Stolpersteine Duisburger Straße 2A

Hausansicht Duisburger Str. 2A

Hausansicht Duisburger Str. 2A, 2014

Diese aus dem Haus gespendeten Stolpersteine sind am 20.5.2014 verlegt worden.

Stolperstein Hugo Cohen, 2014

Stolperstein Hugo Cohen, 2014

HIER WOHNTE
HUGO COHEN
JG. 1878
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
17.1.1942

Hugo Cohen, geboren am 10. April 1878 in Langenberg bei Düsseldorf, und seine Frau Martha Cohen geb. Simon, geboren am 11. August 1882 in Berlin, wohnten in der Duisburger Straße 2a. Hugo Cohen war von Beruf Schneider. Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam sind über sie keine Akten vorhanden. Aus einer Karteikarte geht hervor, dass beide am 17. Januar 1942 Selbstmord begangen haben. Sie wussten wohl, was ihnen bevorstand, denn nicht nur eine Mitbewohnerin, sondern etliche Bekannte aus der Umgebung waren schon deportiert worden.

Stolperstein Martha Cohen, 2014

Stolperstein Martha Cohen, 2014

HIER WOHNTE
MARTHA COHEN
GEB. SIMON
JG. 1882
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
17.1.1942

Stolperstein Ruth Glücksmann, 2014

Stolperstein Ruth Glücksmann, 2014

HIER WOHNTE
RUTH GLÜCKSMANN
GEB. GUTMANN
JG. 1914
DEPORTIERT 29.1.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Ruth Glücksmann geb. Gutmann ist am 4. September 1914 in Weimar geboren. 1939 war sie wahrscheinlich geschieden, bei der Volkszählung im Mai ließ sie sich jedenfalls als Ruth Gutmann registrieren. Kurz vor ihrer Deportation am 29. Januar 1943 nach Auschwitz wurde sie genötigt, aus der Duisburger Straße 2a in die Hohenstaufenstraße 44 umzuziehen. Von dort wurde sie abgeholt. Mit ihr wurden 1004 Juden am Güterbahnhof Moabit in einen Zug getrieben, der für die etwa 570 Kilometer lange Strecke 17½ Stunden brauchte. 724 von ihnen wurden sofort in Birkenau vergast. Vielleicht gehörte Ruth Glücksmann wegen ihres Alters von erst 28 Jahren zu jenen, die zunächst ins Arbeitslager eingewiesen worden sind.

Stolperstein Else Hahn, 2014

Stolperstein Else Hahn, 2014

HIER WOHNTE
ELSE HAHN
GEB. SCHÄFER
JG. 1887
DEPORTIERT 14.11.1941
ERMORDET IN
MINSK

Else Hahn geb. Schäfer wurde am 15. Dezember 1887 in der Kleinstadt Tworóg (Schlesien) geboren, die später eine Zeitlang Horneck hieß. Über ihr Leben ist nichts bekannt, ebensowenig über ihren Mann. Weder im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam noch im Entschädigungsamt in Berlin sind Unterlagen über die auffindbar. Jedenfalls war sie am 17.5.1939, dem Tag einer Volkszählung, in der Duisburger Straße 2a polizeilich gemeldet, stand aber nicht im Adressbuch. Am 14. November 1941 ist sie vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald 1120 Kilometer weit zum Güterbahnhof Minsk in Weißrussland deportiert worden. Um die 1000 Menschen befanden sich in diesem Zug.

Stolperstein Helene Königsberger, 2014

Stolperstein Helene Königsberger, 2014

HIER WOHNTE
HELENE
KÖNIGSBERGER
GEB. SCHAUL
JG. 1892
DEPORTIERT 24.6.1942
MINSK
ERMORDET 27.6.1942

Helene Königsberger geb. Schaul wurde am 19. Mai 1892 in Berlin geboren. Ihre Wohnung in der Duisburger Straße 2a musste sie verlassen, weil sie ins Jüdische Krankenhaus an der Iranischen Straße gebracht wurde.

Helene Königsberger hatte Wertpapiere bei der Deutschen Bank, die 1942 mit rund 70 000 Reichsmark bewertet wurden. Das Finanzamt Wedding errechnete punktgenau eine Gegensumme in gleicher Höhe, die sich aus der sogenannten „Reichsfluchtsteuer“ in Höhe von fast 65 000 RM, „Verzugszuschlägen“ von fast 4 000 RM und einer „Vermögensteuer“ von knapp 1 000 RM zusammensetzte und zog sie „zu Gunsten des Deutschen Reiches“ ein.

Bemerkenswert sind in den hinterlassenen Vermögensakten, die über Helene Königsberger angelegt wurden, die vernebelnden Umschreibungen der Deportation. Einmal ist die Rede davon, sie sei „evakuiert worden“, ein andermal sei sie „nach dem Osten überführt“. Die Deutsche Bank formulierte, ihre ehemalige Kundin sei „vermutlich ausgewandert“.

Am 24. Juni 1942 wurde Helene Königsberger im Alter von 50 Jahren vom Berliner Güterbahnhof Moabit über Königsberg nach Minsk in Weißrussland deportiert und dort am 27. Juni 1942 umgebracht.

Stolperstein Ernst Pieck, 2014

Stolperstein Ernst Pieck, 2014

HIER WOHNTE
ERNST PIECK
JG. 1879
DEPORTIERT 14.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 7.10.1942

Ernst Pieck wurde am 10. März 1879 in Berlin als Sohn von Bernard und Mina Pieck geboren. Er war ledig, Sänger von Beruf und wohnte in der Duisburger Straße 2a. Er besaß in Schöneberg zwei Grundstücke, der damalige Verkehrswert wurde auf 170 000 Reichsmark festgesetzt. Diese Vermögenswerte wurden vom Staat eingezogen.

Kurz vor seiner Deportation musste Ernst Pieck zwangsweise in die Ringbahnstraße 5 umziehen. Am 14. September 1942 wurde er in einen Zug mit mehr als 1000 Menschen gesteckt, der zum Ghetto Theresienstadt fuhr. Er überlebte den grauenvollen Transport nur um wenige Tage: Am 7. Oktober 1942 wurde sein Tod dokumentiert, als Todesursache wurde „Darmkatarrh“ angegeben, was zweifellos eine Folge der entsetzlichen hygienischen Lebensumstände in Theresienstadt war.

Texte: Helmut Lölhöffel/Hubertus Reger Quellen: Bundesarchiv, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Opferdatei Theresienstadt, Gottwaldt/Schulle: Die Judendeportationen, Wiesbaden 2005