Die Brüder Hans Adolph, geb. am 22.Oktober 1898 und Fritz Walter Proskauer, geb. am 14. Juni 1903 – beide in Hirschberg in Schlesien – waren von 1935 bis 1943 Mieter einer 2 ½ Zimmer-Wohnung im zweiten Stockwerk rechts in der Suarezstraße 20. Beide waren ledig und wohnten mit ihrer Mutter Helene zusammen. Nachkommen hatten sie nicht. Beide waren 1943 als Arbeiter bei der „Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik AB Borsigwalde“ beschäftigt – mutmaßlich als Zwangsarbeiter, denn diese Firma gehörte zu den „kriegswichtigen“ Betrieben, denen ZwangsarbeiterInnen zugewiesen wurden.
Helene Lara Proskauer, geb. Grünberger, kam am 31. Juli 1868 in Neisse/Schlesien zur Welt. Am 12. Januar 1897 heiratete sie Ignaz Proskauer. Das Ehepaar bekam drei Söhne. 1898 wurde Hans Adolph geboren, 1903 Fritz Walter und am 29. Juni 1905 Kurt Erich. Helene wohnte bis zu ihrer Deportation 1942 in der Suarezstraße 20. Seit 1925 war sie Witwe.
Während der Name Proskauer im Jahr 1930 noch 37mal im Berliner Adressbuch verzeichnet ist, sind es 1935 nur noch 15 Personen, 1943 nur noch zwei.
Helene, Hans und Fritz sind in keinem Adressbuch zu finden. Ebenso wenig gibt es Akten beim Entschädigungsamt in Berlin und damit auch keine Hinweise auf evtl. Hinterbliebene.
Helene Lara Proskauer wurde am 4. September 1942 nach Theresienstadt deportiert und kam dort am 16. September 1942 um. In der Todesfallanzeige wird als Todesursache „Arterienverkalkung, Arteriosklerose“ angegeben. Man weiß aber, dass diese Einträge in den meisten Fällen verschleierten, dass die Menschen an den Folgen von Hunger, mangelnder medizinischer Versorgung und den unbeschreiblichen hygienischen und allgemeinen Bedingungen im Ghetto verstorben sind.
Hans Adolph und Fritz Proskauer wurden am 18. März 1943 – gemeinsam mit weiteren 1280 Menschen – nach Theresienstadt deportiert. 1064 Menschen dieses Transports wurden in Theresienstadt umgebracht. Die Brüder Proskauer wurden am 29. September 1944 mit weiteren 1487 Menschen nach Auschwitz deportiert. Dort wurden sie ermordet – ebenso weitere 1345 Menschen aus diesem Transport.
Der jüngste Sohn Kurt Erich wurde am 4. März 1943 zusammen mit seiner Ehefrau Ursula geb. Hoffmann nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sie hatten zuvor in Schöneberg gelebt.
Recherche und Text: Dr. Antje Pizzulli
Quellen:
Landesarchiv Berlin
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
Theresienstädter Gedenkbuch Holocaust.cz
Berliner Adressbücher