Kantstr. 12: Theater des Westens
Ebenfalls Bernhard Sehring baute bereits 1895-97, also 30 Jahre vor dem Delphi das Theater des Westens. Seine Architektur ist eine Mischung verschiedenster Baustiele mit altdeutschem Fachwerk, märkischer Backsteingotik und Jugendstil. Sehring lebte damals schräg gegenüber in dem ebenfalls von ihm gebauten Künstlerhaus St. Lukas an der Fasanenstraße 13.
Er hatte für den Theaterbau den ehemaligen Kohlenplatz der Meierei Bolle selbst erworben und blieb bis zu seinem Tod 1949 unter großen finanziellen Schwierigkeiten und mit verschiedenen Partnern und Betreibern Eigentümer der Theaters, das als privates Musiktheater auf Gesellschafterbasis gegründet wurde. Seine Geschichte ist ebenso bunt wie sein Äußeres: Es firmierte unter anderem unter den Namen “Goethe-Theater” und “Große Volksoper”. In einer Nische steht die Figurengruppe “Berlin und Charlottenburg”.
Am 1.10.1896 wurde das Theater mit dem Märchenspiel “1001 Nacht” von Holger Drachmann eröffnet. Seit 1898 nutzte der Intendant Max Hofpauer das Haus für Opernaufführungen. Am 5.10.1904 gastierte Enrico Caruso mit “La Traviata”, sagte aber wegen der negativen Kritiken alle weiteren Vorstellungen ab. Seit 1909 spielte Direktor Max Monti vor allem Operetten. Am 25.8.1912 wurde das Haus durch eine Brandkatastophe weitgehend zerstört, bald danach aber wieder aufgebaut. 1922 wurde das Theater von der gemeinnützigen Aktiengesellschaft “Große Volksoper” übernommen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg startete hier bereits am 15.6.1945 die “Städtische Oper” mit “Fidelio” den Opernbetrieb, zunächst bis 1947 unter dem Intendanten Michael Bohnen, dann bis 1960 unter Heinz Tietjen und Carl Ebert.
Nachdem 1961 die Oper als “Deutsche Oper Berlin” in ihr neues Haus an der Bismarckstraße gezogen war, eröffnete am 1.10.1961 Intendant Hans Wolffer das Theater des Westens als Musical- und Operettentheater mit der deutschsprachigen Erstaufführung von “My Fair Lady”. Das Erfolgsstück wurde zwei Jahr en suite gespielt und machte die Gattung Musical in Deutschland populär. In der Folge gastierten Johannes Heesters in der “Lustigen Witwe”, Zahrah Leander und Marika Rökk im “Land des Lächelns”, Freddy Quinn in “Heimweh nach St. Pauli” und Vico Torriani im “Weißen Rössl”. Am 30.12.1978 wurde das Haus nach einem Konkurs unter der Intendanz von Karl Vibach mit dem Musical “Cabaret” wiedereröffnet. Im Herbst 1980 fand hier die deutsche Erstaufführung des Musicals “A Chorus Line” statt.
Von 1984 bis 1999 leitete der Tänzer, Sänger, Regisseur und Choreograph Helmut Baumann das Haus.
Er gab seinen Einstand als Regisseur und Hauptdarsteller am 23.10.1985 mit “Ein Käfig voller Narren”. Es wurde ein triumphaler Erfolg: Zehn Jahre lang wurde das Stück immer wieder in den Spielplan aufgenommen. 2002 verkaufte der Senat das Theater an den privaten Musical-Konzern Stage Holding; die Immobilie blieb allerdings im Landesbesitz. Nach Umbauten war am 26.9.2003 die Premiere des Musicals “Les Misérables”. Danach gab es “3 Musketiere”, “Aida – Das Musical”, “Tanz der Vampire”, “Elisabeth” und seit dem 7.12.2008 “Der Schuh des Manitu”.
(Schimmelpfenghaus)
(Das neungeschossige Geschäftshaus mit einem Querriegel über der Kantstraße an der Westkante des Breitscheidplatzes wurde 1957-60 von Gustav Sobotka und Franz Heinrich Müller gebaut. Benannt wurde der Gebäudekomplex nach einem Inkasso-Unternehmen, das 1872 in Frankfurt/M. gegründet wurde, bald nach Berlin umzog und schließlich am Breitscheidplatz residierte. Der Brückenbau war ein Beispiel für das Leitbild der autogerechten Stadt.
