Als Gertrud Jaffé, die das Baby in ihre Obhut nahm, im Herbst 1942 von ihrer bevorstehenden Deportation erfuhr, tauchte sie mit Hilfe einer Mitarbeiterin des Hilfswerks unter. Monatelang wurde sie unter falschem Namen von mutigen Menschen, mit Hilfe von Geistlichen und in Ordenshäusern versteckt. Nach der Verhaftung von Frau Luckner wurde ihr Versteck verraten, am 30. Juni 1943 wurde sie in Düsseldorf verhaftet. Auch die inzwischen knapp zwei Jahre alte Reha Liebrecht wurde gefunden und zusammen mit Gertrud Jaffé am 9. September aus Düsseldorf nach Berlin verschleppt und am 10. September 1943 von Berlin nach Theresienstadt (Eingangsliste siehe www.statistik-des-holocaust.de/VII4-1.jpg ) deportiert. Im Ghetto nahm Gertrud Jaffé sofort Kontakt mit der kleinen katholischen Gemeinde auf und erteilte wieder Religionsunterricht.
Am 15. Mai 1944 wurde sie nach Auschwitz transportiert. Dort “konnte sie es wagen, von der Lehre der Liebe zu sprechen, weil sie selber ihre Verkörperung war”, berichtete die Schriftstellerin Cordelia Edvardson, Tochter von Elisabeth Langgässer, nach ihrer Befreiung. “Ich sehe Gertrud vor mir, vor allem ihre Augen, wunderbare, klare, reine gütige Augen. So wie ihre Augen so war auch ihr Leben.” Die kleine Reha, geboren am 12. Januar 1942 in Berlin, wurde am 16. Oktober 1944 nach Auschwitz gebracht und dort vermutlich am selben Tag ermordet. Die Spur von Gertrud Jaffé verliert sich in dem in der Nähe von Danzig gelegenen KZ Stutthof, wo sie vermutlich im Mai 1944 ermordet wurde.
Zum Gedenken an die Widerstandskämpferin Gertrud Luckner (1900-1994), die das KZ Ravensbrück überlebte, wurde ein Stolperstein an der Kirchstraße 4 in Freiburg verlegt.
Zur Erinnerung an Cordelia Edvardson (1929-2012), die das KZ Auschwitz überlebte, liegt ein Stolperstein in Berlin am Eichkatzweg 33 .
Text: Dr. Jürgen Meyer-Wilmes (Berlin), ursprünglich erschienen in der Broschüre: Laien legen Zeugnis ab. Glaubenszeugnisse im jungen Bistum Berlin 1930-1945. Berlin 2013. Ergänzt durch Angaben aus anderen Quellen: Bundearchiv, Yad Vashem (Page of testimony von Dr. Andreas Jaffé, 29.8.2009), Diözesanarchiv des Erzbistums Berlin, Gedenkstätte „Stille Helden“ Berlin, Berliner Adressbücher, Deportationslisten und Jana Leichsenring: Die Katholische Kirche und ihre Juden. Das Hilfswerk beim bischöflichen Ordinariat Berlin 1938-1945. Metropol Verlag 2007.