Stolpersteine Suarezstraße 23

Hauseingang Suarezstr. 23

Hauseingang Suarezstr. 23

Diese Stolpersteine wurden am 10.11.2013 verlegt.

Stolperstein Anna Gellert

Stolperstein Anna Gellert

HIER WOHNTE
ANNA GELLERT
GEB. POPPELAUER
JG. 1893
DEPORTIERT 12.1.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Anna Gellert wurde am 30. Juni 1893 als Tochter von Shmuel Poppelauer und seiner Frau Roza in Gleiwitz bei Oppeln in Schlesien geboren.

Im Oktober 1919 heiratete sie in Breslau den Kaufmann Ernst Gellert, der am 18.5.1886 in Lissa bei Posen zur Welt gekommen war. Das Paar wohnte seit 1920 in der Suarezstr. 23 im 3. Stockwerk. Am 2. Januar 1923 wurde die Tochter Ruth geboren, die später einen Herrn Sokolovsky heiratete und 1940 nach Palästina flüchten konnte.

Anna Gellert war Hausfrau und lebte nach dem „natürlichen“ Tod ihres Mannes Ernst am 21.8.1938 zunächst mit der Tochter – bis zu deren Verheiratung – und dann allein in dieser Wohnung. Sie wurde zur Zwangsarbeit bei der Firma C.J. Vogel, Draht- und Kabelwerke Köpenick eingezogen. Nach der Flucht der Tochter Ruth hatte sie ständigen brieflichen Kontakt mit ihr.

Anna Gellert wurde am 12. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Stolperstein Harry Oppenheimer

Stolperstein Harry Oppenheimer

HIER WOHNTE
HARRY
OPPENHEIMER
JG. 1908
DEPORTIERT 3.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Harry Oppenheimer , geb. am 19. September 1908 in Frankfurt am Main, stammte aus einer alteingesessenen jüdischen Familie. Die Eltern, Ludwig Oppenheimer und seine Frau Rosa, geb. Israel, zogen 1914 oder 1915 nach Berlin. Harry Oppenheimer hatte vier Geschwister. Der Vater war als Bücherrevisor für verschiedene führende Möbelhäuser in Berlin tätig und konnte der Familie ein eher großbürgerliches Leben in der Sybelstraße 26 ermöglichen.

Harry Oppenheimer besuchte die Hohenzollern-Schule in Schöneberg und machte eine dreijährige Ausbildung in der Konfektionsbranche. Er arbeitete zunächst als Kalkulator in einer Berliner Firma.

Die zionistische Organisation „Blau-Weiß“, die ihre Mitglieder auf die Auswanderung nach Palästina vorbereitete, riet ihm aber, sich zum Schweißer und Rohrleger ausbilden zu lassen, da dieser Beruf in Palästina bessere Chancen biete. Harry Oppenheimer folgte diesem Rat und machte die Ausbildung bei der Firma Borsig in Tegel. Dort arbeitete er bis 1938.

Seine Eltern und sein jüngerer Bruder Kurt waren 1934 bzw.1936 nach Palästina geflüchtet. Harry gelang es nicht, für sich und seine Frau Rosa die notwendigen Einreisepapiere zu bekommen. Zuletzt wohnte das kinderlose Paar als Untermieter von Anna Gellert in der Suarezstr. 23.

Am 27.2.43 wurden in einer reichsweiten Aktion alle noch in den Rüstungsbetrieben beschäftigten Juden von ihren Arbeitsstätten abgeholt – die berüchtigte „Fabrikaktion“. Diese „Maßnahme“ des RSHA (Reichssicherheitshauptamtes) erfasste “Volljuden”, die bis dahin aufgrund des kriegswichtigen Arbeitseinsatzes von der Deportation zurückgestellt waren. Sie sollten nun für den Arbeitseinsatz im Buna-Werk nach Auschwitz deportiert werden.

Harry Oppenheimer wurde am 3. März 1943 – zwei Tage später als seine Frau – mit dem sog. „33. Ost-Transport“ mit weiteren 1750 jüdischen ZwangsarbeiterInnen vom Güter-bahnhof Moabit in der Putlitzstraße nach Auschwitz deportiert. Mit diesem Transport, dem 3. Transport aus Berlin nach der “Fabrikaktion”, wurden ausschließlich Berliner Juden nach Auschwitz deportiert. „Selektiert“ für den Arbeitseinsatz wurden lediglich 517 Männer und 200 Frauen. In einem Fernschreiben beschwerte sich Arbeitseinsatzführer Schwarz beim SS—Wirtschaftsverwaltungs-Hauptamt (SS-WVHA): “Wenn die Transporte aus Berlin weiter mit so vielen Frauen u. Kindern nebst alten Juden anrollen, verspreche ich mir im Punkt Einsatz nicht viel. Buna braucht vor allen Dingen jüngere bzw. kräftige Gestalten.”

Ob Harry Oppenheimer für kräftig genug befunden, wissen wir nicht. Vermutlich wurde er im Alter von nicht einmal 35 Jahren nach der Ankunft in Auschwitz ermordet.

Stolperstein Rosa Oppenheimer

Stolperstein Rosa Oppenheimer

HIER WOHNTE
ROSA
OPPENHEIMER
GEB. TUCHNER
JG.1911
DEPORTIERT 1.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Rosa Oppenheimer wurde als Rosa Tuchner am 20. September 1911 in Berlin geboren. Auch sie wurde zur Zwangsarbeit eingezogen, zuletzt bei der Firma Siemens und Halske. Sie wurde mit dem sog. „31. Ost-Transport“ am 1.März 1943 vom Güterbahnhof Moabit in der Putlitzstraße nach Auschwitz deportiert.

Dies war der erste im Rahmen der sog. “Fabrikaktion” aus Berlin abgehende Transport Die Transportliste enthält 1838 Namen, von denen allerdings 102 wieder gestrichen wurden, womit die Gesamtzahl der am 1. März 1943 Deportierten 1736 beträgt. Von ihnen kamen 1647 aus Berlin und weitere 89 aus verschiedenen Orten und Arbeitslagern im Brandenburger Umland. Nach Ankunft im Konzentrationslager Auschwitz am 2.3.1943 wurden lediglich 677 jüdische Häftlinge als arbeitsfähig registriert, davon 292 Männer und 385 Frauen. Die übrigen 1059 Männer, Frauen und Kinder des „31. Osttransports“ wurden demnach sofort ermordet. Zu ihnen gehörte vermutlich auch Rosa Oppenheimer.

Stolperstein Franziska Sommerfeld

Stolperstein Franziska Sommerfeld

HIER WOHNTE
FRANZISKA
SOMMERFELD
JG.1876
DEPORTIERT 29.7.1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET

Franziska Sommerfeld wurde am 31. Mai 1876 im damaligen Stralkowo, Landkreis Wreschen bei Posen geboren. Ihre Mutter hieß Mina – vom Vater ist nichts überliefert.

Schon vor dem 2. Weltkrieg lebte sie in Berlin, war alleinstehend und arbeitete als Angestellte. Zuletzt wohnte sie als Untermieterin bei den Oppenheimers in der Suarezstraße 23.

Franziska Sommerfeld wurde in das „Sammellager“ in der Großen Hamburger Straße verbracht und von dort am 29. Juli 1942 mit dem sog. „33. Alterstransport“ mit weiteren 99 jüdischen Menschen in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Von dort wurde sie am 26. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka weiter-deportiert und dort ermordet.

Recherche und Text: Renate Stolze