149. Kiezspaziergang am 10.5.2014

Vom Bahnhof Zoo zum Fest der Nationen auf dem Prager Platz

Reinhard Naumann, 10.5.2014, Foto: KHMM

Reinhard Naumann, 10.5.2014, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann

Treffpunkt: Am Bahnhof Zoo unter der großen Uhr an der Hardenbergstraße
ca. 1,8 km

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 149. Kiezspaziergang. Da wir an diesem Mai-Wochenende unser Fest der Nationen auf dem Prager Platz feiern, möchte ich Sie dorthin führen.

Kartenskizze

Kartenskizze

Der Weg führt uns von Charlottenburg nach Wilmersdorf über die Joachimstaler Straße zum Joachimstaler Platz und am ehemaligen Joachimsthalschen Gymnasium vorbei. Ich freue mich, dass die Bürgermeisterin von Joachimsthal, Gerlinde Schneider, meiner Einladung gefolgt ist und uns heute begleitet. Ich heiße sie herzlich willkommen.
Sie wünscht sich, dass der Joachimstaler Platz bald das “h” zurück erhält, das zu Joachimsthal gehört, dem Ort in der Uckermark, nach dem das Gymnasium, die Straße und der Platz einmal benannt worden sind.
Seit gestern feiern wir auf dem Prager Platz unser 29. Fest der Nationen, heute noch bis 23 Uhr und morgen von 13 bis 22 Uhr. In diesem Jahr ist China das Partnerland des Festes. Anlass ist das 20. Jubiläums der Städtepartnerschaft Berlin-Peking und unsere freundschaftliche Beziehung zum Innenstadtbezirk Dongcheng von Peking. Deshalb gibt es beim Fest der Nationen mit Unterstützung der chinesischen Botschaft einen chinesischen Schwerpunkt – kulinarisch und künstlerisch.
Bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen den nächsten Treffpunkt für unseren 150. Kiezspaziergang mitteilen. Es ist wie immer der zweite Samstag des Monats, also der 14. Juni, um 14.00 Uhr. Wir treffen uns auf dem Theodor-Heuss-Platz am blauen Obelisken und werden von dort zur neuen BMW-Niederlassung am Kaiseradamm gehen – und natürlich wird es zum Jubiläum eine Überraschung geben.

Wir sind hier mitten in der City-West und doch ganz am östlichen Rand Charlottenburgs. Der Zoologische Garten gehört zum Tiergarten, also zum Bezirk Mitte, aber die Randbebauung samt Bikini Haus Hardenbergplatz und Bahnhof Zoo gehören zu Charlottenburg-Wilmersdorf.
Unser Weg entspricht teilweise der Strecke, die Erich Kästners Emil 1927 noch mit der Straßenbahn gefahren ist.
1927 kam Erich Kästner nach Berlin, und das war für ihn die Erfüllung seiner Träume. Der junge Autor hatte seit 1919 in Leipzig neben seinem Studium mit einer journalistischen Karriere angefangen. Nach einem Besuch in Berlin am Neujahrstag 1927 schrieb er seiner Mutter:
“Es gruselte mich fast, wieder nach Leipzig zu müssen. Aber was will man machen ? – Nun, es wird schon mal klappen mit Berlin. Jedenfalls der einzige Boden in Deutschland, wo was los ist! Paar Tage da drüben machen einen herrlich mobil.”
Noch im gleichen Jahr gelang ihm der ersehnte Sprung nach Berlin. Er mietete ein Zimmer in der Prager Straße 17, am Prager Platz, wo er bis 1931 lebte.
1928 hatte er mit dem Kinderroman “Emil und die Detektive” seinen ersten großen Erfolg. In einem kleinen Vorwort schreibt er, dass er eigentlich einen Südseeroman schreiben wollte, aber der Oberkellner Nietenführ aus seinem Stammlokal habe ihm klar gemacht, dass man nur über Dinge schreiben kann, die man kennt, und deshalb habe er sich einfach in seiner Umgebung umgesehen.
Kästner stellte in seinem Emil als einer der ersten Kinderbuchautoren die Großstadt positiv dar. Er zeigt die Stadt der vielen Möglichkeiten, die Großstadtkinder mit ihrem Sprachwitz und schnellen Verstand, ihrer ruppigen Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Emil, der Junge vom Land, der seine Oma in Berlin besuchen will, wurde unterwegs im Zugabteil bestohlen.
Er weiß, dass es nur der Herr mit dem steifen Hut gewesen sein kann, der in seinem Abteil war, während er schlief. Deshalb kann er nicht wie vorgesehen bis zum Bahnhof Friedrichstraße fahren, wo seine Oma am Blumenkiosk wartet, sondern er steigt am Bahnhof Zoo aus, um den Dieb zu verfolgen:
“Der Dieb ging langsam über die Straße, sah noch einmal rückwärts und spazierte ziemlich beruhigt weiter. Dann kam eine Straßenbahn, mit der Nummer 177, von links angefahren und hielt. Der Mann überlegte einen Augenblick, stieg auf den Vorderwagen und setzte sich an einen Fensterplatz.
Emil packte wieder seinen Koffer an, lief geduckt an der Tür vorbei, die Halle entlang, fand eine andere Tür, rannte auf die Straße und erreichte, von hinten her, den Anhängerwagen gerade, als die Bahn losfuhr. Er warf den Koffer hinauf, kletterte nach, schob ihn in eine Ecke, stellte sich davor und atmete auf!”
Soweit Emils Ankunft und Abfahrt am Bahnhof Zoo.

Am Bahnhof Zoo, 10.5.2014, Foto: KHMM

Am Bahnhof Zoo, 10.5.2014, Foto: KHMM

Bahnhof Zoologischer Garten
Der Bahnhof wurde 1878-82 von Ernst Dircksen gebaut und zunächst für den Stadtbahnverkehr, ab 1884 auch für den Fernverkehr geöffnet. Kurz danach wurde der Ausbau des Kurfürstendammes beendet, und schnell wurde der Bahnhof Zoo zu einer Art Hauptbahnhof für die neue City im Berliner Westen.
1934-41 wurde der Bahnhof durch Fritz Hane völlig neu gestaltet. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden 1954-57 die Fernbahnhalle und die niedrigere S-Bahn-Halle verglast und ein terrassenförmiger Restaurantvorbau errichtet. 1985-89 erfolgte eine aufwändige Restaurierung. Die Bahnsteige wurden speziell für ICEs verlängert. Während der Teilung der Stadt war Bahnhof Zoo in der Zuständigkeit der Deutschen Reichsbahn lange Zeit der einzige Fernbahnhof und damit wiederum der eigentlich Hauptbahnhof West-Berlins.
Bahnhof Zoo wurde durch das Buch von Christiane F., das später verfilmt wurde, auch zum Synonym für die Schattenseiten der Großstadt, für die Drogen- und Obdachlosenszene. Aber in dem Musical “Linie 1” des Grips-Theaters war der Bahnhof Zoo auch das Symbol für die Sehnsüchte vieler Jugendlicher nach den Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten der Großstadt.
Der Beschluss der Deutschen Bahn AG unter Bahnchef Hartmut Mehdorn, mit Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs am 28.5.2006 den Fernbahnhof Zoologischer Garten zu schließen, löste heftige Proteste bei Geschäftsleuten, Bewohnern und beim Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf aus. Eine von Pfarrerin Dr. Helga Frisch angeführte Bürgerinitiative sammelte bis Oktober 2006 140.000 Unterschriften für den Erhalt bzw. die Wiedereröffnung des Fernbahnhofs Zoo. Kurz nach dem Ende des Fernverkehrshaltes schloss das Restaurant Terrassen am Zoo, das täglich bis zu 600 Gäste hatte.
Aber trotz des bis heute nicht revidierten Beschlusses der Deutschen Bahn ist der Bahnhof Zoo bis heute der bedeutendste Bahnhof in der westlichen City und als Nahverkehrsknotenpunkt wichtiger und frequentierter als der Hauptbahnhof. Hier treffen viele Regionalzüge, mehrere S-Bahnlinien, zwei U-Bahn-Linien und viele Buslinien zusammen. Es gibt täglich rund 400 an- und abfahrende Züge, 600 Halte der S-Bahnen und rund 130.000 Reisende insgesamt.

