Stolpersteine Konstanzer Straße 61

Hausansicht Konstanzer Str. 61

Diese beiden Stolpersteine wurden Emily Breese (Mercer Island/Washington, USA), der Enkeltochter von Hermann Herz und Emilie Sekler, gewünscht und am 23.9.2016 verlegt.

Stolperstein Hermann Herz Sekler

HIER WOHNTE
HERMANN HERZ
SEKLER
JG. 1872
DEPORTIERT 30.10.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 2.2.1943

Hermann Herz Sekler wurde am 18. Dezember 1872 in Lemberg (Lwiw) in Galizien geboren. Er war auf den Vornamen Herz getauft und nannte sich Hermann. Seine Staatsangehörigkeit war polnisch und später nach dem Eindruck der NS-Meldebehörden „ungeklärt“, also bekam er einen „Fremdenpass“. Er war Kaufmann für Lederwaren und wohnte mit seiner Frau Emilie, die er Anfang 1910 geheiratet hatte, nach 1938 in der Konstanzer Straße 61, von 1931 bis 1938 in der Solinger Straße 9.

Am 30. Oktober 1942 wurde das Ehepaar Sekler über die Sammelstelle an der Großen Hamburger Straße 26 vom Anhalter Bahnhof mit 100 Menschen nach Theresienstadt deportiert. Im Ghetto Theresienstadt, einer ehemaligen Festung, war Hermann Herz Sekler im Block E VII, der ehemaligen Kavalierskaserne, in Zimmer 17 untergebracht. Seine Frau, die zum Zeitpunkt seines Todes am 2. Februar 1943 noch am Leben war, lag in der Nähe im Zimmer 53.

Die Kavalierkaserne befand sich am Rand der Festung und bestand aus
dunklen, nassen, kasemattenartigen Unterkünften. Während der Ghettozeit wurden hier alte und geisteskranke Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen untergebracht. Häftlinge berichteten, dass diese Unterkunft zu den schlimmsten im gesamten Ghetto gehörte. Hermann Sekler beging in dieser grauenvollen Umgebung seinen 70. Geburtstag.

Seine Todesursachen wurden im Totenschein mit „Darmkatarrh“, was die in Theresienstadt übliche Umschreibung der untragbaren hygienischen Zustände war, und „Rückenmarkstarre“ angegeben.

Stolperstein Emilie Sekler

HIER WOHNTE
EMILIE SEKLER
GEB. FEIN
JG. 1883
DEPORTIERT 30.10.1942
THERESIENSTADT
1943 AUSCHWITZ
ERMORDET

Emilie Sekler geb. Fein wurde am 12. Juli 1883 in Leipzig geboren. Mit ihrem Ehemann Hermann Herz Sekler, den sie Anfang 1910 wahrscheinlich in Berlin heiratete, einem Lederkaufmann, und der Familie lebte sie länger in der Solinger Straße 9, zuletzt in der Konstanzer Straße 61. Sie bekam zwei Kinder: Kurt, der 1914 geboren wurde, und Charlotte 1917. Sie hatten ein vorteilhaftes und glückliches Leben, bis die dunklen Wolken der Judenverfolgung auftauchten. Beide konnten aus Deutschland flüchten und emigrieren. Den Eltern gelang es aber wegen des Geburtsorts des Vaters nicht, gültige Ausreisepapiere zu erlangen. Aus ihrer Wohnung wurden sie und ihr Mann in die Sammelstelle Große Hamburger Straße 26 verfrachtet, wo sie eine 16-seitige „Vermögenserklärung“ ausfüllen mussten und zur Deportation registriert und eingeteilt wurden.

Deportiert wurde Emilie Sekler zusammen mit ihrem Mann am 30. Oktober 1942 in einem verplombten Eisenbahnwaggon vom Anhalter Bahnhof in Berlin ins Ghetto Theresienstadt nach Böhmen. Dort war sie in der Nähe ihres Mannes unter entsetzlichen Umständen in der einstigen Kavalierskaserne untergebracht, wo alte und kranke Menschen zusammengepfercht waren. Sie wurde sieben Monate nach dem gewaltsamen Tod von Hermann Herz Sekler am 6. September 1943 in einem Massentransport mit 2 451 Juden, von denen nur elf die Befreiung erlebten, von Theresienstadt nach Auschwitz weiterdeportiert und dort umgebracht.

Text: Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf. Quellen: Informationen der Enkelin Emily Breese (USA), Bundesarchiv, Gedenkbuch der Berliner Opfer, Adressbuch , Archiv Theresienstadt.