85. Kiezspaziergang am 10.1.2009

Vom Rathaus Wilmersdorf zur Lindenkirche

Rathaus Wilmersdorf, 5.1.2009, Foto: KHMM

Rathaus Wilmersdorf, 5.1.2009, Foto: KHMM

Bürgerdienste-Stadtrat Joachim Krüger
Treffpunkt: Vor dem Rathaus Wilmersdorf, Fehrbelliner Platz 4

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 85. Kiezspaziergang. Mein Name ist Joachim Krüger. Ich bin im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Abteilung Bürgerdienste, Ausbildungsförderung und Personal verantwortlich. Da Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen sich noch im Urlaub befindet, habe ich gerne den heutigen Kiezspaziergang übernommen. Unser Ziel ist heute die Lindenkirche, wo wir uns aufwärmen können. Aber nicht nur das: Die Küsterin, Frau Zwank, hat uns eingeladen. Sie wird uns ihre Kirche vorstellen. Und sie wollte Kaffee und Kuchen und einen Organisten für uns organisieren. Wir dürfen also gespannt sein.

Bevor wir beginnen will ich Ihnen aber wie gewohnt mitteilen, wo der Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang sein wird, den dann wieder Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen übernehmen wird. Der 86. Kiezspaziergang am 14. Februar wird einen Überblick über die Museen am Schloss Charlottenburg geben. Unter der Bezeichnung “Museen und Sammlung am Schloss Charlottenburg” haben sich vor kurzem insgesamt 11 Museen zusammengeschlossen und einen gemeinsamen Flyer herausgegeben.
Dazu gehören das Museum Berggruen, die Sammlung Scharf-Gerstenberg, das Bröhan-Museum, das Schloss Charlottenburg, die Villa Oppenheim und das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf (Heimatmuseum). Die Museumslandschaft rund um das Schloss Charlottenburg ist vielfältig und attraktiv. Sie kann sich neben der Museumsinsel im Bezirk Mitte als zweites großes kulturelles Zentrum Berlins sehen lassen.
Der Treffpunkt für diesen Kulturspaziergang ist am Samstag, dem 14. Februar, um 14.00 Uhr in der Eingangshalle des Rathauses Charlottenburg am U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz. Und wer von Ihnen schon lange nicht mehr im Rathaus war, der wird staunen, denn es ist neu renoviert, und mit hellen Wänden wirkt es viel freundlicher und angenehmer als zuvor.

Fehrbelliner Platz
Der Fehrbelliner Platz wurde 1892 benannt nach dem Ort Fehrbellin im Neuruppiner Land. Passend zum Hohenzollerndamm und zur Brandenburgischen Straße, die sich hier kreuzen, handelt es sich dabei um den Ort, an dem eine entscheidende Schlacht der preußischen Geschichte stattfand: In der Schlacht bei Fehrbellin besiegte 1675 Kurfürst Friedrich Wilhelm mit seinen brandenburgischen Reitern die schwedische Armee unter Feldmarschall Wrangel. Dadurch wurde die Mark Brandenburg von der schwedischen Besatzung befreit, und Friedrich Wilhelm erhielt den Beinamen “Großer Kurfürst”.

Seit 1904 plante die extrem schnell wachsende Stadt Wilmersdorf auf dem Gelände des heutigen Parkplatzes am Parkcafé ein neues Rathaus. Das alte Wilmersdorfer Rathaus an der Gasteiner Straße Ecke Sigmaringer Straße war zu klein geworden. Es gab zwei Architekturwettbewerbe mit ersten Preisen. Das neue Rathaus sollte einen hohen Turm erhalten, höher als der Turm des Rathauses Schöneberg, das 1911-14 gebaut wurde. Die Wilmersdorfer Stadtherren aber waren zu langsam. Der Erste Weltkrieg machte schließlich einen Strich durch die Rathausplanung. Sie wurde nie realisiert.

1913 wurde hier der U-Bahnhof eröffnet. Aber das Gelände ringsherum war unbebaut. Nur Laubenkolonien und ein großer Sportplatz befanden sich hier. 1920-25 wurde der Preußenpark angelegt, und die Randbebauung des Platzes begann 1923 mit dem ersten Verwaltungsgebäude der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte an der Ruhrstr. 1-2, 1930 wurde es erweitert um den Bau an der Ruhrstr. 3. Alle anderen großen Verwaltungsgebäude am Platz wurden in den 30er Jahren gebaut. Vor allem der Fassadenschmuck zeigt teilweise noch die Vorlieben der nationalsozialistischen Bauherren.

Fehrbelliner Pl. Nr.1 wurde 1936 als Karstadt-Kontorhaus gebaut, 1963 zog hier das neu geschaffene Landesverwaltungsamt ein und ist bis heute an diesem Standort geblieben.

