Stolpersteine Konstanzer Straße 2

Hausansicht Konstanzer Str. 2

Diese Stolpersteine wurden am 17.05.2017 verlegt.

Stolperstein Viktor Engel

HIER WOHNTE
VIKTOR ENGEL
JG. 1887
DEPORTIERT 29.11.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Viktor Engel

Viktor Engel wurde am 1. November 1887 in Ratibor im damaligen Schlesien (heute Racibórz, Polen) geboren. Über seine Kindheit und sein Leben in Ratibor ist nichts bekannt.

Es ist auch unklar, wann genau Viktor Engel Ratibor verlassen hat. Eine erste Spur von ihm findet sich im Jahr 1920 in Leipzig im Stadtteil Connewitz, wo er vermutlich mit seiner in Leipzig geborenen Frau, Clara (Klara) Amalie Wiener, wohnt. Unter der gleichen Adresse findet sich auch der Eintrag zum „Viktor Engel Verlag“, einem „Verlag für Handel und Industrie Propaganda“, den er in den folgenden Jahren weiterführt.
In Leipzig kommen am 25. November 1920 die erste Tochter Hannah und am 10. November 1922 die zweite Tochter Lisa zur Welt.

Im Jahr 1926 errichtet Viktor Engel mit seinem Verlag und der auf Filmvertrieb spezialisierten Gea-Film AG seines Bruders Alexander in Berlin eine offene Handelsgesellschaft unter dem Namen „Verlag Viktor Engel“. Die Firma hat ihren Sitz in der Potsdamer Straße 75 in der Nähe des Potsdamer Platz, bis sie 1933, wie aus den Akten des Entschädigungsamtes hervorgeht, als jüdische Firma von den Nationalsozialisten aufgelöst wird.

Nachdem Viktor Engel bereits seinen Verlag nach Berlin verlegt hat, ziehen er und seine Familie vermutlich im Jahr 1927 auch nach Berlin, wo sie in den folgenden Jahren mehrmals den Wohnort wechseln werden. Die erste Spur der Engels findet sich in der Hohenzollernstraße 7 in Berlin-Steglitz, wo sie zwei Jahre wohnen.
Im Jahr 1928, ein Jahr nach dem Umzug nach Berlin, stirbt Engels Ehefrau in der Berliner Charité am 23. April im Alter von 33 Jahren, vermutlich an Tuberkulose.

Nach dem Tod der Ehefrau ziehen er und seine Töchter in die Kleiststraße 20, ebenfalls in Berlin-Steglitz, wo sie bis 1933 wohnen werden.
Am 22. Mai 1931 heiratet Viktor Engel in Berlin schließlich seine zweite Ehefrau, Ilse Friederike Simonsohn, mit der er eine dritte Tochter hat, Renate, die am 9. Juni 1933 zur Welt kommt.
Im Jahr 1933 zieht die Familie in die Buggestraße 10 in der Nähe des Breitenbachplatzes, wo sie, laut Angaben der jüngsten Tochter Lisa, eine 5-Zimmerwohnung beziehen.

Bis ins Jahr 1934 lässt sich nachweisen, dass die Familie in Steglitz wohnt. Danach verliert sich ihre Spur in den offiziellen Dokumenten. Laut der Aussage der Tochter Lisa zieht die Familie nach der Buggestraße in die Konstanzer Straße und später in die Darmstädter Straße, jedoch gibt es keine schriftlichen Angaben die dies belegen können.
In ihrer Aussage erwähnt die Tochter jedoch, dass Viktor Engel die Absicht hatte aufgrund der Situation in die USA zu Verwandten auszuwandern und die Töchter vorschicken zu wolle. So schickt Viktor Engel die beiden Töchter Lisa und Hannah – Wie anhand der Passagierlisten zu ersehen ist – im Juli 1936 mit dem Schiff S.S. Washington von Hamburg aus nach New York, wo sie beide die Shoah überleben.

Das Schicksal von Viktor Engel in den folgenden Jahren ist hingegen nicht eindeutig.
Laut der Angabe der Tochter Lisa besaß ihr Vater eine Wohnung in der Bayerischen Straße.
In einem in den Entschädigungsakten überlieferten Schreiben der Jüdischen Gemeinde Berlin ist erwähnt, dass Viktor Engel vor seiner Deportation in der Emser Str. 19/20 bei Simonsohn gewohnt hat, bei der es sich vermutlich um die Familie seiner Ehefrau gehandelt haben könnten.
In einem ebenfalls überlieferten Schreiben des Roten Kreuzes wird als letzter Wohnsitz hingehen die Sächsische Straße 19 angegeben.
Für all diese Angaben gibt es noch keine eindeutigen Belege.

In dem von den Nationalsozialisten erfassten Minderheitenzensus von 1939 ist Viktor Engel zusammen mit seiner Frau Ilse Friederike Simonsohn und der gemeinsamen Tochter hingehen in der Konstanzer Str. 2 erfasst, wo heute ein Neubau steht und vor dem der Stolperstein liegt.

Viktor Engel wurde am 29. November 1942 mit dem 23. Transport in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo er von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Recherche und Text: Dennis Basaldella.

Quellen:
Leipziger Adressbücher von 1920 bis 1926:
als Beispiel: August Scherl, Deutsche Adreßbuch-Gesellschaft m.b.H. (Hg.) (1920): „Leipziger Adreßbuch 1920. 99. Jahrgang. Unter Benutzung amtlicher Quellen“ [sic]. Leipzig: ders.
Berliner Adressbücher von 1928 bis 1934:
als Beispiel: August Scherl, Deutsche Adreßbuch-Gesellschaft m.b.H. (Hg.) (1928): „Berliner Adreßbuch 1928. Unter Benutzung amtlicher Quellen“ [sic]. Berlin: ders.
Bundesarchiv (Hg.) (o. A.): „Gedenkbuch für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“. Online verfügbar unter: www.bundesarchiv.de/gedenkbuch (Website).
National Archives (Hg.) (o. A.): „New York, U.S., Arriving Passenger and Crew Lists (including Castle Garden and Ellis Island), 1820-1957“. Online verfügbar unter: www.ancestry.com (Website).
Yad Vashem. The Holocaust Martyrs’ and Heroes’ Remembrance Authority (Hg.) (2021): „Yad Vashem, the World Holocaust Remembrance Center“.
Online verfügbar unter: www.yadvashem.org (Website).

Stolperstein Hannah Engel

HIER WOHNTE
HANNAH ENGEL
VERH. FORBES
JG. 1920
FLUCHT 1935
USA