2004 wurde der Abriss beschlossen und die Errichtung eines 120 Meter hohen dreiteiligen Gebäudekomplexes mit acht, neun und 33 Geschossen unter dem Namen FOCUS von Architekt Christoph Langhof geplant. Am 5. Mai dieses Jahres begann der komplizierte Abriss des Schimmelpfenghauses. Inzwischen ist der Blick auf die Gedächtniskirche und das Europa-Center auch von der Kantstraße aus wieder frei.)
Kantstr. 155: KapHag-Hochhaus
1992-95 baute Josef Paul Kleihues das KapHag-Hochhaus, ein elfgeschossiges 54 m hohes Bürohaus mit angegliedertem fünfgeschossigen Trakt als Firmenzentrale der KapHag Immobilien GmbH, die Büro- und Geschäftshäuser und Gewerbezentren entwickelt und verwaltet. Es war einer der ersten Büroneubauten der 90er Jahre in der City West. Das große beweglich gelagerte Windsegel setzt ein markantes Zeichen. Das Haus wurde 1994 mit dem Preis des Bundes Deutscher Architekten ausgezeichnet.
Ursprünglich war das Haus um ein Drittel höher geplant, was aber am Einspruch des Bezirkes Charlottenburg scheiterte.
Es gibt Pläne, das Gebäude um sechs Etagen aufzustocken und dann die ursprünglich geplante Höhe von 72 Metern zu erreichen. Das Dachsegel soll dabei erhalten bleiben.
Fasanenstr. 13: Künstlerhaus St. Lukas
Wie bereits erwähnt baute ebenfalls Bernhard Sehring 1889/90 an der Fasanenstraße 13 das Künstlerhaus St. Lukas als Wohn- und Atelierhaus. Es gilt als herausragendes Beispiel für den Historismus der Jahrhundertwende. In dem romantischen Backsteinbau sollten Künstler zusammen leben und arbeiten.
Sehring schmückte das Haus mit Türmchen und Erkern, mit Skulpturen und Reliefs, richtete im Erdgeschoss Bildhauerateliers und unter dem Dach Malerwerkstätten ein. Auf einem Wandrelief im malerischen Brunnenhof sieht man ihn in Ritterrüstung mit dem Modell des Künstlerhauses in der Hand. Neben dem Eingangstor ist der Maler Tizian zu sehen.
Namensgeber ist der Heilige Lukas, Schutzpatron der Maler und Ärzte.
Zu den Künstlern, die seinerzeit hier einzogen, gehörte Sehring selbst, der Bildhauer Max Kruse und seine Frau Käthe Kruse, die als Puppenmacherin berühmt wurde, der Bildhauer Ludwig Manzel, der von 1912 bis 1918 Präsident der Kundakademie war, Ernst Barlach, Milly Steger und viele andere Künstlerinnen und Künstler.
Das Haus wurde 1987 restauriert und mit der Ferdinand-von-Quast-Medaille für vorbildliche denkmalgerechte Instandsetzung ausgezeichnet.
Fasanenstr. 79/80 Jüdisches Gemeindehaus
1910-1912 baute Ehrenfried Hessel hier die große Synagoge der Jüdischen Gemeinde Charlottenburg als dreischiffigen Monumentalbau mit drei Kuppeln und Tonnengewölbe. Stilistisch orientierte sich das Haus an frühchristlich-byzantinischen Kirchenbauten. Die Synagoge bot 2.000 Menschen Platz. Sie wurde am 26.8.1912 eingeweiht. Es war die erste große Synagoge außerhalb des alten Berlins. Sie kündete vom Selbstbewusstsein des liberalen jüdischen Bürgertums:
Nicht mehr versteckt im Hinterhof wie noch die wenige Jahre zuvor geweihte Synagoge in der Rykestraße, sondern als sichtbares Zeichen im Stadtbild. Von 1912 bis 1938 war Julius Galliner (1872-1949) Gemeinderabbiner.
In der Pogromnacht vom 9. November 1938 wurde die Synagoge angezündet und brannte aus. Weitere Zerstörungen folgten im Krieg. 1957/58 wurde die Ruine abgerissen. An ihrer Stelle bauten Dieter Knoblauch und Hans Heise 1958-60 das Jüdische Gemeindehaus.
