Stolperstein Breite Str. 24

Hausansicht Breite Str. 24, Foto: H-J. Hupka

Hausansicht Breite Str. 24, Foto: H-J. Hupka

Dieser Stolperstein wurde von Elke Acker, der jüngeren Schwester von Bärbel Utermarck, gespendet und am 6.8.2014 in Anwesenheit von Familienmitgliedern verlegt.

Stolperstein Bärbel Utermarck, Foto:H.-J. Hupka

Stolperstein Bärbel Utermarck, Foto:H.-J. Hupka

HIER WOHNTE
BÄRBEL UTERMARCK
JG. 1939
KINDERHEIM DER
INNEREN MISSION
ZÜLLICHAU/ SULECHOW
ERMORDET 18.2.1944

Bärbel Utermarck ist am 14.09.1939 in Berlin Lichterfelde geboren.
Die Eltern waren Erich Utermarck, geboren 1912 in Berlin und Margarete Utermarck, geb. Hipper, geb. 1913 ebenfalls in Berlin. Sie hatten ein Papiergeschäft in Berlin Schmargendorf an der Breite Straße 24 und wohnten im ersten Stock.

Dieses Papiergeschäft besteht noch heute – seit 2013 mit einem neuen Besitzer.

Im Adressbuch von 1939 stand folgender Eintrag, wobei der Name falsch geschrieben war: Utermark Erich Papierhdlg Schmargendf Breite Straße 24

Bärbel wurde mit einem Down Syndrom geboren. Sie war ein körperlich gesundes, sehr interessiertes, lebensfrohes Kind. Über die Geburt ihrer Schwester am 28. Februar 1943 war sie entzückt.

Aus den 2009 aufgefundenen Briefen des Vaters geht hervor, dass in Absprache mit einem evangelischen Pfarrer, die Entscheidung getroffen wurde, Bärbel in ein Heim zu geben – „in irgendein christliches, frommes Unternehmen”. Damals hieß es: “Ein Kind, das nicht verspricht, ein vollwertiger Mensch zu werden, darf nicht Eltern und Geschwister in ihrer freien Entwicklung hemmen.”

Bärbel Utermarck 1943, „Bärbel“, Acryl/Collage 2012 Elke Acker

Bärbel Utermarck 1943, „Bärbel“, Acryl/Collage 2012 Elke Acker

Das Attest der Fürsorgestelle zur Heimeinweisung lautet:
“Bärbel Utermarck leidet an typischem Mongolismus. Eine Heimunterbringung ist zur weiteren Entwicklung, sowie vor allem mit Rücksicht auf die Entwicklung des fast ein- jährigen Schwesterchens dringend erwünscht.”
Die dies schrieben, hatten Bärbel, die zu dieser Zeit mit ihrer Mutter und der Schwester in Thüringen evakuiert war, nicht gesehen.

So wurde Bärbel im Dezember 1943 von den Eltern nach Züllichau im Westen Polens nahe der Oder – vermutlich in ein Heim der Inneren Mission – gebracht, wo sie zwei Monate später – am 18. Februar 1944 – qualvoll starb.

Es ist anzunehmen, dass Bärbel Utermarck eines der Opfer des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms war. Bei der so genannten. „Aktion T 4“ wurden Menschen, die als „nicht lebensfähig“ eingestuft wurden, arbeitsunfähig oder geisteskrank waren, planmäßig getötet. Das Todesdatum von Bärbel Utermarck ist amtlich beurkundet. Als Todesursache wurde, wie meisten in diesen Fällen, „Lungenentzündung“ angegeben.

Text: Helmut Lölhöffel nach Informationen von Elke Acker, geb. Utermarck (Berlin)