Stolpersteine Bayerische Straße 12

Hausansicht Bayerische Str. 12

Diese von den Hausbewohnerinnen Ilse Schwäbl und Annelotte Peuser gespendeten Stolpersteine sind am 19.5.2015 in Anwesenheit zahlreicher Nachbarn verlegt worden.

Stolperstein Adolph Silberstein

HIER WOHNTE
ADOLPH
SILBERSTEIN
JG. 1859
DEPORTIERT 10.8.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 21.8.1942

Adolf Silberstein wurde am 3. März 1859 in Berlin geboren. Seine Frau Minna Silberstein, geb. Pinkson wurde am 11. Januar 1863 in Briesen (Wabrzezno) geboren. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Bruno Silberstein, geboren am 18. November 1890 und Lisbeth Silberstein, geboren am 22. Oktober 1892, später verheiratete Zwirn. Von 1918 bis zum 1. April 1934 wohnte das Ehepaar Silberstein in der Ludwigkirchstraße 3 in Berlin-Wilmersdorf, danach in der Bayerischen Straße 12.

Minna Silberstein hatte ein Modegeschäft in der Uhlandstraße 38, sie musste es 1934 zwangsweise aufgeben. Adolf Silberstein war Gesellschafter und Geschäftsführer der Firma Jaques Albachary GmbH in der Kleinen Potsdamer Straße 121. Der andere Gesellschafter war ein Österreicher, Willy Loewitt. Die Firma betrieb eine Annoncenexpedition und Säulenreklame. Außerdem gaben sie eine Zeitschrift „Orient Export“ heraus. Die Unternehmen waren außerordentlich erfolgreich. Im Jahr 1934 wurde Adolf Silberstein, der im Adressbuch als „Kfm.“ (Kaufmann) eingetragen war, aus den Unternehmen gedrängt. Sie wurden von Willy Loewitt allein fortgeführt.

Die Tochter Lisbeth Zwirn, wanderte mit ihrem Ehemann in den 1930er Jahren erst nach Israel, dann später in die USA aus. Der Sohn Bruno Silberstein, ist in den 1930er Jahren nach Südafrika geflüchtet. Die Eltern Silberstein wollten ihrem Sohn folgen und versuchten, leider vergeblich, die Auswanderung dorthin.

Das Ehepaar Silberstein ist mit dem von den nationalsozialistischen Behörden so bezeichneten „40. Alterstransport“ am 10. August 1942 nach Theresienstadt deportiert worden, zur Deportation hatten sie sich im Sammellager in der Großen Hamburger Straße einfinden müssen.

Die Todesfallanzeige für Adolf Silberstein aus dem Ghetto Theresienstadt trägt das Datum 21.8.1942 und nennt als Todesursache „Altersschwäche/Herzschwäche“.
Die Todesfallanzeige für Minna Silberstein aus dem Ghetto Theresienstadt trägt das Datum 8.12.1942 und nennt als Todesursache „Darmkatarrh“, eine Umschreibung für die im Ghetto herrschenden entsetzlichen Zustände.

Stolperstein Minna Silberstein

HIER WOHNTE
MINNA SILBERSTEIN
GEB. PINKSON
JG. 1863
DEPORTIERT 10.8.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 8.12.1942

Stolperstein Cäcilie Lippmann

HIER WOHNTE
CÄCILIE LIPPMANN
JG. 1877
DEPORTIERT 28.3.1942
PIASKI
ERMORDET

Cäcilie Lippmann wurde am 24. Mai 1877 in Pinne (Pniewy) geboren. Sie war unverheiratet.

Über Cäcilie Lippmann sind nur wenige Tatsachen aktenkundig. Ein Bruder, Max Lippmann, geboren am 3. September 1889, hat im März 1939 Deutschland verlassen und ist seit 1949 britischer Bürger. Er hat nach dem Krieg Nachforschungen nach seiner Schwester angestellt, u. a. beim Entschädigungsamt Berlin.

Es ist nur bekannt, dass Cäcilie Lippmann unter dem Aktenzeichen XI/7607 am 28. März 1942 nach Piaski ins Ghetto deportiert wurde, zur Deportation musste sie sich im Sammellager in der Levetzowstraße in Berlin-Moabit, einer missbrauchten Synagoge, einfinden. Sie ist in Polen nach der Deportation ermordet worden, Ort und Datum sind unbekannt.

Stolperstein Paula Wolff

HIER WOHNTE
PAULA WOLFF
JG. 1896
DEPORTIERT 19.1.1942
RIGA
ERMORDET

Paula Wolff wurde am 3. Juli 1896 in Trachenberg/Schlesien geboren. Sie war unverheiratet.

In den Jahren von 1913-1915 arbeitete sie als Sekretärin bei Rechtsanwalt Dr. Kohn in Breslau, ab 1915 für einige Jahre ebenfalls als Sekretärin bei der Thuringia Versicherung in Breslau.
Sie wechselte den Beruf, wurde Krankenschwester und hat seit 1925 als Krankenschwester am Jüdischen Krankenhaus in Breslau gearbeitet. Nach der zwangsweisen Auflösung des Krankenhauses übersiedelte sie nach Berlin und hat als Untermieterin beim Ehepaar Adolf und Minna Silberstein in der Bayerischen Straße 12 gewohnt. Sie unterstützte das betagte Ehepaar im Alltag.

Paula Wolff musste sich zur Deportation im Sammellager in der Levetzowstraße in Berlin-Moabit einfinden und wurde am 19. Januar 1942 vom Bahnhof Berlin-Grunewald bei eisiger Kälte in einem Güterwagen nach Riga deportiert. Sie ist wie alle der 1002 Insassen, die noch nicht erfroren, verdurstet oder verhungert waren, nach der Ankunft (23. Januar 1942) in Lettland ermordet worden.

Texte: Ilse Schwäbl. Quellen: Bundesarchiv, Entschädigungsamt Berlin, Opferdatei Theresienstadt, Gottwaldt/Schulle: Die Judendeportationen. Wiesbaden 2005