Es ist eine kreuzförmige Anlage mit einem Saalbau und einem langgestrecktem Verwaltungstrakt. Der Saalbau erinnert mit drei Oberlichtkuppeln an die zerstörte Synagoge. Das Portal vor der fensterlosen Saalwand enthält Reste der alten Portalbekrönung der Synagoge. Im Vorhof wurde 1987 ein Mahnmal von Richard Hess in Form einer stilisierten Torarolle aufgestellt. Im Foyer gibt es neben mehreren Gedenktafeln eine Büste von Moses Mendelssohn. Im Innenhof trägt eine Gedenkwand die Namen von 22 Ghettos, Internierungs-, Konzentrations- und Vernichtungslagern, davor brennt eine Ewige Flamme.
Hier werden Gedenkveranstaltungen abgehalten und das Kaddisch, das jüdische Trauergebet, gesprochen. Im Juli 2006 verlegte die Jüdische Gemeinde ihren Sitz vollständig in das Centrum Judaicum an der Oranienburger Straße im Bezirk Mitte. Hier im Gemeindehaus in der Fasanenstraße bleiben der Seniorentreff, die Gemeindebibliothek, die Jüdische Volkshochschule und das koschere Restaurant Arche Noah.
Fasanenstraße 19 Ecke Kurfürstendamm 27 Kempinski
1872 eröffnete Berthold Kempinski an der Friedrichstraße Ecke Taubenstraße eine Weinhandlung mit angeschlossener Probierstube. “1928 kam hier als Filiale ein Groß-Restaurant dazu. ‘Kempinski am Kurfürstendamm” war ein nobel ausgestattetes Speiserestaurant mit zivilen Preisen, in dem täglich 2000 Gäste bewirtet wurden. Berthold Kempinski hatte die Idee der halben Portionen zu halbem Preis, einer “Sozialisierung des Luxus”, die er in seinen zahlreichen Lokalen verwirklichte.
1937 wurden die jüdischen Besitzer enteignet und das Haus ging in sogenannten “arischen” Besitz über. Der populäre Name wurde nicht geändert.
Das heutige Hotel wurde 1951/52 von Paul Schwebes unter Beibehaltung der “runden Ecke”, die der historischen Bebauung entspricht, erbaut. Am 29.7.1952 wurde es als erstes neuerbautes Hotel in Berlin nach dem Krieg eröffnet. Zu den prominenten Gästen gehören seitdem Sophia Loren, der Dalai Lama, Michael Gorbatschow, Mick Jagger und Fidel Castro.
1994 hat Fritz Teppich, ein Nachkomme der Familie Kempinski durchgesetzt, dass an dem Hotel eine Gedenktafel angebracht wurde. Die Messingtafel ist links neben dem Eingang zu sehen. Der Text lautet:
HIER STAND SEIT 1928 EIN
KEMPINSKI-RESTAURANT.
ES WAR EIN WELTWEIT
BEKANNTES SYMBOL
BERLINER GASTLICHKEIT.
WEIL DIE BESITZER JUDEN
WAREN, WURDE DIESE
BERÜHMTE GASTSTÄTTE
1937 “ARISIERT”,
UNTER ZWANG VERKAUFT.
ANGEHÖRIGE DER
FAMILIE KEMPINSKI
WURDEN UMGEBRACHT,
ANDERE KONNTEN FLIEHEN.
DAS 1952 ERÖFFNETE
BRISTOL HOTEL KEMPINSKI
MÖCHTE, DASS DAS SCHICKSAL
DER GRÜNDERFAMILIE
NICHT VERGESSEN WIRD
Kurfürstendamm 217 (Ecke Fasanenstraße): Ehem. Astor-Kino
Diagonal gegenüber dem Kempinski befand sich von 1921 bis 1928 die Nelson-Revue. Der überaus populäre Komponist und Theatermann Rudolf Nelson zeigte hier seine Revuen mit moderner Unterhaltungsmusik und geistvollen literarischen Texten von Walter Mehring, Kurt Tucholsky und anderen. 1926 trat hier Josephine Baker erstmals in Berlin auf. Nelson emigrierte 1933 über Zürich nach Amsterdam. Die Revue wurde von den Nationalsozialisten geschlossen und 1934 zum Astor-Kino umgebaut. Das Astor-Kino musste nach durchgehendem Kinobetrieb seit 1934 im Jahr 2002 wegen erhöhter Mietforderungen schließen. Seither befindet sich hier ein Modegeschäft.
