhenden Erker, sowie weiteren, grau verputzten Erkern. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zogen Offiziere der Roten Armee in die bis zu 400 qm großen Wohnungen.