HIER WOHNTE
MARTHA BERGER
GEB. LISSER
JG. 1909
DEPORTIERT 19.4.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Martha Berger, geborene Lisser wurde am 28. März 1899 in Hohensalza geboren. Irrtümlicherweise war zunächst ihr Geburtsjahr im Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus mit 1909 angegeben. Dementsprechend ist auch der Stolperstein mit dem falschen Geburtsjahr gefertigt.
Am 9. Juli 1919 brachte Martha Lisser ihre Tochter Ursula zur Welt. Ursula wurde unehelich geboren. 1923 heiratete Martha den Witwer Emil Berger, der aus erster Ehe mit seiner Frau Sofie die elfjährige Tochter Margarethe hatte. Da auch Ursula den Nachnamen Berger erhielt, wurde zunächst angenommen, dass Emil Berger Ursula adoptiert hätte. Es fanden sich in den Unterlagen jedoch keinerlei Hinweise darauf, sodass in den späteren Entschädigungsanträgen nicht von einer Adoption ausgegangen wurde.
Wo die Familie Berger in Berlin wohnte, ist nicht bekannt. Die Adresse Pariser Straße 47 tauchte in den Berliner Adressbüchern von 1937 und 1938 auf. Da sowohl Ursula als auch Margarethe 1939 Nazideutschland verließen und nach England auswanderten, ist anzunehmen, dass die Pariser Straße die letzte gemeinsame Wohnung der Bergers war.
Ursula Berger verließ am 26.Mai 1939 Deutschland. Laut ärztlichem Gutachten von 1956 litt sie psychisch derartig unter den erlittenen Verfolgungsmaßnahmen der Nazis, dass sie 100% erwerbsunfähig war.
Margarethe, die in Berlin eine Fachausbildung zur Konfektionsverkäuferin gemacht hatte, arbeitete auch in England in der Konfektionsbranche. Sie war mit wenigen persönlichen Gegenständen und 10 Reichsmark im Gepäck ausgereist. 1940 heiratete sie ihren Cousin, der denselben Nachnamen trug.
Über das Schicksal der in Berlin zurückgebliebenen Eltern Emil und Martha Berger ist kaum etwas bekannt. Sie müssen 1939 ihre Wohnung in der Pariser Straße zwangsweise aufgegeben haben. Von nun an lebten sie in der Emser Straße 25 unter ungeklärten Bedingungen. Von ihrem Hausrat konnten sie wohl nichts mitnehmen, denn in einer Akte des Oberfinanzpräsidiums Berlin-Brandenburg zu Martha Berger findet sich im Juni 1943 der lapidare Vermerk des Gerichtsvollziehers: „Berger hat möbliert gewohnt und eigene Sachen nicht besessen. Versiegelt war nichts.“ Auch in dieser Akte wie auch in der Deportationsliste war die Emser Straße 25 als letzte Adresse Martha und Emil Bergers angegeben.
Martha und Emil Berger wurden am 19. April 1943 zusammen mit 686 anderen jüdischen Mitbürgern nach Auschwitz verschleppt und dort zu einem nicht bekannten Zeitpunkt ermordet.
Text: Karin Sievert
Quellen: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945, Berliner Adressbücher, Akten des Entschädigungsamtes Berlin, Statistik des Holocaust, Akten des Brandenburgischen Landeshauptarchivs