Charlotte Zeiller wurde am 30. September 1905 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren Oskar Zeiller (geb.1861 Forchheim/Bayern – gest. 1927 Berlin), Metallwarenfabrikant in Berlin, und Martha, geb. Mendel (geb. 1876 Dresden – gest. 1929 Berlin). Sie hatte zwei Schwestern, Emmy (geb. 1904 Berlin – gest. 1975 Jerusalem) und Dora (geb. 1907 Berlin – gest. in England).
Alle drei Schwestern erhielten eine qualifizierte berufliche Ausbildung:
Emmy war studierte Juristin, erhielt allerdings nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten schon als Referendarin Berufsverbot und emigrierte 1933 mit ihrem ebenfalls mit Berufsverbot belegten Ehemann nach Palästina.
Dora war ausgebildete Erzieherin. Sie arbeitete in einem jüdischen Kinderheim in Miesdroy (heute Międzyzdroje/Westpommern) an der Ostsee, „bis 1935 eine Horde von nichtuniformierten Burschen eindrang und das Heim demolierte. Der Bürgermeister von Miesdroy kam in Nazi Uniform und sagte …, dass er außerstande sei, die Unruhen zu verhindern und argumentierte für die Abfahrt der jüdischen Kinder und des Personals unter Polizeibedeckung.” (aus dem Entschädigungsantrag von Dora Zeiller). Sie emigrierte 1939 nach England, wo sie nach einer Zusatzausbildung als Kinderkrankenschwester arbeitete.
Charlotte Zeiller erhielt nach dem Abitur am Hohenzollern-Lyzeum in der Eisenzahnstraße in Wilmersdorf (heute Otto-von-Guericke-Schule) eine Ausbildung als Sekretärin und arbeitete anfangs in dem Unternehmen des Vaters, später in verschiedenen Firmen als Sekretärin. Seit 1933 wohnte sie zunächst mit ihrer Schwester Dora in der Gieseler Straße 15. Ab April 1941 wurde ihr als Untermieterin Martha Blumberg einquartiert. Diese nahm sich am 3. April 1942 vor der drohenden Deportation das Leben. Für sie wurde 2016 an der Duisburger Str. 17 in Wilmersdorf, ihrem letzten frei gewählten Wohnsitz, ein Stolperstein gelegt.
Warum Charlotte Zeiller nicht mit einer ihrer Schwestern emigrierte, ist uns nicht bekannt. In den letzten Jahren vor ihrer Deportation musste sie in der „Dr. G. Seibt Radio AG“, die ab 1942 nur noch für den militärischen Bereich produzierte, Zwangsarbeit leisten. Sie wurde im Zuge der sogenannten Fabrikaktion, bei der die letzten in der Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leistenden Juden deportiert wurden, mit dem 31. Osttransport zusammen mit 1736 weiteren Juden am 1. März 1943 nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.
Text: Florence Springer Moehl
Quellen:
Landesarchiv Berlin, Personenstandsregister und Wiedergutmachungsakten; Entschädigungsamt Berlin; Brandenburgisches Landeshauptarchiv, OFP-Akten; Berliner Adressbücher; Gedenkbuch: „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland“;
https://www.mappingthelives.org/: Ergänzungskarten zur Volkszählung 1939;
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger.html: Deportationslisten;