Hinzu kam der im Februar 1942 erzwungene weitere Umzug von der Giesebrechtstraße 15 in die Levetzowstraße 11a, unmittelbar neben dem „Sammellager“ für die Deportation der Berliner Juden. Adelheid Königsfeld spielte in dieser Zeit sogar mit dem Gedanken, dass das Ehepaar sich freiwillig zur „Evakuierung“ melden sollte, um einer erneuten Inhaftierung ihres Ehemannes zu entgehen[5]. Offensichtlich war den Eheleuten Königsfeld nicht klar, was sich tatsächlich unter dem von den NS-Behörden benutzten Begriff der „Evakuierung“ verbarg.
Adelheid und Otto Königsfeld hatten nach der endgültigen Begnadigung am 1. Mai noch genau vier gemeinsame Wochen in Freiheit. Am 27. Mai 1942 wurde Otto Königsfeld plötzlich verhaftet und am 28./29. Mai im KZ Sachsenhausen mit 249 weiteren jüdischen Männern erschossen. Eine Woche später, am 5. Juni, wurde Adelheid Königsfeld zusammen mit knapp 100 Angehörigen der ermordeten Männer in einer von Eichmann geplanten Aktion in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Sie widerstand den unmenschlichen Lebensbedingungen im Lager noch fast zwei Jahre, bis sie am 22. Mai 1944 starb.
Recherche und Text: Willi Creutzenberg
fn1. Ob diese Tochter unehelich geboren war oder aus einer früheren Ehe von Adelheid Königsfeld stammte, ist nicht bekannt. Der Hinweis auf die Tochter stammt aus der im Gefängnis Frankfurt-Preungesheim entstandenen ‚Personalakte‘ von Otto Königsfeld (vgl. HStA Wiesbaden Bestand 409/4 Nr. 3480).
fn2. Zwar waren die Devisenverkehrsbeschränkungen bereits unter Reichskanzler Brüning eingeführt worden, die Nationalsozialisten wandten sie aber besonders gerne gegen jüdische Bürger an, um ihnen letztlich ihr Vermögen zu rauben und sie so zu kriminalisieren.
fn3. Siehe hierzu die Akten im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Bestand 409/4 Nr. 3480, Bestand 474/3 Nr. 789 und Bestand 519/3 Nr. 35381.
fn4. Das Geld floss später tatsächlich aus dem bereits beschlagnahmten Vermögen des Schwagers Hugo Aufricht. Da dieser bereits seinen Wohnort Beuthen Richtung Neuseeland verlassen hatte und ausgebürgert worden war, kümmerte sich Martin Königsfeld, ein Bruder von Adelheid, der ebenfalls in Beuthen wohnte, bei den dortigen Behörden um die Freigabe des Geldes.
fn5. Das deutet ihr Berliner Rechtsanwalt Dr. Günther Loebinger in einem Schreiben an den Frankfurter Anwalt Dr. Siegfried Popper vom 31. 3. 1942 an. (Vgl. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Bestand 474/3 Nr. 789)