150. Kiezspaziergang am 14.6.2014

Vom Theodor-Heuss-Platz zur BMW-Niederlassung am Kaiserdamm 90

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann und Ülker Radziwill, 14.6.2014, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann und Ülker Radziwill, 14.6.2014, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann
Treffpunkt: Auf dem Theodor-Heuss-Platz, am blauen Obelisken
ca. 1,6 km

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 150. Kiezspaziergang. Am Samstag, dem 12. Januar 2002 hat Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen zu ersten Mal einen Kiezspaziergang veranstaltet. Treffpunkt war um 14.00 Uhr, und dabei ist es seither geblieben. Zwölfeinhalb Jahre lang haben wir in Charlottenburg-Wilmersdorf regelmäßig und ohne Unterbrechung immer am jeweils zweiten Samstag des Monats ab 14 Uhr einen Kiezspaziergang veranstaltet, und diese Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit hat sicher einen großen Anteil an der Erfolgsgeschichte unserer Kiezspaziergänge. Das große Interesse überrascht uns immer wieder neu.
Bisher ist kein einziger Termin ausgefallen, und wir haben noch keinen Kiezspaziergang wiederholt. Auch wenn sich Wegstrecken teilweise mit früheren Routen überschneiden, gibt es interessante Veränderungen, die zu erläutern sind.
So wird es auch heute sein, denn wie kann man ein solches Jubiläum besser feiern als mit einem Kiezspaziergang, bei dem wir gemeinsam wieder einmal etwas Neues über Charlottenburg-Wilmersdorf erfahren – oder besser: erlaufen werden.

Kartenskizze

Kartenskizze

Von hier aus gehen wir durch die Hölderlinstraße, wo wir an Erich Salomon und Lilli Palmer erinnert werden. Dann geht es durch die Ahornallee zur Katholischen Schule Liebfrauen und durch die Knobelsdorffstraße zur Deutschen Rentenversicherung und zur Epiphanienkirche. Von dort sind es dann nur noch wenige Schritte durch die Rognitzstraße bis zur neuen BMW-Niederlassung am Kaiserdamm 90, wo wir eine kleine Überraschung erwarten dürfen.
Bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen den nächsten Treffpunkt für unseren 151. Kiezspaziergang mitteilen. Es ist wie immer der zweite Samstag des Monats, also der 12. Juli, um 14.00 Uhr. Weil ich nicht in Berlin sein werde, wird Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte den Spaziergang übernehmen, und er übernimmt auch eine Einladung, die ich vom Chef der Messe Berlin, Dr. Christian Göke, erhalten habe: Sie werden einen Teil des Messegeländes und vor allem den neuen City Cube besichtigen, also wieder eine große, soeben eröffnete neue Einrichtung in unserem Bezirk.
Treffpunkt ist am Samstag, dem 12. Juli, um 14.00 Uhr am S-Bahnhof Messe-Süd, ehemals Eichkamp, im alten Bahnhofsgebäude an der Waldschulallee.

Theodor-Heuss-Platz
Dieser Platz wurde von 1904 bis 1908 als Schmuckplatz in dem neuen Wohnviertel Neu-Westend im Zuge der Ost-West-Verbindung angelegt. Damit ist der über 17,5 km nahezu geradlinig verlaufende Straßenzug von der Schlossbrücke in Mitte über Unter den Linden, Straße des 17. Juni, Bismarckstraße, Kaiserdamm und Heerstraße bis zur Stadtgrenze in Staaken gemeint. 1906 erhielt der Platz den Namen Reichskanzlerplatz.
Von 1933 bis 1945 hieß er Adolf-Hitler-Platz, und Albert Speer plante hier eine monumentale Kolonnade und ein Heldendenkmal. Dazu ist es nicht gekommen.
1947 wurde der Platz rückbenannt in Reichskanzlerplatz, obwohl ein “Reichskanzler” nicht mehr existierte und auch nicht mehr zu erwarten war.
Am 18. Dezember 1963, 6 Tage nach dem Tod unseres ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss, erhielt der Platz seinen heutigen Namen.
Mit Theodor Heuss wird hier ein Mann geehrt, der in den 1920er Jahren in Berlin politisch aktiv war, zunächst als Schöneberger Stadtverordneter und seit 1920 als Bezirksverordneter, dann von 1924 bis 1933 als Abgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei im Deutschen Reichstag. 1933 wurde ihm sein Lehrauftrag an der Hochschule für Politik in Berlin entzogen. Seine Bücher wurden von den Nationalsozialisten öffentlich verbrannt. Er publizierte weiter in der “Frankfurter Zeitung” unter dem Pseudonym Thomas Brackheim. Und er hatte Kontakte zu den Widerstandsgruppen um Carl Goerdeler. Nach dem Krieg wurde er Vorsitzender der von ihm gegründeten FDP, Kultusminister in Württemberg-Baden und schließlich von 1949 bis 1959 Bundespräsident.