Hardenbergplatz
Der Hardenbergplatz wurde 1887 wie die Hardenbergstraße nach dem preußischen Staatskanzler Karl August Fürst von Hardenberg benannt, der von 1750 bis 1822 lebte. Der Platz wurde 1987 umgestaltet und mit sogenannten Torhäuschen bebaut, in denen ein BVG-Schalter und Verkaufsstellen untergebracht sind. Über eine Umgestaltung mit Tiefgarage wird seit Jahren ohne Ergebnis diskutiert.

Zoofenster
Auf dem Gelände des sogenannten Zoofensters, diagonal gegenüber dem Bahnhof, wurde von 2008 bis 2012 das 118 Meter hohe, 32stöckige Hochhaus gebaut, in dem am 3. Januar 2013 das Hotel Waldorf Astoria eröffnet wurde

Bayer Haus am Hardenbergplatz
Das Bayer-Hochhaus gegenüber dem Bahnhofsgebäude auf der anderen Seite des Hardenbergplatzes entstand 1955-57 nach Plänen der Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberger mit Büro- und Ausstellungsflächen für die Damenoberbekleidungsindustrie (DOB). Das Haus ist Teil des sogenannten Zentrums am Zoo oder Zoobogens, der den Zoologischen Garten als südliche Randbebauung abschließt. Dazu gehören der Zoo-Palast das Bikini-Haus gegenüber der Gedächtniskirche und das neue 25hours-Hotel.

Aschinger-Haus, 10.5.2014, Foto: KHMM

Aschinger-Haus, 10.5.2014, Foto: KHMM

Joachimstaler Str. 1-3: Aschinger-Haus
Die aus Schwaben stammenden Brüder August und Karl Aschinger hatten 1892 in der Nähe des Spittelmarktes ihre erste “Aschingers Bierquelle” eröffnet, eine Stehbierhalle nach dem Prinzip “billig und schnell”. Bald folgten Filialen, auch in der Joachimstaler Straße gegenüber dem Bahnhof Zoo. Diese wurde 1943 bei einem Luftangriff zerstört, aber am 15. Februar 1950 wieder eröffnet. 1969 bis 1973 ließ die Firma Protos nach Entwürfen des Architekten Dietrich Garski für 26 Mio DM das neue Aschinger-Haus errichten. Wegen Zahlungsunfähigkeit der Protos KG wurde das Haus 1976 zwangsversteigert.
Jetzt befindet sich das Gebäude im Besitz der IVG-Tochter Botag. Unter anderem befand sich darin bis Ende 2010 das legendäre Restaurant Holst am Zoo.
Heute gilt das Haus mit der düsteren Passage bis zur Kantstraße als Schandfleck. Über Abriss und Neubau wird schon lange gesprochen.

Erotik-Museum, 10.5.2014, Foto: KHMM

Erotik-Museum, 10.5.2014, Foto: KHMM

Joachimstaler Str. 4 Ecke Kantstr.: Erotik-Museum
Das Erotik-Museum wurde 1995 in dem von Hans Mittag 1950 bis 1955 errichteten ehemaligen Bekleidungshaus Leineweber eröffnet. Mit dem Beate Uhse Museum Berlin hat sich die Firmengründerin Beate Rotermund einen Lebenstraum erfüllt. Sie eröffnete es anlässlich ihres 50-jährigen Firmenjubiläums. Es bietet einen sehr persönlichen Einblick in das Leben von Beate Rotermund, die 1919 geboren wurde und 2001 starb.
Daneben werden auf der 2.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche die Themen Sexualität, Liebe und Beziehungen in unterschiedliche Kulturkreise und Zeiten dargestellt.

Kantstr. 163: Richard-Oswald-Lichtspiele
Erotik hat an dieser Ecke Tradition. Der 1880 in Wien geborene Regisseur und Drehbuchautor Richard Oswald eröffnete an der Kantstraße 163, also diagonal gegenüber dem heutigen Erotik-Museum, neben dem heutigen City-Light-House nach dem Ersten Weltkrieg im September 1919 im vormaligen Prinzeß-Theater seine Richard-Oswald-Lichtspiele mit 800 Plätzen.
Sein zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 entstandener Film „Das eiserne Kreuz“ war wegen pazifistischer Tendenzen beschlagnahmt und verboten worden. Im Jahr 1916 gründete Oswald daraufhin seine eigene Produktionsgesellschaft, die Richard Oswald-Film GmbH, und schuf rund 100 Filme, die meisten noch in der Stummfilmära. Er probierte sich in fast allen Genres aus und entdeckte Lya de Putti, Anita Berber und Conrad Veidt für den Film.
Oswald gilt als der Begründer des sogenannten Sitten- oder Aufklärungsfilms. Unter Beteiligung des Sexualforschers Magnus Hirschfeld und mit Unterstützung der “Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten” widmete er sich gegen Ende des ersten Weltkrieges tabuisierten Themen wie Schwangerschaftsabbruch, Homosexualität und Verbreitung von Geschlechtskrankheiten, zum Beispiel 1916 bis 1918 in dem vierteiligen Film in „Es werde Licht!“ und 1919 in dem zweiteiligen Film „Prostitution“. 1919 entstand auch der Film „Anders als die Andern“, in dem erstmals die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Liebe diskutiert wurde. Der Film wurde 1921 von der Zensur verboten. Oswalds Aufklärungsfilme wurden ebenso gelobt wie abgelehnt. Er wurde einer der heftigst angefeindeten Regisseure des Weimarer Films, nicht selten war die Kritik an ihm von antisemitischen Ausfällen begleitet.
Aber Oswald blieb unermüdlich produktiv und drehte weiter Unterhaltungsfilme, Abenteuerfilme und immer wieder auch Filme über Berlin. In seinem Film „Kurfürstendamm“ stieg Conrad Veidt als Teufel persönlich aus einem Schleusenloch gleich neben der nächtlichen Gedächtniskirche und führte Berlin mit einer Banknotenpresse durch die Versuchungen der Inflationskatastrophe.
Richard Oswald schaffte auch den Sprung in die Ära des Tonfilms. Sein letzter Film in Deutschland wurde 1933 „Ein Lied geht um die Welt“ mit dem Tenor Joseph Schmidt. Beide, Oswald und Schmidt, mussten unmittelbar nach der Uraufführung am 9. Mai 1933 im Ufa-Palast am Zoo als Juden aus Nazi-Deutschland fliehen. Oswald emigrierte über Österreich, Frankreich, Holland und England schließlich im November 1938 in die USA. Er starb 1963 während eines Besuchs in Düsseldorf.

Kantstr.1/ 166 am Breitscheidplatz: Baustelle Upper West
Die Strabag Real Estate aus Köln hat das Grundstück mit dem ehemaligen Schimmelpfenghaus an der Kantstraße 1 und Kantstraße 166 am Breitscheidplatz gekauft. Sie hat das Gebäude, das als Brückenhaus die Kantstraße abriegelte, abreißen lassen und errichtet jetzt unmittelbar gegenüber dem 118 Meter hohen Waldorf-Astoria für 250 Millionen Euro ein ebenfalls 118 Meter hohes “Upper West” mit 33 Etagen errichten, von denen 18 Etagen für ein Motel One mit 582 Zimmern vorgesehen sind. Die Pläne für das Hochhaus entwickelte der Architekt Christoph Langhof bereits 1995. Es soll im Sommer 2016 bezugsfertig sein.