1954/55 bauten Werry Roth und Richard von Schuberth im Anschluss an dieses Gebäude an der Württembergischen Straße das Hochhaus für den Bausenat, der bis heute hier residiert, allerdings jetzt unter dem Namen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Fehrbelliner Platz Nr.2 wurde 1939 von Otto Firle für die Nordstern-Versicherung gebaut, 1939-45 war hier außerdem die Reichsstelle für Milch- und Fettwirtschaft untergebracht, in der Nachkriegszeit die Senatsverwaltung für Inneres. Nach deren Umzug in die Klosterstraße in Mitte übernahm die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung das Gebäude.

Fehrbelliner Platz Nr.3 wurde 1938 von der Reichsbaudirektion als Reichsgetreidestelle errichtet, in der Nachkriegszeit wurden verschiedene Bundesinstitutionen darin untergebracht, zum Beispiel das Gesamtdeutsche Institut. Heute befindet sich darin ein Teil des Bundesarchivs und das Hauptzollamt für Prüfungen.

Das Haus am Fehrbelliner Platz Nr.4 wurde nicht als Rathaus gebaut. Das können Sie schon daran erkennen, dass es keinen Turm hat. Wilmersdorf war einer der wenigen Bezirke Berlins ohne Rathausturm. Das Haus wurde 1940 als letztes großes Verwaltungsgebäude von der Deutschen Arbeitsfront (DAF) in Auftrag gegeben und mitten im Zweiten Weltkrieg 1941-43 von A. Remmelmann gebaut. Es sollte die DAF-Zentrale nebenan am Hohenzollerndamm 177 ergänzen.
Bei Fertigstellung zog aber nicht die DAF ein, sondern das Haus wurde als Dienstgebäude für das Oberkommando des Heeres requiriert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus 1945 von den Briten beschlagnahmt und als Hauptquartier eingerichtet. 1954 zog hier das Rathaus Wilmersdorf ein, die Briten bezogen ihr neues Hauptquartier beim Olympiastadion.

"Vorübergehend gemietet" von Hein Spellmann im Rathaus Wilmersdorf, 5.1.2009, Foto: KHMM

"Vorübergehend gemietet" von Hein Spellmann im Rathaus Wilmersdorf, 5.1.2009, Foto: KHMM

Noch bis zum 28.02.2009 zeigt die Kommunale Galerie im Rundhof des Rathauses die Installation “vorübergehend gemietet” von Hein Spellmann. Er ist von Haus aus Objektkünstler. Seit gut 10 Jahren befasst er sich mit Häuserfronten. Er fotografiert Details der Fassaden, vorwiegend Fenster und entwickelt sie in seinem Atelier zu dreidimensionalen Bildobjekten. Mit seiner Installation hier im Rundhof greift er ein weiteres architektonisches Thema auf. Um die winterliche Verschalung des Brunnens im Innenhof hat Spellmann eine zweite Schalenform mit grobem gehacktem Brennholz zu einer ordentlichen, runden Miete aufgeschichtet. Sie bedeckt die erste Schalenform und hat einen etwa 3-4 m großen Durchmesser. Hein Spellmann meint dazu: “Die ländliche Holzmiete passt bildlich hervorragend in die kalte Jahreszeit, wärmt und vermittelt auch ein Stück Natur an diesem städtischen Ort. Der Holzstapel ist temporär, funktional, das Holz wird gut abgelagert, bevor die warme Zeit wieder anbricht, ist die Miete verschwunden. Aus der letzten Verschalung wird der Brunnen wieder neu ans Licht gebracht.”

Fehrbelliner Platz Nr.5 Deutsche Rentenversicherung Bund
Am 7.8.1953 wurde die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte als personell stärkste Bundesbehörde mit Sitz in Berlin eröffnet. Natürlich war das ein Politikum und ein wichtiges Zeichen für die Zugehörigkeit West-Berlins zur Bundesrepublik Deutschland. In den folgenden Jahren vergrößerte sich die BfA mit einer Reihe von Neubauten am Fehrbelliner Platz und in seiner Umgebung. Das Hauptgebäude hier am Fehrbelliner Platz 5 wurde 1970-73 von Jan und Rolf Rave gebaut. Weil es in den 70er Jahren üblich war, wurden in diesem Bau auf fast allen Etagen Großraumbüros eingerichtet.
Inzwischen trägt er nicht mehr das BfA-Logo, sondern das neue Logo der Deutschen Rentenversicherung Bund, so der neue Name der früheren Bundesanstalt für Angestellte. Derzeit wird das gesamte Gebäude etagenweise komplett saniert. Es ist übrigens das einzige Gebäude der Deutschen Rentenversicherung Bund mit Großraumbüros. In diesem Haus ist unter anderem das Rechenzentrum und in den unteren Etagen ist das Vortragszentrum untergebracht. Hier werden zum Beispiel die Rentenbescheide gedruckt.