Am blauen Obelisken auf dem Theodor-Heuss-Platz, 14.6.2014, Foto: KHMM

Am blauen Obelisken auf dem Theodor-Heuss-Platz, 14.6.2014, Foto: KHMM

1955 wurde das Mahnmal “Ewige Flamme” vom Bund der Vertriebenen errichtet.
1995 wurde die Brunnenskulptur “Blauer Obelisk” von der Berliner Künstlerin Hella Santarossa installiert. Der Brunnen ist 15m hoch und besteht aus übereinander gestapelten Kuben aus mundgeblasenem blauem, beschriftetem Antikglas. Das Brunnenwasser wird mit einer Pumpe von oben über die Skulptur geleitet. Wegen der Gefahr einer raschen Verkalkung stand jahrelang nur “stilles” Wasser im Brunnenbecken. 2003 wurde der Brunnen wieder in Betrieb genommen. Der Obelisk, eigentlich ein Herrschaftssymbol, wird durch das transparente Glas, die Beschriftung und das Wasser zum Symbol der Demokratie und spiegelt so die Geschichte dieses Platzes wider.

Heerstr. 2: Richard Strauss
An der Westseite des Platzes, an dem Haus Heerstraße 2, dem heutigen Blockhouse, wurde 1991 eine Berliner Gedenktafel für Richard Strauss enthüllt. In diesen Tagen wird mit vielen Konzerten und Opernaufführungen sein 150. Geburtstag gefeiert. Die Tafel trägt folgenden Text:
“In diesem Haus lebte von 1913 bis 1917
Richard Strauss
11.6.1864 – 8.9.1949
Komponist und Dirigent
Hier entstanden seine Opern
“Die Frau ohne Schatten”
und “Ariadne auf Naxos”“
Strauss war damals schon weltberühmt. Seine 341 Quadratmeter große Wohnung bestand aus 12 Zimmern. 1919 ging als Direktor der Wiener Oper nach Wien und ließ sich dort eine eigene Villa bauen.

Deutschlandhaus und Amerikahaus
Am südlichen Platzrand des damaligen Reichskanzlerplatzes baute Heinrich Staumer 1928-30 das Deutschlandhaus und das Amerikahaus für Hotels, Cafés, Kinos und Läden.
1937 wurde das Deutschlandhaus von der Deutschen Reichspost für Fernsehzwecke ausgebaut und ein Jahr später der im Turm des Amerikahauses installierte Fernsehsender in Betrieb genommen. Am 1. November 1938 war der Beginn des regelmäßigen Studiobetriebs. 1943 wurde der Sender durch alliierte Bomben zerstört, das Gebäude dabei aber nur geringfügig beschädigt. 1954 erwarb der SFB das Deutschlandhaus für seine Fernsehabteilung und sendete 1955 erstmals von hier, bevor er 1970 in das neue Fernsehzentrum umzog. Im Deutschlandhaus befand sich bis zur Wende auch der Sitz der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und der Deutschen Kinemathek, sowie der Deutschen Welle.
Das Amerikahaus wurde nach dem Krieg von den Britischen Streitkräften als Naafi-Club (Navy-Army-Air Force-Institution) genutzt; hier befanden sich Geschäfte, Restaurants und Clubs, sowie das “Globe-Cinema”; heute ist das Haus Domizil des Kabaretts “Die Wühlmäuse”.

Theodor-Heuss-Pl.5: ISB
Am Theodor-Heuss-Platz 5 befindet sich das Internationale Studienzentrum Berlin (ISB). Das ehemalige “Edinburgh House” wurde 1960-62 von Werner Düttmann als Hotel für britische Offiziere erbaut. Darin wurde nach der Verabschiedung der Alliierten auf Anregung von Helmut Kohl und François Mitterand ein Wohnheim und eine Begegnungsstätte für ausländische Austauschstudenten ins Leben gerufen, die durch das Studentenwerk Berlin betrieben wird. Es steht fortgeschrittenen Stipendiatinnen und Stipendiaten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Ländern der vier Alliierten offen.