Kantstraße Ecke Joachimstaler Straße: City Light House
1945 eröffnete hier in einem Gründerzeit-Altbau an der Kantstraße Ecke Joachimstaler Straße die legendäre “Ski-Hütte” Das Sportgeschäft war 1924 an der Jüdenstraße in Berlin-Mitte gegründet worden. Das Haus wurde 2002 abgerissen. Das City Light House, ein Büro- und Geschäftshaus von Oliver Collignon und Florian Fischötter, wurde Ende 2003 fertig gestellt. Mit seiner verglasten Fassade leuchtet das Haus nachts von innen.

Kantstraße
Die Kantstraße ist ein chinesisches Zentrum in Berlin. Die bereits seit den 1920er Jahren hier häufig anzutreffenden Chinesen verleiteten die Berliner Presse zu der Vermutung, dass Kant die Gäste aus Fernost an ihre Heimatstadt Kanton erinnern könnte und es sie deshalb hierher zog. Das ist allerdings eher unwahrscheinlich.
Allerdings ist Immanuel Kant in China ein sehr bekannter Philosoph, fast so bekannt wie Konfuzius, der bereits lange vor Kant den kategorischen Imperativ formuliert hat. Er lautet bekanntlich sinngemäß: “Was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu!”
Eher ist die Nähe der Technischen Universität ein Grund für die hohe Präsenz chinesischer Geschäfte und Restaurants in der Kantstraße. Denn bis heute zieht es vor allem chinesische Studenten nach Berlin, und viele sind an der Technischen Universität am Ernst-Reuter-Platz immatrikuliert. Lange Zeit waren es überwiegend Männer, aber seit Mitte der 1980er Jahre nahm der Anteil der Chinesinnen in Berlin kontinuierlich zu.
Viele chinesische Prominente aus Politik und Kultur haben in Berlin Station gemacht. Darunter war in den 1920er Jahren auch der spätere chinesische Ministerpräsident Zhou Enlai, der an der TU studierte.

Kantstr. 155: KapHag-Hochhaus
Das elfgeschossige 54 m hohe KapHag-Hochhaus mit angegliedertem fünfgeschossigen Trakt wurde 1992-95 von Josef Paul Kleihues als einer der ersten Büroneubauten der 1990er Jahre in der City West errichtet. Ursprünglich war das Haus um ein Drittel höher geplant, was aber am Einspruch des damaligen Bezirks Charlottenburg scheiterte. Das große beweglich gelagerte Windsegel vermittelt effektvoll den vorgesehenen Eindruck und setzt ein markantes Wegzeichen. 1994 wurde der Neubau mit dem Preis des Bundes Deutscher Architekten ausgezeichnet.
Das Gebäude ist die Firmenzentrale der KapHag Immobilien GmbH, die Büro- und Geschäftshäuser und Gewerbezentren entwickelt und verwaltet. Inzwischen gibt es wieder Pläne, das Gebäude um sechs Etagen aufzustocken, um dann die ursprünglich geplante Höhe von 72 Metern zu erreichen. Das Dachsegel soll aber in jedem Fall erhalten bleiben.

Karstadt-Sport
Das mit einer Kuppel überdachte ehemalige Bilka-Kaufhaus wurde in Berlin allgemein “Groschen-Moschee” genannt. Inzwischen wurde es von Karstadt Sport übernommen.

Verkehrskanzel und Neus Kranzler Eck, 10.5.2014, Foto: KHMM

Verkehrskanzel und Neus Kranzler Eck, 10.5.2014, Foto: KHMM

Neues Kranzler-Eck
An der berühmten Kranzler-Ecke befand sich vor dem Ersten Weltkrieg das berühmte und legendäre Café des Westens, das von seinen Feinden abschätzig und von seinen Freunden liebevoll “Café Größenwahn” genannt wurde.
1932 wurde an seiner Stelle das Café Kranzler als Filiale des berühmten Café Kranzler Unter den Linden/Ecke Friedrichstraße eröffnet. Es wurde im Krieg stark zerstört. Seit 1958 prägte der Neubau von Hanns Dustmann die Ecke als markanter flacher Bau mit Rotunde und rot-weiß gestreifter Markise. Die Kranzlerecke wurde zum Wahrzeichen der City West und West-Berlins insgesamt.
Nach dem Neubau wurde das Café Kranzler am 27. Dezember 2000 in der Rotunde über dem Bekleidungsgeschäft tagsüber als Café, abends als Bar wiedereröffnet.
Das Quartier Neues Kranzler-Eck wurde 1998-2000 von Helmut Jahn, dem berühmten Architekten aus Chicago, auf dem 20.000 qm großen sogenannten Victoria-Areal gebaut. Dazu gehört nicht nur das neue 16geschossige, 60 m hohe verglaste Hochhaus und das Café Kranzler, sondern auch der Altbau der Viktoria-Versicherung, die zweigeschossigen Ladenzeile an der Joachimstaler Straße und das ehemalige “bilka”-Kaufhaus, in dem heute Karstadt-Sport residiert, außerdem die Passage von der Kantstraße zum Kurfürstendamm. Im Zentrum des Quartiers sind zwei 22 m hohe kegelförmige Volieren mit mehr als 100 Sittichen, Fasanen, Enten. Blickfang ist die spitz zulaufende, weit in den Straßenraum des Kurfürstendamms ragende 54 m hohe Kante mit der Lichtinstallation “Lichtburg” von Yann Kersalé.

Kurfürstendamm 230-233 Kaufhaus Karstadt
Die berühmten, von Alfred Messel erbauten Wertheim-Kaufhäuser in der Oranienburger und der Leipziger Straße wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Neubauten entstanden an der Steglitzer Schloßstraße und hier am Kurfürstendamm an Stelle der im Krieg beschädigten ursprünglichen Häuser, die in den 1960er Jahren abgerissen wurden. Werner Düttmann und Hans Soll bauten 1971 in starkem Kontrast zur bestehenden Bebauung diesen großen Komplex, der eigentlich nicht zur Kurfürstendammarchitektur passte. 1983 wurde die Fassade mit vorgesetztem, fünfteiligem Bogenfenster modernisiert. Inzwischen ist Karstadt eingezogen.

Gerlinde Schneider und Reinhard Naumann am Pendelobelisken auf dem Joachimsthaler Platz, 10.5.2014, Foto: KHMM

Gerlinde Schneider und Reinhard Naumann am Pendelobelisken auf dem Joachimsthaler Platz, 10.5.2014, Foto: KHMM

Joachimstaler Platz
Die Strecke, die wir bisher gelaufen sind, ist Emil 1928 mit der Straßenbahn Linie 177 gefahren. Er verfolgte den Herrn mit dem steifen Hut, der sein Geld gestohlen hatte, aber er war auch fasziniert von der Atmosphäre der Stadt:
“Diese Autos! Sie drängten sich hastig an der Straßenbahn vorbei; hupten, quiekten, streckten rote Zeiger links und rechts heraus, bogen um die Ecke; andere Autos schoben sich nach. So ein Krach! Und die vielen Menschen auf den Fußsteigen! Und von allen Seiten Straßenbahnen, Fuhrwerke, zweistöckige Autobusse! Zeitungsverkäufer an allen Ecken. Wunderbare Schaufenster mit Blumen, Früchten, Büchern, goldenen Uhren, Kleidern und seidener Wäsche. Und hohe, hohe Häuser. Das war also Berlin.”