U-Bahnhof
In den 60er Jahren wurde der U-Bahnhof zum Kreuzungsbahnhof der U-Bahnlinien 1 und 7 umgebaut. 1967-72 baute Rainer Gerhard Rümmler den neuen Eingangspavillon mit der knallroten Keramikfliesenverkleidung im Kontrast zu den Verwaltungsgebäuden ringsum. Der gesamte Bahnhof wurde 1999 saniert.
Vor allem die unterirdische Ebene wurde komplett umgebaut und mit einem Einkaufszentrum ausgestattet.
Die Sieben Schwaben von dem Bildhauer Hans-Georg Damm wurden 1978 auf dem Mittelstreifen des Hohenzollerndamms aufgestellt.

Parkcafé und Trödelmarkt
Vor einigen Jahren wurde der stadtbekannte Trödelmarkt auf dem Parkplatz vor dem Preußenpark geschlossen und stattdessen das Parkcafé eröffnet. Inzwischen gibt es hier samstags und sonntags von 10 bis 16 Uhr auch wieder einen wenn auch etwas kleineren Trödelmarkt. Aber das Parkcafé hat sich etabliert, und jetzt ergänzen sich Trödelmarkt und Parkcafé ganz gut.

Hohenzollerndamm 174-177, 5.1.2009, Foto: KHMM

Hohenzollerndamm 174-177, 5.1.2009, Foto: KHMM

Hohenzollerndamm 174-177
1930-35 baute Emil Fahrenkamp das Gebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit als Haus des deutschen Versicherungskonzerns. Es wurde nach der Fertigstellung 1935 von der Deutschen Arbeitsfront (DAF) übernommen. Die geschwungene Front ist ein Teil der ursprünglich sehr viel größer geplanten kreisförmigen Anlage des Fehrbelliner Platzes.
Viele kennen das Gebäude noch als “Riverboat”-Haus, weil hier im obersten Geschoss bis in die 70er Jahre eine stadtbekannte Diskothek gleichen Namens untergebracht war.

Kommunale Galerie
1974 zog hier die Kommunale Galerie ein, die inzwischen über großzügige Ausstellungsflächen verfügt. Am 1. Februar, um 12.00 Uhr wird die Kommunale Galerie nach einer halbjährigen Umbaupause mit gleich drei Ausstellungen neu eröffnet. Seit der Gründung vor 34 Jahren war es die erste Sanierung und Renovierung. Eine neue Treppe wurde eingebaut, und die Räume sind jetzt noch großzügiger und besser geeignet zur Präsentation unterschiedlichster Ausstellungen. Die neu gestalteten Ausstellungsräume werden auf zwei Ebenen mit 15 bis 20 Ausstellungen im Jahr ein Forum für die Präsentation aktueller Strömungen der Kunst aus Berlin und weiteren Partnerinstitutionen aus Deutschland und Europa sein. Die Eröffnungsausstellungen widmen sich den Themenkomplexen Stadt im Wandel und Leben in den Städten im Zeitalter der Globalisierung.
Neben der Galerie gibt es das Theater Coupé, das vor allem von freien Gruppen für Aufführungen genutzt wird.

Bürgeramt
Seit 2003 befindet sich in dem Haus eines der Bürgerämter unsers Bezirks. Vor einigen Tagen war in der Berliner Woche folgender Leserbrief von Herrn Hans-Joachim Kitzerow zu lesen:
“Ich rief das Bürgeramt am Hohenzollerndamm an. Eine nette Stimme meldete sich: “Was kann ich für Sie tun?” Ich sagte, dass mein Personalausweis und mein Reisepass demnächst ablaufen und fragte nach einem Termin. Gegenfrage: “Wann möchten Sie denn kommen? Dienstag, Mittwoch, Donnerstag?”
Wir einigten uns auf Mittwoch, 11 Uhr. Mit dem Hinweis, die gültigen Papiere und zwei biometrische Passbilder und Geld oder EC-Karte mitzubringen, wünschte mir die Dame noch einen schönen Tag, was ich gern erwiderte. Am Mittwoch meldete ich mich am Tresen. Eine Dame prüfte meine Passbilder und leitete mich zum Platz 12. Dort wurde ich schon erwartet. Die Formalien waren schnell und gekonnt erledigt. So geht es also auch! Glückwunsch, liebe Mitarbeiter vom Bürgeramt Wilmersdorf!”
Soweit der Leserbriefschreiber, Herr Kitzerow. Dem habe ich glücklicherweise nichts hinzuzufügen.