Fernsehzentrum
Das Fernsehzentrum zwischen Masurenallee und Kaiserdamm wurde von 1965 bis 1970 von Robert Tepez für den damaligen SFB gebaut. Am Theodor-Heuss-Platz befinden sich mehrere flache, vor gelagerte Bauten. Dadurch wird die Ostseite des Platzes offen gehalten. Dahinter erhebt sich das Hochhaus. Der nördliche Flügel für Messtechnik und Synchronstudios ist 7-geschossig, der südliche 13- und 14-geschossig. Auffällig ist der etagenweise Wechsel von brauner und weiß-metallener Aluminium-Verkleidung. Wo die 13- und 14-geschossigen Flügel zusammentreffen, erhebt sich auf dem Dach ein Turm, der wie ein Gelenk der beiden Trakte wirkt. Darauf befinden sich Richtfunkantennen.
Am Standort des heutigen Fernsehzentrums befand sich in den 1920er Jahren ein Wohnhaus mit der Adresse Reichskanzlerplatz 3. Hier lebte die Millionärsgattin Magda Quandt, die sich 1929 von ihrem Mann Günther Quandt scheiden ließ und im Dezember 1931 Joseph Goebbels heiratete, um Hitler nahe zu sein, den sie verehrte. Hitler war hier öfter zu Gast.

Reichsstraße
Die Reichsstraße wurde 1906 zur Erinnerung an die Gründung des Deutschen Kaiserreichs von 1871 benannt. Es ist eine der großen Charlottenburger Geschäftsstraßen, seit Jahren auch bekannt durch das Reichsstraßenfest, das von der IG Reichsstraße veranstaltet wird, einer Interessengemeinschaft der Geschäftsleute an der Straße. Unter anderem im Interesse der Reichsstraße sind wir strikt dagegen, dass das ICC in ein riesiges Einkaufszentrum verwandelt wird.
Wir gehen jetzt in Richtung Reichsstraße, biegen dann rechts in die Lindenallee und gleich wieder rechts in die Hölderlinstraße, wo wir uns vor der Hausnummer 11 wieder treffen.

Lindenallee
Die Straßen in der Kolonie Westend wurden in der Regel nach den Bäumen benannt, die dort angepflanzt wurden. Die Lindenallee wurde 1867 benannt.

Hölderlinstraße
Die Hölderlinstraße wurde 1909 nach dem Dichter Johann Christian Friedrich Hölderlin (1770-1843) benannt.

Hölderlinstraße 11, 14.6.2014, Foto: KHMM

Hölderlinstraße 11, 14.6.2014, Foto: KHMM

Hölderlinstr. 11: Erich Salomon und Lili Palmer
Am 15.5.2001 wurde hier eine Gedenktafel für Erich Salomon enthüllt:
“Hier lebte von 1912 bis 1932
ERICH SALOMON
28.4.1886-7.7.1944
Photograph
Mit seinen Photoreportagen aus der Welt der
Politik, Kultur, Wissenschaft und der
Gesellschaft Europas und der USA
war er der Begründer des modernen Bildjournalismus
Salomon wurde im Konzentrationslager Auschwitz ermordet”