Der Joachimstaler Platz erhielt 1936 seinen Namen, und zwar nicht mit “th”, sondern nur mit “t”, während die Joachimsthaler Straße seit 1887 richtigerweise mit “th” geschrieben wurde, wie das Joachimsthalsche Gymnasium, das wir gleich erreichen werden. Bis in die 1980er Jahre blieb es bei dieser unterschiedlichen Schreibweise von Straße und Platz. Dann wurde die Schreibweise angeglichen, aber erstaunlicherweise nicht an die richtig geschriebene Joachimsthaler Straße mit “th”, sondern an den falsch geschriebenen Joachimstaler Platz mit “t”. Seither haben wir eine einheitlich falsche Schreibweise von Joachimstaler Straße und Joachimstaler Platz ohne “h”. Ich habe großes Verständnis dafür, dass die Bürgermeisterin von Joachimsthal, Gerlinde Schneider, eine Korrektur wünscht, und das kann sie uns jetzt auch gleich selbst sagen. Herzlich willkommen Frau Schneider!
Der Platz in seiner jetzigen Form mit Verkehrskanzel, Telefonzellen, Kiosk und U-Bahn-Zugang geht auf die Anlage aus den Jahren 1953-55 von Werner Klenke, Werner Düttmann und Bruno Grimmek zurück. Die Verkehrskanzel sollte an die berühmte Ampel am Potsdamer Platz von 1925 erinnern, sie verlor wegen der starken Verkehrszunahme bereits in den 1960er Jahren ihre Funktion. 2002 wurde der Platz nach einem Wettbewerb nach den Plänen des vonGuido Hager neugestaltet. Dabei wurde ein Parkplatz entfernt, der sich an der Joachimstaler Straße befand. 2003 wurde als Geschenk des Bauunternehmers Thomas Grothe die 27m hohe Skulptur “Pendelobelisk” von Karl Schlamminger aufgestellt.

Kudamm Eck
An dieser Stelle befand sich in den 20er Jahren das berühmte Wäschehaus Grünfeld, eine moderne Filiale des Stammhauses in der Leipziger Straße. Die jüdischen Eigentümer mussten ihr Haus im Zuge der sogenannten Arisierung 1938 einem nichtjüdischen Deutschen verkaufen: Max Kühl führte das Haus weiter. Es wurde im Krieg stark zerstört, die Ruine in den 1960er Jahren abgerissen. Der 1969-72 von Senatsbaudirektor Werner Düttmann bereits unter der Bezeichnung Kudamm-Eck errichteten Komplex wurde 1998 abgerissen und durch den neuen Bau von Gerkan, Mark und Partner (gmp) ersetzt. Entstanden ist ein 10-geschossiges, 45m hohes Geschäftshaus mit einem runden Baukörper und einer 70 qm großen elektronischen Werbewand an der Fassade zur Joachimstaler Straße. Im neuen Kudamm Eck sind das Swissôtel und C&A eingezogen.
Oben an der Fassade wurde ein Skulpturenensemble von Markus Lüpertz aufgestellt: “Das Urteil des Paris”. Die drei Göttinnen sind an der Ecke Kurfürstendamm zu erkennen. Paris hält sich etwas im Hintergrund an der Einmündung der Augsburger Straße in die Joachimstaler.
Die Geschichte aus der griechischen Mytologie geht zurück auf die Hochzeit des Peleus und der Thetis. Alle Götter waren zum großen Fest eingeladen, außer Eris, der Göttin der Zwietracht. Natürlich rächte sie sich, indem sie Zwietracht säte. Sie warf einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Für die Schönste“ unter die Hochzeitsgesellschaft. Es kam zum Streit zwischen Aphrodite, Pallas Athene und Hera, wem dieser Apfel gebühre. Daher stammt übrigens der Ausdruck “Zankapfel”. Der kluge Zeus wusste, dass mit einer Entscheidung in dieser Frage nichts zu gewinnen war. Er forderte den jungen Paris, den Sohn des trojanischen Königs Priamos auf, den Schiedsrichter zu spielen. Jede der Göttinnen versuchte, ihn zu bestechen.
Hera versprach ihm Herrschaft über die Welt, Athene Weisheit und Aphrodite die Liebe der schönsten Frau der Welt. Natürlich entschied Paris sich für Aphrodite. Die schönste Frau der Welt war allerdings Helena, und sie war bereits mit Menelaos, dem König von Sparta, verheiratet. Der Raub der Helena zur Erfüllung des Versprechens der Aphrodite war schließlich der Auslöser für den Trojanischen Krieg.

Augsburger Str.41: Hotel Sofitel
1967 war an der Ecke Joachimstaler Straße und Augsburger Straße C&A eröffnet worden. Die Polizei musste damals die Massen abhalten, die das neue Bekleidungskaufhaus stürmen wollten. Jetzt ist C&A aus der zweiten Reihe nach vorne an den Kurfürstendamm gerückt.
Im Januar 2006 wurde an der Stelle des früheren C&A-Kaufhauses das Hotel Concorde eröffnet, aus dem inzwischen das Sofitel wurde.
Es wurde von dem Architekten Jan Kleihues, dem Sohn von Josef Paul Kleihues, erbaut. Die als Brüstungsbänder unterhalb der rahmenlosen eingelassenen Fenster verstärken die geschwungene Form des Gebäudedreiecks. Während die 18stöckige abgerundete Spitze mit ihren Vorsprüngen an die Hochhäuser der amerikanischen 20er-Jahre-Moderne erinnert, schließen die abgestaffelten Flanken am Ende fast nahtlos an die traditionelle Berliner Blockrandbebauung an.

Am Allianz-Hochhaus, 10.5.2014, Foto: KHMM

Am Allianz-Hochhaus, 10.5.2014, Foto: KHMM

Joachimstaler Str. 10-12 Allianz-Hochhaus
Am heutigen Standort des Allianz-Hochhauses befand sich bis 1937 die Kakadu Bar. Das Ensemble für den Allianz-Versicherungskonzern wurde 1953-55 von Alfred Gunzenhauser und Paul Schwebes erbaut. Es besteht aus einem 14-geschossigem Hochhaus und einem 6-geschossigen Gebäude, das in einen etwas höheren, schmalen Kopfbau am Kurfürstendamm mündet. Sehenswert ist das Treppenhaus.
Eine Gedenktafel erinnert an Tschechische Zwangsarbeiter:
“ACHTZEHN TSCHECHISCHE JUGENDLICHE
STARBEN HIER
AM 23. NOVEMBER 1943
BEI EINEM LUFTANGRIFF.
ALS ZWANGSARBEITER WAREN SIE BEI DER
TECHNISCHEN NOTHILFE IN BERLIN EINGESETZT,
UM BOMBENSCHÄDEN ZU BESEITIGEN.”
Die Gedenktafel wurde initiiert von der Berliner Geschichtswerkstatt. Insgesamt waren bei der Technischen Nothilfe etwa 16.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus den besetzten Ländern eingesetzt.

Joachimstaler Str. 12: Stolperstein für Alice Simon
Hier erinnert ein Stolperstein an die Charlottenburgerin Alice Simon. Sie war eine von 86 jüdischen KZ-Häftlingen, die der Anatom Prof. August Hirt in Auschwitz selektieren ließ, um in seinem Institut an der Reichsuniversität Straßburg eine Skelettsammlung „Fremdrassiger“ aufzubauen. Wie ihr Ehemann, der Rechtsanwalt Dr. Herbert Simon, war Alice Simon jüdischer Herkunft und evangelisch getauft. Herbert Simon starb 1936; ihren Sohn und ihre Tochter schickte die Witwe nach Großbritannien. Sie selbst blieb hier in dem Haus an der Joachimstaler Straße 12 bei der blinden Schwiegermutter, die 1941 starb. Im Mai 1943 wurde sie nach Auschwitz und von dort aus ins KZ Natzweiler-Struthof deportiert. Dort tötete man sie wie die übrigen Selektierten im August 1943 mit Blausäure.

