Else Flatau, geb. Raesener, und Max Danielsohn lernten sich 1920 kennen, als sie das Grab von Rosa Luxemburg auf dem Sozialistenfriedhof in Friedrichsfelde besuchten. Else war Witwe, der Mann war im Krieg gefallen, Max arbeitete als Buchhalter, war verheiratet und hatte zwei Kinder. Nach einem Jahr trennte sich Max von seiner Frau und zog zu Else.
Beide waren Kommunisten, und laut Lea, ihrer gemeinsamen Tochter, folgten sie dem Rat der KPD, aus Sicherheitsgründen nicht zu heiraten und nur ein Kind zu haben.
Max betrieb ein kleines Geschäft, das Else von ihrem gefallenen Ehemann Leo geerbt hatte. Die Firma Flatau & Jacoby in der Dresdener Straße 76 in Berlin-Kreuzberg stellte Posamenten her, also Borten, Bordüren, Spitzen und andere Ziergegenstände.
Else stammt aus Pasewalk in Pommern, hier wurde sie am 8. Oktober 1888 geboren. Sie hatte zwei Schwestern und einen Bruder, der im Ersten Weltkrieg fiel. Max wurde am 30. März 1879 im westpreußischen Bönhof (Kreis Stuhm) geboren. Es gab acht Brüder und Schwestern aus den zwei Ehen des Vaters.
Die beiden zogen in eine Einzimmerwohnung in der Michaelkirchstraße 8 in Berlin-Kreuzberg, in ein einfaches Arbeiterviertel. Sie waren politisch und sozial aktiv und eröffneten eine Suppenküche, die regelmäßig sonntags Essen an Bedürftige austeilte.
1931 zogen sie nach Charlottenburg in eine größere Wohnung in der Pestalozzistraße 66. Hier fanden Abende mit Literatur und Musik statt. Else spielte Klavier und sang dazu, und Jean, Max‘ Sohn aus der ersten Ehe, spielte Geige. Andere lasen vor.
Nach dem NS-Machtantritt durchsuchte die SS die Wohnung, Max wurde verhaftet und wegen seiner kommunistischen Aktivitäten zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. 1938 wurde er erneut verhaftet und im Rahmen der „Aktion Arbeitsscheu Reich“ als sogenannter Asozialer in das Lager Sachsenhausen deportiert, wo er von Juni bis September 1938 einsaß.
Im Juli 1940 konnten Max und Else die Ausreise ihrer Tochter nach Palästina ermöglichen. Einigen Freunden der beiden gelang es ebenfalls, Deutschland zu verlassen. Ihnen aber war es nicht möglich, denn kein Land wollte einen vorbestraften Kommunisten aufnehmen. 1942 versuchten sie, Deutschland heimlich zu verlassen.