Erich Salomon war in den 20er Jahren in der Werbeabteilung des Ullstein-Verlages tätig. Dort war der Umgang mit Fotografien vermutlich so anregend, dass er zum Bildjournalisten umsattelte.
Seit 1928 brachten in- und ausländische Illustrierte seine Aufnahmen. Mit seiner legendären unauffälligen kleinen Leica gelangen ihm Aufnahmen von Staatsmännern, die berühmt wurden. Nach 1933 emigrierte er mit seiner Familie nach Holland. Nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen 1940 versteckte sich die Familie in Heelsum, aber Erich Salomon kehrte mehrmals nach Den Haag zurück, um seine Negative in Sicherheit zu bringen. Bei einem seiner heimlichen Besuche wurde er von einem Kontrolleur der Gaswerke überrascht und denunziert. Vom Gefängnis wurde der 58jährige in das KZ Theresienstadt deportiert, von dort nach Auschwitz, wo er am 7. Juli 1944 ermordet wurde. Viele Fotos und Aufzeichnungen von Erich Salomon sind verloren. Aber das Gerettete, das 1986 zu seinem 100. Geburtstag in Ausstellungen in Berlin, Köln, Wien, Salzburg und anderen Städten ausgestellt wurde, hat seinen Nachruhm begründet.
Die Stolpersteine für Erich, Maggy und Dirk Salomon wurden am 21. August 2006 verlegt. Der 1886 in Berlin geborene Erich Salomon, seine 1889 in Rotterdam geborene Frau Maggy Salomon und ihr 1920 in Berlin geborener Sohn Dirk Salomon flohen 1938 nach Holland. Sie wurden vom Sammellager Westerbork am 18.1.1944 nach Theresienstadt und weiter nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Bereits 1994 wurde am gleichen Haus eine Gedenktafel für Lilli Palmer enthüllt:
“Hier lebte von 1917 bis 1932
LILLI PALMER
24.5.1914-27.1.1986
Schauspielerin und Schriftstellerin
Sie debütierte erfolgreich am Rose-Thater
1933 mußte sie Deutschland verlassen
Erfolge in Hollywood und ihre Filme in Europa
machten sie zu einer Schauspielerin von internationalem Rang”
Geboren wurde sie als Lilli Maria Peiser in Posen. Zur Schule ging sie in Berlin, auf die Waldschule in Charlottenburg. Lilli Palmer nannte sie sich erst im Exil, in das sie von ihrem Vater Dr. Alfred Peiser geschickt wurde. Denn der Chefarzt eines städtischen Krankenhauses sah bereits 1933, in welcher Gefahr sie als Jüdin in Deutschland befand.
Sie ging erst nach Frankreich, dann nach England. Hier lernte sie den Schauspieler Rex Harrison kennen, heiratete ihn und ging mit ihm nach Hollywood. Nach der Trennung von Harrison lernte sie in Hollywood den argentinischen Schriftsteller und Schauspieler Carlos Thompson kennen, den sie heiratete. Als nach dem Krieg nach Deutschland zurückkam, war sie ein Weltstar. Berühmt wurde sie nicht nur als Schauspielerin, sondern auch mit ihrer Autobiographie. Sie starb 1986 in Los Angeles an Krebs. Nach ihrem Tod nahm sich ihr Mann Carlos Thompson das Leben. Er erschoss sich mit einer Pistole.

Villenkolonie Westend
Die Villenkolonie Westend wurde 1866 durch die “Kommandit-Gesellschaft auf Aktien” auf einem Plateau des Grunewaldes an der Spandauer Chaussee für das wohlhabende Bürgertum gegründet. Vorbild war die englische Vorstellung von der Trennung der Stände in verschiedenen Wohngebiete. Weitergeführt wurde die Planung durch den Kaufmann Heinrich Quistorp. Zunächst wurde das Gebiet rund um den Branitzer Platz bebaut. Benannt wurde die Kolonie nach dem vornehmen Londoner Stadtteil Westend. Das Terrain wurde schachbrettartig erschlossen, begrenzt von der Akazienallee im Norden, Platanenallee im Süden, Ahornallee im Osten und Kirschenallee im Westen. Gebaut wurden großbürgerliche Villen in großzügigen Gärten.
1878 wurde die bevorzugte Wohngegend nach Charlottenburg eingemeindet, 1880 der Bahnhof Westend eröffnet. Bis 1900 war die Besiedlung weitgehend abgeschlossen.

Ahornallee
Die Ahornallee wurde wie die Lindenallee 1867 benannt.

Ahornallee 32, 14.6.2014, Foto: KHMM

Ahornallee 32, 14.6.2014, Foto: KHMM

Ahornallee 29-32: Villa Werckmeister
Der Villenkomplex wurde 1877/78 für Emil Werckmeister, einen Bruder des Westend-Gründers Albert Werckmeister errichtet. Hier befand sich das Atelier der Malerin Sabine Lepsius, die vor dem 2. Weltkrieg die Tradition der Berliner Salons weiterführte. Berühmtester Gast war Stefan George.