Fasanenstr. 22: Gedenktafel für Dr. Tagi Erani
Am 30. August 2003 wurde von Exil-Iranern die Gedenktafel für Dr. Tagi Erani enthüllt. Der Text lautet:
In diesem Hause lebte und arbeitete
in den zwanziger Jahren
der iranische Wissenschaftler und Antifaschist
Dr. Tagi Erani
1903-1940
Erani lernte während seines Studiums in Berlin die kommunistische Theorie kennen und wurde ein führendes Mitglied der iranischen Arbeiterbewegung. Weder in Persien unter der Schah-Regierung noch im heutigen Iran ist eine öffentliche Erinnerung an ihn möglich.
Fasanenstr. 72: Gedenktafel für Essad Bey
Die Tafel für den Schriftsteller Essad Bey wurde vor einem Jahr am 12. September 2008 enthüllt. Sie enthält folgenden Text:
In diesem Haus wohnte der Schriftsteller
Essad Bey alias Kurban Said
von 1928 bis 1930
Hier entstand sein Erstlingswerk “Öl und Blut im Orient”
“Sinnlos ist das Leben ohne Heimat.” Essad Bey
ESSAD BEY wuchs in Baku/Aserbaidschan auf. Während der Okkupation seines Heimatlandes durch die Rote Armee emigrierte er 1920 nach Europa. Er lebte von 1922 bis 1932 in Berlin und erlangte hier internationale, literarische Anerkennung. 1933 floh er vor den Nationalsozialisten nach Wien.
Seine Bücher wurden in Deutschland verboten. 1938 ging er ins italienische Exil und starb mit 36 Jahren in Positano.
Geboren: 20.10.1905 Gestorben: 27.08.1942
Essad Bey wurde in den letzten Jahren in Deutschland wiederentdeckt. Viele seiner Bücher sind im Buchhandel wieder erhältlich, darunter “Das Mädchen vom goldenen Horn”, “Allah ist groß”, “Ali und Nino” und “Öl und Blut im Orient”. Schon in den 1920er und 30er Jahren beschrieb Essad Bey die kulturellen Konflikte zwischen christlicher und islamischer Welt, die uns heute wieder neu beschäftigen.
Fasanenstr. 23: Literaturhaus Berlin
Vor der Jahrhundertwende zwischen 1870 und 1895 waren am Kurfürstendamm noch repräsentative Villen mit zum Teil großen Parkanlagen entstanden. Die meisten von ihnen wurden im Zuge der Kurfürstendammbebauung seit 1895 wieder abgerissen und mussten den hochherrschaftlichen Mietshäusern Platz machen, die unmittelbar am Kurfürstendamm entstanden. Manche allerdings konnten auch hinter der Mietshauszeile bestehen bleiben.
Zu ihnen gehören die drei Villen des Wintergarten-Ensembles, heute Literaturhaus, Käthe-Kollwitz-Museum und Villa Grisebach.
Das gesamte Wintergarten-Ensemble mit dem kleinen Skulpturengarten steht unter Denkmalschutz. Der repräsentative Wintergarten des Literaturhauses hat dem Ensemble seinen Namen gegeben. In den 1980er Jahren wurde es von Uli Böhme wiederhergestellt beziehungsweise restauriert und 1986 mit neuer Nutzung eröffnet:
Das Haus an der Fasanenstraße 23 wurde 1889 von Becker & Schlüter erbaut. Heute ist es das Domizil des Literaturhauses Berlin mit der Buchhandlung Kohlhaas & Company und dem Café-Restaurant Wintergarten. In den 80er Jahren rettete eine Bürgerinitiative die Villa vor dem aus verkehrstechnischen Gründen vorgesehenen Abriss.
1986 wurde es als erstes Literaturhaus in Deutschland eröffnet. Das Programm beinhaltet unter anderem Autorenlesungen, Vorträge, Diskussionen, Symposien und Literaturausstellungen.
Fasanenstr. 24: Käthe-Kollwitz-Museum
Das Käthe-Kollwitz-Museum befindet sich in einer 1871 als erstes Wohnhaus der Fasanenstraße errichteten Stadtvilla. 1897 wurde die Villa zu einem spätklassizistischen Palais umgestaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das Gebäude mehr und mehr, bis es in den 80er Jahren saniert wurde. 1986 wurde das Käthe-Kollwitz-Museum eröffnet; Grundstock bildete die Sammlung des Galeristen Pels-Leusden. Das Museum zeigt in ständiger Ausstellung das Werk von Käthe Kollwitz; zweimal jährlich Sonderausstellungen mit Arbeiten aus dem Umfeld der Künstlerin. Im derzeitigen Bestand sind etwa 200 zeichnerische und druckgraphische Arbeiten – darunter die berühmte Lithographie “Brot!”, ferner Originalplakate und Plastiken.
