Dieser Stolperstein wurde am 13. Juli 2019 in Anwesenheit von ca. 20 Personen verlegt. Er wurde von Maya Behrenfeld, der Ehefrau des Enkels von Olga Tichauer initiiert und gespendet.
Stolpersteine Lietzenburger Straße 87
Bild: Yad Vashem, Opferdatenbank, Gedenkblatt
Olga Dorothea Ilka Tichauer wurde am 28. November 1874 in Himmelwitz im damaligen Schlesien (heute Jemielnica, Polen) als Tochter des Ehepaares Juliusberger geboren.
Wann und warum Olga Tichauer nach Berlin kam, ist ebenso unklar wie das Datum ihrer Hochzeit mit dem Schneidermeister Jacob Tichauer, der am 17. März 1875 in Ptakowitz in der damaligen preußischen Provinz Schlesien (heute Ptakowice in der Woiwodschaft śląskie) geboren wurde.
Ab 1909 lebte das Ehepaar mit zwei Kindern in Berlin-Kreuzberg. Der Sohn Heinz Günter – Hanoch – wurde am 22. April 1909 geboren. Als überzeugter Zionist emigierte er 1936 nach Palästina, gründete mit seiner Frau Perla, die er schon aus Berlin kannte, eine Familie und starb am 28. August 1968. Die Tochter Ilse Ester wurde am 7. Juli 1911 geboren. Sie entkam den Nazis 1938 mit einem Kindertransport nach London. Dort lebte sie mit ihrem Mann Trevor bis zu ihrem Tod 1999.
Später lebten die Tichauers in Berlin-Moabit, wo sie eine Schneiderei betrieben. Jacob Tichauer starb am 3. Januar 1920 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee bestattet. Olga führte das Schneidergeschäft offenbar kurze Zeit alleine weiter, wurde aber ab 1923 im Adressbuch nicht mehr mit „Schneiderei“, sondern nur noch als Witwe geführt.
In den folgenden Jahren verliert sich Olga Tichauers Spur in den Adressbüchern. Erst im Jahr 1938 ist sie wieder dort verzeichnet, dieses Mal als Bewohnerin des Hauses in der Lietzenburger Str. 37 (heute Nr. 87). Das Wohnhaus von damals ist einem Hotelneubau gewichen. In diesem Haus wohnte sie somit bis zum 18. Oktober 1941, als sie in das Ghetto Litzmannstadt (heute Łódź / Polen) deportiert wurde. 1031 Menschen wurden mit diesem ersten Transport von Gleis 17 des Güterbahnhofs Grunewald „nach Osten“ verschleppt. Mit diesem Transport begannen die systematischen Deportationen von Berlinerinnen und Berlinern jüdischen Glaubens.
Olga Tichauer wurde am 20. Februar 1942 im Alter von 67 Jahren in Litzmannstadt / Lodz ermordet.
Recherche und Text: Dennis Basaldella – ergänzt mit Angaben von Maya Behrenfeld.
Quellen:
Berliner Adressbücher von 1909 bis 1938:
als Beispiel: August Scherl, Deutsche Adreßbuch-Gesellschaft m.b.H. (Hg.) (1909): „Berliner Adreßbuch 1909. Unter Benutzung amtlicher Quellen. Mit der Beigabe: Großer Verkehrs-Plan von Berlin und Vororten“ [sic]. Berlin: ders.
Bundesarchiv (Hg.) (o. A.): „Gedenkbuch für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“.
Online verfügbar unter: http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch (Website).
MyHeritage Ltd. (Hg.) (2020): „Geni“.
Online verfügbar unter: http://www.geni.com (Website).
Yad Vashem. The Holocaust Martyrs’ and Heroes’ Remembrance Authority (Hg.) (2020): „Yad Vashem, the World Holocaust Remembrance Center“.
Online verfügbar unter: http://www.yadvashem.org (Website).
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