Im März 1942 erfuhr Margarete Baum, dass sie deportiert würde. Am 13.3.1942 musste sie unterschreiben, dass ihr Inventar „beschlagnahmt“ worden sei. Dieses bestand, wie sie selbst auflistete, aus bescheidenen Möbeln und Gegenständen wie 3 Rohrsessel, 1 Hutschrank, 1 Föhn. Außerdem schrieb sie auf: „Sack mit Flicken“ und „Posten Leihwäsche“.
In ihrer am 16.3.1942 handschriftlich ausgefüllten Vermögenserklärung gab sie an, seit 1.7.1937 für 45 RM Miete in der Roscherstraße 9 zur Untermiete bei Dr. Martin Bruck (handschriftliche Anmerkung: „Jude“) gewohnt zu haben. Ein Mann dieses Namens (geboren 1878) war schon 1938 in Sachsenhausen eingesperrt und 1942 nach Minsk deportiert worden. Im Adressbuch war Margarete Baum allerdings noch selbst als „Wwe.“ (Witwe) bis 1941 eingetragen. Als Hauseigentümerin benannte sie Martha Fischer-Ferry („Jüdin“), wohnhaft in Riga, was auch bis 1941 so im Adressbuch stand.
Als ihre letzte Tätigkeit trug sie ein: „Arbeiterin bei F.D.Riedel & de Haen AG“, also leistete sie Zwangsarbeit bei dieser chemischen Fabrik in Britz, dafür habe sie „mon ca 18 RM netto“ bekommen. Ihr Barguthaben bezifferte sie auf 40 RM. Sie habe eine Witwenpension vom Gerling-Konzern von 1056,32 im Jahr bezogen, ihr „Gesamtvermögen“ betrage „Mk 90“.
Das Inventar der Wohnung wurde zum geschätzten Händlereinkaufspreis von 316,40 RM von Paul Linke, Krumme Str 43, aufgekauft, den er am 30.5.1942 an die Oberfinanzkasse einzahlte. Daraufhin wurden alle Gegenstände an Paul Linke übergeben. Am 9.12.1942 wurde dann das Postscheckkonto von Margarete Baum mit einem Guthaben von 29,01 RM geschlossen. So lassen sich anhand der Aktenvermerke die einzelnen Schritte der systematischen Ausraubung von Margarete Baum nachvollziehen.
Am 28. März 1942 wurde Margarete Baum vom Berliner Bahnhof Grunewald mit 972 Menschen zum Piaski Luterskie Ghetto (Polen) deportiert und ermordet. Die Schwiegertochter, die den gleichen Namen trug, hat zutiefst bereut, dass sie ihre Schwiegermutter nicht retten konnte. Der Sohn Dr. Ludwig Baum leitete 1955 aus USA ein Entschädigungsverfahren ein.
Text: Beverly Harris-Schenz, Ph.D., Associate Professor, German Department, University of Pittsburgh, ergänzt durch Informationen aus der Akte Rep. 36AII 2166 beim Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam und aus den Berliner Adressbüchern.