Ahornallee 32: Gedenktafel für Wilhelm Foerster
Die Berliner Gedenktafel für Wilhelm Foerster, eine Porzellantafel der KPM, wurde 2009 enthüllt. Sie enthält folgenden Text:
“Hier wohnte von 1904 bis 1911
WILHELM FOERSTER
16.12.1832 – 18.1.1921
Direktor der Berliner Sternwarte
Mitbegründer der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
Er war einer der bedeutendsten Forscher
auf dem Gebiet der Astronomie
Zusammen mit Werner von Siemens und Max Wilhelm Meyer
gründete er 1888 die
Bildungs- und Kulturgesellschaft “URANIA”“

Ahornallee 33: Katholische Schule Liebfrauen
Kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, also vor gut 100 Jahren, wurde diese große Villa von Carl Stahl-Urach für den Rechtsanwalt J. Kallmann erbaut. Es ist eine der opulentesten und am besten erhaltenen Villen Westends. Zahlreiche Details vermitteln einen Eindruck von der Schmuckfreudigkeit der Zeit. Die Villa, die unter Denkmalschutz steht, wurde 1958 umgebaut und ist heute Teil des Katholischen Liebfrauen-Gymnasiums.
Die Katholische Schule Liebfrauen wurde 1926 von Bernhard Lichtenberg gegründet, der zu dieser Zeit Pfarrer der Charlottenburger Herz-Jesu-Gemeinde war. Die Schule begann in der Schlüterstraße, zog 1927 in den Königsweg 23 am Lietzensee und 1934 erwarb schließlich der Orden diese Villa. 1941 wurde die Schule von den Nationalsozialisten geschlossen. Unmittelbar nach Kriegsende 1945 wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen.
1998 enthüllte der Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky am ehemaligen Schwesternheim eine Gedenktafel mit folgendem Text:
“Zum Gedenken an die
Schwestern des Ordens
Unserer Lieben Frau
Die in diesem Haus das
Schülerinnenheim “Maria Regina”
führten und vom Regime
des Nationalsozialismus
verfolgten Kindern
Schutz gewährten”

Tanzschule Finck, 14.6.2014, Foto: KHMM

Tanzschule Finck, 14.6.2014, Foto: KHMM

Ahornallee 18: Tanzschule Finck
Das Haus wurde 1957 speziell fürs Tanzen gebaut. Die Inhaber Renate Hilgert und Max-Ulrich Busch sind Weltmeister der Amateure in den Standardtänzen, 3-fache World-Cup Gewinner und mehrfache deutsche Meister der Amateure und Professionals zwischen 1976 und 1985. Aber hier gibt es nicht nur Kurse von Kreativem Kindertanz über Streetdance, bis hin zu allen klassischen Gesellschaftstänzen sondern auch Seminare über “Moderne Umgangsformen”.

Ahornallee 36: Emil Schaudt
Das Haus an der Ahornallee 36 wurde1929 von dem Berliner Architekten Emil Schaudt für sich selbst erbaut. Er bezog es als Wohn- und Atelierhaus bis zu seinem Tod 1957. Der 1871 geborene Architekt entwarf 1906 das KaDeWe und 1914 das sogenannte Kaisereck am Kurfürstendamm, Ecke Rankestraße, das heute eine Zweigstelle der Commerzbank beherbergt. Sein von ihm erbautes Haus steht unter Denkmalschutz.

Ahornallee 37, Ecke Platanenallee: Gertrud Kolmar
Am Haus Ahornallee 37 wurde 1993 eine Berliner Gedenktafel für die jüdisch-deutsche Lyrikerin Gertrud Kolmar enthüllt:
“In dem Vorgängerbau dieses Hauses
verbrachte die Lyrikerin
GERTRUD KOLMAR
10.12.1894
ihre Kindheit und Jugend
Als Jüdin nach 1933 zur Zwangsarbeit verpflichtet,
wurde sie 1943 nach Auschwitz deportiert
und dort ermordet”
Gertrud Kolmar gilt heute als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Gedichte sind geprägt von großer sprachlicher Virtuosität und Expressivität. In ihrem Werk herrschen Natur- und Frauenthemen vor, oft ins Mystische und Hymnische gesteigert.

Knobelsdorffstraße
Die Knobelsdorffstraße wurde 1887 benannt nach dem Maler, Gartengestalter und Architekten Hans Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753). Er stammt aus einem etwa 1000jährigen Adelsgeschlecht. 1740 wurde er von Friedrich dem Großen zum Oberintendanten der Königlichen Schlösser und Gärten ernannt. Er schuf die heutige Staatsoper, den Ostflügel des Schlosses Charlottenburg sowie das Schloss Sanssouci und Teile der Parkanlage.

