Stolpersteine Ruhlaer Straße 14

Hausansicht Ruhlaer Str. 14

Diese Stolpersteine wurden am 18.10.2014 in Anwesenheit der Enkelin Vera Lebbedies (Berlin) verlegt.

Stolperstein Willy Lindenberg

HIER WOHNTE
WILLY LINDENBERG
JG. 1883
DEPORTIERT 14.11.1941
MINSK
ERMORDET

Stolperstein Edith Lindenberg

HIER WOHNTE
EDITH LINDENBERG
GEB. ASCHER
JG. 1892
DEPORTIERT 14.11.1941
MINSK
ERMORDET

Willy und Edith Lindenberg

Willy Lindenberg wurde am 28. Januar 1883 in Gadebusch, in der Nähe von Schwerin, geboren. Nach dem Abschluss des Realgymnasiums absolvierte er ab 1901 in Berlin eine kaufmännische Lehre bei der Firma Arthur Samulon Wäsche – Confection, wo er auch nach der Lehre weiter tätig war, nur unterbrochen von der Ableistung des Militärdienstes.
Seit 1909 arbeitete Willy Lindenberg als selbständiger Kaufmann in der Textilbranche.
Er heiratete nach dem ersten Weltkrieg Edith Ascher, die am 22. Juni 1892 in Berlin zur Welt gekommen war. 1922 wurde die Tochter Helga und 1924 der Sohn Walter geboren. Die Familie lebte in gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen und bezog Anfang der 1930er Jahre eine geräumige Wohnung in der Ruhlaer Straße 14 in Schmargendorf.

Im Verlauf der sogenannten „Arisierung der Wirtschaft“ verlor Willy Lindenberg seine Arbeits- und Erwerbsmöglichkeiten. Die Wohnung in der Ruhlaer Straße wurde dem Ehepaar zum 1. 12. 1940 aufgrund des „Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden“ (30.4.1939) gekündigt.

Die Eltern hatten ihre Kinder Helga und Walter 1939 mit einem Kindertransport nach England schicken und in Sicherheit bringen können. Dies bedeutete aber die endgültige Trennung der Eltern von ihren Kindern. 1939 und 1940 konnten sie sich noch durch Briefe mitteilen. Ihr einziger, zuletzt geäußerter Wunsch war, ihre Kinder nochmals umarmen zu können.

Nach dem Verlust der Wohnung in der Ruhlaer Str. lebten Edith und Willy Lindenberg zur Untermiete in der Dahlmannstraße 9 und in der Trautenaustraße 9. Wahrscheinlich mussten sie in dieser Zeit Zwangsarbeit leisten.

Edith und Willy Lindenberg wurden im November 1941 verhaftet und in die von der Gestapo als „Sammelstelle“ missbrauchte Synagoge in der Levetzowstraße verschleppt und dort bis zu ihrer Deportation festgehalten. Am 14. November 1941 wurden sie in einem Viehwaggon in das Ghetto Minsk deportiert.

Der Tag ihrer Ermordung ist nicht bekannt.

In der Emigration wurde Walter Lindenberg von den Idealen einer besseren Gesellschaftsordnung geprägt. Junge Emigranten wurden aufgerufen, nach dem Krieg ein besseres Deutschland aufzubauen. 1949 kehrte er als Mitglied der britischen Armee mit seiner Frau nach Deutschland zurück. Er entschied sich, in den von der politischen Führung der SED proklamierten antifaschistischen Teil Deutschlands, die DDR, zu gehen. Er studierte und wurde Vater von drei Kindern. Als Diplom-Ingenieur arbeitete er in Unternehmen des Schwermaschinenbaus. 2003 ist Walter Lindenberg gestorben.

Helga Lindenberg blieb nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Großbritannien und heiratete Fred Welland. Sie wurde Mutter von drei Kindern. Sie arbeitete freiberuflich als Steuerberaterin. Zeit ihres Lebens engagierte sie sich sozial, besonders für die Interessen von Menschen mit Beeinträchtigungen. Als Rentnerin kümmerte sie sich um ältere Menschen, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können. 2000 ist Helga Welland, geb. Lindenberg, gestorben.

Lebensläufe nach Familienberichten.