HIER WOHNTE
MARGARETE
MECKLENBURG
JG. 1891
DEPORTIERT 26.9.1942
RAASIKU
ERMORDET
Margarete Mecklenburg wurde am 26. Oktober 1891 in Berlin geboren. Ihre
Eltern waren der Kaufmann Julius Mecklenburg und seine Ehefrau Sophie Elsbeth geborene Arnheim. Die Eheschließung der Eltern erfolgte am 16. Oktober 1890. Am 22. Juli 1893 kam die Schwester Alice auf die Welt, sie starb bereits – nur wenige Monate alt – am 14. Oktober 1893. Drei Jahre danach, am 25. Dezember 1896 wurde die jüngste Tochter Lucie geboren.
Zur Zeit der Heirat von Julius und Sophie wohnten die Mecklenburgs, Julius, seine Eltern Itzig und Minna, sowie der Bruder Salli nahe beieinander in der Wallner Theaterstraße. Julius, Sophie und ihre Töchter waren bis 1900 unter verschiedenen Adressen gemeldet, von 1900 bis 1913 in der Magdeburger Straße 3. Julius war in diesem Zeitraum als Kaufmann bei Fa.Gustav Itzig & Friedlaender in der Damenkonfektion tätig. Nachdem er in den Ruhestand getreten war, zog die Familie in die Landshuter Straße 36. Bis 1933 lebte seine Witwe – er war am 25. Juli 1929 gestorben – in dieser Wohnung. Es ist unklar, wo Julius Mecklenburg beerdigt wurde. Auf dem Jüdischen Friedhof Weissensee gibt es keine Grabstelle für ihn, sein Leichnam wurde in das Krematorium Wilmersdorf überführt, vermutlich wurde seine Urne auf einem Wilmersdorfer Friedhof bestattet.
1934 zog Sophie mit ihren Töchtern Margarete und Lucie in das Wilmersdorfer Rheingauviertel, Markobrunner Straße 9. Nach dem Tod der Mutter wohnten die beiden Schwestern dort bis 1936 zusammen.
So gut sich die verschiedenen Adressen Margarete Mecklenburgs nachverfolgen lassen, so schwierig ist es, etwas über ihr privates Leben zu erfahren. Offenbar blieb Margarete ledig und kinderlos, nach Angaben der historischen Einwohnermeldekartei war sie Pflegerin von Beruf. Es ist aber ungeklärt, in welchem Bereich sie diesen Beruf ausübte.
Das Schicksal ihrer Schwester Lucie bleibt völlig im Dunkeln. Da sie im Gedenkbuch unter dem Namen Lucie Mecklenburg nicht verzeichnet ist, ist denkbar, dass sie noch geheiratet hat oder auf andere Weise dem Holocaust entkommen konnte.
Zur Zeit des Zensus im Mai 1939 – Juden wurden in einer Sonderkartei erfasst – hatte Margarete ein Zimmer zur Untermiete bei Helene Böhm in der Pariser Straße 10. Aber auch dort wurde sie hinausgeworfen. Infolge des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden vom April 1939 konnten jüdische Mieter von heute auf morgen gekündigt und zwangsumgesetzt werden. Oft erfuhren die Menschen erst wenige Tage vorher, dass sie ihr Zimmer oder ihre Wohnung räumen mussten. In kürzester Zeit hatten sie dann den Umzug zu organisieren und mussten häufig auf die Schnelle ihre Habe verschleudern. So musste Margarete ein weiteres Mal ihre Unterkunft wechseln. Am 15.März 1940 kam sie in der Bregenzer Straße 1–2 bei Nanny David unter. Ihr war fast nichts geblieben, als sie 3 Tage vor ihrer Deportation ihre „Vermögenserklärung“ abgeben musste. 1 Kleiderschrank, 1 Schuhschrank, 1 Stuhl, 1Chaiselongue (wertlos) im Gesamtwert von 10 Reichsmark, Bargeld 15,15 RM und ein Sparkonto mit
2571 RM waren ihre letzten Hinterlassenschaften, die von der „Vermögensverwertungsstelle“ der Oberfinanzbehörde eingezogen wurden.
Am 26. September 1942 fuhr vom Güterbahnhof Moabit ein Koppelzug mit Juden aus Frankfurt/M. und Berliner Juden nach Raasiku bei Reval (Tallin) los. 1049 Menschen, unter ihnen Margarete Mecklenburg, wurden mit Ausnahme weniger Selektierter sofort erschossen und in Massengräbern verscharrt.
Auch die Vermieterinnen Margarete Mecklenburgs wurden deportiert und ermordet. Helene Böhm wurde am 13.Juni 1942 in das Vernichtungslager
Sobibor deportiert, Nanny David starb am 20. August 1942 in Theresienstadt.
Recherche und Text:
Karin Sievert
Quellen:
- Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
- Landesarchiv Berlin
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv www.blha.de
- Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten – Entschädigungsbehörde
- Berliner Adressbücher – Zentral- und Landesbibliothek Berlin
- Deportationslisten
- Gottwald/Schulle „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945“
- Archiv Centrum Judaicum Berlin