Joachimstaler Str. 13: Synagoge
1901 baute Siegfried Kuznitzky das Quergebäude im Hof für die jüdische Loge B’nai B’rith (Bne Briss) historisierend mit Stilelementen der Renaissance und des Barock. 1925 wurde eine jüdische Volksschule eingerichtet. 1935 begründete der Bildungsverein der Jüdischen Reformgemeinde hier die Joseph-Lehmann-Schule, um den aus den deutschen Schulen ausgeschlossenen jüdischen Kindern Schulunterricht geben zu können. Der Betraum wurde nach 1945 wieder genutzt und 1955 renoviert. 1960 wurde der ehemalige große Logensaal im Erdgeschoss als Synagoge nach orthodoxem Ritus für 300 Personen eingerichtet. Im Souterrain wurde ein rituelles Tauchbad eingebaut. Nach dem Bau der Mauer 1961 bezogen verschiedene Niederlassungen von jüdischen Organisationen das Haus, darunter der jüdische Nationalfonds und die Women’s International Zionist Organisation WIZO.
Außerdem waren hier die Sozialabteilung, die Kultusverwaltung, die Büros der Rabbiner und das Jugendzentrum der Jüdischen Gemeinde untergebracht.
Im Erdgeschoss des Vorderhauses bietet die Literaturhandlung eine Auswahl an historischen, kulturhistorischen, theologischen und liturgischen Judaica in deutscher und englischer Sprache an. Und bei Salomon Bagels können Sie traditionelle jüdische Köstlichkeiten genießen.

Joachimstaler Straße 31-32: Hotel H10
Das Haus gegenüber wurde 1888 bis 1889 von Emil Bratring als 7. und 8. Gemeinde-Doppelschule für die Stadt Charlottenburg erbaut. An dem restaurierten Altbau befindet sich bis heute deutlich erkennbar das historische Stadtwappen Charlottenburgs. Der Klinkerbau steht unter Denkmalschutz. Er wurde lange Zeit von der Technischen Universität genutzt.
Schließlich ließ die Hotel-Gruppe H10 das Haus restaurieren, fügte einen Neubau an und eröffnete in dem Gesamtkomplex im März 2011 ein Hotel.

Joachimstaler Str. 20: Gedenktafel für Friedrich Ebert
Am ehemaligen ÖTV-Haus erinnert eine Gedenktafel an Friedrich Ebert:
“Hier im ehemaligen West-Sanatorium
starb am 28. Februar 1925
der Sozialdemokrat
Friedrich Ebert
(* 4. Februar 1871)
Der erste demokratisch gewählte
Reichspräsident der Weimarer Republik.”
In dem ehemaligen West-Sanatorium operierte der berühmte Chirurg August Bier. Er geriet allerdings in die Kritik, als nach seinen Eingriffen 1924 der Industrielle Fritz Stinnes und 1925 Reichspräsident Friedrich Ebert gestorben warn. Bereits 1917 starb hier auch Ferdinand Graf von Zeppelin.
Die alte Bronzetafel mit dem Relief Eberts, die früher an dem Haus angebracht war, befindet sich jetzt im Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn.
Aus der ÖTV wurde die Gewerkschaft Verdi, und diese ist 1995 an den Engeldamm in Mitte umgezogen, das Haus hat sie verkauft. Nach langem Leerstand werden hier jetzt Betten und Schlafsysteme verkauft.

Lietzenburger Straße
Bis zur Bezirksfusion 2001 war die Lietzenburger Straße die Grenze zwischen Charlottenburg und Wilmersdorf. Sie wurde 1890 nach dem ursprünglichen Namen des Schlosses Charlottenburg benannt. Der Name Lietzenburg wurde von dem Dorf Lietzow abgeleitet, das 1720 nach Charlottenburg eingemeindet wurde.

Lietzenburger Str. 53: Volkswohl Bund Versicherungen
1919 wurde der “Deutsche Volkswohl-Bund” in Berlin gegründet. Nachdem der Berliner Verwaltungssitz im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, errichtete die Versicherung 1951 für ihre Hauptverwaltung ein Gebäude in Dortmund. 1953 benannte sie sich um in “Volkswohl-Bund Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit“. Eine Berliner Filiale entstand 1955 an der Kant- Ecke Fasanenstraße. Sie zog 2006 um hierher in das neue Wohn- und Geschäftshaus an der Lietzenburger Straße 53 Ecke Joachimstaler Straße. Der moderne Stahl-Glas-Bau wurde von den Architekten Ursula Hütter und Joachim Ramin entworfen. Ungewöhnlich für einen Neubau sind drei Meter Geschosshöhe und Holzfenster.
Der Hauptsitz der Versicherung, die sich inzwischen “Volkswohl Bund Versicherungen” nennt, befindet sich noch immer in Dortmund.

Friedrich-Hollaender-Platz, 10.5.2014, Foto: KHMM

Friedrich-Hollaender-Platz, 10.5.2014, Foto: KHMM

Friedrich-Hollaender-Platz
Der Platz an der Ecke Lietzenburger und Joachimstaler Straße in der Verlängerung der Rankestraße hieß seit 1901 bis 2011 Rankeplatz nach dem Historiker Franz Leopold von Ranke. Er lebte von 1795 bis 1886 und gilt als der wichtigste Vertreter des Historismus in der Geschichtswissenschaft.
2011 wurde der Platz neu gestaltet und nach dem Komponisten Friedrich Hollaender umbenannt.
An der Cicerostraße 14 erinnert seit 2009 eine Berliner Gedenktafel an Friedrich Hollaender, der von 1896 bis 1976 lebte. Seine Musik für den Film “Der blaue Engel” machte Marlene Dietrich auch als Sängerin berühmt, vor allem mit dem Stück “Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt.”
Von 1930 bis 1933 betrieb der erfolgreiche Komponist und Schriftsteller, Regisseur und Theaterleiter, Kabarettist und Schauspieler im Theater des Westens ein eigenes erfolgreiches Kabarett, das “Tingel Tangel”.
Wegen seiner jüdischen Abstammung musste er 1933 aus Deutschland fliehen. Er ging nach Hollywood, wo er die Musik für über 130 Filme schrieb und viermal für den Oscar nominiert wurde. 1955 kam er nach Deutschland zurück und lebte in München, wo er Revuen für das Münchner Kabarett-Theater “Die Kleine Freiheit” schrieb. 1960 erhielt er das Bundesverdienstkreuz, 1966 das Filmband in Gold und 1972 den Schwabinger Kunstpreis. 1976 starb er in München und wurde dort auf dem Ostfriedhof beerdigt.

Schaperstraße
Die Schaperstraße wurde 1888 benannt nach dem Pädagogen Karl Schaper. Er war von 1872 bis 1886 Direktor des Joachimsthalschen Gymnasiums. Am Ende der Schaperstraße zweigt vom Fasanenplatz die Meierottostraße ab, die ebenfalls nach Johann Meierotto benannt wurde, der von 1775 bis 1780 Direktor am Joachimsthalschen Gymnsium war.

Bundesallee
An der Schaperstraße endet die Joachimstalsche Straße und beginnt die Bundesallee. Sie erhielt ihren Namen mit der Eröffnung des Bundeshauses am 18. Juli 1950. Emil hatte sie noch als Kaiserallee kennen gelernt. Er saß immer noch in der Straßenbahnlinie 177.
“Und die Straßenbahn fuhr. Und sie hielt. Und sie fuhr weiter. Emil las den Namen der schönen breiten Straße. Kaiserallee hieß sie. Er fuhr und wußte nicht, wohin.
Im anderen Wagen saß ein Dieb. Und vielleicht saßen und standen noch andere Diebe in der Bahn. Niemand kümmerte sich um ihn. Ein fremder Herr hatte ihm zwar einen Fahrschein geschenkt. Doch nun las er schon wieder Zeitung.
Die Stadt war so groß. Und Emil war so klein. Und kein Mensch wollte wissen, warum er kein Geld hatte, und warum er nicht wußte, wo er aussteigen sollte.
Vier Millionen Menschen lebten in Berlin, und keiner interessierte sich für Emil Tischbein. Niemand will von den Sorgen des andern etwas wissen. Jeder hat mit seinen eigenen Sorgen und Freuden genug zu tun. Und wenn man sagt: Das tut mir aber wirklich leid, so meint man meistens gar nichts weiter als: Mensch laß mich bloß in Ruhe!”