Im obersten Stockwerk befindet sich das PC-Center der Volkshochschule City West. Außerdem betreibt dort die Künstlervereinigung Kulturplus e.V. in den ehemaligen Räumen der Diskothek Riverboat neun Künstlerateliers. 1995/6 wurden die Räume aus Mitteln des Ateliersofortprogramms zu Ateliers umgebaut, die über den Atelierbeirat der Senatsverwaltung für kulturelle Angelegenheiten vergeben wurden. 2005/6 hat der Verein kulturplus e.V. die Räume übernommen.

Julius-Morgenroth-Platz
Der Platz vor dem Haus wurde 1996 nach Julius Morgenroth benannt. Diese Platzbenennung war das Ergebnis einer jahrelangen Auseinandersetzung in der Wilmersdorfer BVV über Straßennamen in Grunewald. Dort war 1938 die Morgenrothstraße von den Nationalsozialisten in Dünkelbergsteig umbenannt worden. Eine Rückbenennung war nicht möglich. Schließlich wurde als Kompromiss dieser Platz nach dem jüdischen Arzt und Bakteriologen Julius Morgenroth benannt.

Auf dem Platz werden von der Kommunalen Galerie Skulpturen ausgestellt.

Die überlebensgroße Figur des kroatischen Dichters, Philosophen und Humanisten Marko Marulic wurde dem Bezirk von der kroatischen Stadt Split geschenkt zum 30jährigen Bestehen der Partnerschaft im Jahr 2000. Marulic lebte von 1450 bis 1524 in Split und gilt als einer der bedeutendsten Intellektuellen der europäischen Renaissance. Die Statue besteht aus einer Bronzelegierung.

Hotel Albergo, 5.1.2009, Foto: KHMM

Hotel Albergo, 5.1.2009, Foto: KHMM

Hohenzollerndamm 33 Hotel Albergo
Bereits 1928 wurde in Wilmersdorf eine Russisch-Orthodoxe Kathedrale gebaut, damals am Hohenzollerndamm 33, dort, wo später das Dom-Hotel einzog danach das Hotel und Restaurant 12 Apostel und inzwischen das Hotel Albergo von der Sorat-Gruppe und das Restaurant Santini.

Brienner Straße
Die Straße wurde 1892 nach Brienne-le-Chateau benannt, wo in den Befreiungskriegen gegen Frankreich eine Schlacht stattfand.

Dänische Kirche, 5.1.2009, Foto: KHMM

Dänische Kirche, 5.1.2009, Foto: KHMM

Brienner Str.12 Dänische Christianskirken
Die Dänische Christianskirken wurde 1967 eingeweiht. 1928 war die erste dänische Kirche in Berlin in der damaligen Königgrätzer (heute Stresemannstraße) am Anhalter Bahnhof gebaut worden. Während des Nationalsozialismus war sie Sammelpunkt für viele Pfarrer der Bekennenden Kirche. Die Kirche musste 1965 ihr Grundstück an die Deutsche Bundespost verkaufen und baute hier ihre neue Kirche. Auf diesem Grundstück standen damals noch die Ruinen eines Altersheims der schwedischen Victoriagemeinde. 1970 stiftete der Verleger Axel Springer die Orgel zum Gedenken an den dänischen Pastor und Dichter Kaj Munk, der 1944 von der Gestapo in Dänemark ermordet wurde.

Berliner Moschee, 5.1.2009, Foto: KHMM

Berliner Moschee, 5.1.2009, Foto: KHMM

Brienner Str. 8 Berliner Moschee
1922 gründete der Inder Maulana Sadr-ud-Din die Berliner Gemeinde der Lahore-Ahmadiyya-Bewegung zur Verbreitung islamischen Wissens und initiierte den Bau der Berliner Moschee. Die “Ahmadiyya Anjuman” ist eine Religionsgemeinschaft mit Sitz in Lahore (heute in Pakistan). Die Moschee wurde 1924-28 von K.A. Herrmann für nach dem Vorbild des indischen Taj Mahal im “Mogulnstil” mit einem Nebenhaus für den Imam erbaut. Über dem Kubus des Unterbaus erheben sich die zentrale Kuppel, Kioske und Türmchen. Zwei symmetrisch angeordnete Minarette sind durch Blendmauern verbunden. Einweihung war am 23.3.1928. Damit ist diese Berliner Moschee die älteste existierende Moschee Deutschlands. Seit 1928 ist hier Deutsch die Sprache für Predigten und Vorträge. Im Zweiten Weltkrieg ist die Moschee weitgehend erhalten geblieben.
Sie wurde mit Hilfe von Spenden aus Lahore wieder komplettiert, später auch mit Mitteln des Berliner Denkmalschutzes restauriert. Vorübergehend finden keine regelmäßigen Freitagsgottesdienste statt. Gottesdienste, Führungen oder Bildungsveranstaltungen können nach Absprache mit dem Berliner Imam Muhammad Ali vereinbart werden. Ein Moscheeführer kann bestellt werden.