Knobelsdorffstraße 95, 14.6.2014, Foto: KHMM

Knobelsdorffstraße 95, 14.6.2014, Foto: KHMM

Knobelsdorffstr. 94-122 Wohnsiedlung
Die Wohnsiedlung entlang der Knobelsdorffstraße zwischen Soorstraße und Königin-Elisabeth-Straße wurde 1928-1930 von Jean Krämer und Otto-Ludwig Salvisberg für die Berliner Bau und Wohnungsgenossenschaft von 1892, errichtet.
Die 208 Wohnungen sind in fünfgeschossigen Gebäuden untergebracht.
Sie wurden schon damals mit Zentralheizung und Warmwasserversorgung, Bad und WC ausgestattet. Hier wird durch zwei achtgeschossige Kopfbauten mit vorgelagerten Arkaden eine Torsituation erzeugt. Seit 1929 ist in den oberen Etagen des nördlichen Hochhauses die Geschäftsstelle der Genossenschaft untergebracht.
Zwei überlebensgroße Skulpturen unterstützen den repräsentativen Eindruck. Sie wurden 1928 von Josef Thorak geschaffen und heißen “Arbeit und Heim”.
Die Arbeit wird auf der Südseite der Knobelsdorffstraße von einem kraftvollen nackten Mann symbolisiert, der auf einem Sockel kniet.
Das Heim stellt auf der Nordseite eine nackte Frau dar, die mit ihrem rechten Bein kniet, das linke hat sie angewinkelt. Ihren linken Arm hat sie um ein Kleinkind gelegt, das auf ihrem angewinkelten Bein ruht. Der Künstler Josef Thorak war später einer der führenden Bildhauer des NS-Regimes.

Knobelsdorffstr. 92: Deutsche Rentenversicherung
Wenn hier nicht das Haus der Deutschen Rentenversicherung stünde, könnten wir heute nicht zum Abschluss die neue BMW-Niederlassung am Kaiserdamm besuchen. Denn die damalige Landesversicherungsanstalt LVA baute 1954/55 auf dem Grundstück Kaiserdamm 90-94 Ecke Messedamm 1 ein Verwaltungsgebäude. Wegen Baufälligkeit und Rissen in den Wänden musste sie das Gebäude Ende der 1980er Jahre aufgeben und bezog hier an der Ecke Knobelsdorffstraße 92 und Königin-Elisabeth-Straße 32 einen Neubau. Anfang 2006 wurde die LVA umbenannt in Deutsche Rentenversicherung Berlin. Sie ist zuständig für die Renten von Arbeitern und Verbindungsstelle für Polen.

Epiphanien-Kirche, 14.6.2014, Foto: KHMM

Epiphanien-Kirche, 14.6.2014, Foto: KHMM

Knobelsdorffstr.72: Epiphanienkirche
Die Epiphanienkirche wurde von 1904 bis 1906 von Jürgen Krögers und Konrad Sage gebaut. Nach den Zerstörungen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges 1945 wurden 1953 die Türme in veränderter Form von Ernst Ruhtz wieder hergestellt, 1957-60 dann die Kirche insgesamt.
Es handelt sich um einen kreuzförmigen Zentralbau mit roter Ziegelverblendung, freitragender Dachkonstruktion mit offenem Tragwerk aus gefalteten Aluminiumblechen und verglasten dreieckigen Stützfeldern. Das Gemeindehaus wurde 1929-30 von Walter und Johannes Krüger gebaut. Die 1975 und 1995 mit der TU realisierte Orgel ist eine Meisterleistung des Orgelbaus und mit 3516 Pfeifen besonders für moderne Orgelmusik geeignet.

Heute vormittag habe ich an einer Gedenkfeier an der Gedenktafel für Richard Hüttig an der Seelingstraße 21 teilgenommen. Mit der Feier erinnerte das Kiezbündnis Klausenerplatz an den 80. Todestag des Kommunisten Richard Hüttig, der von den Nationalsozialisten am 14.6.1934 in Plötzensee ermordet wurde. Richard Hüttig wurde in Plötzensee als Gegner des Nationalsozialismus mit einem Handbeil unter freiem Himmel enthauptet. Die Straße, die zur Gedenkstätte Plötzensee führt, wurde nach Richard Hüttig als “Hüttigpfad” benannt. Hier in der Epiphanienkirche fand die Trauerfeier für Richard Hüttig statt, bevor er dann in der Charlottenburger Abteilung des Südwestkirchhofs in Stahnsdorf beerdigt wurde.