Am ehemaligen Joachimsthalschen Gymnasium, 10.5.2014, Foto: KHMM

Am ehemaligen Joachimsthalschen Gymnasium, 10.5.2014, Foto: KHMM

Bundesallee 1-12 Ehemaliges Joachimsthalsches Gymnasium
Das klassizistische Gebäude im Stil der italienischen Hochrenaissance wurde 1875-80 von Ludwig Giersberg und Heinrich Strack für das bereits 1607 in Joachimsthal gegründete Gymnasium gebaut. Das Schulhaus in Joachimsthal wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Deshalb zog das Gymnasium bereits 1636 nach Berlin um, und zwar zunächst in das Berliner Stadtschloss und später an die Heiliggeiststraße. Heute befindet sich dort das Marx-Engels-Forum. Das Joachimsthalsche Gymnasium wurde zu einer der berühmtesten Elite-Schulen in Deutschland und erhielt 1707 von Friedrich I. den Titel “Königlich Joachimsthalsches Gymnasium” verliehen.
1880 zog es aus der Berliner Stadtmitte hierher in die Wilmersdorfer Vorstadtidylle auf ein riesiges Grundstück. Das Hauptgebäude gilt als spätes Beispiel der Schinkel-Schule.
Am Mittelrisalit stehen in zwei Nischen die Statuen von Plato und Aristoteles, die der Grunewalder Bildhauer Max Klein geschaffen hat. Zur Schule gehörte das gesamte Gelände hinter dem Hauptgebäude zwischen Schaperstraße und Meierottostraße bis zum Fasanenplatz mit Häusern für die Schüler und Lehrer, Sportplätzen, Turn- und Schwimmhallen usw.. Der zur Eröffnung des Gymnasiums anwesende Kaiser Wilhelm I. zeigte sich überrascht über die luxuriöse Ausstattung. Er stellte fest, dass die Bäder in seinem Schloss nicht so komfortabel waren wie hier.
Aber das Joachimsthalsche Gymnasium zog schon 1912 wieder aus. Es hatte sich wohl einerseits finanziell übernommen, aber andererseits war auch sehr schnell aus der Wilmersdorfer Vorstadtidylle die City West geworden, in der das Leben noch mehr tobte als in der Berliner Mitte.
Das Joachimsthalsche Gymnasium zog nach Templin in der Uckermark, wo es bis 1956 bestand. 2005 wurde die Schule in Joachimsthal neu gegründet.
In diesem Gebäude wurde bis 1919 das Joachim-Friedrich-Gymnasium untergebracht. Danach wurde es vom Bezirksamt Wilmersdorf als “Stadthaus” genutzt. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, 1955 wiederhergestellt, diente es in der Folge unterschiedlichen Zwecken, darunter als Stern’sches Konservatorium und Musikinstrumentenmuseum, heute befindet sich hier ein Teil des Fachbereichs Musik der Universität der Künste. Für die Musikhochschule wurde 1995 die Aula zum Konzertsaal umgebaut.

Eine Gedenktafel erinnert an Ehemalige Schüler:
“Wir gedenken unserer Kommilitonen
am Königlichen Joachimsthalschen Gymnasium zu Berlin
Generalleutnant Paul von Hase
Regierungspräsident a.D. Ernst von Harnack
Staatssekretär a.D. Erwin Planck
die in christlicher Verantwortung und humanistischer Tradition
Recht und Menschenwürde gegen die Tyrannei des NS-Staates verteidigten
und ihren Widerstand gegen Unrecht und Barbarei
vor fünfzig Jahren mit dem Leben bezahlten.
Ihr Opfer öffnete Deutschland den Weg in eine bessere Zukunft
und ist uns bleibende Verpflichtung.
Im April 1995 – Die Vereinigung Alter Joachimsthaler e.V.”

Nr. 216-218 Bundeshaus
Das Haus gegenüber wurde 1893-95 als Verwaltungsgebäude für die Königlich Preußische Artillerie-Prüfungs-Kommission an der früheren Kaiserallee errichtet von Bernhardt & Wieczorek. 1950-90 fungierte es unter der Bezeichnung Bundeshaus als Sitz des Bevollmächtigten der Bundesregierung in Berlin. Bis zum Umzug des Ministerium des Inneren von Bonn nach Berlin befand sich hier außerdem eine Abteilung der Berliner Außenstelle des Ministeriums. Das Haus wird nach wie vor vom Innenministerium für diverse Bundeseinrichtungen genutzt, unter anderem für das Bundesverwaltungsamt.
1990 wurde links neben dem Eingang eine Berliner Gedenktafel für die Widerstandskämpfer Erich Hoepner und Henning von Tresckow enthüllt, 1996 rechts neben dem Eingang eine weitere Gedenktafel für das Bundeshaus und Konrad Adenauer.

Gedenktafel Hoepner/Tresckow:
“In diesem Gebäude, 1895 für die ehemalige Königlich-Preußische Artillerie- Prüfungskommission erbaut, arbeiteten während des 2.Weltkrieges die Offiziere des Widerstandes:
Generaloberst ERICH HOEPNER 14.9.1886 – 8.8.1944
Generalmajor HENNING VON TRESCKOW
10.1.1901 – 21.7.1944”

Gedenktafel Bundehaus:
“Dieses Gebäude wurde 1895 errichtet
Nach Beseitigung von Kriegsschäden hat es Bundeskanzler
Konrad Adenauer am 17. April 1950 als
BUNDESHAUS BERLIN
wieder eröffnet
Bis zur Wiedervereinigung 1990 war hier der Sitz
des Bevollmächtigten der Bundesregierung in Berlin und der
Berliner Vertretungen von Bundesministerien”

Gefallenendenkmal
Das stelenartige, 4m hohe Denkmal für die Gefallenen des XXII. Reservekorps im I.Weltkrieg wurde 1924 von Eberhard Encke aus Muschelkalk geschaffen. Die abschließende Kugel trug ursprünglich eine Schwurhand.

Gerhart-Hauptmann-Anlage
Die kleine Gerhart-Hauptmann-Anlage auf dem ehemaligen weitläufigen Gelände des Joachimthalschen Gymnasiums wurde nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Investoren, Parteien, den Berliner Festspielen und einer Bürgerinitiative um die Bebauung der Anlage wurden schließlich die Bebauungspläne aufgegeben.
1966 wurde das Gerhart-Hauptmann-Denkmal enthüllt, eine Granitstele mit einer Bronzebüste Hauptmanns von Fritz Klimsch.
Die Inschrift auf der Bodenplatte lautet: “Der deutschen Zwietracht mitten ins Herz”. In Hauptmanns Theaterstück “Florian Geyer” über den Bauernaufstand von 1525 beendet der Titelheld eine Rede an die Aufständischen mit diesem Satz. Wer den Satz bei Google eingibt, erlebt allerdings eine böse Überraschung, denn leider wird er von Rechtsextremisten missbraucht. Der ehemalige NPD-Vorsitzende Udo Voigt hat unter diesem Titel ein Buch über seine NPD-Karriere veröffentlicht. Gerhart Hauptmann kann sich leider nicht mehr dagegen wehren.

Bar jeder Vernunft
Auf dem Parkdeck ist die Rückseite der Bar jeder Vernunft zu sehen. Seit 1992 gibt es im Spiegelzelt jeden Abend Varieté, Kabarett, Chansons, Musicals und Konzerte. Sie ist längst kein Geheimtipp mehr, sondern eine der schönsten und Bühnen der City West – immer wieder überraschend, anregend und auf hohem Niveau unterhaltsam.