Berliner Straße 81-103 Friedhof Wilmersdorf
Der Friedhof Wilmersdorf wurde 1886 als neuer Wilmersdorfer Gemeindefriedhof außerhalb am Rand der damaligen Gemeinde angelegt. Der Friedhof wäre einen eigenen Spaziergang wert. Hier sind unter anderem begraben: Die früheren Landwirte und Stifter Georg Christian und Amalie Auguste Blisse (gest. 1905 und 1907), der frühere Landwirt und Gründer eines Seebades am Wilmersdorfer See Otto Schramm, der Architekt Heinrich Seeling (gest.1932), die Bildhauerin Lilli Wislicenus-Finzelberg (gest.1939), die Komponisten Leon Jessel (gest.1942), Theo Mackeben (gest.1953) und Will Meisel (gest.1967), die Pädagogin Hildegard Wegscheider (gest.1953) der Architekt Richard Ermisch (gest.1960, Architekt d. Strandbades Wannsee u. Messehalle am Funkturm), der Schriftsteller Kurt Pomplun (gest.1977) und Sigrid Damm-Rüger (initiierte durch ihren legendären “Tomatenwurf” auf dem SDS-Kongress 1968 die “alternative Frauenbewegung”, gest.1995 )

Krematorium Wilmersdorf, 5.1.2009, Foto: KHMM

Krematorium Wilmersdorf, 5.1.2009, Foto: KHMM

Berliner Str. 81 Krematorium
Das Krematorium wurde 1919-22 von Otto Herrnring und Bettenstedt als klassizistischer Kuppelbau mit Urnenhalle (Kolumbarium) auf dem Gelände des Friedhofs Wilmersdorf errichtet. Die Kuppel kaschiert den Schornstein, der sich spiralförmig an ihrer Innenseite entlang windet. Nach einer Renovierung wurde es am 27.7.1966 wiedereröffnet, 1990 aber schließlich für Verbrennungen geschlossen. Die Trauerhalle ist nach wie vor in Benutzung.
Die Trauerfigur links neben dem Eingang stammt von dem Bildhauer Eberhard Encke.

Russisch-orthodoxe Kathedrale, 5.1.2009, Foto: KHMM

Russisch-orthodoxe Kathedrale, 5.1.2009, Foto: KHMM

Hoffmann-von-Fallersleben-Platz Russisch-Orthodoxe Kathedrale
Die Russisch-Orthodoxe Christi-Auferstehungs-Kathedrale wurde 1936-38 anstelle der abgerissenen Kirche am Hohenzollerndamm 33 von der Preußischen Bau- und Finanzdirektion durch Karl Schellberg als dreischiffige Basilika im russisch-byzantinischen Stil mit Dachkuppel, runder Laterne und Zwiebelhaube, sowie vier kleinen Zwiebeltürmchen in den Dachzwickeln erbaut. Die Ikonostase (reich verzierte Trennwand zwischen Gemeinderaum und Altarraum) stammt aus dem Vorgängerbau, ursprünglich aus einer alten Kirche bei Warschau. Einweihung am 13.5.1938. Nach der russischen Revolution im Oktober 1917 kamen viele Emigranten nach Berlin und siedelten sich in großer Zahl im Berliner Westen an. Rund um den Prager Platz in Wilmersdorf entstand ein russisches Zentrum, und ganz Charlottenburg wurde in der russischen Emigrantenszene als Charlottengrad eingemeindet.
Nach 1933 veranstaltete die Gemeinde jährlich am Tag der Machtübernahme Adolf Hitlers Dankgottesdienste für den Führer. Da die Deutsche Arbeitsfront weiteren Raumbedarf hatte und das Gebäude am Hohenzollerndamm 33 übernehmen wollte, wurde der Russisch-Orthodoxen Kirche dieser Platz als Ersatzgelände zur Verfügung gestellt und der Kirchenbau unterstützt. Zur Einweihung der neuen Kirche 1938 gab es nicht nur eine Dankadresse an den Führer und Reichskanzler Hitler, sondern die Dankadresse wurde auch in einer Tafel in einem der Kirchenfenster in russischer und deutscher Sprache festgehalten.
Hinter der Kirche ist das Alumunium-Hochhaus der Deutschen Rentenversicherung Bund zu sehen, früher BfA.

