Das ehemalige Abwasserpumpwerk (Hauptpumpwerk Wilmersdorf) wurde 1903-06 nach den Entwürfen des Architekten Hermann Müller, Bauabteilung der Entwässerungsbetriebe, in Anlehnung an die märkische Backsteingotik erbaut.
Bild: Bezirksamt, KHMM
Es ist Bestandteil der 1902 bis 1906 in Wilmersdorf realisierten Kanalisation und entstand an der tiefsten Stelle ihres Einzugsgebietes.
Von dem ehemals ausgedehnten Werkkomplex ist lediglich die Haupthalle erhalten.
Abwasserpumpwerk, 1984
Bild: Bezirksamt
Als Teil eines Industrieensembles hinter der später kriegszerstörten Straßenfront des Hohenzollerndamms präsentiert sich der eindrucksvolle Backsteinbau des Pumpwerks heute als Solitär. Von 1902 an verfolgte Wilmersdorf, als wohlhabende westliche Randgemeinde, ein eigenes Kanalisationsprojekt.
Das Pumpwerk ist eine breitgelagerte, durchlichtete Halle mit Satteldach und von großen Rundbogenfenstern geöffneten Wänden.
Hauptpumpwerk Wilmersdorf
Bild: Landesarchiv Berlin
Lichtfülle wurde in den Arbeitsräumen dringend benötigt. In seiner Diaphanie, der Auflösung der Wand durch große Stahlfenster, verweist das Pumpwerk auf die “Kathedralen der Arbeit” des 20. Jahrhunderts. Die Außenwände zeigen im Wechsel von rotem Klinker und hellen Putzfeldern eine reizvolle Verbindung von Formen märkischer Backsteingotik (Strebepfeiler, Ziergiebel, Zinnen) und sezessionistischen Elementen.
Abwasserpumpwerk, Innenaufnahme 1984
Bild: Landesarchiv Berlin
Durch die qualitätvolle Reminiszens an traditionelle Formen sollte das Unternehmen würdig in der Öffentlichkeit repräsentiert werden und gleichsam, nach innen, identitätsstiftend auf die Arbeiter wirken.
Die von weißen und grünen Fliesen gefaßten Fenster und Gesimsbetonungen verleihen dem Raum eine heitere Stimmung, von der auch die Wandinschrift zeugt: “Was soll ich mit dem Zeuge machen/Dem Wasser ohne Saft und Kraft/ Gemacht für Kröten Molche Drachen,/ Von unsrer guten Bürgerschaft.”
Neues Wasserwerk, 28.11.2014
Bild: Bezirksamt, KHMM
Unmittelbar neben der Maschinenhalle wurde der Neubau eines Pumpwerkes errichtet. Der transparente Stahl-Glas-Bau von Professor Ackermann bietet eine adäquate zeitgenössische Antwort auf die “gotische Hallenkirche” des Pumpwerkes.
1999 wurde die alte Halle geschlossen. Nach der Umgestaltung zu einem Mix aus Restaurant, Cigar Lounge, Vinary und Bar wurde das Haus im Oktober 2001 unter dem Namen “Wasserwerk” neu eröffnet. Bis zu 400 Gästen finden auf den 1015qm Platz.