Das Ehepaar wohnte zunächst in der Hauptstraße 97 in Schöneberg, lebte aber – wie aus dem Dokument hervorgeht – mindestens ab 1936 in der Sigmaringer Straße 25 bei Klara Meissner.
Über das Leben der Familie Jonas war fast nichts herauszufinden. Sicher ist, dass Elvira, Lothar und der erst 13jährige Ralph am 6. März 1943 mit 690 weiteren jüdischen Menschen vom Güterbahnhof Moabit an der Putlitzstraße mit dem sogenannten „35. Osttransport” in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurden. Ihre Vermieterin Klara Meissner erlitt dasselbe Schicksal. Die Frauen und der kleine Ralph wurden unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz in den Gaskammern ermordet. Lothar gehörte zu den wenigen Männern, die zur Zwangsarbeit eingeteilt wurden – in den Buna-Werken in Monowitz. Sehr bald wurde er in den „Häftlings-Krankenbau Auschwitz III” eingeliefert und kam dort um.
Die engste Familie von Elvira und Lothar Jonas wurde fast vollständig ausgelöscht.
- Elviras Stiefmutter Fanny Wolff (geb. 1882) war mit ihren Töchtern Marga (geb. 1910) und Gerda (geb. 1913) schon am 14. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden,
- Elviras Halbbruder Rudi Wilhelm (geb 1908) wurde mit seiner Frau Ruth (geb. 1908) und dem erst 4jährigen Sohn Denny am 29. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
- Lothars Eltern Johanna (geb. 1882) und Max Jonas (geb.1875) wurden am 12. März 1943 – 6 Tage nach der Deportation ihres Sohnes und seiner Familie – ebenfalls nach Auschwitz deportiert und ermordet.
George Fogelson, der 2008 Stolpersteine für seine Urgroßmutter Bertha Gottschalk und deren Töchter Käthe und Nanny sowie 2022 für die Tochter Gertrud – seine Großmutter – und weitere Familienmitglieder verlegen ließ (Stolpersteine Bartningallee 4 im Hansaviertel), schrieb dazu:
„Judaism does not command us to believe. It commands us to remember (zachor). We sanctify the present by remembering the past. The performance of memory — through deeds, actions, and speech — assists in the process of not forgetting.”
Das Judentum befiehlt uns nicht zu glauben. Es befiehlt uns, uns zu erinnern (zachor). Wir heiligen die Gegenwart, indem wir an die Vergangenheit erinnern. Die Erinnerung – durch Taten, Handlungen und Sprache – hilft dabei, nicht zu vergessen.
Recherche: George J. Fogelson (verwandt mit Elvira Jonas’ Großmutter)
Zusammenstellung des Textes nach Angaben von George Fogelson: Gisela Morel-Tiemann
Quellen:
- Volkszählung vom 17.5.1939
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Berliner Gedenkbuch der FU
- https://www.yadvashem.org/remembrance/bar-bat-mitzvah-twinning-program.html
- https://collections.yadvashem.org/en/deportations/5092744
- Gedenkstätte Auschwitz: https://www.auschwitz.org/en/museum/auschwitz-prisoners/
- “35. Osttransport”: https://www.statistik-des-holocaust.de/OT35-20.jpg, Nrn 386-389
- Cay Dobberke: Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/ein-junge-erinnert- an-einen-ermordeten-jungen-4939219.html