Kalischer Straße
Die Kalischer Straße wurde 1892 nach dem Ort Kalisch benannt, heute Hauptstadt der Woiwodschaft Kalisz in Polen. Im Frieden von Kalisch 1343 verzichtete Polen zugunsten des Deutschen Ordens auf Pommerellen. 1813 schlossen Russland und Preußen in Kalisch ein Bündnis gegen Napoleon.

Kraftwerk Wilmersdorf
Das Kraftwerk Wilmersdorf wurde 1977 auf dem Gelände des ehemaligen Elektrizitätswerkes von 1911 errichtet. Es arbeit nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung, das heißt Strom und Wärme werden gleichzeitig aus einem Brennstoff produziert. Weithin sichtbar sind die drei silbern leuchtenden, je 102 m hohen Schornsteine. Am 2.1.1992 explodierte einer der Kraftwerksblöcke. Heute wird das Kraftwerk von Vattenfall zur Fernwärmeerzeugung mit Gas betrieben.

Fennsee, 5.1.2009, Foto: KHMM

Fennsee, 5.1.2009, Foto: KHMM

Fennsee
Erstreckt sich 650 m lang zwischen Uhlandstraße und Stadtautobahn im westlichen Teil des Volksparks Wilmersdorf. In der Mitte wird er überquert von der Barbrücke im Zuge der Barstraße. 2006/2007 wurde der Fennsee im Rahmen des Umweltentlastungsprogramms umfassend saniert.
Der See ist Teil einer eiszeitlichen Rinne, die sich von den Grunewaldseen bis zum Volkspark Wilmersdorf erstreckt. Er wurde im Jahre 1903 als langgestrecktes, naturnahes Regenrückhaltebecken künstlich angelegt. Zur Regenwasservorbehandlung wurde 1920 ein Grobfilter vorgeschaltet, der allerdings in den letzten Jahren keine Reinigungswirkung mehr hatte. Erhebliche Mengen ungereinigter Straßenabläufe wurden in den See eingeleitet, was eine erhebliche Belastung für das künstliche Gewässer darstellte, die noch erhöht wurde durch die Biomasseeinträge der dichten überhängenden Ufervegetation. Im Laufe der Jahre hatte sich eine sehr hohe Schlammschicht im See abgelagert, die eine Senke für Schad- und Nährstoffe darstellte.
In den Sommermonaten setzten im Fennsee durch Sauerstoffmangel und Nährstoffüberlastung Faulprozesse ein, die die Gewässerökologie stark schädigten und zu Geruchsbelästigungen führten. Deswegen wurde der vorhandene Grobfilter umgebaut, damit das Regenwasser wieder effektiv gereinigt werden kann.

Barbrücke, Barstraße
Die Barbrücke im Zuge der Barstraße wurde bereits 1911-12 als Stahlbetonbrücke zur Überquerung des Fennsees gebaut. 1934 erfolgte ein Neubau. Die Brücke ist 41 m lang und 22 m breit. In das steinerne 1,30 m hohe Brückengeländer auf beiden Seiten sind als Schmuckelemente kleine schwarze Vierecke gemeißelt. Benannt wurde die Brücke 1935 nach der Barstraße, die bereits 1892 nach dem franzöischen Ort Bar-sur-Aube benannt worde, wo Napoleon am 27.2.1814 im Verlauf der Befreiungskrieg eine Schlacht verlor.

Mecklenburgische Straße
Die Mecklenburgische Straße wurde 1888 benannt. Sie folgt einer jahrhundertealten Wegeverbindung zwischen den Dörfern Schmargendorf und Wilmersdorf. Auf alten Plänen ist sie eingezeichnet al “Heideweg”, “Schmargendorfer Weg” und “Wilmersdorfer Weg”.

Stadtbad Wilmersdorf I, 5.1.2009, Foto: KHMM

Stadtbad Wilmersdorf I, 5.1.2009, Foto: KHMM

Mecklenburgische Str. 80 Stadtbad Wilmersdorf I
Das Stadtbad wurde 1960/61 von Adolf Braunschweig vom Hochbauamt Wilmersdorf erbaut. An den südlich gelegenen Schwimmhallentrakt mit verglaster Südwand fügen sich nach Norden eingeschossige Bauten um einen großen Innenhof an, und zwar je ein Umkleideflügel und ein Flügel mit Eingangshalle und Verwaltungsräumen. Das Dach ist in einem Bogen geschwungen. Die Anlage soll Leichtigkeit und Transparenz zum Ausdruck bringen. Seit einigen Jahren wird das Bad von den Berliner Bäderbetrieben betrieben.