Der letzte Kiezspaziergangsbesuch in dieser Kirche war übrigens vor 10 Jahren, am 10. April 2004, mit der damaligen Sozialstadträtin Martina Schmiedhofer. Damals hat der Organist und Kantor Gottfried Matthaei seine Kirche und seine Orgel vorgestellt. Er ist inzwischen im Ruhestand, und ich freue mich sehr, dass uns heute Pfarrer Thilo Haak eingeladen hat und uns seine Kirche jetzt vorstellen wird.

Rognitzstraße
Die Rognitzstraße wurde 1906 nach Alt-Rognitz benannt, heute Radechov, ein Ort in Böhmen/Tschechien, nördlich von Nachod und Skalitz.

Kaiserdammbrücke
Die Kaiserdammbrücke wurde 1906 von Bernhard Schaede errichtet und 1962-65 erneuert. Sie überquert die Autobahn A 100, die Gleise der S-Bahn und der Fernbahn. Sie besteht aus Stahl, ist 87 m lang, 50 m breit, hat eine Fläche von 4.400 qm und ruht auf drei Reihen stählernen Säulen. Auf jeder Seite hat sie fünf Fahrspuren, einen Radweg und einen breiten Bürgersteig.

Mittelstreifen: Mahnmal für Giuseppe Marcone
Vor genau einem Jahr, am 14. Juni 2013, wurde die von der Giuseppe Marcone Stiftung initiierte Gedenktafel auf dem Mittelstreifen des Kaiserdamms an einem neu gepflanzten Baum enthüllt. Aus dem U-Bahnhof Kaiserdamm heraus wurde Giuseppe Marcone hier am 17. September 2011 zu Tode gehetzt, als er auf der Flucht vor Schlägern aus dem U-Bahnhof Kaiserdamm rannte und ihn ein Auto auf der Straße überfuhr. Heute wäre er 26 Jahre alt geworden.
Die Inschrift lautet:
“‘Ein Engel kam, lächelte und kehrte um.’
An dieser Stelle wurde Giuseppe Marcone
am 17. September 2011 im Alter von 23 Jahren durch gewalttätige Jugendliche in den Tod gehetzt.
Möge sein Schicksal den Menschen Mahnung sein, einander mit Achtung und Respekt zu begegnen.”
Die Giuseppe Marcone Stiftung für gegenseitige Achtung und Zivilcourage wurde von der Mutter Vaja und dem Bruder Velin Marcone gegründet, um die Erinnerung an ihren Sohn und Bruder wach zu halten und um sich gegen Gewalt in unserer Gesellschaft zu engagieren. Sie hat bereits ein Kunst-Licht-Projekt am Alexanderplatz zur Erinnerung an jugendliche Opfer von Gewalt im öffentlichen Raum und im Februar dieses Jahres eine Lichtergalerie gegen Gewalt im Lietzenseepark installiert. Die Familie Marcone lässt uns daran teilnehmen, wie sie aus ihrer Trauer hoffnungsvolle Aktionen entwickelt – ganz im Sinne des verstorbenen Giuseppe Marcone. Aus seinem Tod wird so eine optimistische Mahnung zur Verständigung, zu gegenseitiger Achtung und Zivilcourage.

BMW-Niederlassung, 14.6.2014, Foto: KHMM

BMW-Niederlassung, 14.6.2014, Foto: KHMM

Kaiserdamm 92 Ecke Messedamm 1: BMW-Niederlassung Berlin
Wie vorhin bereits erwähnt, musste die damalige Landesversicherungsanstalt LVA hier Ende der 1980er Jahre ihr Verwaltungsgebäude wegen Baufälligkeit aufgegeben. Es wurde 1995 abgerissen. Baupläne der Berliner Volksbank auf dem Gelände wurden nicht realisiert. Deshalb klaffte hier 17 Jahre lang eine hässliche Baulücke, bis BMW hier seine neue Niederlassung plante. Sie wurde pünktlich am 8. April dieses Jahres eröffnet und ersetzt die bisherige Berliner BMW-Zentrale an der Huttenstraße. Und ich bin sicher: Sie ist so solide gebaut, dass sie niemals baufällig wird.
Ich freue mich sehr, dass der Niederlassungsleiter Wolfgang Büchel uns eingeladen hat. Er ist heute nicht in Berlin. Deshalb wird uns Verkaufsleiter René Gerhardt sein Haus heute vorstellen. Herzlichen Dank dafür! Wir sind gespannt, was Sie im Angebot haben.