HIER WOHNTE
JOHANNA FEIERTAG
JG. 1886
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
1942 CHELMNO / KULMHOF
ERMORDET 7.5.1942
Johanna Feiertag wurde am 16. Juli 1886 in Berlin geboren. Sie war die Tochter von Abraham Alex Feierabend und Rose geb. Silber. Sie war unverheiratet und hatte, soweit bekannt, keine Kinder. Im Adressbuch ließ sie als Beruf Übersetzerin und Sprachlehrerin eintragen, nach Angaben ihres Neffen gab sie Privatunterricht in ihrer Wohnung in der Kuno-Fischer-Straße 17.
Mit dem allerersten Deportationszug, der von Berlin abging, wurde sie am 18. Oktober 1941 vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald mit 1 137 Menschen nach Lodz (Łódź) gebracht. Die polnische Stadt mit einem riesigen Judenghetto war von den Nationalsozialisten nach der Besetzung Polens nach einem deutschen General in Litzmannstadt umbenannt worden.
Kurz vor ihrer Deportation aus ihrer Heimatstadt Berlin ist Johanna Feiertag noch umgezogen, nach Angaben der Meldebehörde in die Uhlandstraße 137 zu Alfred Glass, der am 15. März 1943 Selbstmord beging. Bei der Volkszählung am 17.5.1939 war sie allerdings in der Kuno-Fischer Straße gemeldet, wo sie von 1937 bis 1940 verzeichnet war, davor hatte sie in der Grolmannstraße 67 und in der Altonaer Straße 32 gewohnt.
Als sich Alfred Glass ums Leben brachte, war Johanna Feiertag längst deportiert und ermordet. Sie hatte sich in einer von der Gestapo in der ehemaligen Synagoge an der Levetzowstraße in Moabit eingerichteten Sammelstelle registrieren lassen müssen und war dann in einer langen Kolonne, streng bewacht von Polizisten und Soldaten, durch dicht bewohnte Stadtgebiete acht Kilometer zum Bahnhof Grunewald getrieben worden. Nach knapp sieben Monaten im Ghetto Lodz ist sie am 7. Mai 1942 ungefähr 60 Kilometer nördlich in Chelmno (Kulmhof) umgebracht worden. Sie war 56 Jahre alt.
Ein Neffe namens Eli Nathan hat 1999 für seine Tante Johanna Feiertag in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ein Gedenkblatt hinterlegt.
Text: Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf. Quellen: Bundesarchiv, Adressbücher, Deportationsliste, Yad Vashem-Zentralarchiv.