bq. Im April 1934 nahm das Ehepaar Samek eine bauliche Veränderung an ihrem Haus vor, die zu einer Wohnungsteilung führte. Versuchten sie durch Untervermietung ihr Einkommen aufzubessern? (S. 204, Goos/Heyde s.o.)
1939 flüchtete die Familie mit den 24 und 25 j.Söhnen (Ingenieure) nach Zagreb/Kroatien. Von Jeanne Samek gibt es in Zagreb eine Adresse, zur Untermiete in der Livadiveva ul.37, bei Salomon.
Nach Auskunft beim KZ Jasenovac in Kroatien sind Alfred, Jeanne und Rudolf 1941 dorthin deportiert worden. Günther wurde 1941 ins KZ Sajmiste bei Belgrad/Serbien deportiert.
Alfred Samek war 63 Jahre und sein Sohn Rudolf 26 Jahre, als sie im KZ Jasenovac ermordet wurden. Jeanne Samek wurde noch ins KZ Dakovo (für Frauen und Kinder) deportiert, wo sie im Alter von 53 Jahren 1942 starb. Der Sohn Günther war 27 Jahre, als er 1941 im KZ Sajmiste bei Belgrad ermordet wurde.
Die ganze Familie wurde Opfer der kroatisch-faschistischen Ustascha.
Alexander Samek, (geb. am 28.10.1887) der Bruder von Alfred Samek, hatte 1953 als Überlebender in Yadvashem für Jeanne Samek und die beiden Söhne Gedenkblätter verfasst. Er wanderte wohl nach Australien aus. Ob Alfred Samek zunächst überlebt hatte, konnte nicht geklärt werden.
Max Citroen (geb. am 3.9.1887), der Bruder von Jeanne, hat als einziger Wiedergutmachung beantragt. In den Unterlagen schreibt er von verzweifelten Briefen seiner Schwester Jeanne, dass sie ausreist nach Jugoslawien, Alfred noch nicht, um eine Beschlagnahmung des Besitzes zu verhindern. Max Citroen war Kürschner in Bordeaux. Er listete auf, dass die Wohnung eine Bibliothek, Stilmöbel und Kunstgegenstände enthielt, was alles unter Wert verkauft werden musste. Max Citroen starb am 1965 noch im Laufe des Verfahrens. Eine Wiedergutmachung wurde im März 1967 abgelehnt, da die Familie 1939 “geordnet ausgewandert” sei. Seine Ehefrau erhielt die Ablehnung der Wiedergutmachung 2 Jahre nach seinem Tod.
Fassungslos liest man, dass sich bis 1973 ein Rechtsstreit zwischen den nachfolgenden Eigentümern des Hauses Zikadenwegs 78 und der JRSO (Jüdische Restitutionsnachfolger Organisation) für geleistete Renovierungen hinzog. Die JRSO klagte auf mehr als das 1939 für das Haus bezahlte Geld. Die neuen Eigentümer führten an, dass Familie Samek keine “Kollektivverfolgten” waren, da sie 1939 “freiwillig” nach Jugoslawien zogen. Für die Differenz zur niedrigeren Kaufsumme gab die Eigentümerin alle Renovierungs-Rechnungen an.
Der vier Jahre ältere Bruder von Jeanne Samek, Barend Citroen, der die Beerdigung für die Eltern veranlasst hatte, flüchtete nach Amsterdam, wurde von dort mit seiner Frau Klara nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Die Stolpersteine für die Familie Samek wurden von den jetzigen Hauseigentümern und den Nachbarn finanziert.
Quellen: Archiv für Wiedergutmachung: Akte Nr. 222.026, OFP-Akten LA Potsdam: 05210/6622/43, M30, LA Berlin und Bundesarchiv, Yadvashem.org
Stolperstein-Initiative Eichkamp/Charlottenburg
www.siedlung-eichkamp.de/stolpersteine
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