Bundesallee 215: Shaolin-Tempel
2006 wurde der Shaolin-Tempel hier an der Bundesallee 215 eröffnet. Bereits im Juli 2001 war Deutschlands erster Shaolin-Tempel am Kurfürstendamm 102 eröffnet worden. Aus Platzgründen zog er im November 2004 in ein Fabrikgelände an der Franklinstraße um, schließlich 2006 hierher an die Bundesallee. Chinesische Mönche vermitteln zen-buddhistische Denk- und Lebensweise und unterrichten Kung-Fu, Tai Chi und Qi Gong. Der Begründer Reiner Deyhle wollte mit dem Tempel budhistische Kultur nach Berlin bringen. Er folgt den Lehren des Sharma, eines Nachfolgers Buddhas, der als Stifter des Chan- oder Zen-Buddhismus gilt, der chinesische Kultur und Buddhismus vereint.

Metall-Skulptur, 10.5.2014, Foto: KHMM

Metall-Skulptur, 10.5.2014, Foto: KHMM

Bundesallee, Mittelstreifen: Metall-Skulptur
Die Metall-Skulptur wurde 1991 von Igael Tumarkin geschaffen und hier aufgestellt. Sie trägt den Titel “Von der Dicken Berta zur Roten Rosa”. Mit einiger Fantasie kann man das Relief des Kopfes von Rosa Luxemburg erkennen. Die “Dicke Berta” war eine besonders große Kanone, die von der Deutschen Armee im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde. Mit der Skulptur will Igael Tumarkin auf den Zusammenhang von Krieg und Revolution hinweisen, und er wollte Rosa Luxemburg ein Denkmal setzen, die den Militarismus im Kaiserreich bekämpfte.
Dieser Kreuzungsbereich wird inoffiziell oft “Spichernplatz” genannt, und eine ganze Reihe von Straßen in der Umgebung ist nach kriegerischen Ereignissen benannt, darunter die Spichernstraße nach den Spicherer Höhen in Lothringen, die 1870 von deutschen Truppen eingenommen wurden. Insofern bezieht sich diese antimilitaristische Skulptur auch unmittelbar auf ihre Umgebung.
Pariser Straße
Anfang der 1980er Jahren wurde hier die Einmündung der Pariser Straße in die Bundesallee abgeschnitten und die Pariser Straße mit einem Wohngebäude überbaut, so dass sie auch optisch deutlich zur Sackgasse wurde. Sie ist ein typisches Beispiel für die Aufhebung früherer Wege- und Straßenführungen, wie sie von der Stadtplanung der 1970er und 80er Jahre häufig praktiziert wurde.

Bundesallee 210. Investitionsbank Berlin IBB
Horst Haseloff, Klaus Hendel und Wolfgang Hotzel bauten hier 1971-75 das Verwaltungsgebäude für die damalige Wohnungsbau-Kreditanstalt WBK. Entstanden ist ein 12-geschossiges Hochhaus parallel zur Bundesallee. Es riegelt die ursprünglich hier einmündende Regenburger Straße durch eine Überbauung ebenso ab wie wir es eben bei der Pariser Straße gesehen haben.
Über die Wohnungsbau-Kreditanstalt wurde größtenteils der soziale Wohnungsbau in Berlin finanziert; 1993 ging sie in der Investitionsbank Berlin IBB auf, die neben der Förderung von seniorengerechtem und umweltfreundlichem Bauen auch Wirtschaftsförderung betreibt. 1996-98 wurde das Haus durch Stankovic + Bonnen zum Bankhaus für die Investitionsbank umgebaut. Die dunkelbraune Aluminiumfassade wurde durch eine grüne Granit- und Glasverkleidung ersetzt.
Im Jahr 2000 wurde rechts neben dem Eingang die Skulptur “Cerberus” von Ewerdt Hilgemann enthüllt. Was die einen für eine zerknitterte Blechdose halten, ist für die anderen ein besonders gelungenes Kunstwerk. Die sechs Meter hohe implodierte Edelstahlskulptur entwarf der Künstler in seiner Amsterdamer Werkstatt. Mit ihrem drei Millimeter dicken Stahl wiegt sie annähernd 1,5 Tonnen. Inklusive Sockel kostete sie 250.000 DM.
Der Künstler hat seine Skulptur “Cerberus” getauft. In der griechischen Mythologie ist der “Zerberus” ein dreiköpfiger, drachenschwänziger Hund, der den Eingang zum Hades bewachte. Er erlaubte nur Schatten, die Unterwelt zu betreten und ließ niemanden aus ihr entkommen. Eine Ausnahme war Orpheus, dem es gelang, den Zerberus mit seinem Leierspiel zu verzaubern.
Von 2007 bis 2012 befand sich an der Außenwand der IBB eine weitere, 16 Meter hohe Skulptur. Sie stammte von dem Künstler Peter Lenk und zeigte eine Karriereleiter, an der sich drei Figuren mehr oder weniger erfolgreich abmühen. Die Investitionsbank Berlin hat 60.000.- EUR dafür ausgegeben, nachdem der Vorstandsvorsitzende Prof. Dieter Puchta sich dafür eingesetzt hatte. Die Urfassung der Karriereleiter steht in Konstanz, wo sie der erste Auftraggeber, die Firma Siemens, auf einem öffentlich nicht zugänglichen Firmengelände versteckt hat.
In der Nacht zum 1.11.2012 ließ die IBB die Skulptur entfernen, “weil sie keine gute Visitenkarte darstelle”. Der Künstler klagte daraufhin auf Wiederherstellung des Werkes – bislang erfolglos. Gerüchte darüber, das Kunstwerk sei abgebaut worden, weil die oberste Figur auf der Leiter Ähnlichkeit mit dem neuen IBB-Vorstand Ulrich Kissing habe, wurden zurückgewiesen.

Hohenzollerndamm 208: Abwasserpumpwerk
Das ehemalige Abwasserpumpwerk Wilmersdorf wurde 1903-06 nach den Entwürfen des Architekten Hermann Müller in Anlehnung an die märkische Backsteingotik erbaut. Es ist Bestandteil der 1902 bis 1906 in Wilmersdorf realisierten Kanalisation und entstand an der tiefsten Stelle ihres Einzugsgebietes. Von dem ehemals ausgedehnten Werkkomplex ist lediglich die Maschinenhalle erhalten. Unmittelbar daneben wurde der Neubau eines Pumpwerkes als Stahl-Glas-Bau von Professor Ackermann errichtet.
1999 wurde die alte Halle geschlossen. Nach der Umgestaltung zu einem Mix aus Restaurant und Club wurde das Haus im Oktober 2001 unter dem Namen “Wasserwerk” neu eröffnet. Bis zu 400 Gästen finden auf den 1015 Quadratmetern Platz. Das Wasserwerk kann für Veranstaltungen gemietet werden.

Hohenzollerndamm 202-203: Kirche am Hohenzollernplatz
Die evangelische Kirche am Hohenzollernplatz wurde 1930-33 von Fritz Höger, dem Architekten des Chilehauses in Hamburg, als dreischiffige Langhausbasilika erbaut. Wegen ihrer futuristisch anmutenden Architektur und der Nachbarschaft des neugotischen Wasserwerks wird sie auch “Kraftwerk Gottes” genannt. Der rote Klinkerbau mit dem grünen Kupferdach ist ein Hauptwerk des norddeutschen Backsteinexpressionismus und ein herausragendes Beispiel expressionistischer Sakralarchitektur.

Bundesallee 206: Ehemaliges Jobcenter
Hier wurde 2005 das Jobcenter Charlottenburg-Wilmersdorf eröffnet. Im Dezember 2013 ist es umgezogen an das Goslarer Ufer 37.

