HIER WOHNTE
MARTHA SALINGER
GEB. SOLMS
JG. 1880
DEPORTIERT 14.11.1941
MINSK
ERMORDET DEZ. 1941
Martha Salinger wurde am 31. August 1880 als Martha Solms in Stettin geboren.
Sie heiratete den Arzt Louis Salinger (geboren am 12. April 1869 in Stettin). Ihre Tochter Edith wurde am 3. Juni 1902 in Berlin geboren. Die Eheleute Salinger waren wohlhabend und sammelten Kunst. Zu ihrer Sammlung gehörten Gemälde, auch von Max Liebermann und Lesser Ury, sowie japanische Kunstobjekte. Die Familie lebte in Berlin-Friedrichshain.
Louis Salinger starb am 10. Januar 1914, doch konnten seine Witwe und seine Tochter weiterhin in gesicherten finanziellen Verhältnissen leben. Martha Salinger zog 1915 nach Wilmersdorf in die Düsseldorfer Straße 22, wo sie bis 1933 wohnte. Vielleicht wollte sie nach dem Tod ihres Mannes in der Nähe ihres Bruders in der Joachimsthaler Straße 11 sein. Ab 1934/35 lebte sie bis zu ihrer Deportation in einer Vier-Zimmerwohnung in der Emser Straße 15, die sie einige Zeit mit Charlotte Friedemann als Untermieterin teilte.
Ihre Tochter Edith, verheiratete Rosenthal, konnte rechtzeitig nach Australien emigrieren und war im Juli 1939 das letzte Mal zu Besuch bei ihrer Mutter.
Auch dem Bruder von Martha Salinger, Dr. Ernst Solms (geboren am 12. April 1878 in Stettin), gelang die Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Er war Arzt und hatte eine kleine gynäkologische Privatklinik in Berlin geleitet. An der wissenschaftlichen gynäkologischen Diskussion nahm er durch zahlreiche Veröffentlichungen teil. Nachdem ihm am 25.7. 1938 wie allen jüdischen Ärzten die Approbation entzogen worden war, durfte nur noch unter der Nazi-Bezeichnung „Krankenbehandler“ jüdische Patientinnen betreuen. Am 2. August 1939 konnte Ernst Solms in die Niederlande fliehen, wo er Gewaltherrschaft und Krieg überstand und bis zu seinem Tod (1. Dezember 1977) überlebte.
Auch Martha Salinger hatte vor auszuwandern, doch ihr gelang die Flucht nicht mehr. Martha Salinger wurde in ihrer Wohnung in der Emser Straße von der Gestapo verhaftet und in das Sammellager Levetzowstr. 7-8 verschleppt. Von dort wurde sie am 14. November 1941 in das Ghetto Minsk deportiert. Der nationalsozialsozialistische Staat bereicherte sich an ihrem Besitz (Schmuck, Porzellan, Teppiche) mit 17 000 Reichsmark, an ihrem Aktien- und Bankvermögen mit 13 000 RM. Die in Australien lebende Tochter Edith wurde 1952 mit einem vergleichsweise geringen Betrag entschädigt.
Martha Salinger wurde am 1. Dezember 1941 ermordet.
Recherche, Text: Erika Traube