Fasanenstr. 25: Villa Grisebach
Die Villa Grisebach wurde 1891/92 von Hans Grisebach für sich selbst erbaut. Sie beherbergt heute die Galerie Pels-Leusden und das Auktionshaus Villa Grisebach.
Das Auktionshaus Villa Grisebach wurde 1986 durch fünf Kunsthändler gegründet. Es ist heute eines der weltweit führenden Auktionshäuser für deutsche Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, seit 1998 auch für Fotografie. Zweimal jährlich gibt es Versteigerungen. Das Haus hat zwölf Repräsentanzen unter anderem in den USA, Südamerika, der Schweiz, Italien, Österreich, Großbritannien und Israel. Neben den Auktionen gibt es Betreuung von Sammlungen, Schätzung von Kunstwerken, Beratung bei Nachlässen, Vermittlung von Restaurierungen und Bilderrahmung.
Fasanenstr. 69: Gedenktafel für Asta Nielsen
An dem Haus Fasanenstraße 69 erinnert eine Gedenktafel an die Schauspielerin Asta Nielsen. Die Tafel trägt das Berliner Stadtwappen und das alte Wappen des Bezirks Charlottenburg und enthält folgenden Text:
BERLIN
Charlottenburg
eine Stadt stellt sich vor:
In diesem Hause lebte von 1931-1937
ASTA NIELSEN
(1881-1972)
Dänische Schauspielerin und
Hauptdarstellerin in vielen Filmen
der 20er und 30er Jahre
“Berühmtheit ist ein Wort im Sande”
Fasanenstr. 28: Gedenktafel für Ulrich von Hassell
An dem Haus Fasanenstraße 28 hoch über der Eingangstür erinnert eine Gedenktafel an den Widerstandskämpfer Ulrich von Hassell. Sie enthält folgenden Text, der leider nicht leicht zu lesen ist:
Hier wohnte von 1940 bis 1944
ULRICH VON HASSELL
12.11.1881 – 8.9.1944
ehemals deutscher Botschafter in Italien.
Im Widerstand gegen Hitlers Gewaltherrschaft gehörte
er zu den führenden Männern, die den Aufstand
vom 20. Juli 1944 gewagt haben.
Zusammen mit Carl Goerdeler, Wilhelm Leuschner
und anderen wurde von Hassell am 8. September 1944
zum Tode verurteilt und am gleichen
Tage hingerichtet.
Fasanenplatz
Der Fasanenplatz wurde 1870 von Johann Anton Wilhelm von Carstenn-Lichterfelde geplant. Durch verkehrsberuhigende Maßnahmen in den 1980er Jahren erhielt er einen intimen Charakter. Es gibt keinen durchgängigen Kreisverkehr mehr.
Die Wasserstele von Rolf Lieberknecht wurde 1989 aufgestellt.
Bei dem heute als Kita genutzten Klinkerhaus handelt es sich um ein ehemaliges Lehrerhaus des Joachimsthalschen Gymnasiums.
Ludwigkirchstraße
Die Ludwigkirchstraße erhielt ihren Namen im Jahr 1900 drei Jahre nach der Einweihung der Kirche St. Ludwig. Die Straße ist Teil des City-Bereichs südlich des Kurfürstendammes. Und das bedeutet natürlich für die Anwohner, dass sie mit den Begleitumständen einer City zurecht kommen müssen. Hier haben die Lokale bis lange in die Nacht hinein geöffnet, und viele von ihnen werden gut besucht.
Ludwigkirchplatz
Der Ludwigkirchplatz wurde benannt bei der Grundsteinlegung für die Kirche am 29.6.1895.
Der repräsentative Schmuckplatz vor der Kirche mit der malerischen Fontaine wurde 1983 nach dem historischen Vorbild gestaltet.
Der Platz hinter der Kirche wurde 1989 umgestaltet. Mit den vielen Restaurants rund herum ist er einer der attraktivsten Plätze im Bezirk.