S-Bahnhof Heidelberger Platz, 5.1.2009, Foto: KHMM

S-Bahnhof Heidelberger Platz, 5.1.2009, Foto: KHMM

S-Bahnhof Heidelberger Platz
Der Bahnhof wurde 1883 als Ringbahnstation Schmargendorf eröffnet. 1890 wurde das rot verklinkerte Empfangsgebäude an der Mecklenburgischen Straße von Julius Holverding errichtet. Seit November 1928 wurde der Bahnhof mit einer dreimonatigen Unterbrechung am Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Herbst 1980 von der S-Bahn genutzt. Das Bahnhofsgebäude wurde 1985/86 saniert. Es wird seit September 1987 von der Diskothek Annabelle’s genutzt. Nach dem Mauerfall wurde Anfang der 1990er Jahre der Bahnsteig abgetragen und weiter östlich unter der Schmargendorfer Brücke neu erbaut. Neben den Zugängen von beiden Straßenseiten aus wurde ein Übergang zum U-Bahnhof Heidelberger Platz geschaffen. 1993 wurde der S-Bahnhof Heidelberger Platz wieder eröffnet.

Heidelberger Platz
Der Heidelberger Platz erhielt seinen Namen bereits 1892. Als Schmuckplatz wurde er angelegt beim Bau des U-Bahnhofes der Linie U1 in den Jahren 1910 bis 1913 von Wilhelm Leitgebel. Wegen der benachbarten S-Bahn liegt der Bahnhof außergewöhnlich tief. Auch die Ausstattung ist außergewöhnlich reichhaltig. Das ist auch heute noch sichtbar. Wer mit der U-Bahn angekommen ist, hat es sicher bemerkt. Die zweischiffige Halle wurde überkuppelt mit einem Kreuzrippengewölbe, getragen von Granitmittelstützen.
Die Assoziation mit einem Weinkeller ist gewollt, denn hier beginnt das Rheingau-Viertel oder auch “rheinische Viertel”, in dem fast alle Straßen nach rheinischen Städten und Gemeinden benannt wurden.
Das “rheinische Viertel” wurde um 1910 geplant und begonnen von Georg Haberland als “Gartenstadt Wilmersdorf”, weitergeführt nach dem Ersten Weltkrieg in den 20er Jahren. Georg Haberland war “Baulöwe”, Direktor der Terrain-Gesellschaft Berlin-Südwest, Mitglied der Wilmersdorfer Gemeindeverwaltung, Berliner Stadtverordneter und noch einiges mehr. Die Wohnsiedlung gilt als vorbildliche Frühform aufgelockerter Bauweise im Grünen.
Seit 1866 galt innerhalb des S-Bahn-Ringes der sogenannte Hobrecht-Plan, nachdem die dicht bebaute Berliner Innenstadt entstand. Für die fünfstöckigen Mietshäuser galt lediglich die Regel, dass in den Innenhöfen eine Feuerspritze wenden können musste. Entsprechend eng wurde oft gebaut. Um 1900 wurde diese Bebauung heftig wegen der gesundheitsgefährdenden Verhältnisse mit wenig Licht und Durchlüftung kritisiert. Man sprach von der Mietskasernenstadt.
Alternativen außerhalb des S-Bahn-Ringes gab es zunächst nur für die Reichen in Form von Landhaus- und Villensiedlungen wie Lichterfelde oder Westend. Hier, direkt am S-Bahn-Ring ließ Georg Haberland nun erstmals eine Groß-Siedlung entstehen, deren Mietwohnungen in Luft und Sonne auch für Menschen aus der Mittelschicht erreichbar waren. Diese “Gartenstadt Wilmersdorf” wurde zum Vorbild für viele ähnliche Siedlungen der 20er Jahre. Wichtigste Voraussetzung dafür waren öffentliche Verkehrsmittel.
Georg Haberland kämpfte lange für den Bau der U-Bahn. Sie wurde als Luxus-U-Bahn schließlich von seiner Terrain-Gesellschaft zur Erschließung des Rheingau-Viertels gebaut, denn hier sollte Wohnraum für gut verdienende Berliner geschaffen werden. Zuvor hatte es Streit mit der Stadt Charlottenburg gegeben, die eine Abwanderung gut zahlender Steuerbürger fürchtete. Der U-Bahnhof wurde 1913 gemeinsam mit den anderen Bahnhöfen bis zum Thielplatz eröffnet.

