Josef Chaim Weinberger wurde am 4. August 1888 in Dukla, Galizien, geboren. Zu dieser Zeit war Galizien ein Kronland im Kaisertum Österreich. Dukla liegt im Süden Westgaliziens, an der Grenze zur heutigen Slowakei. Der Ort war eine vorwiegend jüdische Stadt, 1900 betrug der Anteil der jüdischen Einwohner 79%. Josef war der Sohn von Isaak Weinberger aus Gorlice und seiner Frau Itte geb. Unger aus Dukla. Er hatte zwei Schwestern, Fanny Feige und Mina. Über die Kindheit und Jugend Josefs in Dukla wissen wir nichts. Gut möglich, dass er am Ersten Weltkrieg als österreichischer Soldat teilnahm.
Nach dem Zusammenbruch des Habsburgerstaates im Jahre 1918 wurde Dukla polnisch. Das schon vorher schwierige Verhältnis zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen in der Stadt entlud sich 1918 in einem heftigen Pogrom. Schon zu Beginn des Krieges 1915 hatten besonders Juden schwer unter der Besatzung durch Russland zu leiden gehabt. Beides trieb viele in die Emigration, die meisten flohen nach Wien. Auch Josef Weinberger finden wir 1919 dort wieder, wir wissen nicht, wann er oder seine ganze Familie dorthin umsiedelten. In diesem Jahr heiratete er Chanah Silbiger (auch Anna genannt), die ebenfalls aus Westgalizien stammte. Sie war 1898 in Chrzanow als jüngste Tochter von David Hacohen Silbiger und Feigel Fani geb. Guttner zur Welt gekommen. Silbigers hatten sechs Kinder, drei Jungen, Moshe, Abraham und Jacques Yakar, und drei Mädchen, Rivka, Miryam und Chanah. Chanahs Familie blieb in Chrzanow, möglicherweise kam Chanah erst nach der
Heirat nach Wien.