Kirche St. Ludwig
Die katholische Kirche St. Ludwig wurde 1891 als Ludwig-Windhorst-Gedächtniskirche geplant und 1896-97 von August Menken errichtet. Der Zentrumspolitiker und Reichstagsabgeordnete Ludwig Windthorst hatte den Bau der Kirche angeregt und gegen viele Widerstände durchgesetzt. Damals galt in Preußen die Regel der Kaiserin Auguste-Viktoria (“Kirchen-Juste”), dass katholische Kirchen nicht frei stehen, sondern in die Häuserfront eingebaut werden sollten, um gegenüber der evangelischen “Staatskirche” entsprechend zurückgesetzt zu sein.
Der Name der Kirche bezieht sich aber auch auf den Namenspatron Windthorsts, Ludwig IX, den Heiligen, König von Frankreich 1214-1270. Er wurde 1297 heilig gesprochen. Nach einer Legende soll ein Ritter von Willmerstorff ihm während eines seiner beiden Kreuzzüge das Leben gerettet haben und als Dank dafür mit dem Wappen der Bourbonen mit den drei Lilien ausgezeichnet worden sein. Deshalb findet sich das Liliensymbol in der Kirche an vielen Stellen wieder: in den Mosaiken des Altarraums, an den Leuchterbänken, an der Monstranz und auf einigen Messgewändern. Es wurde von der Großstadt Wilmersdorf, später vom Bezirk Wilmersdorf und auch von dem neuen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf in das Wappen übernommen.
Die Kirche ist eine neugotische dreischiffige, kreuzförmige Basilika mit roter Ziegelverblendung. Das Gebäude ist lebhaft gegliedert durch zahlreiche Anbauten und Türmchen. Einweihung war am 29.6.1897. Die Kirche wurde 1943 beschädigt, 1955 und 1961 wiederhergestellt.
Pfalzburger Straße
Die Pfalzburger Straße wurde 1892 nach Pfalzburg in Lothringen benannt, heute Phalsbourg, Département Moselle, in Frankreich.
Pfalzburger Str. 23: Nelson-Mandela-Schule
Die Nelson-Mandela-Schule, auch Staatliche Internationale Schule Berlin, wurde im Jahr 2000 vom Berliner Senat als Internationale bilinguale (Englisch/Deutsch) Gesamtschule mit Grundstufe und gymnasialer Oberstufe gegründet. Sie wurde bis zum Schuljahr 2003/2004 bis zur 9. Klasse ausgebaut. In den ersten beiden Jahren nach ihrer Gründung war die Schule in der Curtiusstraße in Zehlendorf untergebracht, bis sie im Sommer 2002 ihr Domizil in der Pfalzburger Straße beziehen konnte. Die Nelson-Mandela-Schule ist Mitglied im European Council of International Schools. Ihren Namen hat die Schule von Nelson Mandela. Der am 18.06.1918 geborene Mandela war einer der führenden Anti-Apartheid-Kämpfer Südafrikas und der erste schwarze Präsident des Landes. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter im Kampf gegen die weltweite Unterdrückung der Schwarzen, sowie als Wegbereiter des versöhnlichen Übergangs von der Apartheid zu einem gleichheitsorientierten, demokratischen
Südafrika.
Die Nelson-Mandela-Schule hat derzeit noch zwei Standorte: Neben dem Grundschulcampus in der Pfalzburger Straße 23 gibt es den Oberschulcampus (Sekundarstufe I und II) in der Kastanienallee 12-13 in Charlottenburg-Westend. Die Grundstufe befindet sich in einem fünfgeschossigen und zweiflügeligen Altbaukomplex.
1989 bis 2002 war in dem Gebäude an der Pfalzburger Str. 23 die Robert-Jungk-Gesamtschule untergebracht.
Am 25.1.2008 eröffneten Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler und Schulstadtrat Reinhard Naumann das Richtfest für einen Ergänzungsbau für die Schule, am 8.10.2008 wurde der Schlüssel übergeben.
