Stolperstein Danckelmannstraße 32

Hausansicht Danckelmannstr. 32

Der Stolperstein für Ella Kroner wurde am 8.10.2015 verlegt und von Anwohnern gespendet.

Stolperstein Ella Kroner

HIER WOHNTE
ELLA KRONER
GEB. BEHREND
JG. 1885
DEPORTIERT 11.7.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Ella Kroner entstammte einer jüdischen Familie. Sie wurde am 13. Juli 1885 im pommerschen Stettin geboren, ihr Geburtsname war Behrendt. Sie war mit Kurt Kroner verheiratet, der aus einer schlesischen Rabbiner- und Arztfamilie stammte. Die Familie lebte zunächst in Süddeutschland.

Der 1885 in Breslau geborene Kurt Kroner war Maler und Bildhauer. Kurz bevor 1909 ihr Sohn Thomas in München geboren wurde, konvertierten Ella und Kurt Kroner zum Christentum. Später bekannten sie sich zu einer überkonfessionellen „Menschheitsreligion“.

Ella Kroner

Ella Kroner war Malerin, ihr Mann Kurt machte sich schon bald einen Namen als Bildhauer. Er war befreundet mit Karl Liebknecht, Ernst Toller und Erich Mühsam, von denen er Porträtbüsten anfertigte. Auch von Albert Einstein, Werner Sombart, Ferdinand Tönnies und Gerhart Hauptmann schuf er Skulpturen. Kroner war philosophisch interessiert, stand den Reformbewegungen nach dem Ersten Weltkrieg nah, und man kann davon ausgehen, dass Ella Kroner die Interessen ihres Mannes teilte. Bereits 1913 hatte Kurt Kroner im Auftrag Max Reinhardts den Dramatiker Gerhart Hauptmann porträtiert, der im Jahr zuvor den Literaturnobelpreis erhalten hatte. Die Büste Hauptmanns steht noch heute im Foyer des Deutschen Theaters in Berlin. Ella Kroner stand bis in die 1930er Jahre in Kontakt mit Gerhart Hauptmann.

1912 zog die Familie nach Berlin. Im Adressbuch von 1928 standen sie unter der Anschrift Kurfürstenstraße 28. Im gleichen Jahr starb Kurt Kroner mit nur 44 Jahren.

Kurt und Ella Kroner, Berlin 1909 von Aura Hertwig

Seit 1938 wohnte Ella Kroner in der Danckelmannstraße 32. In der Florastraße 10 in Berlin-Pankow hatte Ella Kroner zwei große Lagerräume angemietet, in der sie das gesammelte Werk ihres Mannes, Bilder und Skulpturen, aufbewahrte. Dazu kamen noch eine umfangreiche Kunstbibliothek sowie Einrichtungsgegenstände einer Vierzimmer-Wohnung. Alles sei zerstört worden, erklärten die Kinder Thomas und Dorothea Kroner nach 1945 in ihrem Antrag auf Entschädigung.
Ihre Wohnung in Charlottenburg mußte Ella Kroner verlassen; zuletzt wohnte sie in der Pension Thürbach in der Nymphenburger Str. 3 in Berlin-Schöneberg.

„Die Jüdin ist nach Auschwitz abgeschoben“ heißt es in einem Schreiben des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg vom 28. Oktober 1943 an das Finanzamt Berlin-Pankow, in dem es sich nach Vermögenswerten der „Ella Sara Kroner“ erkundigte. Zusammen mit anderen 198 Berliner Juden und elf aus dem Bereich der Gestapo Potsdam wurde Ella Kroner am 11. Juli 1942 deportiert. Insgesamt wurden mit diesem Sammeltransport 1002 Menschen, auch aus anderen Teilen Deutschlands, verschleppt. Neben dem Berliner Teiltransport brachte man auch Juden aus den Gestapobereichen Bielefeld, Dortmund, Osnabrück, Hamburg, Schwerin und Braunschweig (504 Deportierte), Köslin, Stettin und Frankfurt/Oder (188 Deportierte) sowie Magdeburg und Dessau (100 Deportierte) in den Osten.

Ella Kroner wurde in Auschwitz ermordet, der Zeitpunkt ihres Todes ist unbekannt. Als ihren Todestag legte das Amtsgericht Berlin-Schöneberg nach dem Krieg den 11. Juli 1943 fest.
Die Kinder Thomas und Dorothea (sie wurde 1912 in Berlin-Wilmersdorf geboren) konnten sich während der NS-Zeit ins Ausland retten. Dorothea (Dodo) Kroner gelangte über Italien, Norwegen und Schweden nach Israel. 1954 kehrte sie nach Deutschland zurück. Sie arbeitete als Malerin und Keramikerin und leitete Kunst-Werkstätten in Stuttgart, wo sie 2006 starb.
Ihr Bruder Thomas war ebenfalls künstlerisch tätig, er arbeitete aber auch im Bereich der Landwirtschaft. 1938 war er nach Palästina gegangen und kämpfte im Zweiten Weltkrieg in britischer Uniform gegen Nazi-Deutschland. Er starb 1992 in Israel.

Text: Harald Marpe, Kiezbündnis Klausenerplatz e.V.
Quellen: Bundesarchiv; Brandenburgisches Landeshauptarchiv; Entschädigungsamt Berlin; Gottwaldt/Schulle: Die Judendeportationen.