HIER WOHNTE
ERNA RUGE
GEB DAVIDSOHN
JG. 1891
DEPORTIERT 19.4.1944
THERESIENSTADT
BEFREIT
TOT 31.5.1945
Erna Ruge geb. Davidsohn wurde am 7. Februar 1891 in Berlin geboren. Zur Zeit der Volkszählung 1939 war sie verwitwet, in die Vermögenserklärung trug sie am 20.3.1944 ein: „Konfession evangelisch“ und „Ehemann war Arier“. Als Beruf gab sie an „Hausgehilfin“, auf die Frage nach ihrer letzten Beschäftigung antwortete sie „ohne“. In der Deportationsliste stand in der Spalte „Beruf: Verkäuferin“. Sie bezog eine Rente von der Reichsversicherung von 42,80 monatlich. Bis zur Volkszählung am 17.5.1939 wohnte sie in der Bleibtreustraße 50, Ende Mai zog sie zu ihrer Tochter Liselotte Runge, die in der Schillerstraße 31 einen Laden mit einem Zimmer bewohnte. Doch kurz vor der Deportation wurde sie noch in die Ludwigstraße 17 zwangsumgesiedelt und musste sich dann im Sammellager Schulstraße 78 melden. Die Nachmieterin Edith Genzmer, der die Wohnung zugewiesen wurde, weil sie vermutlich ausgebombt war, zog am 1.7.1944 ein und kaufte für 25,50
Reichsmark etliche Möbel und Gegenstände (Küchenschrank, Küchentisch, Ruhebett, Lampen, Gardinen und Geschirr) auf.
Am 19. April 1944 war Erna Ruge in einem Waggon mit 50 Menschen vom Anhalter Bahnhof nach Theresienstadt deportiert worden. Die Befreiung des Ghettos durch russische Soldaten erlebte sie am 8./9. Mai 1945 mit, aber von den grauenvollen Lebensumständen geschwächt und den Strapazen gekennzeichnet starb sie am 31. Mai 1945.
Erna Ruge hatte zwei Kinder: Günther, geboren am 29. Oktober 1912, und Liselotte, geboren am am 8. Mai 1919. Beide wurden von der Mutter als „Mischling“ gekennzeichnet und haben den Zweiten Weltkriegt überlebt. Ein Entschädigungsverfahren verlief ergebnislos.
In diesem Haus, das wechselnden Eigentümern gehörte, befand sich 1934/35 das Präsidium des Kartells der Jüdischen Verbindungen, 1935 das Büro der Jüdischen Jugendhilfe e.V.
Quellen: Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam; Bundesarchiv; Entschädigungsakten; Berliner Adressbücher. Zusammenstellung: Helmut Lölhöffel