Pfalzburger Str. 38: Suchtklinik “Die Pfalzburger”
Der Frauenarzt Dr. Bruno Bohl aus der Drakestraße 10 in Groß Lichterfelde kaufte um 1900 das Grundstück Pfalzburger Str. 35-38 und errichtete hier 1904-1906 eine Frauenklinik. Architekt war Guillaume Armand. Der Architekt Otto Grossmann baute 1925 den “Südbau” als OP-Trakt an. Von 1934 bis 1958 war die Krankenversicherungsanstalt Berlin Eigentümer des Krankenhauses. 1958 wurde es von der AOK übernommen und bis 1987 betrieben. Am 30.9.1987 wurde der Krankenhausbetrieb eingestellt. 1988 erwarb der damalige Bezirk Wilmersdorf das Gebäude von der AOK, um eine Kita, eine Jugendfreizeitstätte und andere soziale Einrichtungen darin unterzubringen. 1991 wurde ein Spielplatz eingerichtet. Danach nutzte die Senatsverwaltung für Soziales und Gesundheit das Gebäude bis 1998 als Asylbewerberheim für kinderreiche Familien. Danach übernahm der Bezirk Wilmersdorf Haus und Grundstück wieder, scheiterte aber mit seinen Nutzungsabsichten: Für die Volkshochschule reichte
die Statik nicht aus, ein Umbau wäre zu teuer gewesen. Für ein Nachbarschaftszentrum fand sich kein finanzkräftiger Träger.
Nachdem sich die BVV im Juni 2000 für eine soziale Nutzung des Objektes ausgesprochen hatte, entschloss sich der Bezirk 2001 dazu, das Erbbaurecht an das Drogenhilfeprojekt Tannenhof zu geben.
Am 7.5.2008 wurde Richtfest gefeiert, der Umbau des historischen Krankenhausgebäudes wurde im Januar 2009 abgeschlossen, und die ersten Patienten zogen ein. Am 8. Mai dieses Jahres wurde die neue Suchtklinik des Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V. unter dem Namen “Die Pfalzburger” eröffnet.
Ich freue mich sehr, dass Frau Schmidt und Herr Zeigerer aus dem Pfalzburger-Team sich für uns Zeit genommen haben und uns ihre Klinik vorstellen werden. Herzlichen Dank dafür.
Fechnerstraße
Die Fechnerstraße wurde 1947 benannt nach dem Wilmersdorfer Maler und Schriftsteller Hanns Fechner, der von 1860 bis 1931 lebte. Er hat in den 1870er Jahren noch das dörfliche Wilmersdorf erlebt und auf liebenswürdige Weise beschrieben.
Leon-Jessel-Platz
Der kleine Stadtplatz wurde 1984 gepflastert und neu gestaltet mit der Brunnenskulptur “Wasserpilz” von Emanuel Scharfenberg. 1985 wurde der Platz nach dem Operettenkomponisten Leon Jessel benannt. Leon Jessel lebte von 1925 bis 1941 in Wilmersdorf in der Düsseldorfer Straße 47. Sein Hauptwerk “Schwarzwaldmädel” ist bis heute eine der populärsten deutschen Operetten. Die Tantiemen aus ihren Aufführungen kommen dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zugute, denn die Witwe gründete die Leon-Jessel-Stiftung und übertrug sie dem Bezirk Wilmersdorf. Leon Jessel wurde als Jude von den Nationalsozialisten verfolgt. Er starb am 4. Januar 1942 an den Folgen
nationalsozialistischer Haft.
Der Platz wurde 2002 durch Anwohner und Mitglieder des Vereins Miteinander im Kiez e.V. bepflanzt. Seither kümmert sich die Bürgerinitiative um den Platz und feiert jedes Jahr hier ihr Sommerfest.
Der Verein Miteinander im Kiez e.V. ist ein gutes Beispiel für bürgerliches Engagement in der Stadt und für den eigenen Stadtteil.
Übrigens ist der Verein auch ein gutes Beispiel dafür, dass der Begriff Kiez in Berlin keineswegs anrüchig ist, sondern im Gegenteil eine eher liebenswürdige Bezeichnung für den Teil der Stadt, den man als seine Heimat begreift und entsprechend schätzt. Zugezogene Neu-Berliner fragen mich immer wieder einmal, ob ich die Kiezspaziergänge nicht umbenennen will, weil sie mit dem Begriff Kiez St. Pauli und die Reeperbahn verbinden. Aber keine Angst: Ich bleibe standhaft. Wir lassen uns unsere Kieze nicht nehmen. Und ich bin ziemlich sicher, dass die meisten von Ihnen auch bei unserem nächsten Kiezspaziergang wieder dabei sein werden, dann mit dem Stellvertretenden Bezirksbürgermeister und Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler. Treffpunkt ist am Sonnabend, dem 10. Oktober, um 14.00 Uhr am U-Bahnhof Olympiastadion.