Georg Marcuse wurde als Sohn von Max und Henriette Marcuse, geb. Jacobi, am 18. September 1866 in Landsberg an der Warthe, das damals zu Brandenburg gehörte, geboren. Verheiratet war er seit 20.9.1902 mit Zerline Marcuse , geb. Cohn, die am 23. Mai 1869 in Berlin geboren wurde. Er war Aktienhändler an der Börse. Seit 1927 bis 1937 war er als Kaufmann und Bewohner der Mommsenstraße 70 im Adressbuch eingetragen. Sie hatten zwei Töchter, Elly Johanna, geboren am 16. September 1903 in Berlin, und Gerda Betty, geboren am 26. Juli 1906 in Berlin, die Familie wohnte im 4. Stock.
1938 verließen Günter Hauck, Vertreter der Parfümhandlung Max Blaustein (Sybelstraße 6), und Gerda Hauck, geb. Marcuse, die in der Motzstraße 78 wohnten, mit der am 6. Juli 1938 in Berlin zur Welt gekommenen Tochter Ruth Gabrielle das nationalsozialistische Deutschland in Richtung England und von dort im Februar 1939 nach Australien. Danach zogen Georg und Zerline Marcuse in die leer stehende Wohnung in der Motzstraße 78 um, wo sie am 17.5.1939 polizeilich gemeldet waren. Auch Elly Johanna flüchtete mit ihrem Mann Ernst Oppenheim und ihrer Tochter Eva Ruth nach Australien, die dort bis 2009 lebte.
Eines Tages wurde das Ehepaar Marcuse im Sammellager Artilleriestraße 31 zur Deportation registriert. Am 3. Oktober 1942 mussten sie am Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald den Zug nach Theresienstadt besteigen, in dem dicht gedrängt 1042 Menschen saßen. Sie wurden ins Ghetto zunächst ins Gebäude Z 409 eingewiesen. Zerline Marcuse starb am 28. Januar 1943. Auf der Todesurkunde www2.holocaust.cz/de/document/DOCUMENT.ITI.15164 wurde „Herzschwäche“ aufgrund einer „Herzmuskelentartung“ wurde bescheinigt. Nur wenig später, am 24. Februar 1943, ist auch Georg Marcuse gestorben, nach Angaben der Ärzte auf seinem Totenschein www2.holocaust.cz/de/document/DOCUMENT.ITI.17322
an einem „Gesichtsfurunkel“ und einer „Blutvergiftung“.
2013 war Ruth Gabrielle Cohen, geb Hauck, auf Einladung des Senats von Berlin zu ihrem 75. Geburtstag mit Familienmitgliedern in ihrer Heimatstadt. Sie ist die Großnichte des Sexualtherapeuten und Mitbegründers der Homosexuellenbewegung Dr. Magnus Hirschfeld. Ihr Vater Günter Hauck (gestorben 1976), war ein Neffe Hirschfelds. Gabriella Cohen wurde von Staatssekretärin Hella Dunger-Löper im Berliner Rathaus empfangen. Der Besuch wurde von der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft begleitet.
Mehrere Familienmitglieder von Gaby Cohen sind in Konzentrationslagern ermordet worden, auch die älteste Schwester Magnus Hirschfelds und deren Tochter.
Für Magnus Hirschfeld gibt es eine Gedenktafel , außerdem wurde in Berlin das Magnus-Hirschfeld-Ufer nach ihm benannt.
Text von Helmut Lölhöffel mit Informationen von Gaby R. Cohen und Lea Junghans sowie Ralf Dose (Verfasser der Publikation Magnus Hirschfeld. The Origins of the Gay Liberation Movement, New York 2014)
Quellen: Informationen der Familie, Bundesarchiv, Berliner Adressbücher, Opferdatei Theresienstadt