Stolpersteine Rudolstädter Straße 93

Hausansicht Rudolstädter Str. 93

Diese beiden Stolpersteine sind von Dorothée Mortensen gespendet worden und wurden am 22.10.2015 verlegt.

Stolperstein Gertrud Graupe

HIER WOHNTE
GERTRUD GRAUPE
GEB. JOSEPH
JG. 1877
DEPORTIERT 15.8.1942
RIGA
ERMORDET 18.8.1942

Gertrud Graupe

Gertud Graupe, geb. Joseph wurde am 4.Februar 1877 in Berlin geboren und wuchs in einem liberal-jüdischen Elternhaus auf. Sie heiratete den Kaufmann Albert Graupe, hatte drei Kinder und lebte in wohlhabenden Verhältnissen bis zum Tod ihres Mannes 1933 in der Schlüterstraße 56. Danach siedelte sie in die Rudolstädter Straße 93 um, wo sie zunächst allein, ab 1937 zusammen mit ihrer Tochter Eva Kemlein wohnte.
Am 15. August 1942 wurde Gertrud Graupe mit einem Zug der Reichsbahn – 1004 Menschen waren hineingetrieben worden – vom Güterbahnhof Moabit nach Riga-Skirotava deportiert. In den Wäldern um Riga wurde sie, wie die meisten aus diesem Transport, nach der Ankunft am 18. August 1942 erschossen.

Während die Tochter Eva die restlichen Kriegsjahre in Berlin im Untergrund überlebte, war den Söhnen Werner und Fritz die Ausreise nach Südamerika gelungen. In Brasilien wohnt heute die einzige noch lebende Angehörige, die fast 88jährige Enkelin, Ilse Born geb. Graupe, mit ihrer Familie.

Stolperstein Eva Kemlein

HIER WOHNTE
EVA KEMLEIN
GEB. GRAUPE
JG. 1909
1933 GRIECHENLAND
1937 AUSWEISUNG
IM WIDERSTAND
VERSTECKT GELEBT
BEFREIT / ÜBERLEBT

Eva Kemlein

Eva Kemlein, geb. Graupe wurde am 4. August 1909 als Tochter jüdischer Eltern (Albert und Gertrud Graupe) in Berlin geboren. Sie lernte den Beruf der medizinisch-technischen Assistentin und kam so zur Fotografie. 1933 heiratete sie Herbert Kemlein und ging mit ihm nach Griechenland, wo er als Journalist und sie als Fotografin arbeitete.

1935 erhielt sie Berufsverbot, die nach den rassistischen Begriffen der Nazis so genannte „Mischehe“ wurde geschieden, und 1937 erfolgte die Ausweisung aus Griechenland. Eva zog zu ihrer inzwischen verwitweten Mutter nach Berlin in die Rudolstädter Straße 93. Sie musste als Zwangsarbeiterin bei Siemens und später bei einem Lumpensammler arbeiten. Im August 1942 erlebte sie, wie ihre Mutter deportiert wurde.

Fortan lebte sie, zusammen mit ihrem Lebensgefährten Werner Stein, als „Illegale“ im Untergrund und zog bis zum Kriegsende von Versteck zu Versteck. Seit Mai 1945 wohnte sie – bis zu ihrem Lebensende – in der Wilmersdorfer Künstlerkolonie im Steinrückweg 7. Sie begann sofort wieder mit ihrer Arbeit als Fotografin und dokumentierte fortan das Nachkriegsberlin und dann die Berliner Theatergeschichte mit ihren Bildern. Sie starb am 8. August 2004.

Am Haus im Steinrückweg 7 enthüllte am 20. August 2014 Staatssekretärin Hella Dunger-Löper eine Gedenktafel für Eva Kemlein (siehe auch: www.kuenstlerkolonie-berlin-ev.de)

Texte: Dorothée Mortensen