Bundesallee 19: Gedenktafel für Julius Bab
Die Berliner Gedenktafel, eine Porzellantafel der KPM, am Haus Bundesallee 19 wurde am 11. Mai 1989 enthüllt. Der Text lautet:
“Hier lebte von 1906 bis 1908
JULIUS BAB
11.12.1880 – 12.2.1955
Schriftsteller, Dramaturg und Theaterkritiker,
verfaßte zahlreiche Schriften über das deutsche Theater.
Mitbegründer des “Jüdischen Kulturbundes”.
Emigrierte 1938 über Frankreich in die USA.”

An der Bundesallee, 10.5.2014, Foto: KHMM

An der Bundesallee, 10.5.2014, Foto: KHMM

Bundesallee 22: Kulturbüro der saudischen Botschaft
Hier, in einem Bürogebäude aus den 1970er Jahren an der Bundesallee 22, wurde 1988 das Jean-Monnet-Haus als Europäisches Informationszentrum eröffnet. Es wurde von der Deutschen Gesellschaft e.V. betrieben, einem Verein zur Förderung politischer, sozialer und kultureller Beziehungen in Europa mit den Arbeitsbereichen Politische Bildung, Kulturerbe, Denkmalpflege. Im Sommer 2007 zog die Deutsche Gesellschaft e.v. mit dem Europäischen Informationszentrum in das Mosse-Palais in der Voßstr. 22 in Berlin-Mitte.
Inzwischen ist hier die Botschaft Saudi-Arabiens mit ihrem Kulturbüro eingezogen. Die Fassade wurde erneuert und insbesondere im Erdgeschoss durch Aluminiumelemente mit arabischer Ornamentik betont.

Bundesallee Ecke Trautenaustraße
Hier begegnen wir Emil wieder, der endlich die Straßenbahn verlässt:
“In der Trautenaustraße, Ecke Kaiserallee, verließ der Mann im steifen Hut die Straßenbahn. Emil sah’s, nahm Koffer und Blumenstrauß… und kletterte vom Wagen.
Der Dieb ging am Vorderwagen vorbei, überquerte die Gleise und steuerte nach der anderen Seite der Straße. Dann fuhr die Bahn weiter, gab den Blick frei, und Emil bemerkte, daß der Mann zunächst unschlüssig stehenblieb und dann die Stufen zu einer Cafe-Terrasse hinaufschritt.
Jetzt hieß es wieder einmal vorsichtig sein. Wie ein Detektiv, der Flöhe fängt. Emil orientierte sich flink, entdeckte an der Ecke einen Zeitungskiosk und lief, so rasch er konnte, dahinter. Das Versteck war ausgezeichnet. Es lag zwischen Kiosk und einer Litfaßsäule. Der Junge stellte sein Gepäck hin, nahm die Mütze ab und witterte.
Der Mann hatte sich auf die Terrasse gesetzt, dicht ans Geländer, rauchte eine Zigarette und schien seelenvergnügt. Emil fand es abscheulich, daß ein Dieb überhaupt vergnügt sein kann und daß der Gestohlene betrübt sein muß, und wußte sich keinen Rat.
Was hatte es denn im Grunde für einen Sinn, daß er sich hinter einem Zeitungskiosk verbarg, als wäre er selber der Dieb und nicht der andere? Was hatte es für einen Zweck, daß er wußte, der Mann säße im Cafe Josty an der Kaiserallee, tränke helles Bier und rauchte Zigaretten? Wenn der Kerl jetzt aufstand, konnte die Rennerei weitergehen. Blieb er aber, dann konnte Emil hinter dem Kiosk stehen, bis er einen langen grauen Bart kriegte. Es fehlte wirklich nur noch, daß ein Schupomann angerückt kam und sagte: Mein Sohn, du machst dich verdächtig. Los, folge mir mal unauffällig. Sonst muß ich dir leider Handschellen anlegen.
Plötzlich hupte es dicht hinter Emil! Er sprang erschrocken zu Seite, fuhr herum und sah einen Jungen stehen, der ihn auslachte.
“Na Mensch, fall nur nicht gleich vom Stühlchen”, sagte der Junge.
“ Wer hat denn eben hinter mir gehupt? “fragte Emil. “Na Mensch, ich natürlich. Du bist wohl nicht aus Wilmersdorf, wie? Sonst wüßtest du längst, daß ich ‘ne Hupe in der Hosentasche habe. Ich bin hier nämlich bekannt wie ‘ne Mißgeburt.”
Klar, dass die beiden sich anfreunden, eine Menge Wilmersdorfer Kinder zur Verstärkung holen, am Nikolsburger Platz erst mal einen Schlachtplan entwerfen, den Dieb dann über den Prager Platz und die Motzstraße bis zu seinem Hotel am Nollendorfplatz verfolgen, dort die Nacht über bewachen und schließlich anderntags auf dem Weg zur Bank stellen.

Prager Platz
Der Prager Platz wurde 1870 von Johann Anton Wilhelm von Carstenn-Lichterfelde angelegt. Dieser Platz hieß zunächst Halberstädter Platz, 1888 wurde er dann in Prager Platz umbenannt. Er war in den 1920er Jahren ein kulturelles Zentrum im Berliner Westen; gelegen in dem zu Wilmersdorf und Schöneberg gehörenden Bayerischem Viertel, der sogenannten “Jüdischen Schweiz”. Hier lebten viele jüdische Bürger, Künstler und Intellektuelle. Bert Brecht traf sich in der “Prager Diehle” mit russischen Emigranten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Platz und fast die gesamte Randbebauung vollständig zerstört. 1986 wurde er in Anlehnung an seine historische Form wieder neu gestaltet als ovaler verkehrsberuhigter Platz mit fünf Straßeneinmündungen, gepflasterter Fahrbahn, Mittelinsel mit Rasenfläche, Randrabatten, Heckengrün hinter Sitzbänken und einem Fontänenbrunnen in einer flachen Steinschale.
1987 wurde der Platz als Teil der Internationalen Bauaustellung “IBA” zum besonderen Stadtplanungs- und Architekturprojekt, das im Juni 2002 mit der Eröffnung der “Prager Passage” abgeschlossen wurde. Die neuen Gebäude am Prager Platz zeigen mit modernen Formen das traditionelle architektonische Stilmittel der Eckbekrönung zur Betonung der Kopfbauten an den Straßeneinmündungen.
2007 wurde auf der linken Seite der Einmündung der Trautenaustraße in den Prager Platz ein Rilke-Monument aus Prag enthüllt. Die 3,30 Meter hohe Steinskulptur des tschechischen Bilhauers Miroslav Vochta wurde von der Stadt Prag gestiftet. Der Granit für das Monument wurde in dem berühmten Steinbruch von Mrakotin auf der historischen Grenze zwischen Böhmen und Mähren geschlagen. In den Stein sind Zitate des in Prag geborenen Dichters Rainer Maria Rilke eingraviert. Das Monument soll für die freundschaftliche Nachbarschaft von Deutschen und Tschechen stehen.
Alljährlich feiern wir hier das traditionelle “Fest der Nationen”, in diesem Jahr zum 29. Mal und zum ersten Mal mit einem Partnerland, nämlich China. Wie bereits zu Beginn erwähnt, ist der Anlass das 20. Jubiläum der Städtepartnerschaft Berlin-Peking und unsere freundschaftliche Beziehung zum Innenstadtbezirk Dongcheng von Peking. Deshalb hat uns nicht nur die chinesische Botschaft unterstützt, sondern auch das Chinesische Kulturzentrum Berlin. Der chinesische Schwerpunkt ist künstlerisch mit einem vielfältigen Bühnenprogramm zu erleben und kulinarisch an vielen Ständen, wo es natürlich auch viel Information und chinesische Handwerkskunst gibt.
Wir feiern heute noch bis 23 Uhr und morgen von 13 bis 22 Uhr.