Springer-Verlagsgebäude am Heidelberger Platz, 5.1.2009, Foto: KHMM

Springer-Verlagsgebäude am Heidelberger Platz, 5.1.2009, Foto: KHMM

Heidelberger Platz 3: Springer Verlag
Der hier ansässige Wissenschaftliche Springer Verlag hat nichts mit dem großen Zeitungsverlag Springer zu tun. Mit 70 Verlagen und Niederlassungen in achtzehn Ländern Europas, Asiens und den USA ist “Springer Science and Business Media” eine der weltweit führenden Verlagsgruppen für Wissenschafts- und Fachliteratur aller Bereiche, vor allem in der Medizin, in den Naturwissenschaften, Mathematik, Technik, Wirtschaftswissenschaften und Jura. Die Produktpalette umfasst das gesamte Medienspektrum von Büchern über CD-ROMs bis zu Online-Diensten.
Der Verlag bietet rund 25.000 lieferbare Bücher und 700 Zeitschriften an, mehr als die Hälfte aller Publikationen in Englisch. Jährlich gibt es mehr als 2.000 Neuerscheinungen.
Julius Springer eröffnete 1842 an seinem 25. Geburtstag in Berlin eine Buchhandlung. Bald darauf gründete er einen Verlag mit staatstheoretischen und philosophischen Schriften, mit Beiträgen zur Land- und Forstwirtschaft, Pharmazie und Technik. Und mit Jugendliteratur: Julius Springer verlegte die Lederstrumpf Erzählungen und Onkel Toms Hütte und wurde einer der führenden Buchhändler und Verleger des 19. Jahrhunderts. Ab 1881 bauen die Söhne Ferdinand und Fritz konsequent das Technikprogramm aus. Richtungweisende Publikationen aus Medizin, Biologie, Physik und Chemie schließen sich an.. 1917 veröffentlichte der Verlag Albert Einsteins berühmtestes Buch sein Werk “Über die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie”.
Während des Nationalsozialismus wurden die jüdischen Inhaber gezwungen, die Firma zu verlassen. Tönies Lange übernahm die Leitung von Springer und trug dazu bei, das Überleben der Firma sicherzustellen. Nach dem Krieg übergab er die Firma wieder an Familie Springer, blieb aber bis an sein Lebensende Mitbesitzer. Nach der weitgehenden Zerstörung der Geschäftshäuser begannen die Enkel in Berlin mit dem Wiederaufbau, hier am Heidelberger Platz. 1964 eröffnete Springer eine Niederlassung in New York. 1999 übernahm Bertelsmann 86,5 Prozent der Verlagsaktien, die es aber 2003 an britische Finanzinvestoren verkaufte. Es gibt zahlreiche Niederlassungen weltweit. Hier am Heidelberger Platz in der Zentrale ist unter anderem das Management des Verlags untergebracht.

Johannisberger Straße
Die Straße wurde 1892 nach Johannisberg im Rheingau benannt. Seit 1971 ist der Ort ein Stadtteil von Geisenheim.
An der Straße entlang erstreckt sich die Kleingartenkolonie Johannisberg.
Homburger Straße
Die Straße wurde 1902 nach Bad Homburg im Hochtaunuskreis in Hessen benannt.

Lindenkirche, 5.1.2009, Foto: KHMM

Lindenkirche, 5.1.2009, Foto: KHMM

Johannisberger Str. 15A Ecke Homburger Straße: Lindenkirche
1924 erwarb die Gemeinde der evangelischen Christen in der “Gartenterrassenstadt” des “Rheingauviertels” das Grundstück zur Errichtung einer Kirche und eines Gemeindehauses. Die Lindenkirche wurde dann 1935-36 von Carl Theodor Brodführer als einschiffige Langhauskirche erbaut und am 24.5.1936 eingeweiht. Für die Errichtung eines Pfarrhauses wurde 1937 das Grundstück an der Johannisberger Straße 14A/15 erworben. In der Nacht vom 1. zum 2.3.1943 zerstörten Bomben den größten Teil der Lindenkirche und des Gemeindehauses. Am 2811.1948 konnte der wieder hergerichtete kleine Gemeindesaal für den Kindergarten und Gemeindeveranstaltungen wieder eingeweiht werden, am 6.5.1951 schließlich die wieder aufgebaute Kirche für 600 Besucher. 1952/53 wurden das Gemeindehaus mit Schwesternstation und fünf Wohnungen sowie der große Gemeindesaal mit Kindertagesstätte und Jugendräumen wieder aufgebaut. 1962 folgten die beiden Pfarrhäuser an der Johannisberger Straße.
Die neue Bosch-Orgel auf der Empore wurde am 26.9.1965 ihrer Bestimmung übergeben. 1992 wurde eine historische italienische Orgel in die Kapelle eingebaut, die 1983 umgestaltet worden war.
Ich freue mich sehr, dass die Küsterin, Frau Zwank, uns eingeladen hat, um uns ihre Kirche vorzustellen. Und sie hat sogar ein paar Überraschungen für uns vorbereitet. Herzlichen Dank dafür.