Von der Entscheidung Sophie Charlottes, der Gemahlin Friedrichs I., das entlegene Schloss in Caputh gegen das näher an Berlin gelegene Landhaus Lietzenburg einzutauschen, profitierte auch die angrenzende Gemeinde Lützow. Die vielfältigen Interessen von Sophie-Charlotte, der ersten Königin in Preußen, ließen den Landsitz zu einem prunkvollen Musenhof der Barockzeit wachsen. Vom Hofstaat angezogen, siedelten sich Handwerker, Kaufleute und Bedienstete an. Erst 1705, nach dem Tod von Sophie-Charlotte, wurde das Schloss in Charlottenburg umbenannt. Damit erhielt auch die zukünftige Stadt ihren Namen, die sich 1904 rühmen konnte, die reichste Stadt Preußens zu sein.
In Sichtweite zum Schloss entwickelte sich das bürgerliche Leben von Charlottenburg. In der Berliner Straße wurden die ersten Rathäuser errichtet, weitere Einrichtungen der städtischen und sozialen Infrastruktur, wie Schule und Krankenhaus, Feuerwehr und Stadtbad folgten. Dazu gehören auch die einfachen Bürgerhäuser und die repräsentativen Villen entlang der Schloßstraße, wo sich höfisches und bürgerliches Leben trafen. Den zentralen Mittelpunkt bildete der Gierkeplatz mit der Luisenkirche.
Die Tour durch die Charlottenburger Altstadt stellt einzelne Gebäude vor und erzählt vom Alltag in der Stadt: Den Bewohnern der ersten Ackerbürgerhäuser, den Mietskasernen der Arbeiter und den Villen der wohlhabenden Bankiers und Industriellen, die sich mit wohltätigen Stiftungen für die Daseinsfürsorge in der Stadt verdient gemacht haben. In 13 Stationen, vom Rathaus bis zum Charlottenburger Kiez, werden über 200 Jahre Geschichte von der Stadtgründung 1705 bis 1905 lebendig.
Der historische Blick auf die Altstadt vergegenwärtigt eine Epoche, die für das Heranwachsen der ehemaligen Stadt Charlottenburg steht. Die einzelnen Baudenkmäler fügen sich heute ein in den ständig wachsenden Organismus der Großstadt, aber ihre Geschichte hebt sie heraus aus ihrer Umgebung. Wer die Straßen durchwandert, erlebt den historischen Wandel eindringlich.